13.06.2023 I Black Mesa OK bis Pampa TX I Superzelle mit Großhagel

  • Für heute stand eine weitere Superzellenlage an. Im Vergleich zum Vortag ist das Target heute einfacher zu bestimmen. Es wurde in allen Modellläufen konstant eine alleinstehende Superzelle, ausgehend vom äußersten Nordosten New Mexicos, durchs Oklahoma und Texas Panhandle berechnet.


    Nach dem aufstehen hatten wir heute viel Zeit, weil wir in Boise City bereits optimal im Zielgebiet standen. Um 11 Uhr ging es zum frühen Mittagessen beim Mexikaner neben an.

    Nach dem Essen haben wir die Zeit bis zur Auslöse im Black Mesa State Park verbracht. Auf der 1 1/2 stündigen Wanderung konnten wir allerlei Flora und Fauna bestaunen. Marco war auch wieder erfolgreich auf Reptilien- und Amphibiensuche. Konkret haben wir eine Rot-Punkt Kröte (Red-Spotter Toad) und mehrere Eidechsen (unter anderem einen Prärie-Stachelleguan) gesehen. Vögel waren natürlich auch wieder mit dabei.




    Während der Wanderung hat es nordwestlich von uns wie geplant ausgelöst. Der Donner kündigte das Gewitter schon während der Wanderung an. Wir positionierten uns zunächst südöstlich vom See, sodass wir einen schönen Blick auf das Gewitter hatten.



    Nach einer ersten Verlagerung trafen wir mal wieder Mike Olbinski, wobei wir eine Straße hinter ihm angehalten haben. Die Superzelle organisierte sich immer besser und erste kleine Hagelkörner zwangen uns zur weiteren Verlagerung.



    Durch die hohe Zuggeschwindigkeit war die Verlagerung heute besonders entscheidend. Wählt man eine Straße mit zu großem Umweg, eilt das Gewitter davon und man kommt nicht mehr hinter her. Fährt man zu nah ran oder hat keine gute Fluchtroute, wird man vom Hagel überholt und die Folge ist ein kaputtes Auto.


    Soweit haben wir aber zunächst gute asphaltierte Straßenoptionen gefunden. Am nächsten Halt südlich von Boise City sahen wir zunächst im Dunst und aufgrund von aufgewirbelten Staub durch den Inflow nichts. Je näher die Superzelle kam, desto besser wurde aber die Sicht. Als sie recht nah war, ging der Warnton von sämtlichen Handys an - Tornadowarnung. Auch optisch gab es viel Rotation. Ggf. war mal ein Funnel dabei, mit Gewissheit kann man das oft aber nicht bestimmen. Dafür war zu viel dynamischer Fraktus unter dem Aufwind.




    Da wir recht lange gewartet haben, weil die Basis gerade so lange interessant war, konnten wir wegen des Großhagels nicht weiter nach Osten fahren und mussten die Südoption wählen. Leider war entlang des Highways 385 südlich von uns keine asphaltierte Straße mehr nach Osten. Wir haben kurz vergeblich versucht, eine Mudroad zu befahren, sind dann aber sicherheitshalber über Dalhart auf den Highway 54 gefahren. Das war ein erheblicher Umweg. Wir haben es gerade rechtzeitig nach Conlen geschafft, um dann im weiteren Verlauf nach Sunray zu kommen. Wir konnten wieder ein klein wenig Abstand zur Superzelle gewinnen. Die Superzelle ist weiterhin tornadobewarnt. Sowohl das Handy, als auch das Radio hat regelmäßige vor einem möglichen Tornado gewarnt. Mittlerweile hat es auch mindestens einen bestätigten Tornado gegeben, welchen wir aber nicht gesehen haben.




    Von Sunray ging es über diverse kleine asphaltierte Farmroads weiter nach Stinnett. Hier hörten wir die ersten Tornadosirenen der Reise. Eine wirklich sehr bedrohlicher und gleichzeitig überwältigender Moment. Am Ortseingang standen bereits Feuerwehr und Sheriff bereit, um nach dem Durchzug des Gewitters auf das Schlimmste gefasst zu sein. Hinter uns die laute Sirene. Vor uns der Gewitteraufzug mit Großhagel und möglicherweise rain-wrapped Tornado.




    Nach wenigen Minuten mussten wir weiter. Die Zuggeschwindigkeit war mittlerweile so hoch, dass wir trotz 40 Minuten Fahrzeit nach Pampa kaum Abstand herausfahren konnten. Erschwerend kam hinzu, dass südöstlich von uns ein weiteres Gewitter ausgelöst hat, durch welches wir durchbrechen mussten. Obwohl die Hagelanalyse bereits von 1,5“ Hagel ausging, war das die einzige Option, denn hinter uns wartete deutlich größerer Hagel. Der Hagelkern ging zum Glück vor uns über die Straße, sodass wir nur Hagel mit 2-3cm abbekommen haben. Geschafft, kurz vor Pampa waren wir wieder vor dem Gewitterkomplex.


    Direkt am Ortseingang von Pampa wurde unser Chasing aber unliebsam beendet. Der Scheibenwischer vorne hat auf einmal seine Arbeit eingestellt. Wir haben direkt bei nächster Gelegenheit rechts gehalten. Vollkommen fokussiert sind wir alle vier direkt auf Fehlersuche gegangen. Motor aus und an - kein Erfolg. Nächster Verdacht, die Sicherung ist geflogen. Also im Handbuch gewühlt um herauszufinden, welche Sicherung für den Scheibenwischer ist. Gar nicht so einfach auf Englisch mit dem Wissen, dass hinter uns ein Schwergewitter auf uns zukommt.


    Mittlerweile hat es begonnen zu hageln, weshalb wir uns noch bis zur windgeschützen Seite einer Halle im Starkregen vorgetastet haben. Indessen bin ich über die Rücksitzbank und das Gepäck in den Kofferraum geklettert. Wir haben die Sicherung vom Scheibenwischer mit der von der Klimaanlage getauscht, da keine Ersatzsicherung vorhanden war. Währenddessen war die Neuentwicklung, welche wir vorhin noch gepunscht haben, über uns. Der Haupthagel ging ein kleines Stück südlich von uns durch. Wir bekamen ca. 3cm Hagel ab, einzelne Hagelkörner waren aber auch noch ein gutes Stück größer. Nachdem die Sicherung getauscht war, kam die Ernüchterung: Der Scheibenwischer ging immer noch nicht.


    Also haben wir ein Motel gebucht und sind noch Burger Essen gegangen - die besten Burger die wir auf der Reise hatten. Für diese Burger und den mehr als zufriedenstellend Service gab es heute überdurchschnittliches Trinkgeld.



    Vor dem Motel hat Marco schließlich noch eine Dame mit einem komplett zerhagelten Auto getroffen. Am Vortag ging über Pampa ebenfalls ein Gewitter, welches in ganze Straßenzügen sämtliche Autoscheiben zersplittern hat lassen und entsprechende Beulen im Lack hinterließ.



    Unser Gewitter, welches wir nicht weiter chasen konnten, hatte nach Pampa einen Zuggeschwindigkeit von 100 km/h und Großhagel bis 5,5“ (14cm) hervorgebracht. Wahrscheinlich war es Schicksal, dass wir nicht weiterchasen konnten. Wer weiß, was sonst hätte passieren können.


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    Für Team 1 war das hiermit das letzte Chasing der Reise, ein würdiger Abschluss.



    Viele Grüße von uns!

    Thomas und Team.