Überraschung am 15.09.16

  • Damit hatte ich nicht gerechnet als ich an diesem Tag losgefahren bin.
    War auf dem Weg nach Aachen um mehr als den Ausläufer einer für den späten Nachmitag angekündigten Frontlinie abzufangen.
    Unterwegs wurde ich von einem Chaser den ich vor wenigen Wochen in meiner Gegend getroffen hatte auf dem laufenden gehalten.
    Er meinte ich solle mich für die nachfolgende Zelle besser irgendwo in der Ecke um Düren positionieren und über die B56 fahren. Ich hatte die Nachricht gerade abgehört als
    wie auf Kommando das Hinweisschild Düren/B56 auftauchte. Bin also raus um mal eben Ausschau zu halten und mich zu orientieren.
    Hatte die dunkle Wolkendecke dieser vermeintlich schon schwächelnden Zelle vorher schon gesehen. Bis 10min vor war es auch nicht mehr als das gewesen als
    Sie plötzlich anfing Form anzunehmen.
    Wollte mich nochmal in etwas Entfernung neu positionieren, wurde aber leider während dem Versuch von Ihr überholt.
    Während ich Ihr gefolgt bin hab ich nur noch die nicht ganz so formschöne Seite fotografieren können.
    Schliesslich zerfiel Sie nach knapp 2 Stunden irgendwo über den Niederlanden um Roermond.
    Jetzt würde ich nur noch gerne wissen was genau ich da fotografiert habe. Ist das noch ne einfache Gewitterzelle. Und wenn ja wie kommt diese Form zustande.
    Konnte keine eindeutige Mesozyklone ausmachen. Die Radarbilder auf Kachelmanwetter zeigten/zeigen auch keinen eindeutigen Dipol.
    Das habe ich zumindesten gelesen sei ein Kriterium für eine Superzelle.





    EDIT by MOD: Bitte die Bilder direkt mit einbinden

  • Hallo Christian,


    ja, diese Gewitterzelle hat tatsächlich rotiert wie unschwer zu erkennen ist. Das Wort "Superzelle" (die ja einen rotierenden Aufwärtsstrom besitzt) kann man hier durchaus anwenden.
    Zum Verständnis: Mesozyklone hat sich über die Jahre als vermeintlich sichtbares Merkmal einer Superzelle etabliert. Die Mesozyklone ist allerdings nur ein Radarmerkmal, denn "meso" steht für eine meteorologische Skala in von 2 bis 2.000 km Umfang (und bei Gewittern dann etwa von 2-4km). Und "Zyklone" ist Meteorologie-Basicaustattung, denn es ist nur ein anderes Wort für "Tiefdruckgebiet", dass sich bekanntlich gegen den Uhrzeigersinn dreht. Du kannst das Vorhandensein einer Mesozyklone für wahrscheinlich halten, wenn die Wolkenstrukturen dafür sprechen wie in deinem Fall. Die runde Aufwindbasis und der Zustrom beim 3. Bild deuten darauf hin.


    VG
    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Da kann ich nur zustimmen, das sieht recht eindeutig aus. Klar getrennter Auf-/Abwindbereich, verdrehter Aufwindturm, Zustrom feuchtwarmer Luft als Wolkenband, im Bild von 18.59 Uhr meine ich sogar, RFD-bedingte Wolkenauflösung auf der linken Seite zu sehen. Glückwunsch zu den Shots!

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Danke schön.
    Also eine LP-Superzelle. Hätte nicht gedacht, dass die sichtbaren Merkmale so eindeutig für eine Superzelle sprechen.
    Fehlt nicht noch irgendwo im Verlauf die Ausbildung einer Wallcloud?