Gewitterthread 01.07.2019

  • Entlang einer Kaltfront kann es in der Nacht zum Montag/Montagmorgen über Teilen Thüringens zu teils schweren Gewittern kommen. Es bestehen jedoch noch einige Fragezeichen zum Auftreten und der regionalen Verteilung.


    Ausgangslage:


    Am Sonntag greift die Kaltfront eines Tiefs über Norwegen auf Deutschland über und liegt in der Nacht zum Montag quer über der Mitte. Die Kaltfront verlangsamt sich auf ihrem Weg nach Süden und kommt ins schleifen. Am Sonntag selbst passiert entlang der Kaltfront nichts außer Bewölkung und Wind. Das liegt u.A. an der fehlenden dynamischen Unterstützung in der Höhe, [definition=5,4]Kaltluftadvektion[/definition] in 700 hPa und nicht zuletzt auch an der fehlenden Bodenfeuchte (hohe Wolkenbasen) und natürlich einem starken [definition=28,0]Deckel[/definition]. Kurzum: Wie sollen sich hier eigentlich Gewitter entwickeln?


    Diese Frage könnte vielleicht ein bisschen positive Vorticityadvektion beantworten, da über der Mitte die [definition=5,4]Kaltluftadvektion[/definition] etwas abnimmt gegenüber dem nördlichen Deutschland. Die pos. VA sorgt für Hebung in der Nacht im Vorfeld des nahenden Troges bzw. eines Kurzwellentroges von Frankreich her. Mit der Kaltfront kommt ein besseres Feuchteangebot in unser Gebiet, während gleichzeitig die [definition=95,0]Scherung[/definition] (hochreichend wie auch im unteren Niveau) deutlich zunimmt. Problem: Der [definition=28,0]Deckel[/definition] muss gebrochen werden (nicht einfach) und die Gewitter müssen in diese Luftmasse mit [definition=95,2]Windscherung[/definition] ziehen. Das sieht eher unwahrscheinlich aus, sollte aber nicht komplett ausgeschlossen werden.


    Wahrscheinlicher ist aktuell, dass Gewittercluster knapp südlich der Kaltfront entlang nach ONO ziehen. WRF und SuperHD haben das z.B. drin. Fast alle übrigen Modelle haben zumindest Niederschlagssignale vom südlichen Hessen, nördlichen Bayern und südlichen Thüringen im Zeitrahmen von 02:00 bis 08:00 Uhr drin. Höhepunkt zw 4 und 6 Uhr im südlichen Thüringen. Je weiter nördlich in Thüringen umso geringer die Chance auf Gewitter. Wo die Kaltfront durch ist, wird auch nichts mehr passieren. Nur entlang und im Vorfeld werden noch Gewitterchancen bestehen.


    Tagsüber (am Montag) wird es freundlich und trocken bei Temperaturen um 25°C sein. Für Chaser: Wer Zeit hat und sich verrückt fühlt, kann ins südliche Bayern (südlich der Donau) fahren, wo die Kaltfront deutlich aktiver durchgehen wird. Dort drohen [definition=94,0]Schwergewitter[/definition].


    Gefahren:


    Mit heranziehenden Clustern Windböen zw. 70 und 90 km/h, teilweise an Böenfronten auch höher. Starkregen sowie Hagel zw. 2 und 4 cm Korngröße sowie hohe Blitzraten. Bei einzelnen Zellen kann auch noch größerer Hagel nicht ausgeschlossen werden, ebenso wie einzelne sehr starke Fallböen in die trockene Grundschicht.


    Updates folgen frühestens am Sonntagabend.




    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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    Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.)
    Weitere Mitgliedschaften: Arbeitskreis Meteore e.V. • Cloud Appreciation Society

  • Das 14:00 MESZ - [definition=96,0]Sounding[/definition] von Meiningen zeigt einen Stahlbeton-Deckel (rechts CIN-Werte beachten) sowie eingangs erwähnt die [definition=5,4]Kaltluftadvektion[/definition] zw. 600 und 700 hPa (Nordwestwind):


    In der Nacht könnte der [definition=28,0]Deckel[/definition] beginnen zu bröckeln. Es wird allerdings schwer ihn zu knacken - dafür bräuchte es schweres Gerät.
    Die Modelle zeigen sich geteilter Meinung: Eine Hälfte zeigt Signale für Niederschläge/Konvektion, andere nichts. SuperHD dabei am forschesten mit mehreren Gewitterclustern am Montagmorgen.

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  • Es gibt zum Abend neben den heutigen Temperaturrekorden (morgen mehr dazu) nicht viel neues zu berichten. Neue Modellläufe ja, aber die Unsicherheit wird dadurch nicht besser. Das SuperHD ist bspw im letzten Lauf wieder zurückgerudert mit den aktiven Clustern. Dafür war das AROME darauf angesprungen, lässt diese aber südlicher durchgehen. Andere Modelle haben keine oder schwache Niederschlagssignale drin.


    Wie auch immer: Das Potenzial für schwere Gewitter ist gegeben, wenn, ja wenn der Betondeckel geknackt werden kann. Unwahrscheinlich ist das nicht, aber die Berechnungen sprechen deutlich dagegen. Auch in der Mehrheit.


    In paar Stunden sind wir schlauer.

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  • In paar Stunden sind wir schlauer.

    Und es blieb bei einzelnen hochbasigen Gewittern heute Morgen vom Weimarer Land ausgehend nach Osten.


    Niederschlagssummen: https://kachelmannwetter.com/d…-6std/20190701-0830z.html
    Hagelspur: https://kachelmannwetter.com/d…ingen/20190701-0830z.html


    Die nächste Gewitterlage wird erstmal auf sich warten lassen.

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