14.06. - 17.06.2023 I Pampa - Denver - Chicago I Die letzten Meilen und Gewitter

  • Das war mal ein Abschlusschasing! Dass die Frontscheibenwischer die Jagd beenden würden, stand auf keiner Liste. Zum Glück. Es sind genau diese ungeplanten Dinge, die uns herausfordern und neue Erfahrungen bringen. Mal abgesehen von einer tollen Geschichte, die wir noch lange erzählen können.


    Nun ist aber immer mehr die Heimreise im Fokus. Leider. Die Richtung gibt nicht mehr das Wetter vor, sondern der Abflughafen. Das ist für Marco und Thomas Denver in 2 Tagen (am 15.06. abends) und für Andre und mich Chicago am 17.06. abends.


    Wir entscheiden uns dafür, einen Fahrtag bis Limon, CO einzulegen und dort zu übernachten. Durch die Weiten der High Plains in Colorado geht es stundenlang über schier endlose Meilen. Und dann passiert es: Die Frontscheibenwischer funktionieren wieder!! Leider filmte den Moment unserer Reaktion keine Kamera nach innen. Wir hätten noch 100 Jahre darüber gelacht... Tja, da wollte uns wohl jemand ein Zeichen geben. Andre ist nun endgültig gläubig.


    Zurück in die Realität: Zwischenstopp bei BJ's Burger, wo noch per Telefon am Platz bestellt wird. Originell.


    In Limon haben wir einen festen Gift-Store, "Colorado Gifts", wo sich über die Jahre verschiedene Mitbringsel bei vielen von uns angesammelt haben. Auch in diesem Jahr. Nach einigen Smalltalk mit einer Verkäuferin und der Chefin über uns und Tornados gab es noch obendrauf Geschenke. Unter anderem diese eigens entworfene Postkarte mit der treffenden Beschreibung der Region. Wir haben aber für diese Region im positiven Sinne einiges übrig als diese Postkarte ironisch vermitteln mag.



    Wir beziehen unser Motel und beginnen die Packorgie. Wie war das alles nochmal zu Beginn im Koffer eingepackt? Gute Frage. Habt ihr notfalls noch Platz? Jaja, kein Problem. Es geht sich am Ende alles aus und sämtliche Technik (der Großteil), Kleidung (der kleinere Anteil) und Geschenke sind verstaut. Der Abschlussbesuch im Pool fällt aus. Zu klein und zu viele Menschen darin.

    Der 15.06. wird leider zwangsläufig unter dem Thema "Abschied" stehen. Dazu haben wir uns nochmal ein ausgiebiges Essen bei IHOP verdient. Zuvor hatten wir aber noch Zeit den Mietwagen aufzuräumen und "besenrein" für die Rückgabe vorzubereiten.


    Für den letzten gemeinsamen Ausflug unweit des Flughafens Denver hat Marco das Rocky Mountain Arsenal National Wildlife Refuge ausgewählt. Hier haben wir das Glück eine große Herde Bisons zu beobachten. Passenderweise queren sie auch vor uns noch die Straße. Ich vermute ja immer noch, dass sie so trainiert, wurden für die/uns Touris ;) Im weiteren Verlauf gab es aus der Fraktion "Seid süß" noch Präriehunde.





    Untermalt wurde der Ausflug vom Donner der typischen Berglandgewitter rund um Denver. Für uns ist das definitiv die passende musikalische Untermalung.

    Danach haben wir den Mietwagen abgegeben und uns auf den Weg ins Terminal gemacht. Die Verabschiedung nach erlebnisreichen 3,5 Wochen haben wir professionell und so emotionslos wie möglich durchgeführt (ich gebe zu, dass mir das nie leichtfällt).


    Das Positive: Andre und ich gehen mit dem Gepäck wieder raus. Wir haben noch 2 Tage, ha! Erst Ernüchterung und dann schnell wieder Aufbruchstimmung. Wie beim Chasing. Hach schön. Der Grund ist ein anderer Vermieter unseres kleineren Mietwagens, den wir von Denver nach Chicago nutzen (wer denkt wir könnten fliegen, muss wissen, dass die Inlandsflugpreise teurer sind).

    Jetzt wo die Chasingphase rum ist, gibts den geländegängigen Toyota 4Runner. Die andere deutsche Fahrzeugoption haben wir liebend gerne abgelehnt (schlechte Vorerfahrungen hier wie auch zu Hause, aber anderes Thema).


    Wir möchten an diesem Abend noch bis North Platte, Nebraska fahren. Das schaffen wir auch.


    ABER: Wie zum Abschied gemacht, lösen exakt entlang der Interstate mehrere Gewitter aus, wie an einer Perlenkette. Da Andre nun gläubig ist, ist das wohl die Ehrengarde für den Abschied aus den Plains. Aber jetzt im Ernst: Wir müssen fünfmal durch die Zellkerne, die genau über die Interstate mit Starkregen und kleinem Hagel ziehen. Da wir Kilometer gut machen müssen, halten wir nicht weiter an Abfahrten für Fotos an.


    Der nächste Tag beginnt für uns Beide zeitig in North Platte. Es stehen 9 Stunden Fahrt bis East Moline, IL an. East Moline gehört zu dem sogenannten Ballungsgebiet "Quad Cities". Für den letzten Abend hatten wir bereits zeitig im Jahr ein Hotel direkt am Mississippi ausgewählt. Ausreichend Platz zum Kofferpacken, große Betten und eine schöne Aussicht haben wir uns für diesen Anlass gegönnt.


    Unseren letzten Tag beginnen wir am Ufer des Mississippi im QC Coffee and Pancake House, was mal keiner Kette angehört, sondern ein eigenständiges Diner mit Tradition ist. Diese Mahlzeit sättigt uns bis zum Abend zum Abflug in Chicago.


    Und damit ist auch die diesjährige USA-Reise vorbei.


    Gern hätten wir in den nördlichen Plains gejagt, aber die Wetterlagen gaben es nicht her. Stattdessen waren wir im Golf von Mexico baden. In keinem Jahr waren wir so regional auf Texas, New Mexico und die Panhandles beschränkt. Daran ist das Wetter schuld, nicht wir ;)


    Mit der Ausbeute sind wir alle hochzufrieden. Großartige Strukturen, Kontraste, Momente, Erlebnisse und obendrein mehrere Tornados. Das hatten wir in anderen Jahren nicht in dieser Fülle. Das Kulturprogramm zwischen Museen und Natur hatte auch noch Platz gefunden. Gern hätten wir noch mit dem anderen Team etwas mehr Zeit verbracht.


    Das diesjährige Team in unserem Auto funktionierte von Beginn bis zum Ende unheimlich gut. Thomas hat hervorragende Arbeit bei Navigation von Straßen und Gewittern geleistet, Andre hat uns immer sicher über alle unterschiedlichsten Straßen manövriert. Marco hat unser Wissen über die Vielfalt der heimischen Vogel- und Reptilienarten um 500% erweitert und ich konnte mal in Ruhe Urlaub machen :)


    Überraschungen unterschiedlichster Art haben uns gefordert. Ein geplatzter Reifen, ausgefallene Scheibenwischer in einer tornadobewarten Superzelle und so vieles mehr. Alles wurde sofort offen und fokussiert mit unserer gewohnten Prise Humor und Ironie gelöst. Während Hagel und Starkregen auf das Auto prasselten wurden durch das nicht kleine Auto aus dem Kofferraum Nummern für Sicherungen nach vorn geschrien, deren Zuordnung teilweise noch aus dem Handbuch übersetzt werden musste. Das wird lange hängen bleiben...


    Hängen geblieben sind ebenso 3,5 Wochen Lebenszeit, die maximal ausgenutzt wurden und wie jede dieser Reisen eine große Bereicherung in so vieler Hinsicht ist. Wir werden lange davon zehren und noch viel darüber erzählen.


    Markus


    Unsere Strecken vom 14.06. - 17.06.2023 (diesmal nur als Bild):