2011 I Witterungsrückblicke I Nordhausen - Stadt

  • nnz-Wetterrückblick: Warmer Wintermonat
    Dienstag, 01.Februar 2011, 17:20 Uhr


    Es wird wärmer. Der Monat Januar war geprägt von schmelzenden Schneemassen und Hochwasserereignissen. Schuld daran waren deutlich ansteigende Temperaturen gegen Ende der ersten Januarwoche. Der meteorologische Blick auf den ersten Monat des Jahres von Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp...


    Am 6. Januar wurde um 0:00 Uhr eine Temperatur von -9°C aufgezeichnet, 24 Stunden später wurden bereits +5,2°C gemessen. Und das Thermometer kletterte noch höher: 12,4°C wurden am Nachmittag des 14. Januar erreicht und in der Nacht des gleichen Tages sank die Temperatur nicht unter 8°C auf dem Campus der FH Nordhausen. Im Monatsmittel wurde in Nordhausen eine Lufttemperatur von 1,2°C registriert. Und das ist zu warm.


    Im fünfjährigen Campus-Mittel wurden 0,2 °C gemessen (Min: -3,8°C in 2010 und Max: +5,4°C in 2007), im langjährigen Mittel ist es lediglich -0,3°C kalt im Januar in Nordhausen (1961 – 1990). Die Dominanz der südwestlichen Strömungen mit milder und feuchter Meeresluft war dafür verantwortlich. Gegen Monatsende sanken die Temperaturen jedoch wieder deutlich unter den Gefrierpunkt. -10 °C wurden in den frühen Morgenstunden des 30. Januar registriert. Das Temperaturminimum (-10,9°C) wurde bereits am 5. Januar gemessen (2010: Min: -18,1°C). Im Januar 2011 gab es drei Eistage (2010: 21) und 18 Frosttage.


    Der Niederschlag, zumeist in Form von Wasser, fiel relativ gleich verteilt über den Monat Januar. An drei Tagen fielen größere Niederschlagsmengen: Am 6.01. waren es 6,4 mm, am 13.1. 7,4 mm und am 25.1. 6,6 mm. Insgesamt wurden an der Station 41,1 mm Niederschlag gesammelt (DWD Erfurt: 28,4 mm, DWD Leipzig: 44,8 mm). Hinzu kamen die geschmolzenen Schneemassen, die für den Anstieg der Pegel in den Flüssen sorgten.


    In der Nacht vom 14. auf den 15. Januar stieg der Durchfluss am Pegel der Zorge in Nordhausen von ca. 10 m³/s auf 60 m³/s an. Danach sank der Durchfluss bis zum Monatsende wieder auf den mittleren Durchfluss von ca. knapp 4 m³/s (Quelle: TLUG Jena, 2011).


    Im Vergleich zum Januar 2010 schien die Sonne mit 44,3 Stunden doppelt so lange wie im vergangenen Januar (19,2 Stunden). Im langjährigen Mittel nach Herrn Tauchmann sind es rund 38 Stunden. Die Globalstrahlung lieferte im Tagesmittel eine Einstrahlung von 30 W/m², schwankte jedoch insgesamt zwischen 10 und 73 W/m². Der höchste Wert ging einher mit dem zunehmenden Hochdruckeinfluss des Hochs Barbara über Großbritannien gegen Monatsende. Gleichzeitig schwenkte die Windrichtung von West auf Ost und brachte wieder kühlere kontinentale und trockene Luft zu uns.


    Fazit zu dem Januar 2011: Ein etwas zu warmer Monat mit Temperaturen über Null, die den Schnee des Dezembers zum Schmelzen brachten und schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf den Frühling mit Temperaturen über 10°C gebracht haben.
    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Wetterrückblick Nordhausen
    Freitag, 04.März 2011, 10:57 Uhr


    Eine kurze Auszeit der Klimaerwärmung? Diese Frage stellt sich nnz-Wetterexpertin Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp angesichts der Temperaturen im Monat Februar. Lesen Sie hier die ausführlichen Daten.


    Die Klimaveränderung scheint in Nordhausen und Mitteleuropa derzeit eine Pause zu machen. Der Winter 2009/2010 und die drei aktuellen Wintermonate zeigten deutlich zu kühle, aber auch zu nasse Verhältnisse. Wir erinnern uns an den Dezember mit Schneemassen und an den Januar mit einer Tauphase und kräftigem Hochwasser. Trotzdem war das Jahr 2010 nach Aussagen der WMO (World Meteorological Organization) das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung mit einer positiven Abweichung von +0,53°C – zumindest global.


    Wetter und Klima, das sind zwei Begriffe, die sehr genau voneinander zu trennen sind. Wetter ist Hitze, Kälte, Frost, Land- und Dauerregen, also der Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort in einer kurzen Zeitspanne – in der Regel Tage. Wetter ist schwer vorhersagbar. Dank moderner Wettersatelliten, die in ca. 36.000 km als geostationäre Satelliten mit der Geschwindigkeit der Erdrotation über uns kreisen, haben die Wetterexperten seit rund 50 Jahren eine gute Datenbasis, um unser Wetter verlässlich für eine bestimmte Region vorherzusagen. Nichtsdestotrotz ist die Erdatmosphäre ein chaotisches System, das auf kleinste Veränderungen unvorhersagbar reagieren kann. Klima hingegen ist das berühmte 30-jährige Mittel, derzeit gültig von 1961 bis 1990 und damit ein langjähriger Mittelwert.


    Der Winter 2010/2011 war in Nordhausen zu kalt. Das langjährige Temperaturmittel beträgt 0,3°C, gemessen wurden -1,6°C (2009/2010: -1,8°C). 1963 war der kälteste Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnung in Nordhausen (-5,9°C). Der wärmste Winter seit 1956 wurde 2006/2007 mit +4°C registriert. Betrachtet man den Trend, also die Temperaturentwicklung der drei Wintermonate seit 1956, so zeigt sich eine Temperaturzunahme von ca. einem Grad in 50 Jahren. Einzelne Jahre wie die vergangenen beiden haben also zunächst keinen Einfluss auf die langfristige Entwicklung des Klimas bzw. der Temperatur.


    Die mittlere Temperatur im Februar 2011 betrug -0,7°C, der kälteste Tag war der 22. Februar mit einer Tagesmitteltemperatur von -8,7°C. In der Nacht zum 23. Februar wurde mit -12,3°C die tiefste Februar-Temperatur gemessen. Am 7. Februar wurde mit +11,3°C die maximale Temperatur registriert. Bis Mitte Februar lag die mittlere Temperatur mit +2,7°C im positiven Bereich. Erst danach wurde es wieder richtig Winter. 24 Frost- und 11 Eistage, die überwiegend in der zweiten Monatshälfte auftraten, wurden gezählt. In den drei Wintermonaten gab es somit 72 Frosttage und 36 Tage mit Dauerfrost, wenige mehr als im vergangenen Winter.


    Der Niederschlag, der ja im Dezember überwiegend als Schnee und im Januar überwiegend als Regen fiel, blieb im Februar mit nur 17 Millimetern hinter dem langjährigen Mittel (25 mm) zurück (Winter 2010/2011: 99 mm). Vor allem zwischen 10. und dem 12. Februar registrierte der Hellmann-Regenmesser den Niederschlag bei überwiegend positiven Lufttemperaturen als Regen. Der Regen kam wie in unserer Region üblich aus Westen, begleitet mit sinkendem Luftdruck und einigen kleineren Tiefdruckgebieten.


    Ab der Monatsmitte kletterte der Luftdruck wieder nach oben, der Wind drehte auf östliche Richtungen und brachte uns die kalten, sonnigen und trockenen Februartage. Der Luftdruck schwankte im Februar zwischen 1000 und 1030 hPa.


    Der Wind wehte überwiegend aus Osten (30%) und seltener aus Westen (23%). Die östlichen Winde lassen sich auf ein Hoch über Russland zurückführen, an dessen Südflanke die kalte und trockene Luft aus Osten vor allem in der zweiten Monatshälfte zu uns floss. Ein solches im Winter auftretendes Hoch wird als blockierende Hochdrucklage bezeichnet. Es ist ein stabiles Kältehoch, welches aufgrund der lang andauernden Kälte über dem eurasischen Kontinent entstanden ist. Die Tiefdruckgebiete hatten in diesem Winter nicht den richtigen Schwung, um das Hoch zu verdrängen und mussten daher in südliche Regionen rund um das Mittelmeer ausweichen, wo es dann in der Folge ausgiebig regnete.


    Zurückzuführen ist die fehlende Energie auf die sogenannte Nordatlantische Oszillation, die die Druckdifferenz zwischen dem Islandtief und dem Azorenhoch beschreibt und vor allem im Winter unser Wetter maßgeblich beeinflusst. In diesem Winter war die Druckdifferenz häufig negativ, was bedeutet, das das Tief und Hoch nicht sehr ausgeprägt waren, die Druckdifferenz also gering war. So fehlte den Tiefs der nötige Schwung und Antrieb.


    Die Sonne schien und scheint derzeit ausreichend, bringt aber noch nicht die ersehnte Wärme zu uns, zum einen, weil die auskühlenden Nächte immer noch länger als die Tage sind und zum anderen fehlt vor allem in den Nächten die wärmende Wolkendecke, die die Wärmeausstrahlung der Erde als sogenannte atmosphärische Gegenstrahlung wieder zu uns zurücksendet. Die Sonne schien 83 Stunden, also rund 20 Stunden mehr als im 25-jährigen Mittel.


    Ob die Klimaveränderung tatsächlich eine Pause macht – Klimaforscher prognostizieren ja eine sinkende globale Temperatur für die nächsten 10-15 Jahre, bevor der Anstieg bis zum Ende des 21. Jahrhunderts beginnt – kann man nach zwei kalten Wintern und einem zumindest in Deutschland kühlen 2010 für Deutschland, Thüringen und Nordhausen noch nicht ableiten, wohl aber befürchten. Denn eigentlich haben wir uns ja über das wärmere Wetter und lange warme Sommernächte auf der Terrasse gefreut, oder?


    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • nnz-Wetterrückblick: Sommer-Vorgeschmack
    Dienstag, 05.April 2011, 17:57 Uhr


    War der vergangene Winter zu kühl und zu nass, gab es im Monat März 2011 eine angenehme Trendwende: Der erste Frühlingsmonat war in Deutschland – und so auch in Nordhausen – etwas zu warm und deutlich zu trocken. Und die Sonnenscheindauer brach alle Rekorde. Der Rückblick auf das März-Wetter von Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp...


    Die mittlere Lufttemperatur in Nordhausen betrug auf dem Campus der Fachhochschule 5,1°C (Mittelwert 3,9°C nach Tauchmann). Dies ist der fünfte Märzmonat in Folge, der wärmer als das langjährige Mittel ist, auch nach Korrektur der innerstädtischen Lage der Station. In der ersten Monatshälfte des März 2011 konnte man einen deutlichen Temperaturanstieg beobachten: Betrug die Tagesmitteltemperatur am 7. März noch -0,9°C, kletterte sie stetig nach oben bis auf +10,1°C am 15. März.


    Danach schwankte die Lufttemperatur zwischen vier und acht Grad, bevor sie zum Monatsende auf wieder auf +11°C anstieg. Fast alle Märznächte endeten noch mit Frost, nur an wenigen Tagen in der Monatsmitte blieben die Märznächte frostfrei. Die tiefste Temperatur (-7,6°C) wurde am Morgen des 08. März gemessen, die maximale Temperatur (+19,1°C) am 30. März. Einen interessanten Temperaturverlauf zeigen die Tage in der Monatsmitte: Es gab kaum tägliche Veränderungen und auch keinen Frost, die Werte schwankten um fünf Grad. Grund für diese ausgeglichen Temperatur war ein umfangreiches Schlechtwettergebiet, welches zudem die wenigen Niederschläge im März geliefert hat.


    Der Wind drehte in diesen Tagen von West auf nordöstliche Windrichtungen. Damit wurden wieder kühlere Luftmassen aus Nordost zu uns transportiert (Tagesmaxima unter 10°C). Für den Niederschlag war ein Tief über Norditalien verantwortlich, welches an seiner Vorderseite
    feuchte Luft nach Deutschland transportierte. Diese Konstellation war auch für die Temperaturunterschiede in Deutschland zuständig: Im Südwesten von Deutschland war es überwiegend warm, an der Ostsee hingegen kletterte das Thermometer selten über 10 °C.


    Insgesamt fielen im März 2011 19,1 mm Niederschlag, wovon allein am 17. März 14,2 mm fielen. Die restlichen fünf Liter verteilten sich auf vier Tage. Die theoretisch mögliche Verdunstung stieg aufgrund der hohen Sonneneinstrahlung im März auf 47 mm, so dass der Bodenwasservorrat in der ungesättigten Bodenzone langsam aufgezehrt wurde und die Felder abtrockneten. Im langjährigen Monatsmittel wären 45 mm Niederschlag normal, es war also deutlich zu trocken. Den Aufzeichnungen von Herrn Tauchmann ist zu entnehmen, dass im Jahr 1973 nur 7,7 mm im März registriert wurden, im März 1994 hingegen 127,6 mm – eine große Schwankungsbreite. Tendenziell sind die Niederschläge im März in den letzten 50 Jahren leicht angestiegen.


    Die Sonnenscheindauer betrug 218 Stunden. Das ist ein neuer Rekordwert für Nordhausen, seit dem Beginn der Aufzeichnungen der Sonnenscheindauer im Jahr 1972. Bisheriger Spitzenreiter war das Jahr 1972 mit 148 Stunden Sonnenschein. Im Mittel wären 104 Stunden normal. Das ist außergewöhnlich: Eine Überschreitung des Mittelwertes um 200 % und ein sattes Plus von 70 Stunden im Vergleich zum bisherigen maximalen Wert. Astronomisch möglich wären übrigens 369 Stunden. Die Globalstrahlung als Maß für die eingestrahlte Energie betrug im Mittel 122 W/m² und liegt im Vergleich der Vorjahresmonate etwas höher. Und auch der Luftdruck zeigt das schöne Wetter: 1022 hPa beträgt der Mittelwert, der maximale Luftdruck wurde mit 1039,6 hPa am 23. März gemessen. Somit befand sich Nordhausen – mit Ausnahme der Monatsmitte – fast ausschließlich im Einflussbereich von Hochdruckgebieten.


    Zu warm und zu trocken, vor allem jedoch unglaublich viel Sonne im ersten meteorologischen Frühlingsmonat. Das ist das Fazit des März 2011. Ob dies auf den Sommer 2011 zu übertragen ist? Die Jahreszeitenprognose des Deutschen Wetterdienstes tendiert zumindest was die Temperatur angeht tatsächlich genau in diese Richtung.


    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • nnz-Wetterrückblick: April, April
    Dienstag, 03.Mai 2011, 11:47 Uhr


    Deutschlandweit war der April 2011 nach Angaben des DWD wie auch die vergangenen April-Monate zu warm, zu trocken und sehr sonnig. In Thüringen war es eher kühl (DWD: 11,4°C, Mittel 6,8°C), was aber nicht bedeutet, dass wir frieren mussten. Der Rückblick auf der Aprilwetter in Nordhausen wie immer von Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp...


    In Deutschland waren es im Mittel 11,8°C, auf dem Campus in Nordhausen immerhin 12,2°C (Mittel 8,5°C). Wie immer sind es vor allem die Nachttemperaturen, die die mittlere Temperatur auf dem Campus steigen lassen.


    Tagsüber speichern die Gebäude auf dem südexponierten Campus besonders viel Sonnenenergie, die sie nachts als langwellige Wärmestrahlung abgeben. Im April betrug die mittlere Globalstrahlung, also der Energiezufluss pro Quadratmeter 211 W/m² (Max. 1184 W/m²), dies entspricht „normalen“ Sommerwerten. Die Strahlungsbilanz war mit 160 W/m² positiv. Die Sonnenscheindauer in Stunden betrug, wir erinnern uns, im März 70 Stunden mehr als das Maximum, was jemals in Nordhausen im März aufgezeichnet wurde, auch im April 2011 schien sie wieder sehr lang: Registriert wurden 236 Stunden Sonnenschein (Mittel im April: 165 Stunden). Im bisherigen Rekord-April 2009 schien die Sonne „nur“ 217 Stunden. Also ein neuer Rekord im Monat April 2011. An 16 Tagen schien die Sonne mindestens 10 Stunden. Am 16. April schien die Sonne dahingegen nur etwas mehr als 1 Stunde. Ein richtig grauer Tag.


    An den Tagen in der Aprilmitte betrug die mittlere Tagestemperatur lediglich 7,5°C, die minimale Temperatur wurde am 15. April gegen 05:00 Uhr morgens mit 0,3°C. registriert. An allen anderen Apriltagen lag die mittlere Temperatur über 10°C, am 23. April lag sie sogar bei 16,7 °C, das entspricht der mittleren Temperatur im Monat August. An diesem Tag gab es auch den ersten Sommertag mit 25,3°C maximaler Temperatur am Nachmittag. Einen Frosttag gab es im April 2011 nicht (2010:4). Aufgrund der hohen Temperaturen startete die Vegetationsperiode Anfang April mit aller Macht, die Raps-Felder waren bereits nach der ersten April-Dekade gelb gefärbt, Ende April standen sie in voller Blüte.


    Die Niederschlagssumme betrug 29 mm. Das sind 75% des üblichen April-Niederschlags. Im 50-jährigen Mittel fällt im April rund 40 mm. Betrachtet man die Entwicklung der langjährigen Mittelwerte, ergibt sich ein Bild fallender Niederschläge im April (1961 – 1990: 44 mm, 1971 – 2000: 37 mm). Dieser Trend war in den vergangenen April-Monaten besonders deutlich zu spüren: Im April 2007 fielen gerade fünf Liter, 2010 waren es sieben Liter pro Quadratmeter. Aber es gab auch niederschlagsreiche April-Monate in der Vergangenheit: 146 Liter pro Quadratmeter fielen im Jahr 1961, der einzige April-Monat mit mehr als 100 mm Regen.


    Zurück zum April 2011: 75% des Niederschlagssolls klingt ausreichend. Betrachtet man jedoch die Verteilung der Niederschläge, so sieht man, dass der Regen an nur 6 Tagen fiel, wobei an zwei Tagen besonders intensive Niederschläge registriert wurden: Am 04. April fielen 9 mm vom Himmel, am 26. April waren es 15 mm. Intensive Starkregenereignisse auf ausgetrocknetem Boden führen weniger zu einer Versickerung, sondern eher zu einem oberflächlichen Abspülen des Bodens direkt in die Vorfluter. Der Bodenwasservorrat wurde kaum aufgefüllt.


    Der Wind wehte in der ersten Monatshälfte eher aus westlichen Richtungen mit schwankenden Windgeschwindigkeiten (Maximum: 5 m/s am 07. April), in der zweiten Monatshälfte drehte der Wind auf östliche Richtungen, allerdings mit zum Teil böigen Abweichungen auf West. Parallel zur Umkehr der Windrichtung sank die Windgeschwindigkeit ab der Monatsmitte auf Werte unter 1,0 m/s, was die gefühlte Lufttemperatur nochmals deutlich ansteigen ließ.


    Das typische Aprilwetter – der April tut, was er will – scheint sich tatsächlich zu verändern. Unbeständiges Wetter wird immer seltener. Den typischen Frühlingsmonat, an dem man eigentlich den Kampf zwischen polaren kalten Luftmassen und subtropischer Warmluft beobachten kann, scheint es immer seltener zu geben. Der April wird zukünftig vielleicht zum ersten Frühsommermonat im Jahr.
    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • nnz/kn-Wetterrückblick: Ein sonniger Frühling
    Mittwoch, 01.Juni 2011, 11:25 Uhr


    Ein heißer Tag und 14 Sommertage. 760 Stunden Sonnenschein, in jedem der drei Frühlingsmonate mehr als 200 Stunden. 60 Stunden mehr Sonne als im Rekord-Frühjahr 2007. Das ist die kurze, strahlende Bilanz des Nordhäuser Frühlings 2011 von Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp.


    Die Lufttemperatur in Nordhausen betrug in den drei Frühlingsmonaten März, April und Mai 10,6°C (LJM 8,5°C). 2009 und 2007 waren es mit 11,8 und 11,5°C auf dem Campus noch etwas wärmer. Also nur Platz 3 im Ranking der Frühlings-Monate seit 1956. Deutschlandweit betrug die mittlere Temperatur 10,1°C. Nach dem DWD war dies der zweitwärmste Frühling seit 1881. Die Temperaturspanne driftet in den Frühlingsmonaten naturgemäß weit auseinander. So betrug in Nordhausen die minimale Tagesmitteltemperatur -0,9°C am 7. März, die maximale mittlere Temperatur wurde mit 21,5° am 30. Mai gemessen. Die absoluten Minima und Maxima lagen noch weiter auseinander, die polaren und subtropischen Luftmassen kämpfen noch um die Vorherrschaft: -7,6°C am 08. März standen +31,2°C am 30. Mai gegenüber.
    Im Mai sank das Thermometer an zwei Tagen nochmals unter den Gefrierpunkt: -0,7 und -0,5°C, also leichter Bodenfrost wurden am 04. und 05. Mai registriert, im Vormonat April hingegen gab es keinen Frosttag. Der Mai brachte es auf 14,4°C im Mittel auf dem Campus (Mittel 12,9°C). Spitzenreiter in der Nordhäuser Messreihe war hier jedoch das Jahr 1989 mit 15,4°C. Die Tagesschwankungen waren recht groß, was auf eine Vielzahl von Strahlungsnächten (ohne oder wenige Wolken am Himmel) zurückzuführen ist.


    Die Temperatur ist das eine, der Sonnenschein aber für uns Menschen fast noch wichtiger. Nachdem im Winter mit 160 Stunden die Sonne bereits 30 Stunden mehr schien als üblicherweise in Nordhausen, schlug das Frühjahr 2011 auch in Nordhausen alle Rekorde, es ist der höchste, gemessene Wert seit 1972: 760 Stunden Sonnenschein, rund 300 Stunden länger als im 25-jährigen Mittel. Auf den Mai entfielen davon 288 Stunden Sonne, dieser Wert liegt jedoch „nur“ auf Rang 4 seit 1972 ein. Insbesondere der März lieferte wie an dieser Stelle berichtet besonders viel Sonne, was sich in der Bilanz besonders bemerkbar macht. Viel Sonne, blauer Himmel und wenig Wolken, das sind die typischen Hinweise auf dynamische Hochdruckgebiete. Sie sind verantwortlich für das außergewöhnlich schöne Frühjahr. Der Luftdruck betrug im 3-Monats-Mittel 1020 hPa (2010: 1010 hPa). Die Hochdruckgebiete im Frühjahr 2011 waren zum einen sehr häufig, zum anderen handelte es sich um die sogenannten blockierenden Hochdrucklagen, die die Tiefs auf dem Weg von West nach Ost in südliche Richtung ablenken. Der Niederschlag fiel im Mittelmeerraum.


    Und dieser Niederschlag fehlte in Deutschland. Im Mittel fielen in Deutschland 88 L/m² (Soll 186 L/m²), Nordhausen konnte etwas mehr Niederschlag verzeichnen: 103 L/m² fielen im Frühjahr (Soll: 140L/m²), wobei die Hälfte des Niederschlags auf den Mai entfiel: 54,5 L/m² wurden auf dem Campus registriert. Drei stärkere Regenereignisse haben dazu beigetragen: Am 11. Mai fielen 14,2 L/m², am 12. Mai nochmals 19,4 L/m² und am 31. Mai kamen noch mal 7,6 L/m² hinzu. Neben dem geringeren Niederschlag trug die starke Sonneneinstrahlung und die hohen Lufttemperaturen dazu bei, dass die Böden austrockneten: Die Verdunstung, berechnet nach Haude, betrug in den Frühlingsmonaten bereits 287 L/m². Die klimatische Wasserbilanz für 2011 ist mit 287 L/m², die theoretisch verdunsten könnten, negativ, was bedeutet, dass die Pflanzen verstärkt auf den Bodenwasservorrat zurückgreifen mussten.


    Der Wind wehte im Frühling und auch im Mai 2011 überwiegend aus westlicher Richtung mit ca. 1,1 m/s, wobei die Böigkeit (ständig wechselnde Windrichtungen) nicht nur an den meisten Mai-Tagen, sondern auch bereits im März und April aufgrund der starken Einstrahlung auf die Erdoberfläche sehr ausgeprägt war.


    Ein sonniger und warmer Frühling 2011 ist vorbei und der erste heiße Tag des Jahres überstanden. Ein neuer Sonneschein-Rekord wurde erzielt und die heftigen Regenereignisse im Mai mit überfluteten Straßen und einer überfluteten Autobahn könnten auch die Klimadiskussion wieder etwas anregen.


    Dr. Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • nnz-Wetter: Stürmisch, regnerisch und heiß


    Freitag, 01.Juli 2011, 13:43 Uhr



    Ein wechselhafter Monat mit heißen Tagen, kalten Nächten und viel Sonnenschein ist zu Ende. Kurze Hitzeperioden haben sich mit deutlich kühlerem Wetter abgewechselt, so dass die monatliche Bilanz in etwa stimmt, meint Wetterfachfrau Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp...


    Die Lufttemperatur bewegte sich zwischen 7,3°C am Morgen des 02. Juni und 31,4°C am Nachmittag des 5. und des 29. Juni. Damit hat Nordhausen im Juni gleich zwei bisher heißeste Tage im Jahr. Im Durchschnitt wurden 17,7°C auf dem Campus der Fachhochschule gemessen. Damit war der Juni um 1,4°C zu warm im Vergleich zu dem Mittelwert seit 1956. Der Stadtklima-Effekt macht sich wieder bemerkbar.


    Im Vergleich der sechs Jahre, die auf dem Campus gemessen werden, war der Juni allerdings, wie auch schon der Februar und der Mai diesen Jahres etwas zu kalt (minus 0,8°C). Die Tagesmitteltemperaturen schwankten zwischen 12,5°C und 23 °C, wobei die wärmeren Tage in der ersten und letzten Dekade registriert wurden.


    Es gab im Juni neun Tage mit Temperaturen über 25°C, an vier heißen Tagen wurden Temperaturen über 30°C gemessen. In sieben Nächten wurde es kälter als 10°C, die wärmste Nacht mit einer minimalen Temperatur von 16°C wurde bereits am 07. Juni registriert.


    Der langjährige Trend sich verändernder Temperaturen lässt sich zum Beispiel über einen Vergleich der Dekaden-Mittelwerte darstellen. Einzelne extreme Jahre werden so nicht sichtbar. Der Trend der Juni-Dekadenmittel steigt seit 1971/1980 kontinuierlich an: Betrug er damals 15,2°C, so liegt der Wert für die letzte Dekade seit 2001 bereits bei 16,6°C. Eine Zunahme von 1,4 °C lässt einen Rückschluss auf die regionale Klimaveränderung zu.


    An 18 Tagen im Juni hat es geregnet, wobei in der zweiten Juni-Hälfte an jedem Tag ein Niederschlagsereignis registriert wurde. In der Summe fielen 68 mm. Es gab zwei Tage mit stärkeren Regenereignissen. Am 22. Juni fielen am Nachmittag innerhalb von 1,5 Stunden 11,3 mm Niederschlag, in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni fielen bis in die frühen Morgenstunden 13,5 mm bzw. Liter pro Quadratmeter. In den letzten 50 Jahren regnete es im Juni durchschnittlich 59 mm in Nordhausen, wobei es niederschlagsarme Jahre mit rund 11 mm (2010!), aber auch sehr feuchte Junimonate mit 140 mm (1963) gab. Der Juni 2011 war insgesamt eher etwas zu feucht.


    Von den Starkniederschlägen der letzten Tage, die deutschlandweit registriert wurden, wurde der Südharz verschont: In Celle beispielsweise fielen am 29. Juni innerhalb von 18 Stunden 82 mm Regen. Der Blick auf die 30-jährigen Mittel für Nordhausen zeigt parallel zu den steigenden Temperaturen sinkende Niederschläge für Nordhausen im Juni (Rückgang um ca. 8 mm seit 1961).


    Die Sonne möchte im Jahr 2011 alle Rekorde brechen. Auch wenn wir den Eindruck eines eher regenreichen und Wolken verhangenen Juni-Monats hatten, so schien die Sonne doch 245 Stunden. 197 Stunden sind es im 25-jährigen Mittel. 271 Stunden waren es im Juni 1976, ein Jahr später wurden mit 114 Stunden die minimale Sonnenscheindauer gemessen. Der Juni 2011 war der sechste Monat in Folge, an dem die mittlere Sonnenscheindauer für Nordhausen überboten wurde. In der Summe schien die Sonne im Jahr 2011 bisher 1143 Stunden. Im gesamten Jahr 2010 wurden gerade einmal 1259 Stunden aufgezeichnet. Die durchschnittliche Jahressumme für Nordhausen liegt bei 1500 Stunden.


    Nicht nur die Sonne schien bisher deutlich länger als sonst, auch der Luftdruck über NN war im Vergleich zu den letzten beiden Jahren im Juni und im ganzen Jahr nachweislich höher. Im Frühling 2011 gab es deutlich mehr Hochdruckgebiete, die teilweise als sogenannte blockierende Wetterlagen über Mitteleuropa lagen und zu der teilweise extremen Dürre führten. Im Juni 2011 wurde im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Jahres der niedrigste Luftdruck gemessen (1015 hPa zu 1019 hPa im Mittel). Vor allem in der mittleren Monatsdekade war das Wetter insgesamt eher unbeständig und kühler, der Luftdruck sank auf 1000 hPa ab. Zu Monatsbeginn wurden dagegen Werte um 1030 hPa gemessen, zum Monatsende hin kletterte er wieder auf rund 1020 hPa.


    Gegen Ende Juni bzw. Anfang Juli stabilisiert sich das atmosphärische Strömungsmuster normalerweise, was bei entsprechend nördlicher Lage der Frontalzone zu ausgedehnten und stabilen Hochdrucklagen mit schönem Sommerwetter führen kann. In diesem Jahr mäandert die Frontalzone allerdings derzeit deutlich und bringt uns das wechselhafte Wetter mit heißen und dann wieder regnerischen und kühlen Tagen.


    Ob der Siebenschläfer, der ja eigentlich aufgrund verschiedener Kalenderreformen erst rund zehn Tage später ist, unser Sommerwetter im Jahr 2011 bestimmt, wissen wir dann ganz sicher am Ende des Sommers.

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Der Nordhäuser Sommer 2011
    Sonntag, 04.September 2011, 16:33 Uhr


    Statistik contra Starkregen – so die Überschrift zum Sommer im vergangenen Jahr. Der Sommer 2011 bot zwar auch unwetterartige Niederschläge mit Gewitter, prägnanter allerdings war unser Empfinden hinsichtlich der Lufttemperaturen. Eine kurze Zusammenfassung zum Sommer 2011 könnte daher heißen: Statistik contra menschliches Empfinden.


    Denn dieses sagt: Es war kalt, es war nass und die Sonne schien kaum. Die Statistik hingegen sagt: Der Nordhäuser Sommer war gar nicht so schlecht. 40 Sommertage, etwas zu wenig Niederschlag und genau die richtige Portion Sonnenschein.


    Der Niederschlag in Nordhausen: 176 mm regnet es im langjährigen Mittel in Nordhausen, 166 mm waren es 2011. Auf die einzelnen Monate verteilt war der Juni mit 68 mm der niederschlagsreichste Monat (113% des Niederschlagssolls), gefolgt vom August mit 60 mm (100%) und dem Juli mit 39 mm (67%). Die zweite Julihälfte war die trockenste Sommerperiode, nur 8,1 mm Niederschlag wurden registriert.


    Im August gab es fünf stärkere Niederschlagsereignisse (größer 5 mm), die meist mit höheren Windgeschwindigkeiten einhergingen. So wurde die maximale Windgeschwindigkeit der drei Sommermonate (1-Minuten-Mittel) mit 13,8 Meter pro Sekunde am 24. August gegen 19.30 Uhr gemessen. Der 19. August war mit 11,8 mm übrigens der regenreichste Tag im Nordhäuser Sommer.


    Besonders windreich war der Monat Juli. Die durchschnittliche Windgeschwindigkeit betrug 1,6 m/s. Dies ist die maximale monatliche Windgeschwindigkeit, die seit Messungsbeginn im Januar 2006 auf dem Campus der FH Nordhausen registriert wurde. Auch die vom Wind zurückgelegte Entfernung, der sogenannte Windweg, ist mit über 4000 km, bezogen auf den Monat Juli, um rund 1000 km größer als im Durchschnitt. Auffällig ist, dass Phasen höherer Windgeschwindigkeiten im Juli einhergehen mit steigendem Luftdruck und sehr kontinuierlichen Windrichtungen aus nordwestlicher Richtung.


    Diese Konstellation, hervorgerufen durch sich von West nach Ost verlagernde Tiefdruckgebiete, welche von subtropischen Hochdruckgebieten abgelöst wurden, führte im Juli zu mehrmaligem Zufluss ungewöhnlich kühler Nordatlantik-Luft in den Südharz. So stiegen die Temperaturen an 10 Tagen im Juli nicht über 20°C (Juni: 2 Tage, August 3 Tage unter 20°C). Trotzdem betrug die Monatsmitteltemperatur auf dem Campus 17,2°C und entspricht damit genau dem 30-jährigen Mittel (1961-1990), gemessen in Salza. Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1956 schwankten die Juli-Temperaturen übrigens zwischen 15,2 °C (1978) und 20,8°C (2003).


    Heiße Tage mit maximalen Temperaturen über 30°C gab es in allen drei Sommermonaten (Juni: 3, Juli: 2, August: 5). Die Sommertage überwogen dahingegen im Juli (11), im August gab es 10 und im Juni 9 Tage mit Temperaturen über 25°C. Tropennächte gab es im Sommer 2011 auf dem Campus der FH Nordhausen nicht. Mit nur 6,7°C verabschiedete sich in den frühen Morgenstunden des 31. August dann der meteorologische Sommer 2011. Es ist die minimale Temperatur, die zwischen Juni und Ende August in Nordhausen registriert wurde. Nur fünf Tage zuvor, am 26. August, gab es allerdings den bisher heißesten Tag des Jahres 2011 mit 34,6°C. Die durchschnittliche Sommertemperatur in 2011 betrug 17,9°C, 2011 war damit der drittkälteste Sommer der letzten 10 Jahre.


    Die Sonne schien gefühlt nur sehr selten. Das Messgerät registrierte trotzdem 594 Stunden Sonne im Sommer 2011. Im Juni schien die Sonne mit 245 Stunden 50 Stunden mehr als im 25-jährigen Mittel. Im Juli waren es 40 und im August 30 Stunden zu wenig (Juli: 172 Stunden, August 176 Stunden). Die Globalstrahlungswerte der drei Sommermonate schwankten zwischen 180 W/m² im August und 248 W/m² im Juni und lagen damit unter dem Wert des Monats Mai 2011 (256 W/m²). Diese Werte bestätigen neben den niedrigen Temperaturen im Juli unseren Eindruck, dass der Sommer 2011 eigentlich keiner war.


    Die Klimastatistik sagt eben nichts über den tatsächlichen Wetterverlauf aus. Das hat der Sommer 2011 wieder einmal bestätigt. Die Aufgabe der Statistik ist es, uns einen regionalen oder globalen Trend aufzuzeigen. Und diesen Trend kann man für die Nordhäuser Wetterverhältnisse deutlich erkennen: Betrug die durchschnittliche Sommertemperatur Anfang der sechziger Jahre noch knapp 16°C liegt sie heute bei ca. 18°C, Tendenz weiter steigend.


    Die Niederschläge hingegen werden in den Sommermonaten kontinuierlich weniger, in der Summe fielen in den sechziger Jahren noch rund 200 mm, im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends waren es nur noch rund 150 mm, auch hier mit weiter sinkender Tendenz. Der prognostizierte Klimawandel mit heißen und trockenen Sommern schreitet also trotz des kühlen Nordhäuser Sommers 2011 auch in der Südharzer Region weiter voran.


    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • nnz/kn-Rückblick: Viel Sonne, viel Regen


    Dienstag, 04.Oktober 2011, 11:08 Uhr


    Der erste meteorologische Herbstmonat hatte einige Highlights zu bieten. Nicht nur der 11. September wird aufgrund des Unwetters vielen im Gedächtnis bleiben, sondern auch die warmen Spätsommertage Ende des Monats mit Biergarten-Wetter und kühlen Nächten mit herrlichem Sternenhimmel. Der monatliche Rückblick auf das Wetter von Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp...


    Die durchschnittliche Lufttemperatur betrug im September 15,9°C (1961 – 1990: 15°C). Die minimale Temperatur wurde am 24. September mit 4,9°C gemessen, Nachtfrost gab es noch nicht. Die maximale Temperatur (31,3°C), registriert am 03. September, war einer der beiden heißen Tage im September 2011. Daneben gab es weitere 6 Sommertage mit Temperaturen über 25°C (2010: 4). Und es gab nur 3 Tage, an denen die 20°-Marke nicht erreicht wurde, was jedoch kaum einen Einfluss auf die Sonnenscheindauer des Monats hatte: 209 Stunden schien die Sonne, das sind 154% des Monatssolls.


    Im September 2010 schien die Sonne nur 96 Stunden, im Jahr 2006 hingegen 236 Stunden. An sieben Tagen wurde die astronomisch mögliche Sonnenscheindauer (12 Stunden Sonnenschein) in etwa erreicht. Ende September 2011 konnte so die Jahressumme von 1660 Stunden bereits um 40 Stunden überschritten werden. 12 Stunden maximal – ein Zeichen, dass wir im September die Tag- und Nachtgleiche, das Äquinoktium, wieder einmal überschritten haben, die Nächte werden nun länger, die Tage kürzer und der kalendarische Herbst hat Einzug gehalten.


    Geregnet hat es mehr als genug – zumindest an zwei Tagen. Der 4. September brachte 20 Liter pro Quadratmeter, der 11. September 25,6 l/m², wovon 10 l/m² innerhalb von 10 Minuten fielen und damit die Infiltrationskapazität des Bodens vieler landwirtschaftlicher Nutzflächen und Gullys übertraf. Schlammströme von den Feldern waren die Folge. Ansonsten gab es an sechs weiteren Tagen etwas Niederschlag. Insgesamt fielen so 60 Liter auf den Quadratmeter, 20 Liter mehr als üblicherweise im September. Trotzdem ist das Jahr 2011 bisher eher niederschlagsarm, was vor allem auf die zu deutlich zu trockenen Monate im Frühjahr 2011 zurückzuführen ist.


    Das schöne Wetter im September kam überwiegend aus südwestlichen Richtungen. An den Tagen, an denen es in der Atmosphäre turbulent wurde, drehte der Wind auf west- bis nordwestliche Strömungen. Die maximale Windgeschwindigkeit als 1-Minuten-Mittel betrug am 11. September 16,1 m/s, was einige Bäume in Nordhausen umwarf und den DWD zu folgender Meldung bei der Auswertung des September-Wetters veranlasste: „Während des Gewittersturmes am 11. zerstörten umstürzende Bäume in Nordhausen zahlreiche Autos.“ Im Mittel wurde im September jedoch die für unsere Region typischen Windgeschwindigkeiten von 1 Meter pro Sekunde registriert.


    Der September 2011 war insgesamt zu feucht und zu sonnenscheinreich, wobei Regen eher als schlechtes Wetter, zu viel Sonne von uns Menschen hingegen als überaus positiv angesehen wird. So kann es bis Weihnachten bleiben – diesen Gedanken haben derzeit sicher viele Menschen. Aber das Hochdruckgebiet zieht langsam weiter – die Dynamik der Atmosphäre und die Lage von Nordhausen inmitten der Frontalzone zwischen polaren und subtropischen Luftmassen steht nun einmal für spannendes, turbulentes und abwechslungsreiches Wetter.


    Dr. Jutta Parnieske-Pasterkamp

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Die Rückblicke werden ab sofort in die Monatsthreads gepostet!

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
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