11.06.2019 | Leipzig | Blitzaktiver Cluster

  • Hallo zusammen,


    ich hatte ja zuletzt schon von der ersten großen Lage in 2019 ausführlich berichtet und dabei auch erwähnt, dass dieser Tag der Auftakt zu einer dreitägigen Gewitterserie über Leipzig war:
    http://www.storm-chasing.de/fo…-und-Stroboskopgeflacker/


    Während ich am Pfingstmontag also noch chasen war, dabei aber die erste Gewitterserie über Leipzig verpasste, wollte ich mich am Dienstag, wenn möglich, mit einem Spotting begnügen. Die Ausgangslage war fast identisch zum Vortag, mit Unterschieden nur im Detail. So drehte die Strömung noch etwas auf S oder SSO zurück, die Luftmasse war noch etwas feuchtegesättigter durch die Regenfälle vom Vortag und Scherungs- und Labilitätswerte sprachen für blitzintensive Multizellencluster.


    Das war für Leipzig fast eine sichere Geschichte, da die Qualität der Luftmasse am Vortag bereits unter Beweis gestellt wurde und die Strömung für Leipzig recht prädestiniert war. Zudem sorgte das Absinken tagsüber, insbesondere am Nachmittag, für reichlich Einstrahlung. Am Abend kam schließlich wie am Vortag die schwüle Luftmasse weiter nach Westen voran und die erste Auslöse begann pünktlich 17 Uhr in Ostsachsen:


    https://kachelmannwetter.com/d…darhd/20190611-1500z.html


    Diese Zelle wuchs zu einem wahren Monstrum heran und regnete sich dort dann auch recht penetrant aus, wodurch ein kleiner [definition=25,0]Cold Pool[/definition] entstand. In Verbindung mit aufkommender dynamischer Hebung entstanden daraufhin in Mittelsachsen weitere Multizellen - die ersten, dessen Eisschirme man in der feuchtwarmen Brühe von hier aus sehen konnte. Dynamische Hebung sorgte auch in Westthüringen und in Bayern für die ersten Gewitterzellen, nur über Leipzig blieb der Himmel noch klar. Mit der Gewissheit noch etwas Zeit zu haben, ging ich also kurz vor 20 Uhr fix unter die Dusche, was kaum 15 Minuten gedauert hatte und staunte nicht schlecht, als im Anschluss der Himmel fast vollständig mit Cumuli übersät war. Von unten sah ich die dunklen Basen, von denen ich dachte, dass sie jederzeit für eine explosionsartige Entwicklung gut wären:



    Eilig brachte ich die Kamera in Position, doch zunächst passierte nicht viel. Nur nördlich von Leipzig profitierte eine erste Gewitterzelle von der verfügbaren Energie. Doch offenbar deckelte noch etwas. Ich überbrückte die Wartezeit mit einem Zeitraffer der teils wellenförmigen Wolkenbewegungen:


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    Erst nach 21 Uhr bildete sich bei Gera die erste blitzintensive Gewitterzelle und im Vorfeld auch eine weitere über dem Leipziger Osten. Im Zentrum fühlte man sich regelrecht umzingelt:


    https://kachelmannwetter.com/d…chsen/20190611-2005z.html


    Der ganze Wahnsinn drückte sich am besten im Storm Tracking aus:


    https://kachelmannwetter.com/d…darhd/20190611-2015z.html


    Mit Annäherung der südwestlichen Linie machte ich noch einmal kurze Zeitraffer vom enormen Geflacker, bevor Starkregen einsetzte:


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    Und als ob die Region im Osten noch nicht genug hätte, zog dort noch einmal ein unaufhörlich flackerndes Ungetüm entlang, welches sich fast nahtlos an die bisherigen Gewitter anschloss:


    https://kachelmannwetter.com/d…chsen/20190611-2100z.html


    Von meinem Standort aus konnte ich zahlreiche Crawler dieser Zelle beobachten. Im Süden anschließend flackerte sogar noch eine weitere Nachzügler-Zelle:



    Weitere Crawler:






    Neben den ganzen Crawlern und dem Geflacker war nur selten eine sichtbare Erd-Entladung dabei. Doch eine schaffte es schließlich auf die Kamera:



    Man mochte es kaum glauben, doch selbst nach diesem unfassbaren Feuerwerk flackerte es im Süden - weit entfernt - unvermittelt weiter. Einerseits spiegelten sich gegen Mitternacht in den Häuserreihen noch die grellen Blitze des nördlich abziehenden Monstrums, im Süden hingegen formierte sich erneut eine blitzaktive Linie. Im Geflacker war eine Art [definition=14,0]Böenfront[/definition] zu erkennen:



    Doch die zweite Linie verlor dann letztlich doch etwas an Kraft und die Blitzrate ging vor Leipzig deutlich zurück. Dafür brachte sie als eine Art "[definition=85,0]Pseudokaltfront[/definition]" dann deutlich stärkere Böen als zuvor.
    Erst gegen 1 Uhr verloren sich schließlich die Blitze des an ein Hufeisen erinnernden [definition=74,1]MCS[/definition] im Norden:


    https://kachelmannwetter.com/d…hland/20190611-2300z.html


    Der Tag ging mit einem gewissen "Wow"-Gefühl zu Ende, hatte ich doch nicht erwartet, nach einer blitzreichen [definition=16,0]Squall Line[/definition] am Vortag ein Spotting mit dieser enormen Anzahl an Blitzen gleich wieder erleben zu dürfen. Für mich blieb dieser Abend / die Nacht als das wohl blitzreichste Ereignis im Gedächtnis, dass ich in Leipzig bisher erlebt hatte. Es stellt sich somit als ebenbürtiges Ereignis zum 10.06.2010 dar, welches damals mein Interesse an Gewittern und am Chasing nochmals forcierte:


    http://www.storm-chasing.de/forum/index.php/Thread/2454-10-06-2010-Fünfstöckige-Shelfcloud-und-Stroboskopgewitter-von-Sonnenuntergang-bi/


    Auch damals gab es fast zur gleichen Zeit im Jahr ein Serienereignis über mehrere Tage hinweg. Nun kam noch der 12.06. hinzu, als eine [definition=101,0]Superzelle[/definition] den Westen und Norden Leipzigs mit teils riesigen Hagelkörnern unter Beschuss nahm. Leider war ich an dem Tag dann aber an die Arbeit gebunden, sodass ich außer der extrem düsteren Atmosphäre ("schwarz wie die Nacht") nicht viel zu Fotografieren hatte. Über dem Süden Leipzigs lief das Ereignis dann auch eher glimpflich mit etwas Starkregen ab.


    Dennoch war der Juni noch nicht ganz fertig mit mir. tbc


    Viele Grüße aus Leipzig
    Chris

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018