Liebe TSC-Gemeinde,
da mir die Anreden langsam ausgehen, habe ich beschlossen in allen folgenden Berichten jeweils nur noch
ein Wort zu variieren.
Der 22. Juni 2011 war für viele von uns ein denkwürdiger Tag. Eine durchgehende Gewitterlinie, auch
Squalline genannt, überquerte ganz(!) Thüringen und hinterließ zum Teil flächendeckende Schäden.
Insbesondere auch in Leipzig knickte es einige Äste ab.
Die Tour, die Martin, Philipp und ich an diesem Tag in Leipzig starteten, sollte zunächst weit weg von
Leipzig in südwestliche Richtung führen. Doch schon bald stand fest, dass wir diese Gelegenheit gleich zu
einem Treffen mit Ronny, Reed, Marco und Markus nutzen konnten. Anschließend ging jeder wieder seiner Wege
nach und mich interessierte besonders die Frage, inwieweit das vorangegangene Ereignis Leipzig schadhaft
werden konnte. Aus diesem Grund schließe ich mich auch nicht unmittelbar an Markus' Bericht an...
https://www.storm-chasing.de/forum/index.ph…d&threadID=2723
... sondern präsentiere euch heute diesen zweigeteilten Bericht.
Action
Die schwülwarme Wetterlage, die am 22.06. zu linienartig angeordneten Gewittern führen sollte, stellte
sich bereits tags zuvor ein, als eine Warmfront mit Warmlufteinschub-/Warmsektorgewittern Deutschland
überquerte. In Leipzig führte diese Wetterkonstellation am 21.06. zu kräftigen Regengüssen, wie zu Beginn
des untenstehenden Videos deutlich wird. Anschließend blieb es bis zum Abend sehr schwül und es
entwickelten sich immer wieder tropisch anmutende Quellungen.
Nachdem es am Morgen des 22. über Leipzig noch sehr zugezogen war und auch einzelne Tropfen die Erde
bekleckerten, hatten wir unsere Erwartungen deutlich zurückgeschraubt. Zur Mittagszeit jedoch heizte die
Sonne die schwülwarme Soße noch einmal richtig auf und es dauerte nicht lang, bis sich flache Quellungen
bildeten.
Doch vor allem der Blick auf das Niederschlagsradar offenbarte Erstaunliches: Bereits am frühen Nachmittag
hatte sich über Westdeutschland eine gewaltige Gewitterlinie gebildet und sie versuchte erst gar nicht,
sich abzuschwächen. Kurz darauf setzte sich mein Auto mitsamt Inhalt in Bewegung und wir konnten bereits
den weit vorauseilenden Cirrusschirm wahrnehmen. Martin navigierte mich dann zu einem Parkplatz an einem
Fastfoodrestaurant, wo wir auf eine Sippschaft Gleichgesinnter trafen. Man tauschte sich aus und begann
die vorlaufenden Quellungen zu begutachten. Doch allesamt wurden sie zerrissen und wir warteten auf die
Ankunft der großen Linie.
Unser Anführer beschloss das gemeinsame Ansteuern eines geeigneten Aussichtspunktes zwischen Gera und
Zeitz und wir fügten uns seinen Anordnungen. In gemütlicher Runde genossen wir den dichter werdenden
Altostratus cbgen.
Nachdem die Böenfront, die - sofern sie überhaupt vorhanden war - äußerst unspektakulär aussah, über uns
hinweg zog, wurden fleißig Blitze fotografiert und auf Video festgehalten. Ein weißer Hagelschlot wurde in
der dunklen Wand außerdem sichtbar.
Den weiteren Verlauf des Ereignisses soll an dieser Stelle nun das bereits erwähnte Video dokumentieren:
[video]
Starkregen, Naheinschläge und heftige Böen bildeten die markantesten Wettererscheinungen. Was uns an der
Vorderseite fehlte, nämlich die fotogenen Strukturen, bekamen wir stattdessen auf der Rückseite zu sehen,
nachdem die Kaltluft eingeflossen war und ein chaotisches Himmelsbild zurückblieb.
Wer sich die Mühe machen möchte und die Wolkengattungen zu benennen wagt, der darf dies hiermit
ausdrücklich tun:
Aftermath
Nach unserer Verabschiedung fuhr ich schließlich mit Philipp und Martin nach Leipzig zurück, wobei uns
zunächst keine besonders großen Schäden auffielen. Erst direkt in unseren Wohngegenden konnten wir nochmal
einen genaueren Blick auf die mitgenommene Vegetation werfen:
Die einsetzende Dunkelheit ließ meine Freihandaufnahmen zunehmend unscharf werden.
Zum Abschluss des Berichts folgen noch einige Bilder des netten Abendrots, das ich als gelungenen
Abschluss dieses ereignisreichen Tages noch festhalten wollte.
Und noch einmal zur Verdeutlichung des Geschehens zwei Blitzkarten von WO.
(Sämtliche Rechte an diesen beiden Karten liegen bei WetterOnline!)
Meine Güte, dieser Chasingbericht war ein Großprojekt. :Panik
Grüße Chris, heute ohne Sturmfrisur.