Juli 2013 – ein wunderbarer und fast perfekter Sommermonat
Im Juni zeigte nur die kurze Hitzewelle vom 17. bis 20.6. was eigentlich „wieder mal richtig Sommer“ bedeutet. Der Juli dagegen ließ nun kaum einen Wunsch offen, bezüglich Wärme und Sonnenschein sowieso nicht – beim Niederschlag wären sicher ein, zwei Niederschlagstage zur Monatsmitte ideal gewesen. Jedoch das wären ja dann schon fast Wunschwetter- Labor- verhältnisse und zuviel des Guten gewesen.
Zu Monatsbeginn lagen wir noch unter schwachem Tiefdruckeinfluss, aber die Fronten verblieben meist im Norden und beeinflussten unsere Region kaum. Nur am 03.Juli brachten ein paar Schauer knapp 7 Liter pro Quadratmeter Niederschlag – und nachfolgend begann eine wortwörtlich zunehmende 19tägige Durststrecke.
Beginnend mit dem 5.Juli übernahm zuerst Hoch XENA mit Kern über den Britischen Inseln die Regie, nahtlose Übergabe vom 13. zum 14.Juli an Hoch YASMINE in gleicher Position. Für unsere Region hieß das fast unterbrochen Winde aus nördlichen bis östlichen Richtung, vorherrschend kontinentale, angenehm temperierte Luftmassen brachten uns viele herrliche Bergsommertage.
Nur kurz brachte ein Schwall kontinentaler, aber erwärmter Subpolarluft etwas Frische, in den Morgenstunden Tiefsttemperaturen auf dem Bornhügel knapp unter 10°C. Innerhalb dieser Zeit am 11.Juli das absolute Monatsminimum mit 8,1°C (Steinach am Vogelsberg 5,2°C), zwei Tage später nach klarer Nacht sank die Temperatur direkt auf der Grasfläche auf 0,2°C.
19 Tage in Folge kein Niederschlag – fast einmalig seit Beobachtungsbeginn im Jahre 1987. Nur im Jahr 2011 monatsübergreifend vom Oktober zum November 20 Tage in Folge keine messbare Niederschlagsmenge. Außerdem - eine mittlere Julidekade ohne einen einzigsten Regentropfen ist bisher einmalig.
Hoch YASMINE begann sich ab dem 21.Juli nach Skandinavien abzusetzen, Weg frei für Luftmassen aus dem Süden und eine etwas länger anhaltende Hitzewelle. Mittlere Temperatur vom 21. bis 28. Juli 20,9°C (!), das Maximum am 27.Juli in kontinentaler Tropikluft mit 30,5°C – dies bedeutet einen neuen Julirekord seit Bestehen der Wetterwarte, der bisherige aus dem Jahre 1994 wurde um ein Zehntel überboten. Gleichwohl etwas länger zurückliegend das Maximum vom 7.Juli 1957 mit 31,5°C! Interessanterweise ist es auch der 27.Juli welcher in der Statistik seit 1987 der im Mittel mit 16,3°C der wärmste Sommertag ist, mittleres Maximum 21,1°C.
Nach langer Abstinenz endlich ein Gewitter am Nachmittag des 23.Juli mit den üblichen örtlich sehr unterschiedlichen Niederschlagshöhen. Eine für den 28.Juli von einigen Modellen prognostizierte schwere Gewitterlage erwies sich als völliger Flop für unsere Region, gewittriger Regen und ein paar Entladungen ließen keine große Spannung aufkommen. Zumindest brachte die letzte Dekade 42 Liter pro Quadratmeter Niederschlag, die Monatssumme somit bei 49 Litern – 48% vom Durchschnittswert. Dieser Wert gilt gerade im vergangenen Monat wirklich nur für unseren Messpunkt auf dem Bornhügel, zu unterschiedlich waren die Niederschlags- ereignisse verteilt – sowohl nach oben als auch nach unten. Seit 1940 gab es hier in Neuhaus nur zehn Julimonate in denen noch weniger Niederschlag zu verzeichnen war.
Platz 6 aber in diesem Zeitraum (zusammen mit dem Juli 1976) bei der Temperatur – ein Mittel von 16,9°C bedeutet eine Abweichung von 3,6°C vom klimatologischen Mittelwert, nach den ersten beiden Dekaden betrug diese noch 2,3°C.
Verbleibt die Sonnenscheindauer als wichtiges Klimaelement. Zu sehen war sie jeden Tag, an lediglich zweien weniger als eine Stunde, an 23 Tagen mehr als 5 Stunden und an 17 Tagen mehr als 10 Stunden. Unterm Strich 275 Stunden – ein Plus von 36% gegenüber dem langjährigen Mittelwert. Im übrigen sind die im Mittel die sonnenscheinreichsten Tage Anfang August zu erwarten – 1.August 8,6 Stunden sowie der Spitzenreiter 6.August mit 8,7 Stunden.
Warum ein nur fast perfekter Sommermonat? Was mir und anderen Wetterbegeisterten einfach fehlte waren die Gewitter. Sicher und verständlich kann man die durch Gewitter hervorgerufenen Erscheinungen und Auswirkungen sehr unterschiedlich betrachten. Aber sie sind gerade im Sommer ein faszinierendes Naturschauspiel und ein Sommerabend im Freien mit immer näher kommendem Wetterleuchten und irgendwann das erste Grollen – was gibt es Schöneres zu beobachten.
Als kleine Entschädigung ein sehr seltenes Ereignis – allerdings war der Personenkreis dem es vorbehalten war sehr eingeschränkt und ich gehörte ebenfalls nicht dazu – leuchtende Nachtwolken in der Nacht vom 20. zum 21.Juli in himmlischer und eindrucksvoller Intensität.
Die weiteren Klimaelemente, in Klammern die mittleren Werte: Bergsommertage 19 (12), Tage mit Nebel/ -treiben 8 (14), Tage mit in Böen Windstärke sechs 6 (11), Windstärke acht 1 Tag (1). Bedeckungsgrad 51% (66%), mittlere Windgeschwindigkeit 11,9 km/h (12,6km/h).
Im August werden nach einer weiteren Hitzewelle voraussichtlich weiterhin sommerliche Temperaturen vorherrschen. Nicht mehr auf so hohem Niveau, aber mit akzeptablen Temperaturen – und zunehmenden Niederschlägen. Nach Lage vom heutigen 2. August scheint zumindest eine Durststrecke wie im Juli oder eine etwaige Umstellung auf eine unangenehme West/Nordwestlage nicht absehbar zu sein, Südwest sollte dominieren.
02. August 2013 / DWD / Wetterwarte Neuhaus/Rwg. / Rüdiger Manig