Es gibt ein besonderes Gefühl beim Chasing: Wenn sich das Warten gelohnt hat und man belohnt wird.
Aus der Lage vom Vortag im Süden wurde bekanntlich nicht das, was es werden sollte. Dafür stand umso mehr unverbrauchte Luftmasse für uns am heutigen Tag bereit. Das Spiel bleibt aber aufgrund der Ausgangsbedingungen das Gleiche: Parameter checken, Zielgebiet festlegen, abwarten, beobachten, anpassen.
Es geht fast immer geradeaus:
Wir starteten in Roswell, unsere Teamkollegen un Tucumcari. Zielgebiet war zunächst Fort Sumner als Ausgangsposition. Natürlich sind wir dort nicht alleine, denn viele Chaser verfolgen eine ähnliche Taktik wie wir. An einer Tankstelle gab es die erste Chaserkonvergenz, u.A. auch mit Pecos Hank und Daniel Shaw.
Zusammen mit unseren Freunden aus dem anderen Auto warteten wir außerhalb von Fort Sumner auf die entscheidende Auslöse. Dieser Teil der Jagd ist immer schwierig. Denn man muss sich in Geduld üben, obwohl zum Beispiel im Süden (Roswell) eine vielversprechende Zelle unterwegs war. Wir setzten aber weiter auf unser nördliches Target, denn hier waren die Bedingungen aus Feuchtigket und Scherung zu gut. Es brauchte eben nur eine Zelle, die in diesem Gebiet ensteht und in die guten Bedingungen zieht.
Zum Zeitvertreib passte es ganz gut, dass ein anderes deutsches Chasingteam zu uns stieß. Einige von ihnen kannten wir bereits durch das Internet oder weil sie schon mit auf unseren Conventions waren. Wir konnten so über bisher erlebtes sprechen und die Lage zusammen beobachten.
So langsam wird es:
Östlich von uns kam es nun endlich zur heiß erwarteten "Zündung". Die Quellungen wurden robuster. Bislang erstmal klassische Multizelle, jedoch auf dem richtigen Weg in die gute Zutatenregion. Wir verlagerten unseren Standort an den Lake Sumner und konnten von einem Hügel perfekt beobachten wie die Zelle auf uns zuzog.
Ab jetzt kommt der Moment, wo sich alle Geduld auszahlt: Die Zelle profitiert nun von den Umgebungsbedingungen und organisiert sich am Südende immer besser. Dazu haben wir am Boden einen starken Inflow zur Zelle hin. Jetzt geht es immer schneller: Die tiefen Wolkenfetzen an der Basis werden mehr, drehen sich und schon ist eine tiefe Wallcloud da. Wir rechnen jeden Augenblick mit einem Tornado. Die Stimmung ist einzigartig.
Nach diesem ersten Versuch und Reorganisation der Zelle müssen auch wir uns wieder zurück verlagern , um vor ihr zu bleiben. Wir halten ein paar Meilen weiter östlich und schauen uns die neue gebildete Struktur an. Auch hier wieder wilde Bewegung und Rotation. Der rückseitige Abwind drückt aber zu stark durch. Für eine kurze Funnel Cloud reicht es aber noch (hier nicht im Bild).
Um vor der Zelle zu bleiben, müssen wir nun wieder etwas fahren, denn Straßen sind in New Mexico bekanntlich nicht immer optimal zur Zelle gebaut. Hier passt es aber ausnahmsweise ganz gut. Über den Ort Taiban (nicht Taliban) fahren wir nördlich durch einen Canyon und halten wieder direkt vor der Zelle. Die Struktur ist abermals ein Augenschmauß. Und wieder tiefe Basis, Wallcloud, Rotation.
Für den weiteren Weg müssen wir ihr etwas näher kommen und dann über einen Feldweg nach Osten ausweichen. Als wir wieder vor ihr stehen, zeigt sie anfangs noch schöne Strukturen mit mehreren "Tellern" im Aufwind. Dann zeigten sich aber auch Tendenzen zur Abschwächung.
Hinter dieser Zelle kam bereits die nächste gezogen. Und die hatte es laut Radar auch in sich. Also wieder zurück Richtung Fort Sumner. Als wir bei Melrose ankamen, waren mehr und mehr Abeschwächungstendenzen erkennbar. Ab hier sollten wir dann auch die Jagd beenden.
Um für den nächsten Tag im Texas Panhandle bereit zu sein, fahren wir noch bis Amarillo. In Clovis gibts für unser Team noch einen Food Stop an einem Drive-In mit leckerem Essen und gratis "twisted" Ice cream. Wie passend.
Wir sind rundum zufrieden, dreckig und gesättigt.
LG
Markus
Unsere Route vom 27.05.2023: