19.08.2011 / Nachtgewitter im Eichsfeld / Mittags-Kaltfront bei Suhl+Meiningen

  • Hallo TSC'ler!


    Nach meinem geglückten morgendlichen Sonneaufgang-Shooting freute ich mich schon auf die Gewitterlage am 18./19.08.2011. Bis dato blieben zwei Vorhaben, die ich mir Anfang des Jahres noch stellte, unerfüllt. Ich wollte einmal in Nordthüringen chasen und einmal zusammen mit Maurice. Beides wurde an diesem Tag Realität, noch vollkommen unwissend, dass 5 Tage später am gleichen Ort der beste Gewittertag 2011 in selbigem Gebiet stattfinden wird.....


    Der Beitrag soll mit Wolkenschönheit im Abendlicht beginnen. Ihr kennt diese leider nur kurz andauerenden Augenblicke, in der ein tolles Motiv vorzufinden ist und man ununterbrochen den Auslöser drückt, mal rein zoomt "klack, klack, klack", wieder zurück, "klack, klack, klack" und sich über den Moment einfach freut:


    Ein herrlicher Cumulus (Cu) congestus (con) mit Kappe "pileus" (pil). Die Kappe zeigt für sehr kurze Augenblicke das Durchstoßen einer Sperrschicht (Inversion) in der Höhe an.





    Umso schöner war der Moment, weil man keine Farben nachträglich auffrischen musste, da sie auch so im Original waren!


    Das Objekt der Begierde kam aus Westen in Form einer schönen Front mit nachfolgendem Regengebiet. Ich rechnete mir für den Norden Thüringens bessere Chancen aus, um noch etwas zu sehen und begab mich Richtung Sondershausen zu Maurice. In Westerengel trafen wir uns (Ich, Maurice und Chris) und fuhren gemeinsam weiter nordwärts. Nach einem ersten Stopp bei Nordhausen ging es weiter gen Westen auf er A38. Wir landeten schließlich an der Anschlussstelle Heiligenstadt und postierten uns an einer nahe gelgenen Scheune. Mit gutem Blick nach Westen wurden rasch die Stative aufgebaut und nach Westen ausgerichtet.


    Radar zum Zeitpunkt unserer Ankunft:


    Ein paar Blitze konnte ich dann auch festhalten:




    Ein kleiner Zusammenschnitt vom Flackern in den Wolken und einigen Blitzen gibts auch im Video zu sehen:
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    [/video]


    Leider setzte schon recht früh Regen ein, vor dem wir erwartungsgemäß resignieren mussten. Wir entschlossen uns, wieder zurück zu fahren. Bis Nordhausen fiel der Niederschlag immer wieder schauerartig verstärkt, dazwischen auch immer wieder teils helles Leuchten durch nahe Einschläge. Zurück an der Hainleite hofften wir auf eine noch etwas aktive Zelle die in dem "Batzen" noch auszumachen war. Leider hatte ich in der Manuell - Einstellung (ja Andre, bitte nichts dazu sagen :grins ), die Blende recht niedrig, sodass die Blitze überbelichtet wurden. Ich habe dennoch die Bilder mal mit hier rein gepackt:




    Was uns faszinierte, war die Stimmung nach Abzug der Gewitter. Der Himmel klarte auf wie nach einer Kaltfront, ABER, es war nicht kühler geworden. Es war angenehm warm und der Sternenhimmel war schnell wieder sichtbar. Mit den durchrauschenden Wolken eine wunderbare Stimmung. Dazu gesellte sich Richtung Süden neues "Geflacker" von neu gebildeten Zellen, die durch Mittelthüringen zogen. Bis ich aber auf meinem Heimweg in Reichweite war, hat die Aktivität nachgelassen und weiter ostwärts wollte ich nicht mehr, da langsam die Müdigkeit einsetzte....


    Am Vormittag staunte ich nicht schlecht, als ich die zu dieser Zeit recht gut aktive Kaltfront über Hessen sah. Hastig wurde alles schnell wieder zusammen gepackt um ja rechtzeitig aufbrechen zu können. Doch dann, die Enttäuschung: Keine Blitzortungen mehr. Also doch wieder warten was passiert, immer wieder dieser Zwiespalt "Fahre raus, du verpasst was", "Nein, lass es, verfährst nur wieder Sprit und hast nichts als Regen", "mmh, nächstes Radar abwarten". Dann der Entschluss: "Ich fahr doch!"



    Vorlaufend entwickelten sich bei Gotha und Erfurt neue Zellen, die zwar später gewttrig wurden, aber nicht mein Ziel waren. Ich wollte die Zellen der Kaltfront entweder bei Ilmenau oder Suhl abfangen, da diese beständiger waren. In Ilmenau zum Lagecheck ein Rast an der bekannten Stelle..



    Interessant zu sehen, dass am unteren Rand des TCU eine Böenwalze erkennbar ist. Habe ich so selten gesehen. Und nein, da war nichts turbulentes und nichts kreisendes für mich erkennbar...


    Die Entscheidung fiel auf den Süden. Blick von der A71:


    Für die Sicherheitsfanatiker: Kamera -> Autostativ -> Fernauslöser -> Drücken wenn mir danach ist ohne abgelenkt zu sein :applaus


    Im Rennsteigtunnel überlegte ich, wo man sich in der Ecke am Besten postiert um guten Blick zu haben. Dafür eignet sich dieses Terrain nun wirklich nicht, zumindest was kurzfristige Entscheidungen angeht. In Zella-Mehlis rätselte ich Hin und Her, Blick in den Atlas (schneller als das Navi :zwinker ) und das Wissen um die näher rückende Front. Bevor ich mich nach Oberhof quäle, dann doch lieber hier vor Ort bleiben. So fuhr ich Richtung Suhl und irrte in der Stadt umher. Irgendwann stellte ich das Auto mal irgendwo ab und fotografierte an einer Kreuzung, damit am Ende wenigstens etwas vorzuzeigen ist:



    Im Nachhinein ein Fehler nicht in der Stadt abzuwarten, aber vor Ort leider nicht so bewusst, war eine kleine, aber kräftige Neubildung über der Stadt:


    Selbige Zelle von der Autobahn:


    Und hier nochmal von der Rückseite. Beeindruckend der kräftige, begrenzte Niederschlagsbereich und die Fracti dahinter.


    Bei Meiningen dann die Kaltfront:


    In heftigem Starkregen, die Sicht war wirklich enorm herabgesetzt, drehte ich in Meiningen wieder zur Rückfahrt. Unter solchen Bedingungen Autobahn zu fahren, gefällt mir gar nicht, denn die Garantie, dass es kracht, gibt es immer und sie wurde auch mehrmals an diesem Tag (zum Glück nur mit Blechschäden) bestätigt..



    Danach ging es heimwärts, zufrieden, doch herausgefahren zu sein und unwissend, was in der kommenden Woche passieren wird....


    Grüße


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Hey Markus,


    schöner pileus und schönes Chasing an jenem Abend! Das Video solltest du aber auf jeden Fall nochmal komprimieren, es wird bei mir trotz allem nur sehr stockend angezeigt.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Lieber Markus,
    lieber Maurice,
    liebe TSC-Gemeinde,


    exakt 9 Monate später sind nun auch meine Bilder geschlüpft!


    Gerne erinnere ich mich an dieses Chasing zurück, als ich mich zunächst mit Maurice in Kirchengel traf, wir an der Hainleite fernes Wetterleuchten beobachteten
    und uns schließlich der Chef persönlich abholte. Markus, so einen Chasingkomfort hatte ich bis dato noch nie! :grins


    Nun denn, meine zwei Ergänzungen zum Heiligenstädter Komplex...




    ... und die "Nachzügler", die wir von der Hainleite aus beobachteten:






    Was uns faszinierte, war die Stimmung nach Abzug der Gewitter. Der Himmel klarte auf wie nach einer Kaltfront, ABER, es war nicht kühler geworden. Es war angenehm warm und der Sternenhimmel war schnell wieder sichtbar. Mit den durchrauschenden Wolken eine wunderbare Stimmung. Dazu gesellte sich Richtung Süden neues "Geflacker" von neu gebildeten Zellen, die durch Mittelthüringen zogen...


    Jetzt, lieber Markus, weiß ich auch wieder, was du mir am 11.05. in Bezug auf die Kaltfront sagen wolltest.


    Fazit: An diesem Tag schoss ich meine bis zu diesem Zeitpunkt besten Blitzbilder (nicht ahnend, welche Ereignisse später noch folgen sollten). Es waren nicht nur
    die äußerst hellen Entladungen an sich, die mir Respekt einflößten, nein, auch die turbulente Basis, die wir sowohl bei dem Zellkomplex in Heiligenstadt, als auch von der
    Hainleite aus beobachteten, faszinierte mich. So etwas konnte ich in der Ausprägung nur 2007 bei einem Nachtgewitter im Mai einmal erleben. Damals stand mir aber
    noch keine Kamera mit Langzeitbelichtung zur Verfügung. Ich danke euch beiden daher für dieses tolle Teamerlebnis!


    Grüße Chris

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018


  • Gerne erinnere ich mich an dieses Chasing zurück, als ich mich zunächst mit Maurice in Kirchengel traf, wir an der Hainleite fernes Wetterleuchten beobachteten
    und uns schließlich der Chef persönlich abholte. Markus, so einen Chasingkomfort hatte ich bis dato noch nie! :grins


    Das war ein toller Dreier in dieser Nacht :grins:grins Gern nehme ich dich/euch auch wieder mit!


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.