Thread Schwergewitter- und Sturmlage 24.07. - 25.07.2015

  • Am Freitagabend und der Nacht zum Samstag sowie am Samstag steht eine neuerliche, potentielle Schwergewitterlage und gleich nachfolgend noch eine "gewitterunabhängige Sturmlage" an. Was Gewitter betrifft, ist besonders die Nacht zum Samstag als Schwerpunkt zu sehen, wenn sich moderate CAPE-Werte mit hoher Scherung bei einem nahenden Sturmtief im Warmsektor überlappen und möglicherweise noch eine Konvergenz ins Spiel kommt. Am Samstag können mit Kaltfrontdurchgang weitere kräftige Gewitter auftreten. Auf der Rückseite des Sturmtiefs zeichnet sich außerdem eine Sturmlage für die 2. Tageshälfte ab, die Böen zw. Bft. 8 und 9 bis ins Tiefland auftreten lassen kann, im Bergland teils schwere Sturmböen. Ein turbulentes und potentiell schadensträchtiges Wochenende steht bevor.



    Freitagabend/Nacht zum Samstag:
    :unwettergefahr:Gewitter (leicht o. mäßig):Sturm / Orkan (ab Bft. 9)




    Vom Atlantik her nähert sich der Höhentrog allmählich Westeuropa. Korrespondierend dazu wird ein Bodentief etwa von der Biskaya über Ärmelkanal Richtung Dänemark ziehen. Im Vorfeld dreht die Strömung wieder auf Südwest, bodennah auf Südost. Dabei werden abermals feucht-warme bzw. -heiße Luftmassen vom Süden Deutschlands nach Norden advehiert. Die Luftmasse ist zunächst noch gedeckelt (CIN zw. -50 und -75 J/kg) und dynamische Hebungsantriebe bleiben vorerst aus. Besonders zum Abend und in der Nacht steigen die CAPE-Werte auf 800 - 1.100 J/kg, Lapse Rates zw. 5 und 6, später 7 K/km, KO-Index teils über -10 sowie einer hoher Gehalt an niederschlagbarem Wasser (teils über 30).


    Am Nachmittag/Abend sind über den Bergländern erste Gewitter möglich, die rasch mit Starkregen, Hagel und Sturmböen verbunden sein können. Mit Annäherung des Sturmtiefs ist die Bildung einer Konvergenz möglich, die die konvektive Aktivität explosionsartig zünden/rasch verstärken kann. Mit erhöhten Scherungswerten von bis zu 20 km/h (0-6 km), teils bis 10 km/h (0-1 km) und einer Helizität von 150 - 200 m^2/s^2 sind Superzellen, später auch Squall lines und Bow Echos zu erwarten, die sich sehr schnell verlagern und schadensträchtige, breitflächige Böenfronten vor sich her schieben. Bei den Superzellen ist mit erhöhter Tornadowahrscheinlichkeit zu rechnen. Betrachtet man dabei die ungünstige Zeit und nicht zuletzt die Ferien, so sind Campingplätze, Veranstaltungen und besonders der Umkreis von Bäumen äußerst gefährdet an diesem Wochenende. Ich sehe da ein hohes Schadenspotential, zumal der Höhepunkt auch noch im dunkeln stattfinden wird. Das erhöht die Gefahr zusätzlich und ist auch für Chaser eine gefährliche Lage.


    Fazit: Freitagabend beginnend und in der gesamten Nacht von Südwest nach Nordost schwere Gewitter mit allen denkbaren Zutaten und Unannehmlichkeiten zu einer unschönen, gefahrerhöhenden Zeit.
    Unsicherheit: Ungünstige Überlappung und weniger konvektive Aktivität


    Samstag:
    :unwettergefahr:Gewitter (leicht o. mäßig):Sturm / Orkan (ab Bft. 9)



    Gewitter:
    ...wird durch Timing und Position des Tiefs im Detail abhängen: Am Morgen/Vormittag werden uns eventuell noch Reste der nächlichen Gewitter beschäftigen, die vormittags schwächer werden dürften und nordostwärts abziehen. Da noch kein nennenswerter Luftmassenwechsel erfolgt ist, wenn gleich auch die Labilität durch die Konvergenz schon gut gebraucht wurde, kann sich vor der Kaltfront nicht mehr zu viel Labilität aufbauen (Werte unter 500 J/kg), was dem geneigten CAPE-Karten-Gucker enttäuschen lässt, beim Blick auf die Konstellation einer Sturmtief-Kaltfront bei sehr hoher Scherung dem näheren Betrachter sofort sämtliche Warnleuchten ins Auge pfeifft. Freilich ist die labile Luftmasse noch ein Stück vorteilhafter (im Bild des Chasers) bzw. von Nachteil (im Bild aller Anderen) für kräftigere Entwicklungen. Wie weit diese schon im Osten liegt, ist jetzt einfach noch nicht zu bestimmen.


    Im Gegensatz zum Vortag legt die Scherung nochmal eins drauf: 30 - 35 km/h 0-6km, 10-15 km/h 0-1km, SRH geringer mit 50 bis nahe 100 m^2/s^2, dazu ein kräftiger 850er Wind und die nahende Kaltfront. Diese Konstellation ist wie gemacht für erneute linienhafte Konvektion, die sich von Westen kommend nach Nordost verlagert. Auf breiter Fläche sind dann abermals Sturm-, schwere Sturm- bis hin zu einzelnen Orkanböen durch heruntermischen der Oberwinde drin. Aber aufgepasst! Ein paar Veränderungen im Timing und schon kann das ganze Spektakel auch glimpflicher abgehen.



    Sturm ("Sommersturm"):
    Ich kann mich persönlich nicht erinnern, einen "Sommersturm" (außer den Ende Mai 2000) wie wir ihn aus Herbst/Winter kennen, Ende Juli gehabt zu haben - einen Frühlingsorkan hatten wir allerdings auch in diesem Jahr, warum dann nicht auch im Sommer mal ein Sturmtief wenn belaubte Bäume noch leichter fallen können, Campingplätze voller sind und Ferienwochenenden Veranstaltungen garantieren.


    Es zeichnet sich nach heutigen (DO) Modellläufen der Windhöhepunkt für die 2. Tageshälfte bis in die Nacht zum Sonntag hinein ab. In 850 hPa (ca. 1.500 m Höhe) werden volle Sturm- bzw. schwere Sturmstärke erreicht, sodass mit häufigen und auch im Tiefland wiederholten Böen ab Bft. 8 (bis 74 km/h) und Sturmböen bis 88 km/h (Bft. 9) zu kalkulieren ist. In den Bergen drohen noch häufiger Sturmböen sowie einzelne Spitzen um 100 km/h.


    Die Windsituation entspannt sich zum Sonntagvormittag.


    Fazit: Zunächst Kaltfrontdurchgang mit heftigen Gewittern, Wind die größte Gefahr durch breitflächige Böen und einzelne herabgemixte Höhenwinde. Später dann Sturmlage bis in die Nacht zum Sonntag mit Spitzen zw. 70 und vereinzelt 90 km/h Flachland, in den Bergen häufiger Sturmböen, vielleicht auch punktuell mehr auf den Gipfeln.
    Unsicherheit: Konvektive Aktivität an der Kaltfront stärker/schwächer, Zugbahn und Stärke des Tiefs


    Ein weiteres Update am Freitagabend.


    Markus/Chris

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • +++ UNGEWÖHNLICH STARKES STURMTIEF AM SAMSTAG! GEFAHR! +++ Nehmt Euch bitte vor dem Samstag in Acht: Ein ungewöhnlich...

    Posted by Wetter24 on Donnerstag, 23. Juli 2015


    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • ... stimmt, Im Kern 992/993 hPa, sicher in den Sommermonaten nicht die Regel :grübel ..
    bin gespannt wie Realität ausschauen wird, interessante Lage... halt Wetter...

  • ... stimmt, Im Kern 992/993 hPa, sicher in den Sommermonaten nicht die Regel :grübel ..
    bin gespannt wie Realität ausschauen wird, interessante Lage... halt Wetter...


    Dir von früheren Ereignissen was bekannt?

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  • nee, müsste ich auch erst einmal kramen, aber eine solche Lage habe ich definitiv nicht im Kopf...
    muss aber auch nichts sagen... :zwinker

  • AKTUELL


    ... werden die Kochtöpfe schon einmal auf die Herdplatte gesetzt. Die Uhr tickt jedoch schon und gewährt uns im günstigsten Fall noch 4 - 6 Stunden Schonfrist.


    Zutat 1:


    Unser entstehendes Sturmtief liegt momentan an der westlichen Kanalküste Frankreichs und damit ziemlich exakt an der Position, wo es laut GFS aktuell sein sollte, mit exakt dem prognostizierten Kerndruck von 1002 hPa. In seinem Einflussbereich haben sich im labilen Warmsektor über der Bretagne bereits erste Gewitter gebildet. Der Kern dieses Tief soll dann unter Vertiefung weiter nach Nordosten ziehen und mit einem für Juli außerordentlichen Kerndruck von 990 hPa über Dänemark liegen. Interessant ist dabei auch der warme, labil geschichtete Kern, welcher das Tief als sogenannte "Shapiro-Keyser-Zyklone" auszeichnet, sowie die gute Kopplung mit dem Trog. Ohne auf weitere Besonderheiten einzugehen, die hier zu weit führen würden, sei erwähnt, dass sich bei Tiefs dieser Art auf deren Rückseite gerne ein sog. "Sting Jet" ausbildet, der auf begrenztem Gebiet, aber dafür recht flächendeckend, enorme Höhenwinde zum Erdboden heruntermischen kann. Das sollte nach aktuellem Stand v.a. für Norddeutschland am Sonnabend eine große Gefahr bedeuten. Angesichts der Belaubung der Vegetation und möglicher orkanartiger Böen, könnten dort im schlimmsten Fall ganze Wälder, Campingplätze und Festivals dem Erdboden gleichgemacht werden. Erwähnenswert für uns ist es deshalb, da trotz bislang guter Prognostik die Zugbahnen von Sturmtiefs bis zuletzt immer einer gewissen Unsicherheit unterliegen und bei einer sehr südlichen Zugbahn sicher auch Thüringen in den Fokus geraten könnte. Aktuell würde es aber "nur" bei Sturmböen am Samstag bleiben.


    Zutat 2:


    Aus Süden macht sich allmählich feuchte, labil geschichtete Luft auf den Weg nach Norden. Aus den 12z-Soundings von München und Stuttgart lassen sich noch keine Besonderheiten hinsichtlich des Labilitätsaufbaus erkennen, was bedeuten würde, dass die Entwicklung hier ein bisschen hinter den prognostizierten Werten "hinterher hinkt". Allerdings weist das Sounding aus Payerne (Schweiz) bereits eine EML und einigermaßen gute Lapse Rates auf, CAPE steigt dort auf 800 J/kg. Resultat sind bereits einige kräftige, blitzaktive Gewitter über der Schweiz. Bei südsüdwestlicher Höhenströmung käme diese Luftmasse dann in der Nacht beschleunigt nach Thüringen voran.


    Kochen & Rühren / Hauptgericht:


    Die Gewitter, die aktuell im Alpenraum kleben, sollten in der Nacht, bedingt durch die rapide zunehmende Höhenströmung des herannahenden Sturmtiefs, einen regelrechten Schub aus den Alpen heraus nach Norden erfahren. Diese würden sich an einer in Nord-Süd-Richtung orientierten Konvergenz anordnen. Zuvor wehen die Winde bei uns aus Ost (um über 90° zur Höhenströmung verdreht), dahinter dann aus Südwest (mit der Höhenströmung). Thüringen würde mit dieser Konvergenz v.a. in der zweiten Nachthälfte von Südwest nach Nordost fortschreitend zu tun haben. Wenn sich Labilität und Höhenströmung gut überlappen, wären dann zunehmend teils blitzintensive Gewitter mit Hagel (bis 2 cm), Sturmböen und heftigem Starkregen möglich. Im Falle einer (oder mehrerer) linienartigen Entwicklungen wären auch schwere Sturmböen nicht auszuschließen. Aufgrund der Tages-/Nachtzeit und dem (zu) guten Forcing halte ich die Gefahr von Superzellen (und Tornados) in der Nacht eher für gering, sind aber auch nicht auszuschließen, insbesondere, falls es doch noch zu isolierten Entwicklungen bereits in der ersten Nachthälfte vor der Konvergenz kommen sollte.


    Die Nachspeise:


    Nachdem die Konvergenz in den frühen Morgenstunden bereits abgezogen ist, bleibt uns bei kräftigen Höhenwinden möglicherweise noch etwas Restlabilität übrig, die dann von der Kaltfront am Samstagvormittag genutzt werden könnte. Die Signale für Konvektion halten sich im Modell jedoch in Grenzen, was vereinfacht gesagt etwas an der Lage der Kaltfront "zwischen den Stühlen" (zuvor Konvergenz, dahinter der "Hammerkopf" der Zyklone) geschuldet ist. Selbst bei Schauern können aber Sturmböen oder sogar schwere Sturmböen aus der Höhe heruntergemischt werden. Die Zugabe für den Norden Deutschlands könnte dann der erwähnte "Sting Jet" sein, der unsere Thüringer Wälder aber hoffentlich verschont... Trotzdem kann es auch abseits von Konvektion und Sting Jet bei uns zu Sturmböen (Bft. 9) kommen, welche im Sommer schonmal zu massivem Astbruch führen kann.


    Ich denke, dass eine solche Lage auch mit großen Unsicherheiten, insbesondere im detaillierten Ablauf, behaftet ist, sollte allen klar sein.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Gute Morgen!


    War mit Markus am Dolmar bei Meiningen. Erst gegen 2 Uhr nachts zog nach langem Wetterleuchten eine Shelfcloud auf:


    Wir fuhren bei kräftigen Böen und Starkregen zurück und positionierten uns noch einmal bei Rüdersdorf. Dort verendete der Rest jedoch recht schnell:


    Gute Nacht,
    Marco

  • Hallo Leute,


    hier schnell mein Beitrag zur letzten Nacht, wie gesagt, Dauergeflacker in den Wolken mit kaum sichtbaren Blitzen. Dieses Gewitter war nur etwas zum erleben, aber fototechnisch nicht so besonders gut verwertbar. Ich habe noch das Beste rausgesucht...
    Glücklicherweise war die Anreise zum Chasepoint nicht so weit...


    Gruß
    Kay






  • Moin auch bei mir nur Dauergeflacker und wie sollte es anders sein vorm Thüringer Becken ging mal wieder die Luft aus und die Blitze gleich mit. Deswegen von mir dieses mal nur ein paar Bilder dazu vom üblichen Point nahe Ottenhausen mit Blickrichtung West







    LG Andreas

  • UPDATE 12:45 Uhr:


    Höhepunkt am Nachmittag, Abend bis ca. Mitternacht. Verbreitet Böen zw. 75 und 85 km/h im Tiefland, die stärksten Böen im Nordwesten (EIC, NDH, UH, KYF) mit teils um/über 90 km/h sowie im Bergland, wo teils 100 km/h in Spitzen drin sind.


    Ebenso aufpassen in Schauernähe, dann punktuell auch mal 100er-Böen drin. Generell nochmal an der Aufruf äußerst vorsichtig zu sein, da ein Sturm im Sommer wesentlich schadensträchtiger ist als im Hberst und Winter.


    Spitzenböen Thüringen bis 12:00 Uhr:


    106 km/h Schmücke (orkanartig/Bft. 11)
    89 km/h Neuhaus/Rwg. (schwerer Sturm/Bft. 10)
    72 km/h Meiningen (stürmscher Wind/Bft. 8)
    68 km/h Eisenach (stürmscher Wind/Bft. 8)
    68 km/h Erfurt/Bindersleben (stürmscher Wind/Bft. 8)


    1h - Niederschlag in l/m2 während der Gewitterfront zw. 02:00 und 03:00 Uhr:


    13,8 Neuhaus/Rwg.
    11,4 Schmalkalden
    10,9 Kleiner Inselsberg


    Quelle: kachelmannwetter

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  • Ein schönes Nachtchasing auf dem Dolmar - wir konnten stundenlang zusehen wie die Front näher kam und das Wetterleuchten zunahm. Die Blitze waren größtenteils im Niederschlag, zahlreiche Wolkenblitze tänzelten um die immer besser sichtbare Shelfcloud:


    Wir liesen uns überrollen, kurz und schmerzlos: Starkregen wurde von ein paar deftigen Böen gepeitscht und rasch war es vorbei - dieser rechtfertige locker die Skywarn-Meldung, die Marco abgegeben hat. Die Böen reichten dafür noch nicht aus (Meiningen 72 km/h).


    Heute Nachmittag traf ich mich mit Andreas bei Sömmerda um die von Westen nahende Schauerstaffel abzufangen. Wir konnten mit dem Handwindemesser eine 78er Böe messen. Die Staffel an sich brachte ganz nette Kontraste:


    Gruß


    Markus

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  • Ahoi,


    War mit Alex heute Nachmittag bei bestem Herbstwetter ein bisschen frische Luft schnappen :P.
    Bei Oßmaritz (in der Nähe von Jena) konnte ich Böen mit 60 km/h messen.


    Irisieren mit Kelvin-Helmholtz-Wellen?


    Wunderbar klare Sicht bis weit hinter die Leuchtenburg:


    Schnell ziehende Wolken laden zum Einsatz des ND-Filters ein:


    Angenehme Farben (den doppelten Regenbogen sah ich dann erst zu Hause -.-):


    LG Marco

  • 2 Bilder aus meinem Fenster in Pößneck ! :starker Wind (Bft. 6 - 9)

    Bilder

    • 20150725_204950.jpg
    • 20150725_205016.jpg
  • "Andreas" kommt - das nächste Sturmtief:


    Noch einmal Übersicht an Windspitzen 6h:


    Heute, 02:00-08:00 Uhr noch gewitterbedingt:
    - entfernt -


    Von 08:00-14:00 Uhr langsam auffrischend:
    - entfernt -


    14:00 - 20:00 Uhr im Sturmfeld:
    - entfernt -


    Artern und Schleiz 87 km/h, Schmücke 91 km/h, Erfurt/Bindersleben und Neuhaus/Rwg. 76 km/h


    EDIT BY MOD: Anhang wurde entfernt, da eine Urheberrechtsverletzung vorliegt.

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  • Spitzenböen 25.07.2015 "Zeljko"


    jeweils in km/h


    109 Neustadt/Harz
    106 Schmücke
    89 Neuhaus/Rwg.
    88 Heilbad Heiligenstadt
    87 Artern
    87 Schleiz
    76 Erfurt/Bindersleben
    76 Gera-Leumnitz
    72 Meiningen
    72 Eisenach


    Quelle: DWD/kachelmannwetter

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  • Hallo Forum. Ich war gestern auch in der Nähe von Zimmritz unterwegs, um die tollen Kontraste zu erleben und die frische kühle Luft des Sturmtiefs zu schnuppern :grins
    Der erfrischende Wind fegte an meinen Standort bis zu 72km/h um mich (gemessen mit dem Windmaster 2 auf meinen Autodach)


    Kaltluftschauer bei Saalfeld



    kleine Böenfront



    Kontrast



    Zuhause in Jena Lobeda Ost angekommen, gab es zum Abschluss des Fotoausfluges noch einen doppelten Regenbogen zu bestaunen (Handyfoto)


  • Schadensbilanz


    Sturmtief "Zeljko" hinterlässt Spuren


    Sturmtief "Zeljko" hat deutschlandweit seine Spuren hinterlassen. Bäume knickten um, Bahnstrecken wurden blockiert, Freiluftveranstaltungen fielen aus. Auch in Mitteldeutschland tobte sich der Sturm aus. Dennoch kamen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Vergleich zum Westen und Norden der Republik glimpflich davon. In Eisleben forderte der Sturm dennoch ein Opfer: Eine Autofahrerin wurde schwer verletzt als ihr Wagen vermutlich von einer Windböe gegen einen Laternenpfahl gedrückt wurde.


    Mit Windgeschwindigkeiten von teils über 110 Stundenkilometern ist Sturmtief "Zeljko" über Deutschland hinweggezogen. Vor allem über dem Westen und Norden der Republik hinterließ tobte sich der Sturm aus. Umgestürzte Bäume sorgten für teils erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr. Nach Angaben der Deutschen Bahn waren vor allem die Fernverbindungen Berlin-Amsterdam und Berlin-Köln betroffen. Auch im Großraum Hannover und bei der Berliner S-Bahn kam es zu Ausfällen und Verspätungen. Auch in Mitteldeutschland hinterließ "Zeljko" unübersehbare Spuren.


    Eisleben: Autofahrerin schwer verletzt


    Vor allem über Sachsen-Anhalt fegten Sturm-und Orkanböen hinweg. Wie Polizei und Feuerwehr mitteilten, wurden in mehrere Landkreisen Bäume entwurzelt. In einigen Dörfern im Süden des Landes gab es zeitweise keinen Strom. Im Eisleber Ortsteil Polleben musste eine Autofahrerin schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Die 21-Jährige wurde vermutlich von einer starken Windböe erfasst. Daraufhin kam sie von der Fahrbahn ab und prallte mit ihrem Wagen gegen einen Laternenpfahl.


    Über 113 Stundenkilometer auf dem Brocken


    Auf dem Brocken wurden am Samstag Windgeschwindigkeiten von über 113 Stundenkilometern gemessen. Die Seilbahnen Thale stellten den Betrieb
    der Kabinenbahn auf den Hexentanzplatz ein. Im Flachland bei Magdeburg erreichte der Sturm immer noch Geschwindigkeiten von bis zu 65
    Stundenkilometern. Wegen des Sturms wurde die Multimediashow "Goitzsche in Flammen" bei Bitterfeld auf den Sonntag verschoben. Das Badfest im
    Sangerhäuser Ortsteil Wolfsberg wurde abgebrochen. Die für Samstagabend geplante MDR-Disco soll nachgeholt werden.

    Windstärken 8 bis 10 in Thüringen und Sachsen


    In Thüringen berichtete die Polizei von knapp 40 wetterbedingten Einsätzen. Bäume seien weggeräumt und Baustellen abgesichert worden. Die
    Bundesstraße 281 bei Ilfeld im Harz musste für mehr als eine Stunde gesperrt werden. Am Samstag wurden nach Angaben des MDR-Wetterstudios
    Böen der Stärke 10 gemessen, so etwa auf der Schmücke. Das entspricht Windgeschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern. In Heiligenstadt,
    Erfurt und im Thüringer Wald wurden Sturmböen von bis zu 88 Stundenkilometer registriert. Der MDR THÜRINGEN-Sommernachtsball in
    Mühlhausen wurde abgesagt.


    Linksammlung:


    http://www.mdr.de/thueringen-journal/video286400.html


    Quelle: MDR


    ZELJKOs Reise und seine Hinterlassenschaften


    Das vergangene Wochenende wird dank Sturmtief ZELJKO wohl so manchen in Erinnerung bleiben: (Hobby-)Meteorologen, weil ein solcher Sturm im Sommer sehr ungewöhnlich ist und nur etwa alle 10-20 Jahre vorkommt - und auch allen Betroffenen, die den Sturm am eigenen Leib zu spüren bekommen haben und mit den Auswirkungen vielleicht noch im Nachhinein kämpfen müssen.


    Die Reise von ZELJKO begann mit seiner Geburt am vergangenen Dienstag vor Neufundland. Von dort begab er sich über den Atlantik Richtung Europa, erreichte am Freitag die Bretagne, zog durch den Ärmelkanal und stieß am Samstagmittag schließlich auf die niederländische Küste. Bereits in der Nacht zum Samstag machte er sich in Deutschland mit teils kräftigen Schauern und Gewittern bemerkbar, die örtlich erste Sturmböen brachten (so wurde kurz nach Mitternacht beispielsweise eine schwere Sturmböe von 98, 3 km/h am Frankfurter Flughafen registriert).


    Aber ZELJKOs Geschichte war damit noch nicht geschrieben, er holte noch einmal tief Luft und bescherte uns ein Sturmfeld, das sich am Samstag von Westen in die Mitte und den Norden und schließlich auch in den Nordosten ausbreitete. Am heftigsten war ZELJKO an der Nordseeküste spürbar: Spiekeroog meldete eine orkanartige Böe von 108 km/h (Bft 11), Büsum 101 km/h, Norderney 99 km/h, Bremerhaven 98 km/h und auch in St. Peter-Ording konnten sich die Kururlauber bei 96 km/h (alles Bft 10) einen "etwas" kräftigeren Wind als sonst durch die Haare pusten lassen.


    Aber die Ostseeküste sollte nicht verschont bleiben: Am Samstagnachmittag zuckten zahlreiche Blitze über den Himmel, wobei die zugehörigen Gewitter nicht nur die Regentonnen füllten, sondern in Travemünde auch mit einer schweren Sturmböe von 97 km/h (Bft 10) einhergingen. Auch ansonsten war die Gewitterfront mit kräftigen Böen verbunden.


    Jetzt mag manch Leser vielleicht denken: "Ach, eine steife Brise sind die Norddeutschen doch eh gewohnt - Sturm ist erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben...", ABER: ZELJKO zeigte auch im Landesinneren, dass er sich von anderen Tiefs zu dieser Jahreszeit unterscheidet: Zum Beispiel sorgten in Münster (Westfalen) seine schweren Sturmböen
    (die Messstation meldete 94 km/h) für rund 100 Einsätze der Feuerwehr. Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens und Südniedersachsens tobte der Sturm, erreichte Böen von 90 km/h (so beispielsweise in Göttingen, Gütersloh, Hameln, Lügde-Paenbruch, Rheine-Bentlage oder Bückeburg - siehe auch Tabelle der maximalen Windgeschwindigkeiten unter www.dwd.de/tagesthema) und verursachte zahlreiche abgeknickte Äste und entwurzelte Bäume. Einige Bahnstrecken wurden sogar gesperrt.


    Den Vogel abgeschossen hat allerdings mal wieder der Brocken: Die Messstation des ohnehin sehr exponierten und windanfälligen Berges im Harz lieferte einen Maximalwert von sage und schreibe 159 km/h! Wenn zu diesem Zeitpunkt dort Schafe verweilt hätten, wären diese anschließend mit Sicherheit lockenlos gewesen oder ganz einfach weggepustet worden.


    Während ZELJKO bereits weiter Richtung Schweden gezogen und seine Geschichte bei uns damit beendet ist, steht schon ein neues kräftiges Tief in den Startlöchern: ANDREAS versucht am heutigen Montag und morgigen Dienstag in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten, was jedoch nur bedingt gelingt. So sind zwar insbesondere bei Durchzug von Schauern und Gewittern sowie auf den Bergen Sturmböen möglich, ein so verbreitetes Sturmfeld wie ZELJKO hat ANDREAS allerdings nicht zu bieten.


    Quelle: DWD