14.09.2022 | Bergtheim (Landkreis Würzburg) | Typ 1 Tornadoverdacht

  • Hallo Zusammen,


    am 14.09.2022 fuhren Marco und ich sehr spontan in Richtung Nordbayern/Franken, um eine recht interessantes Mid-September Setup zu chasen. Ausgangslage war eine gut ausgeprägte Luftmassengrenze über Mitteldeutschland, an der sich immer wieder kleinere Wellenstörungen ausbildeten.



    Entlang der LMG herrschte bereits initial etwas erhöhte Low Level Shear mit 15-20kn und SRH mit 100-200 m2/s2, außerdem lagen die Wolkenbasen durch den vorangegangenen Regen praktisch auf Bodenniveau. Energie war recht wenig vorhanden, aber für ein paar konvektive Zellen würde es reichen. Marco und ich entschieden uns für ein Gespann aus mehreren Zellen, welches sich mit einer Konvergenz langsam nach Südosten verlagerte (Radar HD+, Regenradar vom 14.09.2022, 19:00 Uhr - Schweinfurt | Wetter von kachelmann.). Die Scherung war mit bloßem Auge deutlich sichtbar, während über uns der tiefe Stratus aus SW auf die Zelle zuströmte, bewegte sich der abgesenkte Bereich langsam auf uns zu. Immer wieder kam es zu kleineren Verwirbelungen. Unser Standort hier war leicht oberhalb von Erbshausen-Sulzwiesen.



    Gegen 19:00 überquerte uns die Konvergenz, entlang der Wolkenkante wurde es zunehmend interessant.


    (Quelle: Live-Wetteranalyse für Deutschland, Feuchtefluss in Bodennähe (10^-7/s) | SuperHD (Mesoanalyse) | Wetter von kachelmann.)


    Offenbar bildete sich entlang der Konvergenz, unterstützt durch erhöhte Feuchtekonvergenz, ein neuer kleiner Aufwind der schnell begann zu rotieren (Auch sichtbar in den Doppler Sweeps Doppler-Sweeps vom 14.09.2022, 19:00 Uhr - Offenthal (Ost) | Wetter von kachelmann.). Die Wolkenbasis senke sich zunehmend, und erste kleine "Vorticity Noodles" wurden sichtbar. Die Zirkulation wickelte sich ein, Marco und ich befanden uns zu dieser Zeit im "RFD", also im relativ sicheren Bereich hinter der Rotation und konnten diese ungestört beobachten. Die Rotation wuchs schnell zu einem weit zum Boden kondensierten Funnel, darin wurden zeitweise "Suction Vorticies" sichtbar - kleine schnellere Rotationen innerhalb der Hauptrotation. Im Folgenden das gesamte Video der Tornadogenese leicht beschleunigt. Wir schauen zu diesem Zeitpunkt von Erbshausen Richtung Bergtheim (der Kirchturm des Dorfs ist unten rechts zu sehen)


    P1360670.mp4


    Und hier nochmal Marcos Video in Originalgeschwindigkeit mit unseren Audiokommentaren :D


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    Nachdem sich der Funnel abschwächte, bewegten wir uns weiter Richtung Osten, um die Zirkulation weiter zu beobachten. Dabei hatten wir einen tollen Blick auf den eingedrehten Aufwind (Siehe Marcos Video). Die Bodenkonvergenz war immer noch deutlich ausgeprägt, aber die Zelle schwächelte zunehmend. Es wurde auch langsam dunkel und eine Suche nach Schäden gestaltete sich schwierig, da der anhaltende Regen sämtliche Feldwege in Mudroads verwandelt hatte.


    Alles in allem bleibt nur zu sagen - was für ein spannendes Chasing (und das Mitte September! ).

  • Spontane Chasings führen doch oft zu überraschenden Ergebnissen!

    Gratulation zur Sichtung!

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.