Gedanken nach 2 Wochen Unwettern Mai/Juni

  • Der Text liegt schon ne Weile rum da einfach zu viel dazwischen kam. Ich möchte aber gern diese Dikussion hier noch starten.


    Die festgefahrene Wetterlage Ende Mai/1. Juniquartal brachte in verschiedenen Regionen Deutschlands Tod und erhebliche Sachschäden. Sturzfluten da wo kein Flussbett ist, Tornados da wo keine USA ist, Blitze da wo Rock am Ring ist - was ist nur mit dem Wetter los? Es ist auf einmal überall, so schlimm und nimmt gar keine Rücksicht auf uns? Und wieso konnte das keiner vorhersehen?


    In den vergangenen Wochen wurde viel über rechtzeitige Warnungen gesprochen und darüber diskutiert, warum denn trotz aller modernen Möglichkeiten Ereignisse wie in Braunsbach oder Simbach nicht vorhersagbar sind. Auch der Bundestag beschäftigte sich in einer aktuellen Stunde mit den Ereignissen der vergangenen Wochen. Ich persönlich fühlte mich an einigen Tagen ziemlich wütend darüber, dass gerade wegen der heutigen modernen Möglichkeiten solche Ereignisse noch zu Todesopfern führen müssen und dass in den Medien (TV, Radio, Zeitungen, …) einerseits die Wichtigkeit und Dringlichkeit im Ereignisfall kompetent und konkret zu berichten und andererseits die nötige Aufklärung und das Wissen selbst über Wettergefahren noch nicht ausreichend Einzug gehalten haben. Was fehlt noch nach Ereignissen wie am 10.07.2002, 27.03.2006, 09.06.2014 usw.?


    Großräumige Ereignisse mit Schadenspotential und Beeinträchtigung des öffentlichen Lebens wie Stürme und Orkane, Flusshochwasser oder Wintereinbrüche erlauben meist noch eine passable Vorbereitungszeit von mehreren Stunden oder sogar einem bzw. manchmal mehreren Tagen. Ebenso gefährlich und häufiger sind kleinräumige Ereignisse, die meist im Zusammenhang mit Gewittern auftreten: Plötzliche Überschwemmungen & Sturzfluten, Hagelschläge, breitflächige Böenfronten um/über 100 km/h, Fallböen, Tornados, Blitzschläge usw. Das tückische dabei ist, dass diese Ereignisse überall auftreten können und nicht komplett durch einen Wetterbericht am Vorabend („lokal kann es heftig werden“) ortsgenau vorhergesagt werden können. Das wird auch niemals der Fall sein. Und hier bedarf es erst wieder einer mehrtägigen Gewitterlage mit Toten, damit ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit die Erkenntnis "ups, wir haben ja auch hier Wetter" gelangt? Braucht es wirklich noch irgendwann den Tornado in deutschen Großstädten damit auch wirklich alle wach werden und schreien "jetzt müss'mer was tun, um besser vorbereitet zu sein"?


    Es steht heute alles zur Verfügung was das Herz begehrt: Hochaufgelöstes 5-Minuten-Radar und "Super-HD-Wettermodelle", live Blitzortung, Live-Ticker der privaten Wetterdienste, Skywarn, ehrenamtliche, etablierte Projekte wie ESTOFEX, Tornadoliste und Tornadoarbeitsgruppe Deutschland e.V. etc., mehr Kameras, schnellere Verbreitung über Soziale Medien und dennoch fühlt man sich im Rückschritt oder merkt dass nach 14 Jahren, wenn ich das Berliner Unwetter als Ausgangspunkt nehme, immer noch ein deutliches Missverhältnis zwischen verfügbarer Technik und Vermittlung bei der Gesamtbevölkerung besteht. Das Bewusstsein für Wettergefahren ist in der Bevölkerung schon besser vorhanden als früher, nur weiß man es nicht richtig umszusetzen und zu verstehen wie ich finde. Das merke ich an den Gesprächen zu unseren Veranstaltungen, in Mails, Nachrichten, Kommentaren usw. die uns/mich erreichen und die man im Netz liest.


    Ich war seit jeher begeistert davon, wie offen in den USA damit umgegangen wird und machte das zum Aufsatzthema in meiner Realschulprüfung (ne ganze Weile her). Und genau diese Lücke gilt es immer noch zu schließen: Warnungen müssen standortbezogen ankommen und alle gesellschaftlichen Welten (online + offline) abdecken, dafür ist Wetter zu wichtig! Dabei sind es nicht nur Warnungen, die auf einen Landkreis bezogen nur dem was bringen, wo die Gewitterzelle gerade ist und der im Norden des Kreises aber weiter beruhigt im Garten sitzen kann. Für solche Fälle wäre eine Live-Verfolgung und Erklärung der Lage wünschenswert wie es in den Staaten gehandhabt wird. Und es geht dabei nicht primär um Tornados, denn die bisherigen gewitterbezogenen Ereignisse in den 2000ern, die bevölkerungsreiche Metropolen hier in Deutschland beeinflussten, waren mesoskalige kovektive Systeme wie Bow Echos oder Derechos mit breitflächigen Winden um/über Orkanstärke von 118 km/h und höher an ihren Böenlinien.


    Hier mal eine von vielen Live-Berichterstattungen die man bei Yotube findet:

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    Und genau darum geht es: So ist es jetzt - es zieht dort hin, es ist gefährlich, es kann Regen, Hagel bis x cm auftreten, Rotation ist da, Tornado ist da, zieht da hin. Befinden Sie sich in der Zugbahn tun sie das: ...
    Ich habe mir die aktuelle Stunde des Bundestages angesehen und fand dabei diesen Vorschlag schon in die richtige Richtung gehend:


    Bitte zu 39:19 gehen oder Link zur betreffenden Minute 39:19: https://youtu.be/WCZSOrp91So?t=39m19s

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    Ok, flächendeckende Unwetterwarnungen bei Starkregen würde mehr auf ergiebigen Dauerregen bezogen sein, da Gewitterstarkregen zu lokal niedergeht. Die flächendeckende Warnung in diesen Fällen wäre eher eine Vorwarnung/Watch die es bereits gibt. Und da geht auch erstmal nicht mehr zu machen als ein Gebiet in Alarmbereitschaft zu versetzen und dann wartet man (wie wir Chaser) ab was passiert und wo die Zellen entstehen. Dann kann man auch genauer sagen was als nächstes passiert und wo es hnzieht. Ich sehe auch bei den DWD-Warnungen noch Möglichkeiten. Der einzelne Bürger möchte wissen wann es unangenehm wird und was er dann tun muss. Dafür sind die DWD-Warnungen m.E. noch ausbaufähig. Es liegt in der Natur der Sache, dass Gewitter sich nicht über einen ganzen Landkreis erstrecken müssen (Ausnahme größere Cluster, Fronten, ...). Bei der "Scharfschaltung" auf Unwetterwarnung wäre anhand eines Stormtrackings (KONRAD) sinnvoll einzubauen, wie es auch in den USA gehandhabt wird: Das Gewitter befindet sich dort und zieht mit x km/h nach Nordosten. Die nächsten Orte auf der Zugbahn sind Ort 1, Ort 2, Ort 3 und dann die damit verbundenen Gefahren und Handlungsempfehlungen etwas erweitert als sie schon sind setzen. Das Stormtracking steht mittlerweile bei kachelmann. frei zur Verfügung!


    Ich sehe da auch für Storm Chaser noch viel Potential, einen wichtigen Part zu leisten. Den Lückenschluss den ich oben erwähnte könnten wir mit unserem Wissen und unserer Erfahrung ebenso schließen, wenn man es seriös angeht. Auch hier bestehen noch Missverständnisse und teils belächelnde Bilder bzw. ebenso unschöne falsche "Action-Rumschrei-Ansichten". Freaks die sich über Unwetter freuen und denen es um Sensation geht. Das bekannte Doppeltornadovideo aus Schleswig-Holstein macht es nicht besser und bewirkt mehr mediale Unterhaltung über die Autoren. Doppeltorando in Deutschland, was ist das schon wenn die Spaßgesellschaft über Leute reden kann - ich fasse es einfach nicht. Und schon sind die beiden natürlich Sturmjäger. Ganz klasse. Schaut man sich die geschichtliche Entwicklung der Chasingszene in den USA an, waren die frühen Jahre (etwa 1950 - 1970) geprägt vom Verstehen was man sieht, wie es funktioniert, dem Melden und Dokumentieren um Warnprozesse zu optimieren und an der Forschung teilzuhaben und somit seinen Part zu leisten. Das wurde und wird auch hier in Deutschland bzw. Europa geleistet. Ich finde, die Chasing-Community im Lande kann da noch viel mehr leisten.


    Bleiben wir mal bei der vermeintlichen Maxime der Gewitterjagd: Ein Chaser beobachtet hierzulande einen Tornado wie er auf eine Ortschaft zu zieht: Was macht er? Was würdet ihr machen? Ich melde den Tornado über die Skywarn-Meldehotline und möglicherweise gibt der DWD noch eine Tornadowarnung für den betroffenen Landkreis heraus. Ich würde ggf. noch den Notruf wählen und bei aller Verwunderung des Disponenten schildern was ich sehe. Radio wäre auch ne Option. Facebook wäre ne Option. Forum wäre ne Option. In der Zeit ist aber auch alles schon vorbei. Ich habe quasi vor Ort getan was ich als Chaser konnte, aber was bleibt am Ende außer Trümmern übrig? Das stimmt nach all den Jahren des Fortschritts sehr nachdenklich, denn: Es ist nach wie vor niemand vorbereitet! Und das ist nicht nur der Tornado, das ist auch die Sturzflut da wo 1km weiter der Starkniederschlag fiel und der Ort hangabwärts am Bachbett liegt oder der Blitz, der eine Veranstaltung trifft, weil ihm die Einmal-im-Jahr-Veranstaltung egal ist. Höhere Gewalt, Elementarschäden, Wiederaufbau - Begriffe die existenzielle Dinge umfassen und immer wieder Thema werden, wenn völlig überraschend und unvorhersehbar das Wetter zuschlägt - auch in 2016. Information, Aufklärung und Wissensvermittlung um das Bewusstsein gegenüber Wettergefahren zu schärfen, ist wichtiger denn je.


    Eure Meinung bitte!


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Ich bin der Meinung, dass sich in Deutschland dahingehend nicht groß etwas ändern wird, da es einfach zu viel kostet.
    Das große Problem ist, dass in den Köpfen der entscheidenden Leuten folgendes verankert ist:


    "Warum soll ich Milliarden für ein Warnsystem bezahlen, wenn ich einmal in 10 Jahren Summe X an Hilfeleistung erbringen muss"


    So lange das in den Köpfen rumschwirrt, wird sich nichts ändern.
    Wie gerne wäre ich bereit, meinen Dienst hierbei zu leisten.


    Des Weiteren müssen die Menschen sensibilisiert werden, dass es eben kein kleiner Wirbelwind ist und nur ein paar Tropfen fallen können.
    Dem entsprechend müssen auch Mitarbeiter medialer Verbreitungsmedien geschult werden, dass eben nicht solche Worte, wie "Minitornado"
    -rumgetrascht- werden. (man verzeihe mir den Ausdruck) Die Medien tragen, in meinen Augen zu 95% an der Verharmlosung von extremen
    Wetterereignissen bei. Sofern sich der Wissenstand, der Verbreitenden sich nicht erweitert, wird sich an der ganzen Situation nichts ändern.
    Woher sollen es die Leute wissen, wenn es ihnen falsch beigebracht wird.


    Das ganze Warnmanagement in Deutschland ist meiner Meinung nach nur und ich betone das "NUR" nochmals deutlich auf die junge Generation ausgelegt.
    Ältere Menschen, welche ein Handy haben um zu telefonieren fallen komplett hinten runter, da sie nicht den ganzen Tag im Ineternet verbringen.
    Warnungen im Radio, Fernsehn oder per Sprachansagen sind wichtig in meinen Augen. Lass doch so eine blöde Computerstimme alle anrufen und Ihnen
    sagen, dass sie sich in einer Zugrichtung von einem Unwetter befinden. Oder einfach eine große Einblendung auf allen Sendern im Fernsehn oder eine
    Ansage im Radio (ähnlich wie in den USA) und schon, kann man sich sicher sein, dass min 98% davon mitbekommen. Aber das Problem hierbei ist,
    dass grade private Sendeanstalten natürlich keine Unterbrechung ihres Werbeblocks wünschen, da ihnen hier einbußen entstehen könnten. Oder gar das
    Sportveranstaltungen unterbrochen werden (im Fernsehn), wo die Senderechte Milliarden gekostet haben. Die kommerzielle Denke ist allgegenwertig und
    man müsste solche Leute dazu, per Gestz zwingen können, sonst passiert da gar nichts.


    Ganz anders sehe ich Problematik der Rettungsausgangspunkte. Wo befindet sich das Rote Kreuz? Wo befindet sich die Feuerwehr? Wenn ich so an die
    Dörfer, hier in der Umgebung denke sind diese genau zentral in der Mitte eines Dorfes. In seltenen Fällen auch mal am Rand. Die Rettungskräfte sind gar
    nicht in der Lage zu helfen, wenn irgendetwas passiert, da diese meist selbst betroffen sind. In den USA wird (bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege)
    es so gehandhabt, dass die Rettungsfahrzeuge den Ort verlassen um einsatzbereit zu sein, wenn etwas passiert. Ich will nicht wissen, wie lange es dauert
    bis sich eine Feuerwache freigeschaufelt hat nach großen, kurzfristigen Überschwemmungen.


    Mein Fazit:
    In Deutschland ist einfach in den Köpfen der Leute noch nicht angekommen, dass es auch gefährliche Wetterereignisse gibt. Die Versicherungen haben
    hierbei natürlich schnell den Absprung geschafft, in dem sie einfach bei Neuversicherungen die Elementarschäden entfernt haben (klammheimlich).
    Es muss leider immer erst etwas passieren, bevor gehandelt wird. Selbst wenn ich beim Rettungsdienst anrufe und diese warne, wird trotzdem rein
    gar nichts passieren, sofern nicht irgendwer verletzt im Graben liegt oder ein Baum umgefallen ist.


    Das ist ein schönes Thema in dem man sich mal herlich austoben kann und welches mich auch sehr aufregt.


    Lg Jonas

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Markus' Text hat mich nachdenklich gemacht...


    Die Sprecher im Bundestag haben ja schon einige gute Vorschläge gemacht, aber es sind eben nur Vorschläge. An der Umsetzung, da bin ich bei Jonas, wird es haken.
    Es steht zu befürchten, daß alles so bleibt, wie es ist, man will von Seiten der Bundesregierung auf Sicher keine Massenhysterie in der Bevölkerung lostreten.


    Und man will sicher auch nicht, daß private Stellen in die Unwetterwarnung involviert werden? Sonst hätte man die von Markus aufgeführten Möglichkeiten schon längst in Anspruch genommen?


    In den USA ist das wohl alles etwas entspannter, dort ist man ja auch Unwetter mehr gewöhnt.


    ich werde morgen mal einen Bekannten, der bei der freiwilligen Feuerwehr ist, fragen, wie mit Vorwarnungen seitens offizieller Stellen umgegangen wird. Ich werde dann berichten.



    Zur Situation hier im Landkreis und dem benachbarten Nordthüringen ist es wohl so, daß wir grundsätzlich nur freiwillige Feuerwehren haben.
    Die nächste Berufsfeuerwehr im unserem Kreis ist 14 km (Bad Sachsa) die Kreisleitstelle 40 Km (Osterode) entfernt.
    Osterode hat zwar eine tolle digitale Meldeanlage, die auch aufzeigt, welche Feuerwehren über was für Equipment verfügen.


    Leider wurde der Kreis Osterode zum 01.01.16 in der Kreis Göttingen aufgenommen, von dort werden jetzt die Einsätze koordiniert, aber dort gibt es noch kein digitales Meldesystem, sodaß Göttingen erst irgendwo nachfragen muß, wer welches Equipment hat, um dann zu entscheiden, welche Stelle losgeschickt wird.


    Das kostet Zeit...unser Feuerwehrmann hat das schon öfter beklagt.
    Es ist also auch auf Länderebene (zumindest hier in Niedersachsen) ein wirkliches Problem, von Vorwarnungen will ich gar nicht erst schreiben.



    Auf jeden Fall ist ein grundsätzliches Umdenken im Umgang mit der Thematik vonnöten, aber ob wir das noch erleben?

  • Ein Großteil der Menschen hat ganz einfach viel zu wenig Erfahrung mit dem Wetter. Viele können Wolken überhaupt nicht deuten, sehen nicht wo irgendwas hinzieht und wissen das auch nicht. Viele verlassen sich irgendwie auf Radio- oder Fernsehwetterprognosen, anderen ist das sowieso *****egal, weil sie der Meinung sind, dass 'DIE' doch sowieso nur Lügen verbreiten und die Vorhersage eh fast nie stimmt "Kräht der Hahn auf den Mist..." Ihr wisst wie es weitergeht. Wie will man denn den Leuten klar machen, dass es keinen Minitornado gibt, wenn die Mehrheit noch nicht Mal den Unterschied zwischen Tornado und Hurrikan kennt? (selbst oft erlebt und das auch von Menschen, die nicht dumm sind). Viele haben einfach kaum Interesse am Wetter, sehen in einem Gewitter "nur" ein Gewitter und nicht mehr. Ich glaube, dass sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern wird, auch wenn noch so viele Warnungen gegeben werden. Der Mensch ist stur. Was er nicht wissen will, will er nicht wissen. Die meisten werden sagen: "Hier kommt sowieso fast nie was lang" oder "Wir liegen doch weiter oben, da brauchen wir vor Wasser keine Angst zu haben.". Gut, das mag ja sein. Dann sollten sich aber zumindest Leute die weiter unten wohnen Gedanken machen (wegen Wasser). Was Tornados betrifft sollte es reichen, die Leute erstmal aufzuklären, was ein Tornado ist und was man, wenn man einen sieht, am besten tun sollte - das sollte erstmal reichen. Denn wenn man vorwarnt hören die 90% die es nicht wissen wollen eh nicht hin und die 8% die es hören sagen dann: "Hier war ja nichts" und 2% bekommen irgendwie was davon zu spüren, wovon dann vielleicht 0,....1 sterben... Ist halt Mist.


    Nur so ein paar Gedanken meinerseits dazu.


    @HD: Ich glaube wir erleben das nicht mehr... ich denke eher, dass durch die zunehmende Medialisierung das alles noch schlimmer wird. Damals wusste auch keiner was irgendwas ist... aber die hatten Augen im Kopf und Erfahrung und wussten es einfach so, was wann wie ungefähr kommt! Heute verblöden wir durch Handy, Laptop und co immer mehr, leider... Wir schauen nicht mehr selbst, sondern lassen andere machen etc. ...


    Grüße, Maurice

  • Bin jetzt ganz ehrlich -habe nur oben ganz kurz bei Markus rein gelesen und dann ein wenig querbeet, wollte mich da einfach
    nicht von den Kommentaren beeinflussen lassen.
    Ist es nicht einfach so - wir leben in einer Konsumgesellschaft, wo die meisten schauen/hören!!! wo das Kilo totes Tier - na ja...
    Da wird im Radio hingehört... und Möbel, Polstermöbel... Wenn wir uns als "angeblich" höchst entwickelste Lebensform/-art ja selbst bezeichnen, hi - wo ist dann der Sinn wenn jeder Regenwurm nach oben latscht um nicht zu ersaufen und wir nach unten um nicht uns sondern unser Auto zu retten? Meine tiefste innerliche Einstellung ist dass ich mich als das angeblich höchstentwickeltes Dings vor allem erst einmal selbst um meinen Schutz und den meiner Familie kümmern muss.... Das geht nicht immer - aber in der aktuellen Mentalität werden nur Schuldige gesucht die hätten Warnen und Evakuieren usw. usw. - und das passiert ja auch, aber nee - interessanter ist immer wo das Kilo totes Tier oder Polstermöbel ... es gibt einfach auch noch eine Natur, und die werden wir hoffentlich immer so erleben können das wir nicht sie zu unserem Sklaven gemacht haben, das passiert eh nicht... dann würde der Ausdruck "Natur" ja einen anderen Namen bekommen müssen..
    Man muss einfach wissen wenn man wo lebt dass das einem passieren kann - ist jetzt blöd weil es auf keinem Fall zynisch klingen soll, aber heutzutage gibt es so viele Info-Möglichkeiten - und selbst wenn du sie alle nutzt was nützt dir das wenn du in einem engen Tal Tal wohnst... aber ich denke Menschenleben retten, vorbeugend, das geht immer ...
    Ich hoffe ihr habt meine Grundeinstellung verstanden...
    Ja, und ich weiß, ich schreibe vom hohen Ross, 800 ü.n.N. ..

  • hab das gerade mit der Politik vergessen - also Politik und Wetter, ist nicht bös gemeint - aber die können
    beiderseits nichts dafür...

  • hab das gerade mit der Politik vergessen - also Politik und Wetter, ist nicht bös gemeint - aber die können
    beiderseits nichts dafür...


    Naja, ganz so der Meinung bin ich nicht. Wetter ist heutzutage- und wer ein bißchen hinter die Kulissen schaut, weiss das- ein Mittel zum Zweck. Es wird teilweise "gemacht".
    Mit allen Konsequenzen- Gelder müssen fliessen, egal auf welcher Seite. Bestes Beispiel ist da China... Wer die die Augen nicht verschliesst und nicht der Herde folgt, weiss wovon ich spreche. Wahrscheinlich eher hier die Minderheit, wenn überhaupt. Aber das ist hier nicht das Urproblem.

  • Klar Dany, du hast Recht - China und vor Moskau verrecken chemisch bedingt die Schneestürme... stimmt...
    Aber das meinte ich nicht - meinte nur unsere eigentliche Heimat mit etwas weiterem Radius.
    Ich meine es so - wenn ich mich was die natürlichen Gewalten betrifft auf die Politik ( und noch krasser auf die politischen und gerade am regelnden Spektren verlassen wöllt - welche ja alle vier Jahre wechseln können) - ich weiß nicht...
    Man kennt das doch und das ist in jedem Land mit mit ein paar Sinusschwingungen mit kleinerer oder größerer Amplitude anders,
    was gerade das Wetter betrifft bin ja froh wenn die Politik nicht... Wäre das Forum tot...
    Und nicht die Politik beeinflusst das Wetter - Industrie, Kommerz - und wenn da die Politik mit drinnen hängt - tja...
    ist doch aber alles nichts Neues... ich fange seit geraumer Zeit immer bei mir selbst an nachzudenken wo ich wieder getrieft habe, ist effektiver...

  • Hallo alle zusammen,


    ich melde mich seit langer Zeit auch mal wieder und es brennt mir quasi unter den Nägeln dazu was zu schreiben. Es gab eine Zeit da war das Warnsystem in Deutschland sehr gut ausgebaut. Jeder Ort/Stadt hatte ausreichend Sirenen und Ortsfunk um die Bürgerinnen und Bürger zu warnen. Es wurden verschiedene Sirenensignale eingeführt und jedes Kind bekam schon in der Schule eingetrichtert, was bei welchem Signal zu tun ist. Die Alarmierung der Feuerwehr war "nur" ein postiver Nebeneffekt.


    Nun kam die Zeit um 1990.... plötzlich war alles anders und es wurde fleißig alles zurückgebaut was mit dem Kalten Krieg zu tun hatte. Sirenen verschwanden,Ortsfunk wurde belächelt und schnell abgebaut und der Zivilschutz inkl. seiner gut gefüllten Lager aufgelöst. Man braucht es ja nicht mehr ...?!


    Doch die Erkenntnis kam schnell das man großen Mist gebaut hat. Zur Jahrtausendwende wurde hektisch versucht ein System in Deutschland einzuführen um die Bevölkerung Flächendeckend wieder erreichen zu können. Der Alarmwecker wurde zu Feldversuchen verteilt um im Notfall ein Funksignal an diesen zu senden. Fazit des Versuches: kläglich gescheitert !! Nun kam man mit der modernen Technik (Handys) auf die Idee Warn SMS zu versenden. Mach startetet auch hier Feldversuche, Fazit: ebenfalls großer Mist, So ein Handynetz kann schnell zusammenbrechen und man erreicht niemanden mehr (Stichwort Silvester 0:01 Uhr)


    Nun kam man seitens der Regierungen und nach Bildung von div. Arbeitskreisen auf die glorreiche Idee, Flächendeckend ein Sirenennetz in Deutschland aufzubauen. Geht ja ganz einfach. Der Bund beschließt,die Länder sollen es ausführen, die Gemeinden tragen die Kosten. Punkt fertig ....Klasse Arbeit, man kann sich auf die Schulter klopfen im Arbeitskreis,denn man hat ja was neues erfunden....... Mhhhhhhh wir was das gleich nochmal..... die Komunen sind Pleite und was Kostet das nochmal.....na wir verschieben es mal noch ein wenig nach hinten,wird schon nix passieren.


    Nun kam die große Zeit der Apps.... schnell paar Warnapps rausgehauen, bißchen Werbung und alles ist schick..... Nun kam aber plötzlich jeden Tag ne Warnung über das Ding und nix passierte(Warnung vor Regen,Warnung vor Nebel,Warnung vor Wind, Warnung vor..... usw usw usw).... die Leute sind verunsichert und und reagieren bei der 100.ten Warnung nicht mehr .... (Stichwort: passiert ja ehh nix bei mir).


    Gut nun kam was kommen musste. Eine Broschüre wurde erstellt und der gemeine Bürger auf das wichtigste Hingewiesen. (Kaufe die ein paar Lebensmittel auf Vorrat, Kaufe dir ein paar Kerzen, ein kleiner Gaskocher kann auch nix schaden und ganz wichtig bevorrate dich mit Trinkwasser) und wenn du es doch nicht machst, rufe einfach die Feuerwehr oder THW oder DRK.. da wird dir schon geholfen.......


    STOP....... STOP...... STOP


    Sagt mal gehts noch? Muss man jetzt für alle Möglichen Sachen was Herrausgeben. Sind wir nicht mehr von alleine in der Lage Mitzudenken? Fragt mal die älteren Mitbürger. Das ist doch das normalste von der Welt, sich einen kleinen Vorrat anzuschaffen, Mal die Nase in Richtung Himmel zu strecken um zu sehen was gerade passiert. Es gab auch früher schon Unwetter die das öffentliche Leben etwas beeinträchtigt haben. Aber man wusste sich zu Helfen.... Heute ist es eben anders. Jeder schiebt den anderen die Schuld in die Schuhe, weil wann wurde ja nicht präzise Tagelang vorher gewarnt, das um 15:38 Uhr das kommenden Mittwochs ein Unwetter mit überflutungen kommt......


    Sorry, aber ehrlich mal....


    Fazit: Die Regierung,die Länder und die Kommunen haben Mist gebaut. Eine Flächendeckte Alarmierung bzw. Warnung der Bevölkerung ist im Moment nicht möglich. Man versucht die Kuh aber irgendwie vom Eis zu bekommen und macht allerhand Blödsinn anstatt sich mal zu besinnen wie es früher geklappt hat wo man bei weiten nicht diese Technischen Möglichkeiten hatte wie heute. Apps,Meldungen über das Social Media Imperium, alles gut und schön. So lange wie es Funktioniert und das Telefonnetz nicht zusammenbricht mag es gehen, aber im Regelfall bricht dieses schnell zusammen wenn Mutti Natur ihre Kraft zeigt.


    Zum Thema Rettungswachen/Feuerwehrhäuser in der Mitte vom Ort: Ja auch hier gibt es Gesetze und Verordnungen. Der Bürger hat den Anspruch das ihn binnen von 10 Minuten nach dem Absetzen des Notrufes geholfen wird. Deswegen sind solche Gebäude laut Gesetz so zu bauen das diese Zeiten eingehalten werden. Und das ist nun mal in der Regel ein zentraler Punkt im Ortskern ( Notruf > Alarmierung der Kräfte > Anfahrt zum Depot > Ausrüsten > mit den großen Autos und Tatütata zum Einsatzort und das binnen 10 Minuten) ...... Leider kennen viele Bürgerinnen und Bürger heute nivht mehr das Wort Selbsthilfe und schreien sofort nach Hilfe wenn 3cm Wasser im Keller steht o.ä.


    So genug geschrieben, sonst rege ich mich noch mehr auf. Fakt ist: Wir können noch so viel dazu beitragen das vor Wetterereignissen zielorientiert bewarnt werden kann. Die Obersten Entscheidungsträger des Landes müssen erst ihre Hausaufgaben machen. Dann kann auch durch unsere Mitwirkung sicher punktuell, schnell, Zielsicher bewarnt werden um so größeres Leid in Form von Todesfällen bei Unwettern verhindern zu können.

  • So... zuletzt möchte ich mich auch noch dazu äußern. Ich habe etwas gewartet, wahrscheinlich weil mich das Thema emotional irgendwie nicht so besonders anspricht, aber nun finde ich gerade mal die Zeit dazu.


    Sicher kann man die Warnungen irgendwo noch verbessern und die Idee aus den USA, bei schweren Unwettern das Programm zu unterbrechen oder zumindest im Radio / TV etwas einzublenden, finde ich nicht schlecht. So kann man ja zum Beispiel wenigstens die Orte auf der Zugbahn vorwarnen. Ansonsten, es klang ja bereits schon an, bevorzuge ich das Konzept der Eigenverantwortung!


    Das machen wir doch bei all den anderen Sachen, die das Leben so mit sich bringt, auch. Also kann doch Ottonormal mal ein paar Minuten investieren, um zu schauen, wo und wann es bei einer gefährlichen Wetterlage brenzlig werden kann. Das wissen die Wetterdienste und die ach so tollen Apps auch nicht immer exakt 24 Stunden im Voraus, aber man könnte ja zumindest mal kurzfristig das Regenradar bedienen. Nur steht da bei vielen eben dieses Hirngespinst im Weg, dass man das Wetter exakt schon wenigstens 7 Tage im Voraus wissen müsse. Und tagsüber hat auch bitte immer die Sonne zu scheinen, Regen höchstens nachts, aber auch nicht zuviel und bitte auch nicht zu heiß! Willkommen in Deutschland - dem Paradies auf Erden! Hier muss alles perfekt sein - auch das Wetter, wie am Mittelmeer - nur noch besser - mit grüner Landschaft und so, selbst wenn es nicht regnet!


    Ja, ich gebe zu, hier werde ich dann doch etwas emotional, weil ich genau weiß, dass der Durchschnitt so denkt und ich mich immer frage, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Also wo soll man ansetzen? Wie wäre es bei der Bildung?


    Wo ich aber definitiv nicht emotional werde, ist bei Katastrophenbildern. Shit happens. Das passiert eben, ob mit oder ohne Warnungen. Irgendwen wird es immer irgendwie dumm erwischen. Klingt blöd - ist aber so. Auch in 100 Jahren wird es noch Tote und Verletzte durch Unwetter geben, es sei denn, wir schränken unsere Freiheitsrechte derart ein, dass es generell verboten ist, bei einer Unwetterlage aus dem Haus zu gehen. Aber dann fällt eben einer mehr im Haus von der Leiter und bricht sich das Genick statt vom Blitz erschlagen worden zu sein.


    Dass die Politik nun Maßnahmen ergreifen muss, ist auch nichts, was mich wirklich vom Hocker haut. Das ist eine zentrale Aufgabe der Politik: Verantwortungen hin und her schieben, bis es alle irgendwie halbwegs zufrieden stellt.


    Die nächste Sache, die mich an dieser Diskussion stört und warum ich längere Zeit gezögert habe, hier was zu schreiben, ist, dass Wahrscheinlichkeiten häufig nicht berücksichtigt werden. Ja, sicher wird sich was ändern, nachdem ein schwerer Tornado durch eine deutsche Großstadt gezogen ist, aber deren hatten wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten wieviele? Und wieviel Schaden ist entstanden, wenn man das auf die Fläche Deutschlands prozentual verteilt? Soweit ich das überblicke, hatten wir in den letzten 15 Jahren ca. 4 Tote durch Tornados. Wägen wir Wahrscheinlichkeiten und mögliche Folgen ab, bewegen wir uns da ungefähr auf dem Niveau, auf dem sich Wissenschaftler bewegen, die ein Asteroidenabwehrsystem für die Menschheit installieren wollen oder auch dem eines Erdbebenforschers für seismische Aktivitäten in Deutschland. Alles Freaks eben. Da braucht man schon verdammt gute Argumente, um was zu bewegen.


    Wen juckt das bei Millionen von Verkehrstoten im gleichen Verhältnis? Da kann ich beim besten Willen niemandem erzählen, dass wir ein Tornadowarnsystem brauchen. Das mag von den Größenordnungen schon wieder anders aussehen, wenn wir die Gesamtzahl von Toten und Verletzten bei allen Unwetterarten betrachten, aber da gibt es ja auch schon Warnsysteme - ist halt nur blöd, wenn das aufgrund von Unwissen im (seltenen) Ernstfall ignoriert wird. Deshalb betrachte ich auch Meldesysteme, wie das von Skywarn, erstmal nur experimentell. Wieviele Leben haben wir als Stormchaser damit schon gerettet? Ich sehe die Gefahr, dass das hier etwas zu ernst genommen wird. Sicher möchte jeder gern ein Held sein und wir als Stormchaser wollen am Ende wenigstens sagen können: Wir haben es doch gewusst und euch gewarnt. Doch die eigentliche Gefahr ist meiner Meinung nach eine ganz andere: Leuten immer wieder Horrormeldungen um die Ohren ballern, bis sie nicht mehr hinhören und dann, wenn wirklich mal eine außergewöhnlich gefährliche Wetterlage ansteht, kein Gehör mehr finden. Dabei bilden wir uns ja selbst noch stets und ständig weiter (bei entsprechend seriöser Intention), was im Übrigen auch eine Maxime in der Wissenschaft darstellt. Auch 2016 ist z.B. die Tornadoentstehung noch nicht restlos geklärt.


    Daher ist meine Storm Chasing - Philosophie hierzulande, wo unser Hobby witterungsbedingt nun einmal häufig ein Nischen-Dasein fristet, auf zurückhaltende, sachliche und ausdauernde Aufklärung zu setzen und nur in wirklichen Extremfällen vor außergewöhnlichen Gefahren zu warnen - wie zum Beispiel am 7. Juli letzten Jahres, als eine Superzelle mit Downburst eine Schneise der Verwüstung gerissen hat und mehrere Menschen verletzte. Wo man da die Grenze zieht, bleibt natürlich jedem selbst überlassen, aber vor jedem Popelgewitter, was mit 0,0238% Wahrscheinlichkeit auftreten kann und wo Person X mit 0,000034% Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen wird, möchte ich auch nicht nochmal extra warnen müssen. Soviel Sachverstand sollte doch ein jeder besitzen - obwohl ich da schon wieder Bedenken habe, wenn ich an den beliebten Reim "Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen" bei Gewitter denke...


    Ich möchte damit keinesfalls sagen, dass alle Warnungen sinnlos wären. Das hat schon alles seine Berechtigung, nur jeder Sender braucht erstmal einen geeigneten Empfänger und bei Millionen von Radiogeräten ist ja immer mal eins kaputt und manchmal gibt es auch Fehlproduktionen in einer ganzen Serie. Solange es nicht zum Tag X kommt und die schlimmste Wetterlage in der deutschen Geschichte seit 30 Jahren herrscht, mag das ja auch alles gut gehen und es fällt kaum auf. Nur dann, an diesem einen Tag, kommt es wirklich darauf an, dass aufmerksam zugehört wird. Bis dahin möchte ich zumindest mein Möglichstes getan haben, um das Geschrei vorher, nachher und währenddessen möglichst gering zu halten.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Ein paar nachträgliche Gedanken zum Thema von mir.


    In den Staaten ist es im Prinzip so, dass sämtliche Radio- und TV-Networks die Wettermeldungen freiwillig anbieten und quasi damit einen Mehrwert schaffen, der mittlerweile längst eine Art Markt für beste/schnellste/verlässlichste Wettermeldung geschaffen hat. Überlagert ist das Ganze zumindest im Radio von den offiziellen SPC (Storm Prediction Center) Meldungen. Die werden quasi zwangsgeschaltet sobald eine heikle Situation in einem bestimmten County ansteht. Ob es im TV auch Zwang gibt oder gab weiss ich nicht, aber die Konkurrenzsituation hat es quasi heute zu einem solchen gemacht.


    Die Frage ist, ob das bei uns auf freiwilliger Basis denkbar wäre? Vermutlich nicht. Dazu passiert zu wenig. Allerdings bringt es mich auch direkt zum entscheidenden Punkt. Alles was es braucht ist ein simples Warnsystem basierend auf DWD-Live-Warnungen (analog SPC), die im Radio zu Zwangsinformation führen. Wer einmal in den Staaten war kennt das Warngeräusch nur zu gut und man wird extrem schnell ziemlich krass darauf konditioniert. Das verfehlt seine Warnwirkung definitiv nicht und kommt freilich nur bei starken Superzellen mit Tornadogefahr oder Flash-Floods zum Einsatz. Alles was es dazu braucht ist vorhanden. Ein Wetterservice und ein Rundfunksystem was nicht im rechtsfreien Raum schwebt. Ich denke das liesse sich ebenso für Warneinblendungen im TV nutzen. Sollte es jedenfalls in Anbetracht der höheren unmittelbaren Reichweite.


    Warum es nicht passiert? Well, fehlendes Bewusstsein bei Entscheidungsträgern dürfte der Hauptgrund sein. Wie es zu ändern ist? Schwer zu sagen. Es braucht vermutlich tatsächlich ein paar krassere Ereignisse, bevor sich ein Bewusstseinswandel vollzieht. Die 1950er-Jahre USA-Tornado-Todesfälle haben auch dort erst dazu geführt, dass ein entsprechendes Warnsystem entwickelt wurde (wobei erstmal Grundlagenforschung notwendig war als unmittelbarer erster Schritt). Auf freiwilliger Basis wird sich kein Sender einen Severe-Weather-Experten ins Haus holen der in Zusammenarbeit mit dem DWD neben den normalen Wetterberichten auch für Unwetterwarnungen (rund um die Uhr abrufbar) zuständig ist. Das brauchts aber ein Stück weit, solange es keine Zwangseinblendungen gibt.


    Immerhin, die neue Generation beim DWD und generell in der Wettervorhersage hat bzgl Severe-Weather ein viel besseres Basiswissen. Vielleicht führt das dazu, dass sich irgendwann auch die entscheidungsrelevanten Ebenen in der Landes- bzw Bundespolitik inspirieren lassen.


    Grüsse KarSteN


    P.S.: Und wieder ging das Post mit dem ersten Ess-Zett unfreiwillig raus *doh*. Fehlendes ebensolches bitte ich daher zu entschuldigen.