Zuerst zum 24.05.: Wir waren wieder unterwegs im östlichen Texas und der Grenze zu Oklahoma. Kurz gesagt gab es Gewitter, aber zu wenig Material um einen extra Bericht zu erstellen. Machen wir schnell weiter 😉
Der 25.05. könnte einer dieser Tage werden… Das Risiko ist in mehrerer Hinsicht hoch. Das SPC hat zwar kein High Risk ausgegeben, aber aufgrund der Ausgangsbedingungen sind heute Superzellen mit starken Tornados möglich.
Auch alle anderen Begleiter wie Hagel, Starkregen und Windböen sind meist im oberen Level. Und bei diesen hohen Parametern machen Superzellen und Tornados gern auch mal Dinge, die man nicht kennt oder gewöhnt ist. Zu bedenken ist auch, dass sich an solchen Tagen die Gewitterkomplexe erfahrungsgemäß sehr schnell verlagern. Oder es gibt etwas, was die Lage (teilweise) floppen lässt. Schauen wir mal.
Entsprechend deutlich und stark wird auf die Unwetterlage durch das SPC hingewiesen:
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Auch der Hagel in DVD-Größe ist wieder mal dabei:
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Weitere Punkte: Massen an Chasern. Es ist Samstag, es ist Oklahoma, es ist Moderate Risk. Wir stehen uns irgendwann selbst im Weg aufgrund von Stau, zugeparkten Einfahrten und und und.
Noch ein kritischer Punkt: Die Oklahoma City Metro Area liegt mit im betroffenen Gebiet. Die meidet man sonst schon aufgrund der Verkehrslage. Besonders schlecht: Es ist das letzte Wochenende im Mai und somit „Memorial-Day-Weekend“ mit Feiertag am Montag. Es ist eines der wenigen verlängerten Wochenenden der Amis und das bedeutet, dass alle Ausflüge machen. Die Straßen und Motels sind gerade in Ballungsräumen und bei bekannten Touristenorten noch mehr gefüllt.
Soviel zu den Ausgangsbedingungen. Ich mag solche Tage nicht wirklich.
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Nun die nächste Herausforderung: Das richtige Zielgebiet auswählen. Es stehen 2 Optionen zur Verfügung: Nordoption an der Grenze Oklahoma/Kansas und Südoption an der Grenze Oklahoma/Texas (Red River).
Nachdem morgens erst die Nordoption wahrscheinlich war, schwenken wir wieder zum Süden um. Gründe: Die neuesten Modellläufe setzen das südliche Gebiet weiter nach Norden. Das wäre in der Jagd auch wesentlich angenehmer als im Red-River-Gebiet. Außerdem ist die Entwicklung eines Bodentiefs (zurückdrehende Winde) wahrscheinlich und isolierte Auslöse von Superzellen.
Wir starten von Moore erstmal Richtung Elk City. In Chickasha halten wir zum erneuten Lageupdate.
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Es wird doch die Nordoption Richtung Kansas. Noch haben wir die Zeit entspannt umzuschwenken. Die Modelle haben den Feuchtetransport unterschätzt. Sie ist bereits weiter nach Norden vorangekommen. Observations (also echte Beobachtungen/Messwerte) sind Gold wert, besonders wenn sie wir hier so detailliert und gut verfügbar sind.
Für den Norden spricht auch der linke Jetausgang und eine frühere Auslöse der Gewitter in Texas. Somit ist auch die Verclusterung hier früher zu erwarten als im Norden.
Jetzt fällt aber auch die finale Entscheidung. Denn zurück kommen wir dann nicht mehr.
Auf jeder Reise gibt es immer einen Ort, durch den man häufig kommt oder übernachtet. In diesem Jahr ist es Woodward, Oklahoma. Hier tanken wir nochmal Auto und Körper schnell auf. Viele Chaser haben auf den Norden gesetzt. Wir treffen die Franzosen (Chroniques Chaotiques - YouTube) und Daniel Shaw aus Australien.
Am Highway 64 nordöstlich von Selman haben wir unsere Zelle nun in Sichtweite und warten ab, was mit ihr passieren wird.
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Wir erwarten ein ausscheren nach Osten, sobald sie auf die Feuchtekonvergenz trifft und schnelle Organisation.
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Aufgrund der Straßenoptionen und der moderaten Verlagerung müssen wir uns auch wieder repositionieren. Unser geliebter Staub ist auch heute wieder ein treuer Begleiter.
Richtig gut wird es dann am nächsten Halt, als sich unsere Superzelle nun auch besser organisiert.
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Zelle und Standort sind perfekt. Jetzt bitte mehr machen. Wir liegen im Gebiet mit dem größten Tornadopotential. Der Vorhersage und Nowcast-Krimi geht bisher auf.
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Nicht günstig sind die aus Süden heranrauschenden Leftmover. Mal schauen, was die noch so machen werden.
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Wir wollen vor der Zelle bleiben und müssen weiter. Während der Fahrt ist die Hufeisenform der Basis schön zu sehen:
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Der Leftmover aus Süden läuft nun bald in die Zelle rein und sorgt erstmal für Staubsturm.
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Wir müssen weiter Platz gewinnen. Der Leftmover wird in unsere Zelle aufgenommen. Das sorgt erstmal für Reorganisation, die ein paar Minuten in Anspruch nimmt.
Östlich von Hardtner können wir halten, als gerade eine Wallcloud mit erstem Funnel sichtbar wird. Die Bewegung in der Superzelle ist vergleichbar schnell wir vor einigen Tagen beim Tornado bei El Dorado. Der Funnel war nicht nur Funnel, sondern tatsächlich kurz am Boden, wie wir später erfuhren.
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Nun ist aber unsere Zelle auch so groß geworden, dass sie in den HP-Modus geht und der Tornado vom Regen verhüllt ist. Er wird südlich von uns noch Schäden anrichten.
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Von unserem Standort müssen wir jetzt weg, zumal sich neue Türme um die Zelle bilden. Statt Staub gibt’s nun waagerechten Regen über den Feldweg, als wir ostwärts fahren. Als wir aus dem Bereich raus sind, können wir nicht sofort die aktuelle Entwicklung checken, da nicht alle Internetverbindung haben.
Es wird aber zunehmend klar, dass hier das Ende erreicht ist. Wir beobachten noch ein paar Minuten und entscheiden uns dann für das Ende der Jagd. Die Feldwege sind nun auch durchnässt und matschig. Das haben wir als ein Ausschlusskriterium von Beginn der diesjährigen Tour mit festgelegt.
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Bei allen richtigen Entscheidungen haben letztlich zu wenig CIN gestört, dann besonders die von Süden hereinlaufenden Leftmover und zu schnelle Verclusterung. Wir können diese Erfahrungen für kommenden Tage und Jahre mitnehmen. Aber letztlich sind es auch diese Unabwägbarkeiten, die solch einen Chasingtag interessant und spannend machen. Natürlich ist da auch Enttäuschung und Frust dabei, wenn man richtig gesetzt hat, aber es am Ende nicht gereicht hat, was im Kopfkino schon fertig angerichtet war. Ein Erfolg ist es für alle Orte und Menschen im Risikogebiet, wenn es zu keinem großen Ereignis kommt (wie vermutlich morgen dann östlicher…).
Auf unserem Weg nach Enid halten wir nochmal für die schöne Abendstimmung.
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Im Motel verfolgen wir noch die Live-Reportage der Lage östlich von uns. Für die nächsten beiden Tagen steht Pause und Verlagerung Richtung Südwesten an.
Die nächsten Einträge werden daher erst in den nächsten Tagen folgen.
Viele Grüße aus Portales, New Mexico!