Schadensbilanz
Sturmtief "Zeljko" hinterlässt Spuren
Sturmtief "Zeljko" hat deutschlandweit seine Spuren hinterlassen. Bäume knickten um, Bahnstrecken wurden blockiert, Freiluftveranstaltungen fielen aus. Auch in Mitteldeutschland tobte sich der Sturm aus. Dennoch kamen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen im Vergleich zum Westen und Norden der Republik glimpflich davon. In Eisleben forderte der Sturm dennoch ein Opfer: Eine Autofahrerin wurde schwer verletzt als ihr Wagen vermutlich von einer Windböe gegen einen Laternenpfahl gedrückt wurde.
Mit Windgeschwindigkeiten von teils über 110 Stundenkilometern ist Sturmtief "Zeljko" über Deutschland hinweggezogen. Vor allem über dem Westen und Norden der Republik hinterließ tobte sich der Sturm aus. Umgestürzte Bäume sorgten für teils erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr. Nach Angaben der Deutschen Bahn waren vor allem die Fernverbindungen Berlin-Amsterdam und Berlin-Köln betroffen. Auch im Großraum Hannover und bei der Berliner S-Bahn kam es zu Ausfällen und Verspätungen. Auch in Mitteldeutschland hinterließ "Zeljko" unübersehbare Spuren.
Eisleben: Autofahrerin schwer verletzt
Vor allem über Sachsen-Anhalt fegten Sturm-und Orkanböen hinweg. Wie Polizei und Feuerwehr mitteilten, wurden in mehrere Landkreisen Bäume entwurzelt. In einigen Dörfern im Süden des Landes gab es zeitweise keinen Strom. Im Eisleber Ortsteil Polleben musste eine Autofahrerin schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Die 21-Jährige wurde vermutlich von einer starken Windböe erfasst. Daraufhin kam sie von der Fahrbahn ab und prallte mit ihrem Wagen gegen einen Laternenpfahl.
Über 113 Stundenkilometer auf dem Brocken
Auf dem Brocken wurden am Samstag Windgeschwindigkeiten von über 113 Stundenkilometern gemessen. Die Seilbahnen Thale stellten den Betrieb
der Kabinenbahn auf den Hexentanzplatz ein. Im Flachland bei Magdeburg erreichte der Sturm immer noch Geschwindigkeiten von bis zu 65
Stundenkilometern. Wegen des Sturms wurde die Multimediashow "Goitzsche in Flammen" bei Bitterfeld auf den Sonntag verschoben. Das Badfest im
Sangerhäuser Ortsteil Wolfsberg wurde abgebrochen. Die für Samstagabend geplante MDR-Disco soll nachgeholt werden.
Windstärken 8 bis 10 in Thüringen und Sachsen
In Thüringen berichtete die Polizei von knapp 40 wetterbedingten Einsätzen. Bäume seien weggeräumt und Baustellen abgesichert worden. Die
Bundesstraße 281 bei Ilfeld im Harz musste für mehr als eine Stunde gesperrt werden. Am Samstag wurden nach Angaben des MDR-Wetterstudios
Böen der Stärke 10 gemessen, so etwa auf der Schmücke. Das entspricht Windgeschwindigkeiten von rund 100 Stundenkilometern. In Heiligenstadt,
Erfurt und im Thüringer Wald wurden Sturmböen von bis zu 88 Stundenkilometer registriert. Der MDR THÜRINGEN-Sommernachtsball in
Mühlhausen wurde abgesagt.
Linksammlung:
http://www.mdr.de/thueringen-journal/video286400.html
Quelle: MDR
ZELJKOs Reise und seine Hinterlassenschaften
Das vergangene Wochenende wird dank Sturmtief ZELJKO wohl so manchen in Erinnerung bleiben: (Hobby-)Meteorologen, weil ein solcher Sturm im Sommer sehr ungewöhnlich ist und nur etwa alle 10-20 Jahre vorkommt - und auch allen Betroffenen, die den Sturm am eigenen Leib zu spüren bekommen haben und mit den Auswirkungen vielleicht noch im Nachhinein kämpfen müssen.
Die Reise von ZELJKO begann mit seiner Geburt am vergangenen Dienstag vor Neufundland. Von dort begab er sich über den Atlantik Richtung Europa, erreichte am Freitag die Bretagne, zog durch den Ärmelkanal und stieß am Samstagmittag schließlich auf die niederländische Küste. Bereits in der Nacht zum Samstag machte er sich in Deutschland mit teils kräftigen Schauern und Gewittern bemerkbar, die örtlich erste Sturmböen brachten (so wurde kurz nach Mitternacht beispielsweise eine schwere Sturmböe von 98, 3 km/h am Frankfurter Flughafen registriert).
Aber ZELJKOs Geschichte war damit noch nicht geschrieben, er holte noch einmal tief Luft und bescherte uns ein Sturmfeld, das sich am Samstag von Westen in die Mitte und den Norden und schließlich auch in den Nordosten ausbreitete. Am heftigsten war ZELJKO an der Nordseeküste spürbar: Spiekeroog meldete eine orkanartige Böe von 108 km/h (Bft 11), Büsum 101 km/h, Norderney 99 km/h, Bremerhaven 98 km/h und auch in St. Peter-Ording konnten sich die Kururlauber bei 96 km/h (alles Bft 10) einen "etwas" kräftigeren Wind als sonst durch die Haare pusten lassen.
Aber die Ostseeküste sollte nicht verschont bleiben: Am Samstagnachmittag zuckten zahlreiche Blitze über den Himmel, wobei die zugehörigen Gewitter nicht nur die Regentonnen füllten, sondern in Travemünde auch mit einer schweren Sturmböe von 97 km/h (Bft 10) einhergingen. Auch ansonsten war die Gewitterfront mit kräftigen Böen verbunden.
Jetzt mag manch Leser vielleicht denken: "Ach, eine steife Brise sind die Norddeutschen doch eh gewohnt - Sturm ist erst, wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben...", ABER: ZELJKO zeigte auch im Landesinneren, dass er sich von anderen Tiefs zu dieser Jahreszeit unterscheidet: Zum Beispiel sorgten in Münster (Westfalen) seine schweren Sturmböen
(die Messstation meldete 94 km/h) für rund 100 Einsätze der Feuerwehr. Auch in anderen Städten Nordrhein-Westfalens und Südniedersachsens tobte der Sturm, erreichte Böen von 90 km/h (so beispielsweise in Göttingen, Gütersloh, Hameln, Lügde-Paenbruch, Rheine-Bentlage oder Bückeburg - siehe auch Tabelle der maximalen Windgeschwindigkeiten unter www.dwd.de/tagesthema) und verursachte zahlreiche abgeknickte Äste und entwurzelte Bäume. Einige Bahnstrecken wurden sogar gesperrt.
Den Vogel abgeschossen hat allerdings mal wieder der Brocken: Die Messstation des ohnehin sehr exponierten und windanfälligen Berges im Harz lieferte einen Maximalwert von sage und schreibe 159 km/h! Wenn zu diesem Zeitpunkt dort Schafe verweilt hätten, wären diese anschließend mit Sicherheit lockenlos gewesen oder ganz einfach weggepustet worden.
Während ZELJKO bereits weiter Richtung Schweden gezogen und seine Geschichte bei uns damit beendet ist, steht schon ein neues kräftiges Tief in den Startlöchern: ANDREAS versucht am heutigen Montag und morgigen Dienstag in die Fußstapfen seines Vorgängers zu treten, was jedoch nur bedingt gelingt. So sind zwar insbesondere bei Durchzug von Schauern und Gewittern sowie auf den Bergen Sturmböen möglich, ein so verbreitetes Sturmfeld wie ZELJKO hat ANDREAS allerdings nicht zu bieten.
Quelle: DWD