Thread für die Gewitterlage am 19.06./20.06.2022 - Schwerpunkt Nacht zum Montag/Montagfrüh
Alles anzeigenStorm Forecast
Valid: Sun 19 Jun 2022 06:00 to Mon 20 Jun 2022 06:00 UTC
Issued: Sun 19 Jun 2022 00:06
Forecaster: PUCIK
...A level 1 was issued across NW France, BENELUX, W and N Germany and W Poland mainly for large hail, heavy rainfall and to the lesser degree for severe wind gusts.
DISCUSSION
... Germany, W Poland ...
Two rounds of storms (both elevated) are forecast across the region. Storms will be initiated by warm air advection on the cool side of the boundary. The first one will cover the northern half of Lvl 1 and will feature storms already in the morning hours. Storms will move very fast in strong mid-tropospheric flow. At the same time, enough shear will be present above the stable layer, enabling for organisation into supercells or linear segments. The second round of storms is expect to arrive in the night from France. Large (and perhaps even very large) hail will be the dominant threat but severe wind gusts or heavy rainfall are not completely ruled out. Severe wind gust risk will be reduced by the presence of a stable boundary layer at the time of the storms.
Alles anzeigenS Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.06.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Vorerst Höhepunkt der frühsommerlichen Hitze erreicht - Kaltfront auf dem Weg
nach Süden. Im Laufe der Nacht bis in den Montag hinein vom Westen bis in die
östliche Mitte Gewitter und schauerartige Regenfälle, vornehmlich mit
Starkregengefahr. Später im Süden noch einzelne Warmluft-, im Nordosten
Kaltluftgewitter.
...
Das könnte sich - und nun sind wir endlich bei der Vorhersage - in der kommendenNacht ändern. Zum einen sorgt die Annäherung eines Randtrogs hin zur Deutschen
Bucht für eine leichte Zyklonalisierung der südwestlichen Höhenströmung. In den
Diagnosekarten sind nordostwärts schwenkende PVA-Maxima erkennbar, die zum
Zündlein an der Waage werden könnten, um die abgehobene Labilität (Elevated
Mixed Layer) mit mehreren hundert Joule pro Kilogramm konvektive Umlagerungen zu
transformieren. Hoffnungsträger #2 für nächtliche Konvektion sind NO-Frankreich,
Luxemburg und das südliche Belgien, von wo aus Gewitter importiert werden
können. Die meisten Modelle haben so ein Szenario im Portfolio, allerdings
unterscheiden sie sich individuell so stark voneinander (wenn man sich z.B. die
simulierten Reflektivitäten anschaut), dass eine tiefergehende Diagnose an
dieser Stelle nur wenig Sinn macht. Von aggressiv (AROME) bis hin zu britischem
Understatement (UKMO) ist alles dabei.
Was lässt sich also festhalten? - Die Gewitterwahrscheinlichkeit nimmt in der
Nacht zum Montag merklich zu. Betroffen ist vor allem ein Korridor, der von
RP/Saarland und dem Rheinland bis hinüber nach BB und Sachsen reicht (+/- der
üblichen Modelltoleranzen sowohl nach Süden als auch nach Norden). Der Korridor
markiert im Grunde den nördlichen Teil einer Tiefdruckrinne, die mit der
weiterhin schleifenden Kaltfront langsam nach Südosten gedrückt wird. Die
Gewitter können in gutem Scherungsumfeld durchaus längerlebig sein, von der
Einzel- bis zur Multizelle und selbst die Bildung eines Multizellenclusters
scheint nicht ausgeschlossen. Wie auch immer, die Konvektion bleibt
weitestgehend abgehoben, was die Unwettergefahr tendenziell einschränkt. Die
Entkopplung von der stabilen Grundschicht mindert die Gefahr ganz großer
Windgeschwindigkeiten (sagen wir Bft 10+) und auch beim Hagel sollten die großen
Geschosse ausbleiben, auch wenn dieser Parameter immer schwer zu prognostizieren
ist. Markanten Starkregen wird es definitiv geben, im Laufe der Nacht
gebietsweise auch mehrstündig und nicht unbedingt mehr gewittrig, räumlich eng
begrenzte Unwetter nicht ausgeschlossen.
...
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die grobe Entwicklung wird von den Modellen ähnlich gesehen, die feine nicht
unbedingt. Im Text wurden einige Unschärfen bereits angesprochen. Vor allem das
Geschehen in der kommenden Nacht sowie tagsüber dann im Süden werfen noch ein
paar Fragezeichen auf. Auffallend ist, dass ICON-D2 das Übergreifen der
nächtlichen Gewitter von Westen her zeitlich immer weiter nach hinten verschoben
hat - angesichts der aktuell mauen Entwicklung über Frankreich nachvollziehbar.
Am Ende läuft wie so oft ohnehin alles auf In-Situ-Warnungen hinaus, sorry,
liebe Nachtdienste. Die Weichenstellung wird über die Warnlagetexte gesteuert.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann