28.08./29.08.2016 Gewitterthread (Unwettergefahr)

  • Am Sonntag wird die aktuelle Hitzewelle mit einem Kaltfrontdurchgang beendet. Damit verbunden steigt das Risiko von teils kräftigen Gewittern besonders am Sonntag an. Wie verbreitet diese dann auftreten werden, ist noch schwer abzuschätzen. Am Samstag ist das Gewitterrisiko sehr gering.


    Samstag, 27.08.: Ein starker Deckel und ein sich kräftiger Höhenrücken bei nordöstlicher Strömung dürften heute die Konvektion unterbinden. Das über dem Bergland durch Konvergenz + Orographie tatsächlich was entstehen könnte möchte ich fast ausschließen.


    Sonntag, 28.08.: ...gewinnt feuchtere Luft in der mittleren Troposphäre an Raum nach Osten. Nachmittags wird vor der Kaltfront in der Warmluft eine Konvergenz simuliert. Die Modelle reagieren dabei mit wenig Niederschlagssignalen. Zum Abend hin folgt die Kaltfront, die in der Nacht den Freistaat ostwärts überquert. Somit ist morgen einmal die Konvergenz ein möglicher Trigger, die aber genauso geräuschlos aufgrund der noch trockenen und gedeckelten Luftmasse durchziehen kann und andererseits die Kaltfront zum Abend hin. Hierbei wird von den Modellen mehr linienartige/verclusterte Gewitter simuliert, die von Westen her übergreifen und sich ostwärts abschwächen. Zu erwähnen ist noch, dass die Labilitätsparameter mäßig bis erhöht sind (CAPE), Feuchte herangeführt wird, Scherung aber erst zum Abend hin besser wird.


    Die Hauptgefahren sollten daher einmal Starkregen, Hagel zw. 3 und 4 cm (aufgrund der trockenen Schicht) und gerade anfangs Fallböen (Downbursts) aufgrund der trockenen Grundschicht sein.


    Der Sonntag wird dann heute oder morgen nochmal näher betrachtet.
    Wer nochmal eine größere Runde drehen möchte, sollte nach Niedersachsen oder SH für den heutigen Abend/Nacht fahren.
    Für morgen rate ich derzeit zeitger nach West-TH aufzubrechen um dort bereit zu stehen.


    Modelle: GFS, ECMWF, WRF NMM, WRF Modellzentrale, kachelmann HD's,


    VG
    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Estofex.org haut für unsere Region ein Level 1 raus. Obacht also ab dem späten Nachmittagsstunden! Gewarnt wird vor Hagel und einzelnen konvektiven Böen in Sturmstärke.
    EDIT Markus, 28.08.2016, 08:18 Uhr: Zum Verständnis: Estofex hält im Level 1 Gebiet einzelne (isolated) konvektive Windböen mit mindestens 92 km/h für wahrscheinlich.


    Ganzer Outlook: www.estofex.org

  • Guten Morgen!


    Die letzte Gewitterlage im meteorologischen Sommer steht heute und in der Nacht zum Montag an. Dabei besteht noch einmal das Potential für lokal kräftige Gewitter in Verbindung mit einer Kaltfront, die in der Nacht nach Südosten durchschwenkt. Im Zeitraum von heute Nachmittag bis Montagmorgen sind einzelne, nachts auch häufiger und ggf. linienartige Gewitter im Land wahrscheinlich, die sich von West nach Ost verlagern. Starkregen, Hagel (2-4 cm) und konvektive Windböen in Sturmstärke bilden die Hauptgefahren.


    Ausgangslage:
    Der Hochdruckeinfluss wird durch einen näher kommenden Langwellentrog ostwärts abgedrängt. Kurzwellige Tröge laufen dabei ab und sorgen für Hebung. Am Boden findet sich eine Tiefdruckrinne, die von Westen her auf Europa übergreift. Darin bildet sich ein Tief, dass heute via Nordsee Richtung Dänemark zieht. Mit südlicher Strömung gelangt im Warmsektor zunehmend labile und feuchte Luft nach Deutschland, die abends/nachts durch eine Kaltfront abgedrängt wird.


    Diskussion:
    Zunächst am Nachmittag über den Bergen vereinzelte Gewitter. Wegen dem hohen Kondensationsniveau (ca. 2.000 m) Gefahr von Fallböen und anfangs Hagel (3-4 cm). Die Luftmasse ist bis zum Nachmittag noch stark gedeckelt. Zw. Nachmittag und Abend ist eine Konvergenz wahrscheinlich, die in den neuesten Modellläufen etwas schwächer ausgeprägt berechnet wird. In ihrem Bereich könnte es ebenfalls zu von Westen heranziehenden Gewittern kommen, die West- und Nordthüringen beeinflussen. Im Anschluss sind im Vorfeld der Kaltfront häufiger Gewitter zu erwarten, die auch als Linie oder Cluster übergreifen können und sich südostwärts verlagern. Dabei wird auch ein Aufleben der Aktivität nach Mitternacht über Thüringen simuliert. Diese Gewitter können dann ebenfalls konvektive Windböen (dann aber eher an der Böenfront) in Sturmstärke, vereinzelt Hagel um 2-3 cm sowie Starkregen im Gepäck haben. Bis Montagmorgen ist die Kaltfront nach Südosten abgezogen.


    Was die Paramter angeht steht später viel Energie bereit, Hebungsimpulse werden auch kommen und der Deckel muss weg. Die Scherung ist erst zum Abend/Nacht zu MO hier besser ausgeprägt.
    Die bessere Überlappung findet über dem Norden Dtl. sowie weiter auch Sachsen-Anhalt statt. Man sollte also entweder nordwärts fahren oder hier abwarten und (Eis)Tee trinken und den Abend/Nacht abwarten. Grundsätzlich darf man natürlich nicht Überraschungen wie heute Morgen in BaWü vergessen.


    Jetzt heißt es die weitere Entwicklung abzuwarten.


    VG
    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • Danke, Markus! In Anlehnung an diese Worte vielleicht noch ein paar Sätze für die meteorologisch Versierteren zum tieferen Verständnis und um aktuelle Unsicherheiten besser einordnen zu können:


    Wir haben es mit einer hochgradig labilen Luftmasse (bis über 2.000 J/kg ML-CAPE gerechnet) zu tun, d.h. es reichen ein paar Funken Hebung, damit die Atmosphäre explodiert. Die Labilität kommt vor allem aus der mittleren Atmosphäre, unten ist es verhältnismäßig trocken, daher auch die hohe Downburstgefahr.


    Die Folge: Man sieht bereits jetzt entkoppelte Entwicklungen, mit denen niemand gerechnet hat (Bayern, Hessen). Die Entwicklung in den nächsten Stunden entscheidet, ob es bereits am Nachmittag an der Konvergenz zündet oder eher an der Kaltfront am späten Abend / in der Nacht. Erfahrungsgemäß wird die Konvergenz von den Modellen immer etwas unterschätzt. Wie Markus bereits geschrieben hat, ist Hagel und Sturm in Kombination die Hauptgefahr, wobei die Hagelgefahr an der Kaltfront tendenziell zugunsten der Sturmgefahr etwas abnimmt. Zelltyp: zunächst eher unorganisierte, kräftige Multizellen, später vielleicht auch eine kleine Squall line.


    Nach Norddeutschland zu erhöht sich übrigens nur die Wahrscheinlichkeit auf flächigere Ereignisse etwas (mehr Dynamik), die Gefahren sind dort aber ähnlich wie hier.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Da sind die entkoppelten Entwicklungen zw. Bad Hersfeld und Eschwege.

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • Kleiner Exkurs:
    Mein Vater schickt mir das folgende Bild von gestern Nacht (Shelfcloud über der norddeutschen Küste, Schleswig-Holstein). Es sei eine unglaubliche Blitznacht gewesen. 3 Stunden konnte er das Ganze beim Aufzug beobachten.



    LG Marco

  • Die hochbasige Einzelzelle hatte ich mir eben nochmal bei Buttstädt (SÖM) angesehen:


    ...und wieder sterbend:

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  • Auch wenn ich heute aufgrund schmerzhafter Nachwehen einer Weißheitszahn-OP nicht mit rausfahren konnte, hab ich doch noch ein kleines Stück vom großen Gewitterspektakel mitbekommen.


    Erst richtete ich mich auf unserem Balkon ein und hoffte, einen Blitz der Zelle einzufangen, die sich gegen 20:30 südöstlich von Jena befand. Allerdings gab´s nur Geflacker zu sehen:


    Nach kurzem Blick auf´s Radar wechselte ich auf den öffentlich zugänglichen Balkon im 9. Stock. Dort hat man freien Blick in Richtung Norden, wo sich noch zwei weitere Zellen in ihren letzten Zügen befanden.
    Die beiden schönsten Crawler gleich zu Beginn verpasste ich leider, da sie jeweils zwischen zwei Aufnahmen über den Himmel huschten. :?
    Trotzdem konnte ich noch ein paar kleinere Blitze einfangen, ehe die Zellen sich in den Feierabend verabschiedeten:



  • Hallo an alle,


    Ich bin heute Abend rausgefahren, nachdem in Jena zwei blitzaktive Zellen im Vorgarten standen.
    Beim ersten Halt in Nohra waren weitere Gewitter mit Starkregen und mglw. Hagel zu sehen. Ein paar davon wurden durch den Th. Wald ausgelöst und zogen dann Rtg. EF, WE, J.
    Zum Sonnenuntergang zog dann ein Schwergewitter mit Sturmböen und Starkregen von Südwest auf.






    Auf dem Rückweg fotografierte ich beim Cospoth eine frische Zelle, die südöstlich von Jena abzog; sie konnte mit einigen Erdblitzen aufwarten (war leider bei meiner Ankunft schon kurz vor dem Hermsdorfer Kreuz):



    LG Marco

  • Aus dem Harz gibt es wenig zu berichten, ich konnte ja erst gegen 19°° losfahren.


    Ursprünglich war der Hausberg in Bad Lauterberg geplant, aber bereits auf dem Weg zur Tanke in Bad Sachsa wurde ich mit Starkregen und Sturmböen empfangen. Der ursprüngliche Plan westlich nach Lauterberg zu fahren war damit hinfällig.


    Da ich nun unterwegs Internet habe, konnte ich auf der Blitzkarte die Zugrichtung verfolgen und fuhr südöstlich nach Mackenrode. Dort hatte mich der Regen auch schnell eingeholt.


    Also nochmal nach Tettenborn, dort hat man einen guten überblick, der Regen hatte nachgelassen.


    aber nicht sehr ergiebig, deshalb weiter zum Petersdorfer Funkturm (Peter, eine genaue Karte per PN ;) )


    Bei noch 20° und beständigem Wind konnte ich von dort die Zellen am Brocken, Halle und Erfurt/Jena beobachten.
    ein paar schöne Blitze fing ich noch aus Richtung Halle ein.
    Sonst war nur Wetterleuchten zu sehen.

    Crop aus 12mm f4,5 Iso 1250

  • Wow Marco, das letzte Bild hat für mich Kalender-Charakter! :panik
    Die tollen Erdblitze der Zelle hab ich leider nicht gesehen. Ich war ja in dem Block ganz links unten auf deinem Foto, für mich waren die also leider hinter´m Berg und bei mir kam nur das Geflacker an.
    Glückwunsch zu der Aufnahme! ;)

  • Linksammlung: Update 30.08.2016

    35000 Blitze bei Unwetter über Thüringen
    http://www.thueringer-allgemei…ber-Thueringen-1830849639


    Badegäste in Weimar vom Unwetter getroffen
    http://www.thueringer-allgemei…hwanseebad-ein-1419189490


    Kachelmann nach Blitzschlag in Weimarer Freibad! Es wurde zu spät evakuiert!
    http://www.thueringer-allgemei…imarer-Bad-ein-1057741848


    http://www.thueringer-allgemei…imarer-Bad-ein-1057741848Stromausfall und umgestürzte Bäume in der Region von Bad Lobenstein
    http://www.thueringer-allgemei…Bad-Lobenstein-1341194341


    http://www.thueringer-allgemei…Bad-Lobenstein-1341194341Landkreis Greiz: Sturm, Hagel und Starkregen hinterlassen Spuren
    http://www.thueringer-allgemei…erlassen-Spuren-862469286


    http://www.thueringer-allgemei…erlassen-Spuren-862469286Unwetter nach Hitze hielten Feuerwehren auf Trab
    http://www.insuedthueringen.de…auf-Trab;art83467,5051611


    Starke Gewitter in Thüringen beenden Hitzewelle
    http://www.mdr.de/thueringen/hitzewelle-unwetter-100.html


    Videolink MDR.
    http://www.mdr.de/thueringen/v…1201c59b_zs-4e0ede05.html
    Jena: Heißester Tag und höchste Waldbrandgefahr in Jena


    Der heißeste Ort in Thüringen war am Wochenende Jena. Nach Angaben des
    Deutschen Wetterdienstes zeigte das Thermometer am Samstag maximal 34,7
    Grad und am Sonntag 35,9 Grad Celsius. Insgesamt sei es in Ostthüringen
    bei strahlendem Sonnenschein besonders warm gewesen. In Altenburg wurden
    35,0 Grad gemessen. Die Hitze hat sich auch auf die Waldbrandgefahr
    ausgewirkt. Im Forstamtsbereich Jena-Holzland wurde mit der Stufe fünf
    die höchste Waldbrandgefahrenstufe ausgerufen.



    Suhl: Gewitter ohne größere Folgen


    Südthüringen ist am Sonntagabend von den schweren Gewittern weitgehend
    verschont geblieben. Wie die Polizei mitteilte, knickten lediglich
    mancherorts ein paar Bäume um, beispielsweise im Raum Bad Salzungen, in
    Eisfeld und im Ilm-Kreis. In Suhl fiel ein schwerer Ast auf ein
    Telefonkabel. Größere Schäden entstanden laut Polizei aber nicht.


    Quellen: TA, MDR




  • Hallo , ich war gestern auch recht zeitnah aufgebrochen, um die ersten Zellentwicklungen abzufangen.


    Bei Milda konnte ich am Mittag Richtung Westen einen schönen CB ablichten



    Weiter ging es über den Harz Richtung Rathenow, wo ich ein Starkgewitter mit Fallstreifen und ausbildender Meso beobachten konnte


    In diesen Bild sind keine Störpixel, sondern ein Schwarm Stare, die sich auf den Weg nach Süden sammeln.




    Auf dem Heimweg bei Halle konnte ich noch ein paar Blitz ablichen. Der Outlow vor der Front war beachtlich!