05.06.2021 I WE/KYF/SÖM I Pulsierende Gewitter, Fallböen, Überflutungen

  • Der zweite Tag Sumpflage verspricht dank Konvergenz entlang der Landesgrenze Thüringen – Sachsen-Anhalt heute noch einmal etwas mehr Struktur. Die Taktik sah dabei vor, sich nicht von früher Konvektion über den Hügel- und Bergländern südlich von Weimar locken zu lassen. Im Kyffhäuserkreis hat man ohnehin bessere Chancen auf weite Aussicht und wenig störende Wälder. Also wird auch hier die Geduld gefragt sein, erst kurz vor Auslöse aufzubrechen. Außerdem war der Himmel in diese Richtung noch wolkenlos ohne störende Wolkenanteile der frühen Konvektion.


    Beim Aufbruch in Weimar gab es aber erstmal ein „Privat-Gewitter“ direkt über uns. Der Starkregen sorgte binnen Minuten für Überflutungen in der Nordvorstadt:

    Quelle: Unwetteralarm




    In dieser Zeit „zündete“ die Konvergenz in einer Kette aus mehreren Zellen im Kyffhäuserkreis:

    Quelle: Unwetteralarm


    Der Himmel zwischen Weimar und Norden war wie erhofft fast wolkenfrei und man konnte schöne freistehende Cbs sehen. Immer wieder ein schöner Anblick:




    Es ging weiter in den Raum Kölleda, wo wir uns einen passenden Beobachtungspunkt suchten. Die nächste Zelle war bereits unterwegs:


    Hier ist sie noch einmal ca. 10 Minuten später. Sichtbare Blitze waren sehr selten und an diesem Tag oft zum Ende des Entwicklungsstadium zu sehen.


    Richtung Nordwesten (Heldrungen) entwickelte sich gerade die nächste Zelle:


    Bald war der Niederschlagsvorhang sichtbar:



    Schön zu sehen, wie die Fallstreifen schon nicht mehr mit der Niederschlagsbasis verbunden sind, zu Boden fallen und seitlich auslaufen:



    An dieser Stelle konnten wir problemlos und trocken stehen und die Stimmung genießen (Erinnerung an den Vortag: nicht wild hin- und herspringen, sondern einmal mehr abwarten) ;)


    Nachdem nun der Outflow der erste Zelle bei uns durchging, gab dieser den entscheidenden „Push“ für eine neue Zelle südlich von uns zwischen Kölleda und Weimar. Mag erstmal unspektakulär aussehen:


    Im Bericht zum 04.06. schrieb ich, dass man gern den Fehler macht, eine gerade sehr aktive Zelle anzufahren und bei Ankunft 10-15min später nur vor Restregen steht. Nimmt man allerdings die Zeitspanne für das Entwicklungsstadium zuvor, also Entstehung bis Maximum (ebenso 10-15min) und kennt die Straßenverhältnisse (Fahrzeit) vor Ort, kann man die Zelle exakt zum Gipfel der Entwicklung abfangen.

    Quelle: Unwetteralarm


    Diese Zeitspanne nutzten wir aus, um die neu entwickelte Zelle zwischen Kölleda und Großneuhausen abzufangen. Standbilder aus der Gopro mit eindrucksvollem Niederschlagsbereich:


    Und genauso eng ist die Grenze zwischen trocken und starkem Abwind inkl. Niederschlag, kleinem Hagel und Fallböen innerhalb weniger Meter:


    In einer Sekunde ist die Sicht derart reduziert, dass man nur noch Schrittgeschwindigkeit fahren kann. Regen, kleiner Hagel und Blätter und Äste fliegen waagerecht über die Straße:



    Wir kehren wieder um Richtung Kölleda. An der Rückseite des Gewitters ergab sich eine bedrohliche Stimmung:


    Diesmal fuhren wir ein Stück die B 176 Richtung Ostramondra, wo wir noch einmal den Zellkern durchfuhren. Auch hier: Wenig Sicht, extremer Starkregen und kleiner Hagel:


    Lagecheck: Irgendwann ist die Warmluft durch die Zellen immer mehr verbraucht und der kühle Abwind macht sich am Boden breit. Wir müssen also dorthin, wo die Luftmasse noch unverbraucht ist und kein Abwind gestört hat. Das ist im Thüringer Becken nördlich von Erfurt/Greußen der Fall.

    Quelle: Unwetteralarm


    Ein letzter Blick zurück auf die sterbende Zelle:


    Am bekannten Aussichtspunkt zw. Weißensee und Sömmerda beobachten wir den östlichen Rand eines Clusters, der sich in unsere Richtung entwickelt. Mit den imposanten Bewegungen in den Wolken hatte auch dies seinen eigenen Reiz:


    Es war aber zu viel Outflow und zu wenig Energie vorhanden. Wir schauten noch eine Weile zu, dann ehe auch dieser Cluster ausregnete und sich verabschiedete:



    Das war auch der Zeitpunkt für uns, die Jagd zu beenden.


    Am Sonntag gab es aus der Nacht heraus und am Vormittag noch schauerartig verstärkten Regen, der in Weimar um Umland für Überflutungen sorgte.
    Dazu noch 2 Bilder:



    Viele Grüße


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Markus

    Hat den Titel des Themas von „05.06.2021 I KYF/SÖM I Pulsierende Gewitter, Fallböen, Überflutungen“ zu „05.06.2021 I WE/KYF/SÖM I Pulsierende Gewitter, Fallböen, Überflutungen“ geändert.