Hallo zusammen,
hier ein kurzer Bericht zum 14.08.2023, der für mich etwas ungeplant zum längsten Chasing-Tag des Jahres wurde.
Ich startete gegen 13 Uhr Richtung Nordthüringen, hier zog gerade eine recht intensive Superzelle übers Land, die ich gerade noch passend in der Nähe von Leubingen um 14:15 Uhr abfangen konnte. Zeitweise war eine deutlich ausgebildete Wallcloud zu erkennen:
Ich telefonierte kurz mit Anton, der die Zelle gerade von Querfurt aus beobachtete. Ich wollte auch noch ein Stück mitverlagern und die Zelle weiter beobachten, also weiter nach Norden und über die A38 dranbleiben (oder nach Möglichkeit davor kommen).
Auf dem Weg fuhr komplett unerwartet Markus kurz hinter dem Schmücketunnel an mir vorbei. Ich hing mich kurz heran, allerdings wurde die Weiterfahrt nur wenig später durch einen Aquaplaning-Vorfall an einer Senke auf der A71 ein Stück südlich vor Artern gestoppt. Das Wasser stand hierbei fast unerkennbar und im komplett regenfreien Gebiet auf der linken Spur. Ich konnte gerade noch rechtzeitig reagieren und vorsichtig auf die rechte Spur ausrollen. Es standen bereits schon 3-4 PKW mit Warnblinklicht auf dem Pannenstreifen - einige davon hatten wohl auch kleinere Schäden erlitten. Die Spur war dem Verkehrsfunk im Radio nach auch wenig später aufgrund eines Unfalls gesperrt.
Kurzes Resümee: Unbedingt IMMER bezüglich überschwemmten Straßen wachsam bleiben - auch schon deutlich nach dem Abzug von Starkregen in einem Gebiet. Selbst Autobahnen könn(t)en von lokalen Überschwemmungen betroffen sein. Es braucht auch keinen Hagel um hier für längerfristige Risiken zu sorgen.
Ich telefonierte daraufhin kurz mit Markus und nach kurzer Absprache setzten wir das Chasing ab Artern zunächst zusammen in meinem Auto fort.
Die vorherige Superzelle war nicht mehr zu erreichen, es ging jetzt nach Albersroda / nördlich Gleina um die nachfolgenden Zellen zu beobachten. Organisiert und halbwegs blitzaktiv waren die Zellen, mehr war allerdings nicht drin.
15:45 bei Albersroda, Blick nach Westen:
Der Niederschlag kam uns jetzt recht nach, es ging ein Stück nach Süden zum Flugplatz Laucha. Der Wind durch die nördlich von uns liegende Zelle drückte ordentlich gegen das Auto, es dauerte nicht lang bis ein erster Ast auf die Straße flog. Danach war der Weg allerdings auch wieder frei von Bäumen.
16:20 - Blick nach Nordosten auf die vorbeigezogene Zelle:
Danach zog, hinter dem kleinen Kurzwellentrog, erstmal ein stabilisierender Hochdruckkeil über das Gebiet. Erst zum Abend sollten die nächsten Gewitter anhand eines weiteren Kurzwellentrogs folgen. Hier war live wirklich toll der klare Wechsel von Tief- zu Hochdruck, gemeinsam mit Gewitterentstehung & späterem Zerfall / Auflösung, erkennbar
Es ging erstmal zurück nach Artern und wir stärkten uns noch mit einem Imbiss in Heldrungen. Danach verlagerten wir in die Nähe von Ebeleben. Nach kurzer Wartezeit etablierten sich wie erwartet die abendlichen Gewitter über Hessen / am Westrand Thüringens. Wir genossen den Aufzug über dem Thüringer Becken in ruhiger Umgebung in vollen Zügen:
Etwas später wurde dann auch mehr Struktur sichtbar - beleuchtet von regelmäßigen Erdblitzen. Teilweise waren es durchaus mächtige Mehrfachentladungen.
Ein kleines, vorlaufendes Gewitter vermieste uns den Aufzug im letzten Moment leider ein bisschen. Auf dem nächsten Bild ist auf der linken Seite schon etwas der Niederschlag vor der Front zu erahnen. Aus der Zelle schoss nach einer Weile auch ein kraftvoller Erdblitz in nicht allzu großer Entfernung in den Boden.
DIESER hier- den Anton schön aus der Entfernung eingefangen hat.
Alsbald setzte natürlich auch der Regen des Gewitters ein, der uns unweigerlich zum Einpacken zwang.
Für eine schnelle West-Ost Verlagerung waren wir etwas zu weit weg von der A38. Eigentlich hatten wir vorher damit geplant uns am Standort bei Ebeleben nur überrollen zu lassen, die tolle Struktur & Blitze ließen uns den Gedanken allerdings verwerfen. Im zunehmend stärkeren Regen ging es zur Anschlussstelle Nordhausen und von dort nach Osten. Leider ist die Autobahn auf einem längeren Abschnitt hier mit einer Baustelle belastet. Die Front war mit 40-60 km/h auch nicht wirklich langsam unterwegs, was problematisch wurde.
Wir versuchten es nochmal mit einer Beobachtung bei Farnstädt, was allerdings aufgrund der eher langsamen Verlagerung nicht viel brachte. Man hätte noch ein Stück fahren sollen, wir standen hier jedenfalls voll im starken Wind der Linie und konnten eigentlich auch nichts mehr machen, als uns trotz Verlagerung überrollen zu lassen.
(Markus setzte das Chasing am Abend ab Artern wieder im eigenen Auto fort, da wir nach der Linie auf unterschiedlichen Wegen zurück mussten.) Wir standen in der letzten Phase des Chasings noch per Telefon in Kontakt, der starke Wind und heftige Regen beendete den Kontakt aber recht abrupt, nachdem wir das Chasing hier abbrachen / beendeten. Für uns beide ging es jetzt im heftigen Starkregen nach Hause. Ich durfte dabei erstmal ca. 20-30min Stau in einem kleinen Ort genießen, da die A38 hier Richtung West gesperrt war... Auf der für LKW gesperrten Umleitung versuchten es natürlich trotzdem ein paar LKW, die dann unter dem starken Gewitter und bei der Einsicht, das sie im späteren Verlauf der Umleitung (über einen asphaltierten Radweg) nicht weiterkommen würden, auch noch auf engstem Raum für eine Ewigkeit wenden mussten...
Ich hatte von dem Verkehrschaos danach echt genug, zumal innerorts bei einem derartigen Gewitter auch gerne mal Ziegel o.ä. auf die Straße und somit auf die wartenden Fahrzeuge fliegen konnten.
Nachdem ich schon fast wieder in Arnstadt angekommen war, bewunderte ich erst aus dem Auto, später dann bei Stotternheim die Rückseite der Gewitterlinie noch unter klarem Sternenhimmel. Dazu war hin und wieder auch noch eine Sternschnuppe sichtbar. Ich musste trotz des schon langen Ausflugs einfach nochmal anhalten.
Es schien wie ein unendliches Geflacker, auf den Bildern finden sich über 30-40 Sek Belichtungszeit meist diverse Erd- und Wolkenblitze.
Gegen 0:30 Uhr beendete ich das Chasing bei weiterhin angenehmen 20°C und 19er Taupunkt. Eine unglaublich schwüle Luftmasse, die auch noch weiter bestehen sollte... Mir war klar das es am nächsten Tag weiterging, daher wollte ich jetzt auch etwas Ruhe.
Der nächste Bericht folgt...
Viele Grüße,
Felix