12.8.19|Borkenkäfer-Situation in Thüringen|Teil 1

  • Wie vor ein paar Tagen in der Shoutbox geschildert, möchte ich auf das Thema in drei Teilen etwas näher eingehen. Teil 1 beinhaltet ein paar allgemeine Fakten zum Borkenkäfer. Teil 2 zeigt ein paar Auswirkungen und befallene Baumbestände im Eichsfeld. Teil 3 ist der ergänzende Teil in und um Thüringen.
    Die Aufarbeitung hat leider doch etwas länger gedauert, dafür werdet ihr mit etwas mehr Qualität, Fakten und einigen allgemeinen Erkenntnissen belohnt. Der ein oder andere "Aha-Effekt" ist sicherlich auch dabei.




    Der Borkenkäfer

    Vom Nützling zum Schädling


    "Der Borkenkäfer" ist nur ein Überbegriff von etwa 150 Unterarten die in Deutschland vorkommen. Borkenkäfer deshalb, weil er sich durch die Borke (Rinde) eines Baumes frisst. Alt eingedeutscht kennt man die Larven auch als den typischen Holzwurm. Die die zur Zeit den meisten Schaden anrichten ist der allgemein bekannte Buchdrucker (befällt vorzugsweise Fichten) und der Kupferstecher (befällt vorzugsweise Kiefern). Ursprünglich wirkten beide eher als Nützling und befallten kranke und schwache Bäume und machten Platz im Wald für die jungen Bäume. Doch in zunehmender Überpopulation befallen sie nun auch die gesunden und sogar recht jungen Bäume ab einen Stammdurchmesser von ca. 3 cm. Somit ist das Ökosystem Wald massivst bedroht.



    Wie sicherlich Jeder schon in der Presse mitbekommen hat, ist das Thema um dieses Insekt akuter den je. Dauernd tauchen irgendwo neue alarmierende Berichte, Video's und Nachrichten auf. Zu recht! - Denn der Borkenkäfer hat seine Population aufgrund der andauernden Dürreperioden und stetigen Klimaerwärmung um ein Vielfaches teils regelrecht explosionsartig multipliziert. Ausschlaggebend hier die Jahre 2003, Sommer 2018 und 2019. Im Sommer 2018 wurden in Bayern tatsächlich 4! Generationen bzw. Entwicklungszyklen registriert. Ein Zyklus dauert, je nach Temperaturniveau etwa 4-7 Wochen. Ein Muttertier legt etwa 100 Eier (Die Angaben sind recht unterschiedlich manche sagen 60-80 manche sagen auch bis zu 150, ich nehm einfach die grobe Mitte mit 100). Aus einem Pärchen (Männchen und Weibchen) können hochgerechnet etwa ende eines Sommers 100000-150000 Schädlinge werden. Natürliche Feind sind nur der Specht und der Baum selber. Der Specht kann garnicht soviel fressen und der Baum kann bei solch einen Massenangriff aufgrund von Wassermangel nicht ausreichend Harz bilden um sich zu wehren.



    Ich versuche mal einen Entwicklungszyklus von etwa 7 Wochen anschaulich zu machen:



    Borkenkäfer überwintern im Waldboden oder etwas tiefer im Stamm und sie sind recht robust. Im Frühjahr (ab April), ab 16,5 Grad fleigt ein Männchen aus (bis zu 500 Meter) und bohrt an einem Testbaum.


    ---Allein auf diesen kleinen Ausschnitt ca 15x20cm, zähle ich sieben Löcher.---


    ---das zieht sich den ganzen Stamm so nach oben---


    Ist der Baum akzeptabel bohrt er die sogenannte Rammelkammer (kein Witz. Der Name ist Programm). Nun werden via Pheromone die Weibchen angelockt und in der Rammelkammer....nun ja, ihr wisst schon.


    Die Pheromone signalisieren aber auch anderen Männchen, wo die nächste Party steigt. Getreu dem Motto: Alle hin da.


    Nun frisst sich das Weibchen einen Gang durch die Bastschicht (in der die wichtigen Leitungsbahnen für Wasser und Nährstoffe liegen). In diesen Gang werden die Eier abgelegt. Nach ein paar Tagen wachsen dann die Larven heran und fressen sich seitlich des Muttergangs (typisches Muster) entlang solange satt bis sie zu einem Jungkäfer herangewachsen sind. Sämtliche Leitungsbahnen werden quasi gekappt.


    ---Das braune ist Kod, das weisse sind die Eier und Larven, das türkis-schimmernde ist ein Schimmelpilz.---


    ---Hier nochmal mit Beschriftung---


    ---ältere Spuren an bereits gefällten Bäumen---




    Sind die Larven nun zu Jungkäfern herangewachsen, fressen sie sich wieder nach außen, fliegen aus und besiedeln das nächste Opfer. Innerhalb von 2-3 Monaten stirbt der Baum.
    ---hier sieht man die vielen Ausgänge -> die deutlich kleineren Löcher--- (gegebenfalls mal zoomen) Es müssen hunderte sein.


    ---Zum Schluss noch ein totes Exemplar, von einen Holzstapel am Waldrand---



    Das soll es erstmal gewesen sein mit dem ersten Teil. Weiter in Teil 2.
    MfG, Peter

  • Teil 2: Auswirkungen des Borkenkäfers im Eichsfeld


    Ich war letzte Woche unterwegs um ein paar Eindrücke aus der Heiligenstädter Umgebung zu sammeln. Mein Radius betrug etwa 15/20 Km rund um Heiligenstadt. Da ich das grüppchenweise Baumsterben schon länger beobachte, wusste ich einigen Stellen die ich ansteuern konnte. Die beschädigten Baumbestände die ihr im folgenden hier seht sind längst nicht alle aus dem Eichsfeld. Beispielsweise den Dün und den I-Berg hab ich erstmal nicht beachtet, trotz dass die Situation dort ähnlich aussieht. Da werden aber sicherlich noch Aufnahmen entstehen und hier gezeigt werden.


    Teil 2 knüpft noch mit ein paar Informationen ergänzenderweise an Teil 1 an.
    Ein erster dramatischer Hinweis ist z.B.: dass die nächste Generation Borkenkäfer, dürfte die dritte bzw. oder an prädistinierten Orten, eventuell auch die vierte Generation sein - erst noch ausfliegt. Das heisst: etwa doppelt oder gar dreifach soviele Jungkäfer als im Frühjahr stürzen sich erst noch in den nächsten Wochen auf ihre nächsten Opfer. So könnten noch etwa ein drittel bis das doppelte abgestorbener Bäume bis Dezember dazukommen. Ich denke mal, dass wir im Februar/März 2020 dann die entgültigen Auswirkungen von 2019 sehen, bevor es in eine neue Runde geht.


    Nun zu den Bildern:


    ---ehemalige B80, Richtung Leinefelde. So sieht man es häufig im EIC, mal ein paar mehr, mal ein paar weniger--


    ---nur ein paar Meter weiter---



    ---Das ist ein Waldstück zwischen Wingerode und Westhausen. In den Abschnitt stehen nur noch vereinzelte, sehr wenige nicht befallene Bäume. Die die von den Nadeln her etwas heller sind, sind schon durchlöchert---


    ---die Kettensäge war warscheinlich letztes Jahr schon aktiv. Aber es bringt nichts, wenn das Holz an Ort und Stelle liegenbleibt---



    ---hier sieht man den Unterschied zwischen Toten, bereits befallenen und noch gesunden Bäumen etwas besser. Das gehört ebenfalls zu dem Waldstück.


    ---befallene und gefällte Stämme. Ob sie mit Pestiziden behandelt sind, weiß ich nicht...(Deshalb Vorsicht beim spazieren gehen.)


    ...Die kommen wohl aus diesem Waldstück, zwischen Bodenrode und Steinbach. Dieses Stück sieht man auch gut von der A38 aus.---


    ---Das ist in der Nähe der Scheune A38 (Chasingpoint). Das Waldstück war mal durchgängig. Dauernd sterben neue Bäume. (Sorry, ich hatte Gegenlicht, aber man erkennt noch was.)


    ---Wenige Kilometer weiter, Richtung Siemerode. Hier sind vorallem junge Bäume betroffen.---


    ---gehört ebenfalls dazu---


    ---wieder nach ein paar Kilometern, der nächste Stopp, nahe Mengelrode, in meinem Heimatwald.


    ---sehr oft sind solche Grüppchen betroffen.---



    ---In diesen Waldstück zwischen Mengelrode und Scheune A38, wurden schonmal vor ca. 10-12 Jahren (oder länger), diese gewissen Fallen (schwarzen Kästen) aufgestellt. Sie stehen auch schon einige Zeit nichtmehr. Letztens in einem Bericht, gab es die Erkenntnis, dass sie wohl nicht viel bringen/gebracht haben. In Bayern nutzt man sie jetzt nur noch für "Monitoring-zwecke" (Zählungen und Beobachtungen der Zyklen)---





    Was kann getan werden?
    Das ist nun die große Frage. Abholzen im großen Stil bringt vielleicht nur was für weit entfernte Zukunft. - Um Platz zu schaffen, für neue Mischwälder mit robusteren Baumarten. Aber ihr wisst ja wie lange ein Baum braucht um zu wachsen. Wenn es aber weiterhin solche Dürreperioden gibt, funktioniert das auch nur bedingt.
    Eine Abholzung wie sie zur Zeit stattfindet rettet jedenfalls auch nicht die Restbestände der Fichten. Denn während der Arbeiten löst sich genügend Rinde und die Tiere fallen zu hunderten auf den Waldboden und machen sich weiter auf die Suche nach neuer Nahrung. Vielleicht wird es zu einen minimalen Teil eingedämmt, aber letztendlich kann man das betroffene Waldstück abschreiben.
    Nur ein Gedanke!: Was vielleicht hilft um das Insekt lokal zu beseitigen, ist radikale Brandrodung. Das geht natürlich nicht und darf nicht sein. Der CO2 Ausstoß ist wieder kontraproduktiv und der Boden ist auch erstmal hinüber. Ganz zu schweigen von der Sicherheit der umliegenden Siedlungen. Die Frage bleibt wohl ertsmal ungeklärt.


    Bin dann erstmal soweit mit den 2. Teil durch. Wie gesagt: "Das war lange nicht alles aus dem EIC."


    MfG, Peter

  • Die niedersächsischen Landesforsten experimentieren gerade mit trockenheitsverträglichen Baumsorten aus Canada.
    Man will so versuchen, gesündere und widerstandsfähigere Sorten anzusiedeln, die dann dem Borkenkäfer keine große Angriffsfläche mehr liefern.


    Mittlerweile gibt es im Harz (soweit ich gesehen habe, keine Waldzeile mehr, in der es nicht "bräunt"- am Achtermann zum Beispiel wandereten wir letzten September duch einen Regen von Fichtennadeln, ein Regenschirm wäre hilfreich gewesen. :(


    Aber man sieht auch viele Tännlinge, die bereits aufkommen und sich die leeren Areale erobern. Es ist nur die Frage, wie lange diese Sorte auch wirklich durchhalten kann.

  • In den höchsten Lagen des Hochharzes, also oberhalb von 800 Metern, wird die Fichte auch künftig die dominierende Baumart bleiben. Es ist ihr natürliches Habitat und über die Standorteignung entscheidet letztlich auch der Niederschlag, nicht die Temperatur allein. Auch extrem trockene Jahre werden daran nichts ändern.
    Wichtig ist jedoch, und das wird sich vor allem im Nationalpark zeigen, dass eine große Totholzmenge entscheidend für einen guten Wasserhaushalt ist. Ziel des Nationalparks ist in den Hochlagen aber auch die Förderung von Buche und Eberesche. Gerade letztere kann problemlos auch auf dem Brocken gedeihen.
    Der Zusammenbruch der derzeitigen Forste sorgt außerdem dafür, dass in Zukunft verschiedenste Altersstadien nebeneinander vorkommen. Das macht einen Massenbefall mit dem Borkenkäfer auch bei gleicher Baumartenzusammensetzung wesentlich unwahrscheinlicher. Es gibt im Nationalpark Ecken, die haben sich dahingehend schon gut entwickelt und sind meines erachtens die schönsten Nadelwälder im ganzen Harz. Man fühlt sich ein wenig an die sibirische Taiga erinnert.Alles in allem macht mir daher zumindest die Entwicklung im Nationalpark keine Sorgen.
    Schon eher betrübt mich das Baumsterben in den Nordthüringer Buchenwäldern. Aber auch hoer müssendie Forstbetriebe endlich verstehen, dass eine Verjüngung allein nicht ausreicht. Der Schlüssel ist Totholz, Totholz und noch mehr Totholz.
    Die Fantasien von der Einfuhr nicht heimischer Baumarten sind mal wieder sehr typisch für all jene Forstleute, die gern so weiter machen wollen wie bisher. Gesunde Wälder sind aber nunmal weniger wirtschaftlich. Ich halte es daher für gefährlich, die heimische Biodiversität weiter zu bedrohen. Es gibt schon genug Neophyten, die andere Arten verdrängen, kein Bahndamm, der nicht von Robinien dominiert wird, nur mal als Beispiel.

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  • Sehr guter Einwand. Von Olli's Sichtweise hab ich das auch noch nicht betrachtet. Wahrscheinlich aber deshalb, weil ich in den Bereich zu wenig Kenntnisse hab. Gut dass die Interessenfelder so verschieden sind.

  • @Loni,
    Dass Pflanzen auf Wanderschaft gehen, ist natürlich ein natürlicher Vorgang. Auf diese Weise haben sich Pflanzen nach jedem Glazial zurück nördlich der Alpen gekämpft, mit von mal zu mal geringerem Erfolg. Die heimische Flora ist daher zwar nicht besonders artenreich, dafür aber auf Klimaveränderungen verhältnismäßig gut eingestellt. Jede Einführung gänzlich ortsfremder Arten, kann schnell außer Kontrolle geraten. Ich meine da nicht Arten aus dem Mittelmeerraum, sondern aus Übersee oder Fernost. Deren Invasivität ist oft nicht abschätzbar. Ich denke, über fremde Arten sollte, wenn überhaupt, im tiefsten Tiefland nachgedacht werden, wo sich die Bedingungen auf eine Weise ändern, dass kein heimisches Gehölz eine Zukunft hätte. Allerdings gibt es meines Wissens noch genug Arten, die das ertragen können. Insbesondere die Eichen haben ein breites Temperaturspektrum mit Tendenz zu warm. Aber die wachsen halt sehr langsam und können eben nicht schon nach 50 Jahren geerntet werden.

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  • Ich halte es daher für gefährlich, die heimische Biodiversität weiter zu bedrohen. Es gibt schon genug Neophyten, die andere Arten verdrängen, kein Bahndamm, der nicht von Robinien dominiert wird, nur mal als Beispiel.

    Jaeiin, unsere heimische Biodiversität unterliegt der Veränderung - auch ohne den Menschen. Man muß das differenzieren.


    Viele hiesige Heilkräuter zB. gelten als bedroht oder gefährdet. Haben sich aber andernorts bereits neu eingebürgert.
    So wie die Tiere über die Kontinente wandern, so wandern auch unsere Pflanzen.


    Anders ist es mit eingeschleppten Arten als Begleiterscheinung der Globalisierung. Das ist in der Tat bedrohlich für unsere Habitate.


    Und die Politik der Nationalparks kann ich nicht ganz nachvollziehen.
    Auch der Borkenkäfer kann sich anpassen.
    Und dann wird es immer schwerer, Neuanpflanzungen (welcher Art auch immer) zu einem adulten Wald zu päppeln.

  • Egal was für Lösungen gefunden werden. -> Diese sind dann jedoch eher für die Langfrist relevant. Kurzfristig gesehen muss man die Angelegenheit erstmal so hinnehmen wie sie ist und irgendwie Schadensbegrenzung betreiben, egal mit welchen Mitteln. Dabei müssten sie nur Entscheiden ob ihnen die Natur wichtiger ist oder ob ihnen die Wirschaftlichkeit wichtiger ist. Ich glaube an dieser Entscheidung scheiterts bereits. Ganz banal gesagt. Ist ja oft so in Zeiten des Klimawandels, wenn Politik und Natur aufeinander treffen.

  • Anders ist es mit eingeschleppten Arten als Begleiterscheinung der Globalisierung. Das ist in der Tat bedrohlich für unsere Habitate.

    Genau das war das, was ich auch meinte ;) Genau sowas wäre es aber auch, wenn es absichtlich passiert, wie von Forstleuten vorgeschlagen.



    Zitat von Loni A.

    Und die Politik der Nationalparks kann ich nicht ganz nachvollziehen.
    Auch der Borkenkäfer kann sich anpassen.
    Und dann wird es immer schwerer, Neuanpflanzungen (welcher Art auch immer) zu einem adulten Wald zu päppeln.

    Wenn man das künftige Zusammenbrechen von Wäldern verhindern will, ist es notwendig, dem Käfer die Grundlage zu entziehen. Das macht er am besten aber selber, weil er in viel größerer Geschwindigkeit vorgeht, als irgendjemand wagen würde abzuholzen. Zumal hinter einer Abholzung zu Naturschutzzwecken sehr häufig ein Verwertbarkeitsgedanke steht. Darum sollte es aber gerade in einem Nationalpark nicht gehen.
    Darum ist der Borkenkäfer hier auch die beste "Lösung", denn er sorgt gleichzeitig für eine immense Totholzproduktion und damit für die Schaffung neuer Stoffkreisläufe.

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  • Also wenn ich schon lese "die gefährlichste Borkenkäferart, der Buchdrucker", dann kann ich nur den Kopf schütteln. Am Borkenkäfer ist nichts gefährlich. Er ist nicht giftig, sticht nicht, beißt nicht und löst keine Allergien aus. Schaden richtet der Buchdrucker nur dort an, wo der Mensch misswirtschaftet.
    Gibt nicht umsonst das Sprichwort: Willst du den Wald bestimmt vernichten, so pflanze nichts als reine Fichten.
    Der Schaden geht also vor allem vom Menschen aus, nicht vom Buchdrucker.
    Da das Frühjahr ja wieder sehr trocken war, war auch zu erwarten, dass es wieder ein gutes Jahr für die Käfer wird.

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  • ich will noch mal das Thema Einschleppung von Neophyten aufgreifen...


    Die Fichte ist persè hier nicht heimisch.

    Es handelt sich um die seit dem Mittelalter im Zuge des Bergbaus angepflanzte serbische Fichte. ;)


    Im Harz gab es Mischwald: Tanne, Eiche, Buche, Eibe, Weißdorn, Faulbaum, Salweide und Birke.

    Später dann auch Ahorn.

    Diverse Gehölze wie Holunder, Schlehe, Rotdorn etc.


    Den Harz verbinden wir nur mit schönen Nadelwäldern, weil wir es nicht anders kennen. ;)

  • Da muss ich teilweise Einspruch erheben.


    Die Serbische Fichte ist ein Parkbaum und wird und wurde in der Forstwirtschaft kaum genutzt, da sie andere Anforderungen an den Boden hat und im Harz gegenüber der Gemeinen Fichte im Wuchs unterlegen wäre. Der Baum, der gerade in Massen im Harz eingeht, ist die heimische Gemeine Fichte. Oberhalb von 800 m NHN würde sie im Harz auch ohne menschliches Zutun die dominierende Baumart darstellen (durchsetzt von Weißtanne, Eberesche und Bergahorn). Es ist daher auch noch nicht klar, ob nicht zumindest die Flächen unmittelbar um den Brockengipfel von Urbeständen bewachsen sind.


    ABER
    Wie sehr viele Pflanzen bilden auch die Fichten Hybriden. So wurden für den Bergbau schnellwüchsige Flachlandfichten ausgewählt. So lange es feucht ist, gedeihen sie sehr gut. Optimal sind mindestens 1000 mm Niederschlag pro Jahr und nicht zu kalte Winter, da die Fichte auch schnell an Frosttrocknis leidet.
    Für hohe Niederschläge, kalte Winter und hohe Schneelasten sind aber nur Bergfichten geeignet, wie man sie im Harz teilweise noch in den höchsten Hochlagen finden kann. Unterhalb von 800 m NHN ist also für beide Sorten ein eher ungünstiger Standort im Harz.


    Ein weiteres Problem ist die Bestandsdichte. Viele Fichten auf engem Raum und der gleichen Altersklasse führen zu einer raschen Verkümmerung der Äste im mittleren und unteren Baumbereich. Deshalb besitzen Fichtenforste meist nur Nadeln und Äste im Bereich nahe des Wipfels. Das führt zu einem hohen Schwerpunkt und einer extremen Anfälligkeit gegenüber Wind.

    Die Fichte ist trotz ihrer flachen Wurzeln ein durchaus windwiderständiger Baum, aber eben nur, wenn sie ihre typische pyramidenartige Wuchsform mit dichtem Astwerk ausbilden kann.

    Das ist in den Forsten nicht gegeben. Fehlt die äußerste, dichter beastete Reihe, hat der Wind leichtes Spiel, ganze Bestände mit Böen von gerade einmal 100 km/h umzuwerfen.


    Natürliche Vegetation wäre im Harz:


    Oberhalb von 1100 m NHN: Subalpine Matten mit Gräsern und krüppelwüchsigen Nadelgehölzen
    Oberhalb von 800 m NHN: Bergfichtenwälder mit Eberesche und Bergahorn

    Oberhalb von 600 m NHN: Laubmischwälder (vorwiegend Rotbuche) mit einzelnen Fichten
    Oberhalb von 300 m NHN: Laubmischwälder vorwiegend aus Rotbuche mit Edellaubhölzern


    Das Problem mit der Fichte besteht also vor allem aus der Anpflanzung an Standorten, die nicht ihrem optimalen Lebensraum entsprechen und der viel zu dichten Anpflanzung von Individuen gleichen Altersstadiums.

    Insgesamt ist das also sehr komplex. Fremd ist die Fichte nicht. Aber in keinem Gebirge Deutschlands wird sie in mittleren und niederen Lagen eine Chance haben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bestände der übrigen Mittelgebirge zusammenbrechen, insbesondere im Erzgebirge, Thüringer Wald und Schwarzwald, ganz egal, wie intensiv die Eindämmungsversuche der Käferkalamitäten auch sein mögen.

    2. Schriftführer Thüringer Storm Chaser e.V.


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