Hallo zusammen,
nachdem ich vergangene Woche schon die deprimierenden Dürrebilder aus der Hainleite im LIVE-Thread gepostet habe, möchte ich diese Woche zur Abwechslung noch etwas Erbauliches zeigen.
Seit meiner Rückkehr nach Leipzig letzten Sonntag konnte ich mich hier mit dem Leipziger Sommer 2022 aussöhnen, so als möchte er auf den letzten Metern beweisen, dass er eben doch keiner vom Typus 2018 ist. Dabei war die Erwartungshaltung, in diesem Sommer tatsächlich noch einmal nennenswerte Niederschläge zu erleben, auf nahe Null gesunken. Doch gemäß Murphys Gesetz, regnet es in solchen Fällen dann eben doch...
Das begann bereits am Donnerstag, dem 18.08., als spätabends ein etwa vierstündiger, konvektiv verstärkter und sehr ergiebiger Regen einsetzte. Dieser brachte dann vielerorts in der Umgebung schon Summen > 20mm. Am Samstag fielen dann in meiner Abwesenheit weitere nennenswerte Niederschläge. Als ich am Sonntag, der bereits wieder Sonnenschein und Hochdruck brachte, schließlich zurückkehrte, standen immer noch Pfützen der Vortage auf den Straßen:

Der Anblick grünen Grases ist mit der zunehmenden Trockenheit seit 2018 im Sommer hier zu einer Rarität geworden. Das Absterben beginnt dabei nach einem noch relativ grünen Mai in der Regel ab Juni, wenn zur Dürre noch die Hitze kommt. Lediglich 2021 bildete hier eine radikale Ausnahme...
... und die zweite Augusthälfte 2022 ...

Im Schatten haben also nur wenige Tage ausgereicht, um das Gras wieder großflächig sprießen zu lassen. Direkt an der Hauswand (weiter hinten im Bild) blieb es zunächst weiter stark verdorrt.
Zwar regnete es auch im Juli zweimal nennenswert, das reichte aber in Verbindung mit der großen Hitze und der starken Sonneneinstrahlung nicht, um das Pflanzenwachstum wieder nennenswert anzukurbeln.
Dienstag war das Gras in der Morgensonne schon wieder etwas weiter gewachsen, auch auf sonnenbeschienenen Stellen:

Vielleicht leide ich unter Grün-Sucht, doch die Faszination der nach der Dürre erwachenden Natur löste in mir das Verlangen aus, tägliche Parkspaziergänge wieder aufzunehmen, die ich im Hochsommer aufgrund von Krankheit, Dürre und ständigen (Schwer-)Hitzewellen einstellte.
Schließlich gab es am Freitag in der Stadt ein kurzes Gewitter mit weiterer Sickerpfützenbildung und einer Luftfeuchtigkeit, wie es sie in diesem Jahr noch nicht gab. Die Taupunkte kletterten über die 20°C-Marke. Eine kleine Fahrradtour durch den Leipziger Auenwald entwickelte sich zur Fahrt durch einen sumpfig-nebligen Märchenwald. Trotz der Schwüle empfand ich die Luft aber nicht als unangenehm. Zum einen war es nach dem Gewitter leicht abgekühlt, zum anderen trat ich nur sehr langsam in die Pedale, um die vielfältigen Eindrücke aufnehmen zu können.
Allein der Geruch des feuchten, morastigen Erdbodens unterschied sich von den Eindrücken der Wochen zuvor ungemein. Mit einer gewissen Sensibilität für die Natur konnte man "fühlen", dass der Boden wieder vermehrt arbeitet. Dazu war es unheimlich ruhig für eine vielbefahrene Fahrradstrecke. Kaum eine Menschenseele traute sich nach dem Regen wieder ins Freie, vielleicht aufgrund der Sumpfmonster, die jederzeit aus den Büschen hätten springen können...

Selbst der Clara-Zetkin-Park war kaum von Homo sapiens bevölkert. Stattdessen wuchsen die ersten Pilze aus dem Boden:

Am heutigen Samstag begab ich mich dann zu "KlimaFair" auf dem Leipziger Marktplatz und traf dort Christoph, Karsten und Janek - wobei Karsten selbst zur Podiumsdiskussion auf der Bühne eingeladen war. Außerdem sprach ich nach einem ergiebigen Mittagessen in der Pizzeria nebenan mit einigen Gruppen, die dort Stände aufgebaut hatten. Hier zeigte sich an einigen Besuchern wieder, wie sehr man der Schwurbelei um einige Klimathemen als wissenschaftlich interessierter Mensch entgegen treten muss.
Am Greenpeace-Stand verweilte ich etwas länger, da passenderweise der nächste, etwa eine Stunde anhaltende wolkenbruchartige Regen einsetzte und mein Schuhwerk komplett durchnässte. Die Feuerwehr rückte bereits aus. Es fielen noch einmal etwa 15 mm an einem überwiegend bewölkten, immer noch recht schwülen Tag.
Der Johannapark war nun kaum wiederzuerkennen mit frischem Grün und Pfützen - die hellgrünen Bäume scheinen wohl Neophyten zu sein, die die Dürre fast unbeschadet wegstecken. Allerdings bin ich da auch noch am Lernen, was es für Arten gibt und wie diese bei zukünftig immer längeren Dürreperioden als Bepflanzungsalternative Sinn machen.

Am Ende lugte noch einmal die Sonne hervor und zauberte eine schöne Stimmung:

Da sich der meteorologische Sommer dem Ende zuneigt, ist mit den Regenfällen (Gewitter sind in diesen Zeiten zur Nebensache geworden) nochmal ein versöhnlicher Abschluss gelungen.
Letztlich darf diese oberflächliche Befeuchtung jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr die Natur (v.a. Bäume) immer mehr unter den Zuständen leiden. Mit den zunehmend ausbleibenden Ernten weltweit sind wir in eine neue kritische Phase unseres Verhältnisses mit der Natur eingetreten. Wie dieser Umstand von der Gesellschaft immer noch zu großen Teilen ignoriert werden kann, ist meines Erachtens nur mit einer Transformation der meisten Menschen in seelenlose Zombies (z.B. durch das Coronavirus) zu erklären. Somit werden vielleicht auch andere Entwicklungen in der Welt wieder verständlich.
Nun freue ich mich jedoch erstmal auf den September, der hoffentlich einige Wanderungen bei wieder angenehmeren Temperaturen zulässt und nicht zuletzt mit der großen TSC-Jubiläums-Convention aufwartet.
Viele Grüße
Chris