08.05.2024 I Chasing-Auftakt in Texas

  • Der erste von 22 möglichen Chasing-Tagen führte uns ins östliche Texas, genauer nach Paris. Ja, wirklich! Paris!


    Aber von Anfang an: Wie geplant holten wir Anton und Andre am 07. Mai von Ihrem Flug in Denver ab. Wir wechselten daher auch den Mietwagen auf ein passendes Exemplar:

    Im Walmart füllten wir die wichtigsten Vorräte auf und trafen noch Jens Winninghoff und Ingo Bertram, die auch gerade angekommen waren. Man sieht sich eben hier in den Staaten eher als in Deutschland.


    Danach besprachen wir das weitere Vorgehen. Anton und Andre möchten gern nach Missouri, um die dortige Lage noch früh mitzunehmen. Das bedeutet aber auch viele Stunden Fahrt (die grundsätzlich möglich sind), aber das Zielgebiet und die Lage haben das restliche Team nicht überzeugt. Nach einigem Austausch der Pro und Contras entschieden wir uns für das östliche Texas, auch im Hinblick auf die Lage übermorgen. Damit konnten sich alle arrangieren und wir teilten die 14h Anfahrt auf 2 Tage auf. Ich fuhr die knapp 7h von Denver nach Amarillo und Andre dann am Folgetag von Amarillo ins Zielgebiet.


    Die Nacht war entsprechend kurz und morgens galt es noch das Auto einzurichten. Pünktlich konnten wir dann Richtung Südosten starten:


    Zur Lage an sich: Am südlichen Ende einer schleifenden Kaltfront, die vom Bodentief nach Osten verlagert wird und beginnt zu schleifen, erwarten wir isolierte Superzellen. Wir fokussieren uns auf die Zellen, die an der stationär werdenden Kaltfront südlich des Red Rivers auslösen. Dort findet sich eine sehr labile Luftmasse mit moderater Scherung. Mit 30 Knoten Verlagerungsgeschwindigkeit rasen uns die Zellen nicht davon. Tornadopotential ist vorhanden, da viel storm relative inflow in den untersten Kilometern zu finden ist.


    Inklusive Mittagspause im mexikanischen Restaurant kamen wir rechtzeitig im Zielgebiet westlich von Paris an. Nun war Geduld gefragt. Nördlich von uns bildete sich eine erste vielversprechende Zelle. Problem: Straßenoptionen und viel Wald im Red River Gebiet. Leider unvorteilhaft. Unter dem Deckel war die feucht-warme Pampe nur schwer auszuhalten. Die kleinen Cumuli sollten noch ein bisschen brauchen bis sie größer werden.


    Wir setzen auf südliche Aulöse, die auch bald in Gang kommt und unser Ziel werden wird. Die Standortplanung ist aufgrund der Wälder auch hier etwas komplizierter und erfordert mehr Planung. Westlich von Commerce haben wir einen ersten Punkt mit passendem Namen gefunden:



    Wir verlagern uns erneut nach Südwesten, um die südlichen Neuentwicklungen an unserer Zelle zu erreichen. Nördlich von Greenville stehen wir trocken im Inflow-Notch unserer Superzelle. Anton hat den Standort perfekt geplant. Wofür er nichts kann, ist die schlechte Sicht aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit.





    Als der Niederschlag näher kommt, müssen wir uns wieder verlagern. Nach kurzer Dusche müssen wir aber feststellen, dass wir nicht mehr viele Optionen haben. Wir fahren noch einmal in einem Wohngebiet etwas näher heran und lassen uns an einer Tankstelle überrollen.


    Schöne Stimmung, während in der Entfernung die Sirenen heulen.




    Neben Starkregen ist auch Hagel kleiner als 3cm dabei. Die Jagd ist an dieser Stelle vorbei. Wir fahren noch bis Rockwall, um für den nächsten Tag im Großraum Dallas zu chasen.


    Taktisch und strategisch ein erfolgreicher Auftakt zur diesjährigen Tour. Visuell ist es im östlichen Texas aufgrund von Feuchte und Bäumen grundsätzlich anspruchsvoller mit Neigung zur Enttäuschung, wenn man mehr erwartet. Organisatorisch müssen sich noch ein paar Kleinigkeiten einspielen. Das ist aber völlig normal bei einer jährlich anders besetzten Crew. Schnell eingespielt haben sich Spaß und Chasing-Modus.


    Viele Grüße


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.