Ab Dienstag deutet sich die nächste Gewitterlage in Thüringen an. In der Nacht zum/am Mittwoch sind dabei auch länger anhaltende Regenfälle möglich.
Die Unsicherheiten in der Entwicklung sind noch groß. Insbesondere die Überlappung der Gewitterzutaten:
Quelle: modellzentrale.de
Quelle: modellzentrale.de
Quelle: wetter3.de
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ausgegeben am Sonntag, den 04.07.2021 um 08 UTC
GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Anfangs HFz (Hoch Fennoskandien zyklonal), allmählich in TrW (Trog
Westeuropa) übergehend.
...Am Dienstag Übergreifen einer Kaltfront mit
Regen und (Schwer)Gewittern, aber auch noch vielen Fragezeichen.
...Bei uns werden derweil die Voraussetzungen für die nächste mögliche
Schwergewitterlage geschaffen: Höhenströmung, präfrontales Einströmen sehr
warmer bis heißer und potenziell instabiler Luftmassen mediterranen Ursprungs
insbesondere in den Süden und Osten des Landes (T850 15 bis 18°C, im Südosten
Bayerns mit föhniger Unterstützung sogar um 20°C), Übergreifen der nach Süden
zurückhängenden Kaltfront nebst Bildung eines klassischen "Gewittersacks" mit
vorgelagerter Konvergenz - Schwergewitterfreund, was willst du noch mehr?
Nun, vielleicht etwas Scherung. Kannst du haben, steigt gegenüber den Vortagen
exorbitant an auf z.T. über 30 m/s DLS und bis zu 15 m/s LLS - wow!
Und trotzdem, schaut man sich die numerischen Prognosen für den Dienstag an,
bleibt einem eine gewisse Defensive hinsichtlich konvektiver Aktivitäten nicht
verborgen. Einer der Gründe könnte darin liegen, dass es - zumindest aus
heutiger Sicht - nicht so gut klappt mit der Überlappung der notwenigen Zutaten.
So hinken z.B. das Maximum der Feuchte (Grundschicht + PPW) und auch die
höchsten Scherwerte der Labilität hinterher, was auch die verhältnismäßig
limitierten CAPE-Werte von selten über 500 J/kg erklärt. Außerdem befindet sich
der Vorhersageraum zwar unter einer zyklonalen Höhenströmung, tendenziell aber
auch im rechten Ausgangsbereich eines über Benelux verlaufenden Jetstreaks, was
hebungstechnisch ebenso kontraproduktiv ist wie der leichte Föhn, der sich in
den Alpen einstellt.
Lange Rede, kurzer Sinn, HSLC (High Shear, Low CAPE) wird schon was auf die
Beine stellen, auch wenn die Details noch sehr im Nebulösen wabern. Möglich ist
vielleicht ein Szenario, wonach es an der schleifenden Kaltfront zu stärkeren,
aber vielfach ungewittrigen Regenfällen kommt, während es präfrontal an der
einen oder anderen Stelle ordentlich kracht. Bevor hier der Konjunktiv aber
überstrapaziert wird, belassen wir es bei kontrollierter Vorhersagedefensive und
hoffen auf weitere Erkenntnisse mit den nächsten Modellläufen. Nur noch so viel
für den Augenblick: Im Osten und Südosten, wo bis zum Abend wahrscheinlich nix
passiert, wird es mit 29 bis 33°C am heißesten, während im Westen und Nordwesten
keine 25°C erreicht werden.
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Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Hoffmann