Thread Sturm-/Gewitterlage ab 21.10.2014
Gonzalo wird nächste Woche (DI/MI) Kurs auf Mitteleuropa als außertropisches Tief nehmen und wird uns dann vermutlich mal wieder mehr Dynamik in der Wetterküche bescheren.
GFS-Simulation:
Markus
EDIT 18.10.2014, 20:21 Uhr:
Noch was zum Dienstag mit entsprechendem Lernniveau:
ZitatAlles anzeigenSynoptische Übersicht - Kurzfrist
ausgegeben am Samstag, den 18.10.2014 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen: In der Nacht an der Nordsee weiterhin windig, sonst gebietsweise Nebel. Am Sonntag an der See sowie in Hochlagen allmähliche Windzunahme. Am Montag im Süden und Südwesten vereinzelte Gewitter und lokaler Starkregen nicht ausgeschlossen. Am Dienstag SPANNUNG!
Dienstag ... kommt die Atmosphäre (endlich) mal wieder richtig in Schwung. Dass es dabei der Hilfe aus Übersee bedarf - was soll´s. Hurrikan GONZALO (heute Nachmittag 15 UTC bei etwa 37°N und 62°W analysiert) wird sich deutlich auffüllen und wahrscheinlich noch im Laufe des Sonntags vom National Hurricane Center Miami zu einem außertropischen Tief herabgestuft werden. In den Vorhersagekarten taucht Ex-GONZALES am Montag nur noch als Trogtief bzw. Welle mit etwas unter 1005 hPa westlich von Irland auf, bekommt dann aber - bevor es zum Exitus kommt - "unerwartete" Hilfe aus der mittleren Troposphäre.
Kurzum, bedingt durch ost-südostwärts ausfließende Kaltluft von Südgrönland her kommt es über der Irminger See zur Bildung eines Troges, der sich in der Nacht zum Dienstag und am Dienstag rasch südostwärts ausweitet und dabei verschärft. Seine Südspitze befindet sich um 12 UTC etwa im Bereich Ostausgang des Ärmelkanals bzw. Nordfrankreich. Der Trog weist eine stark asymmetrische Konfiguration auf mit einer langgestreckten, stark-gradientigen Rückseite und einer stark diffluenten Vorderseite. Letztere führt zu einer nicht unerheblichen Advektion zyklonaler Krümmungsvorticity, die wiederum dynamische Hebung induziert und gleichzeitig für das Auspumpen bei "Mr. Ex-GONZALES" sorgt. Die Folge ist kräftiger Druckfall und sozusagen eine Re-Intensivierung des Tiefs hin zu einem 985-hPa-Sturmtief (COSMO-EU und GME), das bereits in der Nacht die Nordsee erreicht und von dort gen Jütland zieht, um im Tagesverlauf mit seiner Kaltfront (eine Front, die den Namen endlich mal verdient hat) auf den Vorhersageraum überzugreifen.
Im Zuge der Modellunsicherheiten, die aktuell noch bestehen (GFS von 12 UTC z.B. belässt das Tief inzwischen weiter nordwestlich bei Schottland und simuliert bei uns "nur" einen ausgeprägten Bodentrog, ähnlich die "Franzosen"), soll an dieser Stelle noch keine Detailvorhersage kreiert werden. Nur so viel für den Augenblick: Sollte sich in etwa das Szenario der deutschen Modellkette einstellen, käme es nicht nur zu teils kräftigen und konvektiv verstärkten Regenfällen bis hin zu Gewittern (aufgrund der scharfen Trogstruktur vielleicht sogar zur Ausbildung einer präfrontalen Gewitterlinie mit Sturmböen). Es käme auch zu einer ausgewachsenen Sturmlage, die im Westen beginnt und am Abend bzw. in der Nacht zum Mittwoch auch auf den Osten übergreift. Die aktuelle Wind- und Böeninterpretation der deutschen Modelle jedenfalls ist hochbrisant mit schweren Sturmböen bis in tiefe Lagen (bei starker Durchmischung und organisierter Konvektion wären sogar Orkanböen denkbar) und Orkanböen an der Küste sowie im höheren Bergland. Mal sehen, was letztlich davon übrig bleibt...
Modellvergleich und -einschätzung ----------------------------------------------------------------
Bis Montag wird die Entwicklung sehr ähnlich simuliert, wenn auch mit leicht differierenden Regenmengen und Unschärfen in der räumlichen Verteilung. Ob an der sich intensivierenden Kaltfront im Süden tatsächlich mal Starkregen auftritt, ist derzeit noch sehr unsicher. Gleiches gilt für die Dienstagsprognosen um Ex-GONZALES, was im Text bereits angesprochen wurde.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach Dipl. Met. Jens Hoffmann