21.07. - 26.07.2016 Gewitterthread (Unwettergefahr)

  • Nach einem kurzen sommerlichen Intermezzo steht ab Donnerstag eine neue Gewitterlage an.


    Die größte Gefahr bei dieser Lage sollte wieder mal Starkregen* (25 l/m² in einer Stunde -> Unwetter) mit lokalen Überschwemmungen darstellen.
    Donnerstag sollte eine Konvergenzlinie am frühen Nachmittag für Auslöse sorgen. Freitag und möglicherweise auch noch bis Samstagmorgen könnte es im präfrontalen Bereich der Kaltfront stärkere Gewitter geben.


    *Natürlich können auch Sturmböen und Hagel auftreten, jedoch stellen diese Begleiterscheinungen nicht das Hauptrisiko dar.


    Weitere Updates und ausführlichere Informationen gibt es dann ab morgen Abend.


    Grüße, Maurice

  • Gewittervorhersage für die aktuelle Nacht und Donnerstag

    Aktuelle Situation:

    Eine Konvergenzlinie befindet sich gerade zwischen NRW und Baden-Württemberg. An ihr haben sich schon linienförmig Gewitter entwickelt, die langsam nach NO vorankommen und Thüringen in etwa ab Mitternacht beeinflussen. Bevorzugte Gebiete sind vor allem West- und Nordthüringen, da die Gewitter sich nach Osten zu dann etwas abschwächen sollten. Die Modelle haben diese Konvergenzlinie etwas später berechnet, woraus man schlussfolgert, dass die Gewitter auch etwas weiter östlich ausgreifen können.


    Ausgangslage:

    Thüringen befindet sich am morgigen Donnerstag zwischen einem Höhenrücken östlich und einem Trog westlich. Ein Kurzwellentrog läuft dann allmählich in den Keil (Rücken) ein. Am Boden sorgen zusätzlich eine Tiefdruckrinne und Konvergenzen für Hebungsantrieb.


    Ablauf:

    Insgesamt kann man zwei Hauptaktivitätszeiten ausmachen: Das ist zum einen die heutige Nacht mit der Konvergenzzone, in der es ab Mitternacht bis in die Morgen von SW nach NO stärkere Gewitter geben kann. Die stärkeren Entwicklungen gibt es eher in Westthüringen, wobei die Hauptgefahr auch hier lokaler Starkregen sein sollte. Interessant wird es dann aber vor allem morgen ab dem Mittag, beginnend über den Bergen mit „stehenden Zellen“, die nur langsam weiterziehen. An lokalen Konvergenzen ist später auch im Flachland einiges möglich. Probleme könnten die Eisschirme machen, die dann über’s Land wehen und jegliche Einstrahlung unterbinden und somit auch die Gewitterbildung möglicherweise etwas dämpfen. Abends kommt die konvektive Aktivität dann allmählich zum Erliegen.


    Zutaten:

    Schauen wir uns mal die Einzelheiten für den morgigen Tag im Detail an. Hebung wird morgen durch kleinere Konvergenzen, Orografie und Einstrahlung auf jeden Fall gegeben sein. Feuchte ist ebenfalls reichlich vorhanden, da die Taupunkte auf Werte um 18°C ansteigen. Labil ist die Atmosphäre auf jeden Fall, MLCAPE erreicht Werte um 1000 J/kg, bei relativ geringem CIN. Bis jetzt klingt alles gut und man könnte meinen: „Mensch, da sind ja verbreitet Schwergewitter* möglich.“ Dem ist aber nicht so. Die wichtigste Zutat fehlt nämlich gänzlich: Die Windscherung. Das heißt: Die Zellen ziehen kaum und regnen sich mehr oder weniger da ab, wo sie entstanden sind. Retrograde Entwicklungen (also eher Neubildungen Richtung Süden) verstärken diesen Eindruck der stehenden oder „rückwärtsziehenden“ Zellen (die es so nicht gibt) noch mehr. Die Zellen bewegen sich schon ganz langsam mit der Höhenströmung von SW nach NO, gehen dann aber eher kaputt und bauen „hinten“ wieder an. Richtungsscherung ist zwar lokal vorhanden, aber durch die fast fehlende Geschwindigkeitsscherung auch nicht relevant. Somit haben wir es morgen mit Multizellen zu tun, die schnell verclustern und nicht lange leben, sich aber immer wieder woanders neu bilden können.


    *mit Schergewittern meine ich langlebige Gewitterzellen (Superzellen) und große konvektive Systeme, die eben nur durch ausreichend Windscherung am Leben gehalten werden können.


    Gefahren:

    Hauptgefahren sind vor allem Starkregen (über 25 l/m² in einer Stunde) und Hagel (meist 1-2cm, in frischen Zellen vielleicht auch mal 3cm). Lokal können enorme Regen- und Hagelmengen runterkommen und für massive Überschwemmungen sorgen. Der Wind spielt da eher eine untergeordnete Rolle, wenngleich mit den Gewittern auch mal stärkere Böen auftreten können.


    Ausblick auf Freitag:

    Ein Luftmassenwechsel findet nicht statt. Es deutet sich aber aktuell an, dass die trockene Luftmasse wieder etwas nach Westen transportiert wird und somit die nordöstlichen Landesteile Thüringens eher weniger abbekommen könnten.


    Modelle: GFS, WRF WZ, Modellzentrale 4km WRF, kachelmann (Super HD, HD)
    ...auf Karten verzichte ich an dieser Stelle, da diese im Hinblick auf die Lage sowieso Konvektionsschwerpunkte unterschiedlich setzen, alles weitere wurde im Text besprochen.


    Abgesprochen mit Markus und Chris.


    Grüße, Maurice

  • 20./21.
    Gewitter in NRW von Wippersdorf/Th. aus gesehen.


    Der von Markus beschriebene Eisschirm gegen 22°°



    viel passierte erst einmal nicht, ab und zu ein Wetterleuchten Richtung WSW und beständiger, warmer Wind.
    Der Mondaufgang war ansehnlich.



    Zur Mitternacht hin, sah ich die ersten Blitze am Horizont, die Einschläge waren bei Hannoversch Münden



    Der war ganz besonders schön, lt. Blitzanalyse von Kachelmann 10.3 kA



    Die Blitzrate war nicht sehr hoch, von meinem Standort aus gesehen alle paar Minuten mal einer.

  • Ich zeig auch mal was von Erfurt heute zum Sonnenaufgang.



    Die fotogene Zelle mit schönen Erdblitzen direkt über Jena hab ich durch eine gesperrte Straße bei Magdala leider verpasst :/
    Ein Bild von der Fahrt:



    LG Marco

  • Update


    Verifikation und aktuelle Situation


    Die erwartete feuchte Luftmasse, sowie die sehr langsame Höhenströmung wurden von den Modellen im Vorfeld bereits gut erkannt. Dementsprechend ist auch die Hauptgefahr Starkregen im Laufe des Tages eingetreten. Der Ablauf wurde jedoch durch ein kleines Detail erheblich beeinflusst: Der kleine Randtrog, der über den Höhenrücken gelaufen ist, war signifikant stärker ausgeprägt. In den 6z-Modellen war teilweise auch ein abgeschlossenes kleines Höhentief zu erkennen, was sich in der Realität wunderschön im Satellitenbild zeigte. Dadurch konnte reichlich mehr Hebung wirken und aus einzelnen Gewittern wurde ein gewittrig durchsetztes Starkregengebiet. Entsprechend fielen auch die Höchsttemperaturen vielerorts bedeutend niedriger aus, als prognostiziert.


    Aktuell löst sich dieses Regengebiet zunehmend auf und die Abendsonne kommt noch etwas hervor. Da kein grundlegender Luftmassenwechsel stattgefunden hat, sind mit etwas Resthebung vereinzelte Gewitter dahinter zum Abend nicht ausgeschlossen. Diese klingen aber im Laufe der Nacht langsam ab und es kann sich Nebel bilden.


    Ablauf Freitag


    Bis ungefähr zum Mittag besteht insbesondere in den Mittelgebirgen noch die Möglichkeit von Einzel- und Multizellen in schwülwarmer Luft. Danach trocknet die Luftmasse von Osten her langsam aus und potentielle Aktivität verlagert sich mehr in den Westen. In der unverändert feuchten und windschwachen Umgebung ist nach wie vor Starkregen, sowie lokal kleiner Hagel, möglich.


    Samstag ggfs. erneut erhöhtes Gewitterpotential, dazu aber später wieder ein Update.


    Modelle


    GFS, WRF WZ, Modellzentrale 4km WRF, kachelmann (Super HD, HD)

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

    Einmal editiert, zuletzt von Chris ()

  • Suchbild mit Gewitterwolke ;)


    Am Nachmittag zog eine einzelne Zelle mit 6km/h aus der Lüneburger Heide gen Harz.
    In Soltau hatte sie bereits 44l/qm abgelassen.
    Von Silkerode aus erwischte ich sie mit der Kamera, als sie gerade über Seesen hinweg südlich zog.


    Sie streifte Clausthal-Zellerfeld und Osterode, bevor sie sich Kurz hinter Duderstadt an der Grenze zu Th. wohl aufgelöst hat.
    Jedenfalls war auf dem Blitzradar nichts mehr von ihr zu sehen.




    Im Tagesverlauf war heute am Harzrand und im Grenzbereich zu Thüringen das Wetter eher ermüdend:
    Vormittags drückende Schwüle und kaum wahrnehmbare Luftbewegung bei 23-26 Grad.
    Gegen mittag kam dann ein eher trockener Wind aus NW den Harz herunter und schob die Bewölkung aus SO hin- und her.


    In Bockelnhagen/EICH kamen nachmittags sogar ein paar Tropfen herunter, von der Menge her zu vernachlässigen.
    Die Temperaturen veränderten sich im Tagesverlauf kaum.

  • Hallo,


    am gestrigen Morgen (05:20Uhr), wurde ich durch dumpfes Donnergrollen aus dem Schlaf gerissen.
    Ein Blick aufs Radar verschaffte mir schnell einen Überblick über die momentane Lage.


    Noch halb verschlafen, hieß es die Kameras in Position zu bringen.


    Vor der Kulisse der aufgehenden Sonne, konnte ich noch ein paar Erdblitze einfangen.
    Von da an setzte ein fast 11 stündiger Dauerregen ein.

    MfG Carsten





  • Die Zone mit Gewitterpotential bleibt in den Gebieten westlich der A71/A73. Weiter nach Osten wirkt bereits Stabilisierung. Einmal entstandene Zellen im Westen können sehr hohe Regenmengen in kurzer Zeit abladen. Es besteht Überflutungsgefahr.


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    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Ich war eben bei Mücheln. Kein Blitz & Donner, aber zwei Starkregenschauer reichten für reichlich Aquaplaning.

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  • gegen 11°° wurde auf dem Radar eine Zelle über Bad Harzburg interessant, die wollten wir uns mal ansehen.


    EDIT Markus, 23.07.2016, 08:38 Uhr: Entfernt. Nochmals der HInweis, dass von kachelmannwetter nur Inhalte verlinkt werden dürfen. Bitte darauf achten!


    Von Braunlage aus, ein recht guter Blick



    Da der Standort nicht sehr viel mehr hergab(waren zum ersten Mal dort), entschlossen wir uns, nach Mackenrode zu fahren. Zeit hatten wir ja genug, die Zelle bewegte sich nur unwesentlich, lt. Tracking 6Km/h in Richtung Bleicherode.


    In Mackenrode angekommen, hatten sich am Harzrand bereits einige dicke Schauerzellen gebildet, die z.T. Starkregen mit Überschwemmungspotential haben sollten.




    Regelrechte Überschwemmungen gab es in Mackenrode und Umgebung nicht, nur Starkregen mit Hagel (0,5-0,8cm) durchmischt. Was an Regen herunterkam, staute sich kurz auf und verlief sich schnell. Einige kleinere Äste und Laub kam herunter, bei Woffleben/Hohnstein waren einige Bäume zur Hälfte kahl.




    Am Abend dann noch mal nach Petersdorf/NDH


    Dort bodennaher Wind aus N (6,8m/sek.), der sich dann gegen 22°° legte. Temp. 20.8°
    Auf der Fahrt nach Hause von NDH alles ruhig und trocken. Vereinzelt ein paar abgebrochene Äste auf der Straße, vom Starkregen nachmittags. Aber nicht erwähnenswert.


    EDIT: noch ein paar Worte hin- und her geschoben

  • Ich war heute am Südharzrand und im Bereich der Hainleite unterwegs. Es gab ein paar Strukturen,heftigen Starkregen, keinen Hagel, Windböen und lokal auch einige Überschwemmungen.

  • Gewittervorhersage für den 23.07.2016:


    Verifikation -> wird später separat gemacht



    Aktuelle Situation:


    Unter schwacher Höhenströmung und Druckverteilung befinden sich große Teile Deutschlands weiterhin im sog. Gewittersumpf. Von Ostern her fließt trockenere und stabilere Luft ein, die am Samstag etwas weiter westwärts vorankommt.
    In der 2. Nachthälfte hat sich ein kleines Tief über dem zentralen Bayern gebildet, dass derzeit an seiner Nordflanke auch durch Konvergenz für Gewitter und Regen zw. Sonneberg und Bad Salzungen sorgt, die nun auch etwas nordwestwärts ziehen können:

    Quelle: meteocentre.com


    Das Tief soll sich lt. Modellberechnungen westwärts verlagern. Da die feuchte und labile Luftmasse nördlich davon liegt und Thüringer Wald/Schiefergebirge als gewisse Flanke wirken, dürfte sich durch orographische Hebung und Konvergenz hier der heutige Gewitterschwerpunkt zeigen. Nördlich der Gebirge strömt im Tagesverlauf mehr die trockene und stabile Luftmasse ein, die Konvektion mehr und mehr unterdrücken sollte. Die Zellen im Süden dürften auch bis in den Vormittag immer mal wieder aktiv werden, zumal auch etwas Scherung ins Spiel kommt. Im Tagesverlauf dürfte dann in einem Bereich von Vogtland - Th. Schiefergebirge - Th. Wald - Rhön und südlich dieser Gebiete die Gewitteraktivität generell aufleben. Langsam ziehende Zellen und retrograde Entwicklungen (rückwärtsziehend) mit späterer Verclusterung sorgen bei hohem Flüssigwassergehalt von über 30 mm für ergiebigen Starkregen mit plötzlichen Überschwemmungen. Ebenso ist Hagel zw. 1,5 und 2 cm (vielleicht mal 3cm bei neu entwickelten Zellen), örtlich in großen Mengen zu erwarten. Örtlich auch Windböen.


    In Janeks WRF ist schön die typische Gebirgskonvektion von Rhön über Th. Wald bis Vogtland und Erzgebirge zu sehen:



    Modelle: GFS, Modellzentrale 4km WRF, kachelmann (Super HD, HD), EURO4, HIRLAM, ECMWF + Erfahrungswerte
    Vorhersage: Markus

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  • 1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • Auch heute zum Sonntag ist wieder vorwiegend im Thüringer Wald wieder mit einzelnen Schauern und Gewittern zu rechnen, die sich nicht vom Fleck bewegen. Entsprechend bleibt Starkregen die Hauptgefahr.

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  • Im Übrigen auch Vorabinfo Unwetter für große Teile Thüringens.


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  • Im Übrigen auch Vorabinfo Unwetter für große Teile Thüringens.


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    Die gab es ja zuhauf. :ironie


    Tut mir leid, so lange so großflächig bei minimal vereinzelten Gewittern Panik geschoben wird, muss ich solche Spitzen bringen.


    Und bevor einer mit dem Argument kommt: Nein, Passau liegt nicht in Thüringen.

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  • Das ist auch okay denn ich war selbst verwundert darüber.


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