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06.06.2025 | Texas Panhandle Magic - Tornados, Superzellen und mehr

  • Thomas Klein
  • 8. Juni 2025 um 17:23
  • Thomas Klein
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    • 8. Juni 2025 um 17:23
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    Wir sind die Cantina Band. Wenn ihr Gewitterwünsche habt, ruft sie einfach! ‚Dasselbe Gewitter nochmal!‘ Alles klar, dasselbe Gewitter, und los!

    So in etwa verlief der heutige Morgen, als wir die Lage studierten. Fast bis ins letzte Detail steht heute die identische Lage wie bereits gestern an. Beim Prüfen des SPC-Outlooks dachten wir schon, die Seite aktualisiert nicht – dabei sieht der SPC-Outlook einfach identisch aus. Lediglich die Einstrahlung ist etwas bessere, was etwas höhere Temperaturen zulässt, wobei das Scherungsprofil etwas abgeschwächt ist. Ansonsten werden heute erneut an einer Outflow Boundary, welche an derselben Stelle wie gestern liegt, Gewitter auslösen, die entlang der Boundary nach Osten ziehen.

    Da wir heute quasi keine Anfahrt ins Zielgebiet haben, entscheiden wir uns das Denkmal des verheerenden F5 Tornados vom 11.05.1970 von Lubbock anzuschauen. Auf beeindruckende Art und Weise hat man es geschafft, die Geschichte des Tornados zu erzählen. So erstrecken sich zwei ca. 6m hohe schwarze Wände, welche den Pfad des Tornados durch die Stadt widerspiegeln. In den Wänden steht die Geschichte des Tornados sowie Zitate von Zeugen und Helfern. Ein Gänsehaut-Moment! Viele kleine Details machen diesen Ort wirklich einzigartig und sollte auf jeden Fall besichtigt werden, wenn man durch Lubbock kommt.

    Nach dem Besuch des Denkmals ging es weiter zum Mittagessen in das „The Shack, BBQ“, welches untern Chasern wohl weit bekannt ist. Zumindest treffen wir dort verschiedene Chasergruppen sowie bereits am Vortag das Team rund um Howard Bluestein, welches Gewitter vor Ort mit Radaren vermisst. Das Lokal enttäuscht nicht, sodass wir uns den Magen mit leckerem Pulled Pork, Grilled Chicken und Brisket vollschlagen.

    Jetzt heißt es erst einmal warten. Wir fahren wieder nach Morton, wo am Vortag ein Tornado nur knapp nördlich der Stadt vorbeigezogen ist. Langsam gibt es erste Quellungen auf der Seite von New Mexiko, welche aber instantan von der Scherung zerrissen werden, wie schön auf dem Satellitenbild zu erkennen ist. Schließlich entwickelt sich ein kleines Stückchen südöstlich von uns ein erstes Gewitter, welches substantiell zu sein scheint. Wir warten noch kurz und fahren es an. Die Basis sieht gut aus, wenngleich sie noch elevated ist.

    Bei der Anfahrt bemerkten wir bereits, es sind Zwillinge, jetzt auch gut visuell zu erkennen. Unsere Zelle hat sich geteilt, was wie erwartet anfänglich für gerade Hodographen spricht. Im Laufe des Abends sollte die bodennahe Scherung aber die Bildung von Tornados begünstigen.

    Völlig unerwartet löst es auf einmal direkt über Lubbock aus. Nördlich von Lubbock entsteht explosionsartig eine Superzelle, welche innerhalb kürzester Zeit ein wahnsinniges Hookecho ausbildet. Weder die Vorhersage, noch der Now Cast haben diese Zelle auf dem Schirm gehabt. Für uns ist sie unerreichbar, weshalb wir sie ziehen lassen.

    Nichtsdestotrotz spricht auch alles weiterhin für unsere Superzelle, welche weiter elevated ist, allerdings stetig an Größe und Stärke gewinnt. Wir folgen ihr entlang einer passend gelegenen Straße mithilfe des „Touch and Go“ Manövers. Wir folgen ihr direkt unter dem Aufwind, ganz vereinzelt fällt uns Hagel mit einem Durchmesser von ca. 1cm vor die Füße, ein gutes Zeichen.

    Schließlich zeigt sich eine erste leichte Absenkung unter der Basis, sie versucht die Grundschicht anzuzapfen, allerdings bleibt es bei einem Versuch.

    Aber nur wenige Minuten später am nächsten Standort ist es soweit, es geht alles ganz schnell. Es bildet sich erneut eine leichte Absenkung und sofort gibt es einen Funnel. Zeitgleich wird nebenan wieder eine Radiosonde steigen gelassen, welche vom Inflow aufgesaugt wird und in den Wolken verschwindet.

    Wir verlagern uns abermals wenige Minuten weiter nach Osten und bleiben erneut stehen. Direkt neben uns wird fast bodennah Fraktus gehoben. Es bildet sich innerhalb von Minuten eine massiv rotierende Wallcloud aus, welche diverse Funnels zeigt. Da die Superzelle nun Surface Based ist, kann sie nichts mehr halten. Auf dem Radar zeigt sich eine voll etablierte Superzelle mit beginnendem Hook Echo (wir sind an der südlichen, die nördliche ist aus dem Leftmover und anderen Entwicklungen entstanden) und wir stehen mitten drin und können alles aus nächster Nähe beobachten. In Bildern kann man das nicht festhalten, die Dynamik kommt nur in den Videos zur Geltung.

    Wir verlagern uns erneut wenige Minuten weiter, damit wir nah am Geschehen bleiben – und da ist er, der erste (eindeutige) Tornado des Tages. Wir können ihn in Ruhe beobachten.

    Zum Niederschlag gerichtet bildet sich zunächst eine kleine Tailcloud, welche sich binnen weniger Minuten zu einem dicken Schlauch entwickelt, welcher in sich rotiert. Man kann mit bloßem Auge beobachten, wie die horizontale Scherung aufgerichtet und vertikal in den Aufwind gezogen wird. Uns fehlen die Worte.

    Der Inflow wird zunehmend stärker, sodass immer mehr Staub aufgewirbelt und in die Superzelle eingesaugt wird. Die Sicht wird dadurch zwar gestört und die Kameraausrüstung muss leiden, dafür sorgt der Staub für ganz besondere Lichtstimmungen. Ein weiterer Nebeneffekt ist, dass bereits kleinste Tornados mit Bodenkontakt sichtbar werden, weil der Staub direkt den Fuß des Tornados enthüllt. Wir stehen unter der Wallcloud, es gibt immer wieder Wirbel zu sehen, mitzählen kann man da nicht mehr. Wir fahren weiter.

    Rechts vor uns bildet sich erneut ein Wirbel, welcher direkt Kurs auf die Straße vor uns nimmt. Wir sind genau an der Spitze des Hook Echos, die Rotation ist eindeutig, das muss ein Tornado sein, wenn auch nur sehr schwach, wie bei diversen anderen kurzlebigen Tornados zuvor. Alles passiert binnen Sekunden. Wir nähern uns weiter und sind noch 100m entfernt, der Tornado weiterhin auf der rechten Seite der Straße. Noch 50 Meter. Der Tornado ist kurz vor der Straße. Noch 25m. Der Tornado berührt die Straße, das Auto vor uns verschwindet im Staub. Noch 5m, er ist direkt vor uns. Es fühlt sich an wie in Zeitlupe, alle Sinne sind geschärft. Und wir sind drinnen! In einem Tornado! Die Sicht ist fast Null. Es dauert genau zwei Sekunden, dann sind wir auch schon wieder draußen. Was für ein einmaliges Erlebnis. Alle sind voll mit Adrenalin.

    Das alles war nur möglich, weil Felix, Markus und ich die Wallcloud, das weit abgetragene Hook Echo sowie die Gesamtsituation genau beobachtet haben, der Wirbel am Boden offensichtlich keine hohe Windgeschwindigkeit hatte (geschätzt Bft10) und wir mit Andre einen guten und erfahrenen Autofahrer am Steuer hatten.

    Wir fahren noch ein kurzes Stück und halten nochmal. Zu sehen sind erneut deutlich rotierende Wirbel unter der Wallcloud, welche die Straße überqueren.

    Wir entscheiden uns, wieder mehr Abstand zu gewinnen, um einen besseren Blick auf die gesamte Basis zu erhalten. Aus der Heckscheibe ist wieder ein beständigerer Tornado zu sehen, dieses Mal auch mit teilweise auskondensiertem Trichter.

    Am nächsten Haltepunkt zeigt sich noch das Roaping Out des Tornados, was wir nun wieder ohne Hektik bestaunen können. Teile des ehemaligen Tornados sind noch als Horse Shoe Vortex für einige Momente sichtbar.

    Die Lichtstimmung ist Aufgrund des Staubes unfassbar, auf Fotos kaum festzuhalten. Alles ist in einem gold-braunen Licht gefärbt.

    Der Staub wird immer mehr, sodass man zum Teil keinerlei Sicht mehr auf die Basis hat. Wir finden erneut einen Ort zum Halten, wenngleich es nicht mehr ganz ohne Staub geht. Mittlerweile ist sowieso alles vom Vortag eingesaut, also was solls.

    Langsam wird es eng, wir müssen nochmal ostwärts, doch der Hagel aus dem FFD kommt immer näher und überquert in Kürze unsere Straße. Einzelne große Tropfen landen auf der Scheibe, aber kein Hagel. Wir stehen genau an der Kante zum FFD, als der Staub komplett verschwindet und den Blick auf unsere mittlerweile HP-Superzelle freigibt. Der Hagel im Genick, aber hier müssen wir nochmal halten!

    Wir reizen den Halt so lange wie irgendwie möglich aus. Die Straßenoptionen werden nun schwieriger, wir müssen nach Süden. Es geht nochmal knapp am Hook Echo vorbei. Da die Sonne in 20 Minuten untergeht und es einer längeren Strecke bedarf, um wieder davor zu kommen, beenden wir das Chasing an dieser Stelle. Was für ein Tag!


    …doch nur weil wir die Zelle zu diesem Zeitpunkt zufrieden abziehen lassen, heißt das nicht, dass wir für heute fertig sind. Völlig übersättigt von Eindrücken stellen wir uns noch auf die Rückseite unserer abziehenden Superzelle, vielleicht ergeben sich ja noch ein paar schöne Lichtstimmungen. Dafür sind wir noch einmal kurz eine nasse Mudroad gefahren, bei welcher auch endlich der Allrad Mal zum Einsatz kam.

    An einem passenden Haltpunkt angekommen zeigte sich uns ein Panorama aus insgesamt drei Superzellen. Südöstlich von uns die abziehende Superzelle, nördlich von uns der frühere Leftmover und nordwestlich von uns eine weitere Superzelle mit Zugrichtung auf Lubbock. Die Sonne zaubert nochmal eine schöne Lichtstimmung.

    Mittlerweile gibt unsere abziehende Superzelle noch ein Eisschirm samt Mammatus frei.

    Als es bereits dunkel war, brechen wir schließlich nach Lubbock zur heutigen Unterkunft auf. Auf dem Weg zum Motel fahren wir noch durch zum Teil stark geflutete Straßen und sehen einige komplett gesperrte Straßen. Andre hat seinen Spaß am Fahren durch die großen Pfützen. Somit haben wir drei der vier Elemente durchfahren, lediglich Feuer fehlte noch.

    Wir genießen noch die Blitzshow der Superzelle nördlich von Lubbock, als sich immer mehr Struktur herausschälte. Zudem wurden die Blitze immer beeindruckender. Trotz der späten Uhrzeit und der vollkommenen Übersättigung mussten wir an der Stelle noch ein weiteres mal halten. Vor uns war eine mittlerweile LP-Superzelle, welche genial freistehend war und immer wieder Blitze aus dem Aufwind warf.

    Um 23 Uhr waren wir dann final im Hotel. Überwältigt vom heutigen Tag ging es weit nach Mitternacht ins Bett. Heute haben wir so viel erlebt, dass man es unmöglich an einem Tag verarbeiten kann:

    • LP-Superzelle
    • Klassische Superzelle
    • HP-Superzelle
    • Mehrere Superzellen um uns herum
    • Unzählbar viele kleine Tornados
    • Tornado Interception
    • Vorticity hautnah
    • Viel Struktur
    • Hagel
    • Mammatus
    • Tolle Lichtstimmung
    • Off-Road Erlebnis
    • Flooding
    • Freistehenden Lampenschirm
    • Blitze

    Weiter geht es übermorgen mit der nächsten Schwergewitterlage.

    4 Mal editiert, zuletzt von Thomas Klein (9. Juni 2025 um 02:38)

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  • Marco
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    • 9. Juni 2025 um 00:25
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    • #2

    Unglaublich intensive und wunderschöne Chasingmomente. Vielen Dank für die anhaltenden Berichte von unterwegs. Es lässt sich sicherlich nur in Ansätzen nachempfinden, was es emotional mit euch gemacht hat. Durch die Momente, die wir schon gemeinsam in der Vergangenheit erlebt haben, durfte ich bei vielen Beschreibungen schmunzeln und mitfiebern. Es nährt die immerwährende Sehnsucht nach den Plains und führt zu großer Freude über eure Erlebnisse. Gespannt bin ich insbesondere auf eure Erzählungen zum wohlüberlegten "Zero metering". Es fühlt sich auch beim Lesen nah und intensiv an, obwohl ihr so weit weg seid. Kommt heil zurück und viele weitere einzigartige, glückliche Momente. Liebe Grüße Marco

    http://www.marcorank.de

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