Wie vor ein paar Tagen in der Shoutbox geschildert, möchte ich auf das Thema in drei Teilen etwas näher eingehen. Teil 1 beinhaltet ein paar allgemeine Fakten zum Borkenkäfer. Teil 2 zeigt ein paar Auswirkungen und befallene Baumbestände im Eichsfeld. Teil 3 ist der ergänzende Teil in und um Thüringen.
Die Aufarbeitung hat leider doch etwas länger gedauert, dafür werdet ihr mit etwas mehr Qualität, Fakten und einigen allgemeinen Erkenntnissen belohnt. Der ein oder andere "Aha-Effekt" ist sicherlich auch dabei.
Der Borkenkäfer
Vom Nützling zum Schädling
"Der Borkenkäfer" ist nur ein Überbegriff von etwa 150 Unterarten die in Deutschland vorkommen. Borkenkäfer deshalb, weil er sich durch die Borke (Rinde) eines Baumes frisst. Alt eingedeutscht kennt man die Larven auch als den typischen Holzwurm. Die die zur Zeit den meisten Schaden anrichten ist der allgemein bekannte Buchdrucker (befällt vorzugsweise Fichten) und der Kupferstecher (befällt vorzugsweise Kiefern). Ursprünglich wirkten beide eher als Nützling und befallten kranke und schwache Bäume und machten Platz im Wald für die jungen Bäume. Doch in zunehmender Überpopulation befallen sie nun auch die gesunden und sogar recht jungen Bäume ab einen Stammdurchmesser von ca. 3 cm. Somit ist das Ökosystem Wald massivst bedroht.
Wie sicherlich Jeder schon in der Presse mitbekommen hat, ist das Thema um dieses Insekt akuter den je. Dauernd tauchen irgendwo neue alarmierende Berichte, Video's und Nachrichten auf. Zu recht! - Denn der Borkenkäfer hat seine Population aufgrund der andauernden Dürreperioden und stetigen Klimaerwärmung um ein Vielfaches teils regelrecht explosionsartig multipliziert. Ausschlaggebend hier die Jahre 2003, Sommer 2018 und 2019. Im Sommer 2018 wurden in Bayern tatsächlich 4! Generationen bzw. Entwicklungszyklen registriert. Ein Zyklus dauert, je nach Temperaturniveau etwa 4-7 Wochen. Ein Muttertier legt etwa 100 Eier (Die Angaben sind recht unterschiedlich manche sagen 60-80 manche sagen auch bis zu 150, ich nehm einfach die grobe Mitte mit 100). Aus einem Pärchen (Männchen und Weibchen) können hochgerechnet etwa ende eines Sommers 100000-150000 Schädlinge werden. Natürliche Feind sind nur der Specht und der Baum selber. Der Specht kann garnicht soviel fressen und der Baum kann bei solch einen Massenangriff aufgrund von Wassermangel nicht ausreichend Harz bilden um sich zu wehren.
Ich versuche mal einen Entwicklungszyklus von etwa 7 Wochen anschaulich zu machen:
Borkenkäfer überwintern im Waldboden oder etwas tiefer im Stamm und sie sind recht robust. Im Frühjahr (ab April), ab 16,5 Grad fleigt ein Männchen aus (bis zu 500 Meter) und bohrt an einem Testbaum.
---Allein auf diesen kleinen Ausschnitt ca 15x20cm, zähle ich sieben Löcher.---
---das zieht sich den ganzen Stamm so nach oben---
Ist der Baum akzeptabel bohrt er die sogenannte Rammelkammer (kein Witz. Der Name ist Programm). Nun werden via Pheromone die Weibchen angelockt und in der Rammelkammer....nun ja, ihr wisst schon.
Die Pheromone signalisieren aber auch anderen Männchen, wo die nächste Party steigt. Getreu dem Motto: Alle hin da.
Nun frisst sich das Weibchen einen Gang durch die Bastschicht (in der die wichtigen Leitungsbahnen für Wasser und Nährstoffe liegen). In diesen Gang werden die Eier abgelegt. Nach ein paar Tagen wachsen dann die Larven heran und fressen sich seitlich des Muttergangs (typisches Muster) entlang solange satt bis sie zu einem Jungkäfer herangewachsen sind. Sämtliche Leitungsbahnen werden quasi gekappt.
---Das braune ist Kod, das weisse sind die Eier und Larven, das türkis-schimmernde ist ein Schimmelpilz.---
---Hier nochmal mit Beschriftung---
---ältere Spuren an bereits gefällten Bäumen---
Sind die Larven nun zu Jungkäfern herangewachsen, fressen sie sich wieder nach außen, fliegen aus und besiedeln das nächste Opfer. Innerhalb von 2-3 Monaten stirbt der Baum.
---hier sieht man die vielen Ausgänge -> die deutlich kleineren Löcher--- (gegebenfalls mal zoomen) Es müssen hunderte sein.
---Zum Schluss noch ein totes Exemplar, von einen Holzstapel am Waldrand---
Das soll es erstmal gewesen sein mit dem ersten Teil. Weiter in Teil 2.
MfG, Peter