12.07.2017 | Lützen, Naunhof | Fotogene Kaltfront

  • Hallo zusammen,


    am Mittwoch, dem 12.07., konnte ich den fotogenen Aufzug einer Kaltfront bei Lützen und Naunhof in der Nähe von Leipzig bestaunen. Zunächst durchfuhr ich einige herbstlich anmutende Schwachregenschauer unter ziemlich bedecktem Himmel. Lediglich der Taupunkt fühlte sich einigermaßen sommerlich an. Umso gedämpfter waren meine Erwartungen, als ich in Lützen ankam und nach Westen blickte.


    Zunächst beobachtete ich unter gelegentlichem leichten Getröpfel, wie sich am Horizont etwas Dunkles abzeichnete. Es handelte sich um die sehr gut ausgeprägte Böenlinie der Kaltfront. Auf ihrer Vorderseite wurde dynamische Hebung generiert, was anhand von Cumuli über der Böenfront sichtbar wurde. Das Gebilde kam näher und es zeichneten sich auch laminare Schichten ab.




    Besonders kurz vor der Front nahm der Kontrast deutlich zu und Dunkelheit brach herein.



    Am südlichen Ende der Zelle drehten sich die flauschigen Wolkenfetzen auch mal etwas ein.



    Der Wind frischte auf und der Regen näherte sich unaufhaltsam meinem Standort.



    Schließlich verkroch ich mich ins Auto und ließ Starkregen und Wind über mich ergehen, wobei der Wagen schön und in gleichmäßigen Wogen, aber nicht zu kräftig durchgeschüttelt wurde - genau so, wie wenn man ein Kind zum einschlafen bringen möchte...


    Ich bin nicht eingeschlafen und nach fünf Minuten beschloss ich, mich noch einmal auf den Weg vor die Kaltfront zu machen. Das gelang mir über die A38 auch und ich wurde noch einmal Zeuge von dem enormen Kontrast, der sich während der Fahrt ergab. Es war sehr eindrucksvoll, die Kaltfront von der Rückseite aus zu durchqueren und die Böenfront auf einmal wieder im Rückspiegel bzw. links von mir zu sehen, während der Himmel über mir immer heller wurde. Es war, als hätte jemand die Rewind-Taste auf einem alten Videorekorder gedrückt.


    Ein bisschen Vorlauf musste ich mir nach dem Durchqueren aber noch gönnen und so fuhr ich erst auf der A14 bei Klinga wieder von der Autobahn. Das war schon etwas zu knapp zum Fotos schießen, aber die imposante Wolkenformation über mir, die gar nicht mehr wie eine Böenfront schien, sondern wie etwas völlig Neues, konnte ich noch schnell ablichten.



    Bei Naunhof ließ ich mich dann zum zweiten mal überrollen und beendete nach kräftigen Regenschauern und erneut starkem Wind das Chasing. Auf dem Rückweg konnte ich kleinere Äste und Zweige am Boden liegen sehen, aber nichts Dramatisches erkennen. Die Temperatur hatte sich derweil von 20°C auf 15°C abgekühlt.


    Zum Abschluss noch einmal ein Panorama vom Standort Lützen:



    Damit ging eine in meinen Augen ziemlich imposante Lage zu Ende.


    Viele Grüße
    Chris

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Erfrischender Bericht, unterhaltsam zu lesen und schöne Bilder der Böenfront.


    @Ronny7220|Jena| Niemals Kaltfronten mit dynamischen Hintergrund auch bei wenig Labilität unterschätzen!

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.