- Offizieller Beitrag
Hallo zusammen,
nach einer, an den letzten Jahren gemessenen, kleinen Ewigkeit bis zur ersten sommerlich anmutenden Gewitterlage war es am 11. Mai endlich soweit. Ein Warmluftvorstoß aus dem Süden brachte hauptsächlich in der Mitte und Osten Deutschlands in den vergangenen Tagen warme bis heiße Temperaturen, während im sich Westen die nächste Kaltfront ausbreitete. Am Dienstag entwickelte sich durch die südliche Anströmung der Alpen erwartungsgemäß ein Bodentief, das im Tagesverlauf den Weg Richtung Mitteldeutschland aufnahm.
Die dabei entstehende Konvergenz aus N/NW Bodenströmung und S/SW Wind erreichte gegen Nachmittag den Thüringer Wald und das Erzgebirge.
Wir orientierten uns an der zu Tagesbeginn langsam aufbauenden Gemeinsamkeit in den Wettermodellen. Maßgeblichen Einfluss hatten in der Simulation die Wolkenfelder. Währenddessen am Morgen für uns hier bereits weitestgehend klar war, dass die Einstrahlung etwa ab Ostthüringen quasi ungehindert für Aufheizung sorgen konnte, hatten einige Modelle die Wolkengrenze zu weit östlich verschoben und waren vorerst unbrauchbar.
Zum frühen Nachmittag stabilisierte sich die Lage der Modelle und es zeigte sich eine recht einheitliche Darstellung von Gewittern, die ab dem Nachmittag aus dem Thüringer Schiefergebirge und Erzgebirge ins Flachland ziehen sollten.
Markus und ich machten uns ab dem frühen Nachmittag auf den Weg nach Osten. Erster, kurzzeitiger Anlaufpunkt war Rüdersdorf.
Über unsere Köpfen gab es ein paar feine Wolkenstrukturen zu bestaunen:
Es ging kurz danach ein Stück weiter Richtung Meerane / Zwickau:
Im Südosten schon erstes Geblubber:
Nach einer Weile stieß Carsten zu uns. Bis zum Start der Gewitterlage war noch ein gutes Stück Zeit, eine kraftvolle Auslöse wollte noch auf sich warten lassen. Wir unterhielten uns also eine Weile und bereiten das Equipment auf den Einsatz vor.
Wir behielten vorerst beide Optionen einer westlichen oder eher östlichen Entwicklung im Kopf und verständigten uns permanent via Discord oder Telefon. Die westliche Variante sollte sich recht bald entwickeln und war etwa ab 16:10 schon auf dem Radarbild gut auszumachen.
Quelle: Unwetteralarm / Unwetteralarm GmbH – Unwetter- und Sturmwarndienst
Etwas grübeln machte sich breit, wir beschlossen zu dritt jedoch weiterhin auf einer östlichen Entwicklung über dem Erzgebirge zu beharren, auch wenn sich bisher noch nicht viel tat. Die bestehende Luftmasse war gut und letztendlich war weiter Richtung Osten für eine Neuentwicklung erstmal open-end angesagt. Eine Begrenzung wie die nach Nordwesten ziehenden Zellen im thüringischen Raum zu erwarten hatten, traf auf eine mögliche Gewitterentwicklung hier nicht zu.
Etwa zur Zeit des Zell-Splits gegen 16:30/35 im südlichen SOK, beschlossen wir uns endgültig noch weiter nach Osten zu verlagern. Die Thüringer Jagd-Option war aufgrund der Distanz hinfällig und in der Nähe des Erzgebirges zeigt sich langsam etwas ernstere Aktivität, jedoch weiterhin keine große Gewitterzelle wie sie bspw im Super HD oder EZ4 Modell dargestellt wurden.
Aufteilung (Split) der Gewitter an der thüringisch / bayrischen Grenze:
Quelle: Unwetteralarm / Unwetteralarm GmbH – Unwetter- und Sturmwarndienst
Eine Landstraße im Raum Limbach-Oberfrohna, nahe dem chemnitzer Stadtteil Rabenstein wurde unser nächster Standort. Auch hier hieß es vorerst abwarten und eventuell etwas Verpflegung einwerfen. Blick nach Chemnitz:
Es dauerte etwa bis 17:15, als sich die bisher noch recht verhaltenen Zellen in Sichtweite verstärkten.
Quelle: Unwetteralarm / Unwetteralarm GmbH – Unwetter- und Sturmwarndienst
Gegen 18 Uhr hüllte sich die Hügelkette in der Entfernung in Niederschlag, an der linken (östlichen) Flanke des Gewitters war seitdem auch eine schwache Kante zu erkennen, die in den Niederschlag hineinragte.
Schlagartig verstärkte sich jetzt die Blitzaktivität und erste kräftige Erdblitze wurden sicht- und hörbar. Damit kam schonmal ein gutes Feeling auf.
Was jedoch feststand - hier konnten wir nicht bleiben. Wir standen quasi genau vor / im Niederschlagsbereich / FFD der Zelle und nach kurzer Zeit wurde der Regen erwartungsgemäß stärker.
Es ging dann recht zügig zurück in die Autos und weiter nach Osten.
Ab hier wurde die Einschätzung der frischen Superzelle visuell schwierig. Die Sicht von der A4 ist im Bereich zwischen Chemnitz und Nossen aufgrund von Begrünung / Lärmschutzwänden etwas verbaut und wir bekamen nur sehr kurzzeitig einen Blick auf das Gewitter. Dem Gefühl und der bisherigen Zugbahn nach stoppten wir bei Oberlichtenau. Hier waren tatsächlich auf dem erstmöglichen Parkplatz schon einige Chaser, wir stoppten etwas unterhalb.
Der Schornstein in Chemnitz sorgte wunderbar als Inflow-Indikator / Windfahne
Radarbild zu der Zeit:
Quelle: Unwetteralarm / Unwetteralarm GmbH – Unwetter- und Sturmwarndienst
Auch hier erreichte uns nach einer Weile der Niederschlag und wir verlagerten uns abermals. Diesmal wurde es die Aussicht auf den Rand des nun langsam verclusternden Gewitterkomplexes, unterhalb von Nossen. Auf der A4 grüßten wir kurz noch Marco, wir hatten uns bei Oberlichtenau um wenige Minuten verfehlt.
Da sich rein strukturell nicht mehr viel bot nahmen wir noch mit was ging. Kurzzeitig war an der Wolkenbasis eine Böenwalze auszumachen.
Der Standort war relativ interessant, nicht nur war die Aussicht gut, auch wurde hier scheinbar ein Windpark zurückgebaut. Direkt neben uns lagen einige Bauteile eines ehemaligen Windrads, eine recht einzigartige und skurrile Ansicht. Das wussten wohl auch einige Personen aus der Gegend und kamen vorbei um ein paar Fotos zu machen sowie den verbliebenen Rest der Anlage zu begutachten.
Im Westen zuckten entlang des Clusters immer wieder einige Blitze, die Luft war jedoch wortwörtlich raus. Ein Outflow-Boundary war bereits gegen 16 Uhr auf dem Radarbild nahe Dresden zu erkennen und bekam auch für uns spürbar etwa ab 19 Uhr nochmal einen richtigen Push.
Am besten ab hier mal durchklicken: Radar HD+, Regenradar vom 11.05.2021, 18:30 Uhr - Sachsen | Wetter von kachelmann.
Wir entschieden uns an dieser Stelle das Chasing zu beenden. Endlich wieder etwas Chasingstimmung und Atmosphäre waren eigentlich schon Grund genug, die Zelle sowie Blitze und Donner haben somit quasi nur noch dazu beigetragen. Letztendlich rückte auch die Ausgangssperre etwas näher, die man zumindest so noch im Blick behalten sollte / musste. Gegen 20 Uhr verabschiedeten wir uns von Carsten und machten uns auf den Heimweg.
Zusammenfassend noch ein Zeitraffer von Markus:
Fazit: Zelle = gut / Planung = gut / Stimmung = ebenfalls gut
Wir hatten unsere Entscheidung eine östliche Entwicklung abzugreifen bereits früh getroffen und die letztendlich an Faktoren wie der Einstrahlung / Luftmasse und dem Windfeld gefestigt. Somit lief das Chasing quasi nach Plan, auch wenn die Entwicklung gerade mit dem Zell-Split bei Gefell durchaus etwas unerwartet war.
Jetzt geht es temporär erstmal wieder in eine etwas erfrischende Wetterphase…
Viele Grüße, Felix / Markus