28.06.2017 - Superzelle bei Dresden und Gewittercluster bei Bautzen

  • Hallo zusammen!
    Wie versprochen liefere ich noch den Bericht des gemeinsamen Chasings von Kay, Ronny und mir am 28. Juni rund um Dresden und Bautzen nach.


    An diesem Tag sollte es ja schon am Spätvormittag/ Mittag zu ersten Auslösungen kommen und so planten wir unseren Start in Jena gegen dreiviertel Eins. Zu dieser Zeit regnete es in Thüringen schon in vielen Gebieten, jedoch ohne gewittrige Aktivitäten. In Sachsen entwickelte sich aber eine erste Zelle und so starteten wir in Richtung Osten. Schon auf der Autobahn sah man die ersten Quellungen. Könnte dies hier ein Pileus von schräg unten fotografiert sein, oder ist es dafür zu großflächig?


    Interessant waren auf der Fahrt auch die Temperaturunterschiede. In Jena hatte es sich mit dem einsetzenden Regen bereits auf 18°C abgekühlt, bei Dresden erreichten wir dann Spitzenwerte von 32°C.


    Während der Fahrt beobachteten wir die "Grimma-Zelle" fortwährend auf dem Radar und entschieden uns, bei Dresden über die A13 noch ein Stück nordwärts zu fahren, um das südliche Ende des Zellenkomplexes abzufangen. An der Abfahrt Thiendorf fanden wir schnell einen geeigneten Standpunkt und wurden schon mal mit ansehnlichen Strukturen für die Fahrt entlohnt.

    (Panorama)


    Handelt es sich hierbei um eine kleine Wallcloud?



    Allzu lange konnten wir dort allerdings nicht stehen bleiben, weil der Niederschlagskern sich langsam näherte. Ein letztes Bild der Böenfront:


    Wir fuhren noch ein kleines Stück nordwärts, um uns erneut vor dem Südende zu platzieren, und hielten diesmal bei Ortrand. Strukturell hatte die Zelle aber wohl ihren Zenit schon überschritten. Dennoch blieben wir hier eine Weile zum Fotografieren.

    (Panorama)





    Ein letzter Blick auf die Zelle, die nun außer Regen nicht mehr viel hervorbrachte.


    Diese Zelle hat im Übrigen in Meißen diesen hübschen Funnel hervorgebracht. Das Foto soll wohl gegen 14 Uhr entstanden sein. Für mein zugegebenermaßen eher ungeübtes Auge sieht es auf dem Doppler-Radar von 13:55 auch nach Rotation nahe Meißen aus. Allerdings finde ich, dass diese weniger als 30 Minuten anhält, also ist es keine Superzelle, oder?


    Da sich der Komplex nun aber merklich abschwächte, ließen wir ihn nordwärts ziehen und kehrten wieder in Richtung Dresden zurück. Die Neuentwicklung bei Chemnitz zog unsere Aufmerksamkeit auf sich, ihre Zugrichtung sah laut Radar aber sehr "sprunghaft" aus. Wetten über die weitere Zugrichtung wurden abgeschlossen, Kay übernahm die Rolle des Richters... Was soll ich sagen, Ronny schuldet mir jetzt eine Tafel Schokolade. :grins


    Anyways... wir platzierten uns nördlich von Dresden an der Abfahrt Marsdorf und warteten erstmal ab, wie sich das Ganze weiter verhalten würde.
    Zunächst erfreuten wir uns an ein paar frischen Quellungen in Richtung Osten.


    Südlich von uns war erstmal noch nicht viel von der Chemnitzer Zelle zu sehen, dafür ein paar schöne Sonnenstrahlen durch den vorgelagerten Cumulus, ehe der Eisschirm die Sonne verdeckte.


    Parallel dazu verfolgten wir nordwestlich von uns diese schönen wellenartigen Strukturen:


    Auch der CB der Neuentwicklung nördlich von uns entpuppten sich als äußerst fotogen.


    Langsam näherte sich nun die südliche Zelle, konnte uns strukturell aber nicht so überzeugen wie unser erstes Exemplar dieses Tages. Außerdem versteckte sich die kleine Böenfront hinter einem Waldgebiet, weshalb wir uns nochmal kurz einen anderen Standpunkt in der Nähe suchten. Dort setzte aber mit unserer Ankunft auch der Regen ein und den Männern gefiel der Misthaufen nicht als Vordergrund. :grübel:grins

    (Panorama)


    Also zurück auf die Autobahn, um ein Stück östlich zu kommen. Auf der Autobahn zeigte sich kurzzeitig über uns diese wellenartige Struktur:


    Bei Pulsnitz hielten wir erneut. Dort bot sich uns ein "unruhiger" Himmel, aber keine geordneten Strukturen mehr.


    Wir berieten das weitere Vorgehen. Alles westlich von Dresden verclusterte zunehmend und die Strukturen überzeugten uns auch nicht mehr wirklich. Plötzlich entdeckte Kay auf dem Radar aber eine Neutentwicklung südlich von Bautzen, die sich auch verstärkte und ordentlich blitzte. Also ging´s noch ein Stück weiter Richtung Osten.
    Eigentlich wollten wir uns westlich der Zelle positionieren und diese an uns vorbei ziehen lassen. Allerdings fand sich aufgrund von gesperrten Abfahrten, dichtem Waldbewuchs und hügeligen Landschaften kein geeigneter Standpunkt. Also gab es nur noch zwei Optionen: Abfahren, Umkehren und die Heimfahrt antreten - oder Corepunch. Ronny plädierte für Letzteres da der Hagelkern noch südlich der Autobahn war, Kay und mir blieb nur noch übrig, um vorsichtiges und umsichtiges Fahren zu bitten... Durch starken Regen mit Sichtweiten unter 100m und zeitweisem kleineren Hagel bis ca. 1,5cm durch einen sich inzwischen gebildeten zweiten Hagelkern, tasteten wir uns langsam voran. Die Zelle befand sich inzwischen genau über Bautzen. Als wir den Niederschlagsbereich dann endlich verlassen hatten, suchten wir zügig einen neuen Standpunkt. Bei Weißenberg waren wir dann aber doch etwas enttäuscht, da sich uns nicht die erhofften Strukturen boten.


    Nach einer Weile zog dann zwar noch die Böenfront über uns hinweg, aber da hatten wir an diesem Tag auch schon schönere Strukturen gesehen.

    (Panorama)


    Interessant waren allenfalls die durch den Regenvorhang hindurchscheinenden sonnenbeschienenen Cumuluswolken auf der andere Seite des Niederschlages.


    Also traten wir nun doch endgültig die Heimreise an. Ein paar Mammati konnte ich bei Bautzen noch festhalten.


    Während der Heimfahrt beobachteten wir dann noch die schönen Quellungen in Richtung Leipzig. Da ich dann aber fahren musste, konnte ich diese nicht nochmal fotografieren.


    Fazit:
    - Insgesamt war es ein angenehmes Chasing zu dritt mit schönen Unterhaltungen und Spaß bei der Sache.
    - Sachsen war als Zielgebiet die richtige Entscheidung für diesen Tag! ;)
    - Nach der ersten Zelle hätten wir doch etwas näher an die Chemnitzer Zelle heran fahren können. Die eher langsamen Zuggeschwindigkeiten an diesem Tag hätten dies ohne Weiteres erlaubt und dann hätten wir vielleicht noch schönere Strukturen zu sehen bekommen.
    - Der Corepunch bei Bautzen hat nicht zum erhofften Erfolgt geführt. Zusammenfassend betrachtet hat die Attraktivität der Strukturen ja mit der Zeit abgenommen.

  • Handelt es sich hierbei um eine kleine Wallcloud?



    Nein. Das ist nur ein schnell aufgestiegener Fetzen, der sich zu einer einem kleinen Cumulus ausgebildet hat. Mit Wallcloud hat das nichts zu tun.
    Du siehst auf deinem Panorama den auslaufenden Niederschlagsfuß. Die dort ausfließende Kaltluft hebt die Luft in der Umgebung unmittelbar wieder an und es kommt sofot zur Kondensation. Diese Fracti (Wolkenfetzen) steigen meist rasant auf und bilden kleine Cumuli, die sich nicht selten zu einer kleinen Böenwalze ausbilden. Das bestätigen auch die Bilder danach. Übrigens ging zu dieser Zeit die auslaufende Kaltluft nach Osten weg, also quasi auch über euch. Sieht man schön im Radar ab 14:10 Uhr (Link verfällt).


    Diese Zelle hat im Übrigen in Meißen diesen hübschen Funnel hervorgebracht. Das Foto soll wohl gegen 14 Uhr entstanden sein. Für mein zugegebenermaßen eher ungeübtes Auge sieht es auf dem Doppler-Radar von 13:55 auch nach Rotation nahe Meißen aus. Allerdings finde ich, dass diese weniger als 30 Minuten anhält, also ist es keine Superzelle, oder?

    (Sehr wahrscheinlich) doch. Die Zelle ist gegen 13:30 Uhr bei Coswig entstanden und zog nördlich/nordostwärts. 14:00 Uhr soll die Trichterwolke gesichtet worden sein. Durchaus kann man im 0.5° Doppler-Sweep bodennahe Rotation vermuten. Ihr seid dann richtig weiter nach Norden auf der A13 gefahren und habt die Zelle verfolgt. Ab 14:15 Uhr etwa wird der rotierende Aufwind im Doppler-Sweep mit 2.5° Abstrahlwinkel doch schon sehr deutlich (14:40 Uhr und 14:45 Uhr Links verfallen). Das bestätigen auch die Bilder von 14:43 Uhr. Der interessante Teil ist rot eingekreist:




    Insofern kann man hier von einer Superzelle hinsichtlich Lebensdauer und Rotation (bodennah kurz -> Bestätigung durch Meißen-Funnel + beständigem rotierenden Aufwind über 30 Minuten) sprechen. Ein Zeitraffer von diesem Beobachtungspunkt wäre interessant gewesen. Man hätte die Rotation hinten über den Bäumen sicherlich gesehen. Davon abgesehen stimmten die Voraussetzungen für Superzellen wie im Lagethread erwähnt in diesem Gebiet. Nur diese "Wallcloud", das war nun wirklich gar nichts ;):grins


    Zusammengefasst richtig gejagt und gut zusammengearbeitet. Weiter so!


    Zwei Kleinigkeiten noch: Bitte in den Threadtitel noch das Ereignis schreiben und nicht nur die Orte. Und die zweite: Bitte Tags eingeben. Sehr wichtig für die Forenorganisation/-suche


    VG
    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Ein Zeitraffer von diesem Beobachtungspunkt wäre interessant gewesen. Man hätte die Rotation hinten über den Bäumen sicherlich gesehen.

    Ich wollte ein Zeitraffer machen um genau die Rotationsfrage zu klären, aber wahrscheinlich war die aktuelle Speicherkarte zu langsam. Die Kamera hat immer 4-5 Bilder gemacht und dann erstmal ne Pause, ehe es nach mehreren Sekunden unregelmäßig weiterging. :grübel Da hab ich´s dann entnervt gelassen... Die schnellen Speicherkarten sind noch mit unseren Urlaubsbildern belegt. :?



    Zwei Kleinigkeiten noch: Bitte in den Threadtitel noch das Ereignis schreiben und nicht nur die Orte. Und die zweite: Bitte Tags eingeben. Sehr wichtig für die Forenorganisation/-suche

    Wird nachgeholt. Bis jetzt war ich mir ja noch garnicht so sicher, was genau wir so alles gesehen haben. ;)


    Und herzlichen Dank für die ausführliche Rückmeldung! :winken