12.05.2015 I Kirchgandern (EIC)

  • EDIT Markus 30.12.2015, 20:00 Uhr: Der Fall wurde von der Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland (TAD) anhand des Schadensmusters als "Tornado" eingestuft. Erster Artikel hier: http://wetterkanal.kachelmannw…s-32-tornados-bestaetigt/




    Tornado in Kirchgandern: Bürgermeister lobt große Hilfsbereitschaft
    Heftige Sturmböen richten im Eichsfeld große Schäden an (mit Bildergalerie)
    Tornado wütet in Kirchgandern und reißt kompletten Dachstuhl weg


    Ebenso schrieb mir Pierre aus Heiligenstadt dazu:


    Zitat

    ..eine Bekannte sagte mir, es wären da in einem Straßenzug einige Dächer beschädigt bzw.abgedeckt worden und die Kirche hätte auch was abbekommen...
    ...nach einem Augenzeugen der sich in Hohengandern auf dem Friedhof befand ,ist ein Rüssel durch Kirchgandern gezogen den er von dort aus gut beobachten konnte. Bäume sind oberhalb abgedreht und Dächer sollen komplett mit Balken umhergeflogen sein...


    Dazu 2 Bilder aus Heiligenstadt:



    Urheber [2]: Pierre Gremmler


    Hier würde sich eine Vor-Ort-Recherche nochmal anbieten. Haben unsere Eichsfelder Zeit dazu?


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Hab den Thread erst nach meinenm SB-post gesehen.


    Also, der Ort liegt nur ein paar Km von dem Wohnort meiner Mutter (Freienhagen) entfernt (ca 8-10Km). Habe auch ein paar Leuten den TA-Link geschickt, die haben aber alle nur verdutzt reagiert. Ich bin am WE wieder bei meiner Mutter, vielleicht kann ich ja mal rüber düsen und noch ein paar relevante Foto's machen. Zusätzlich kommt noch eine Arbeitskollegin aus Kirchgandern. Ich nehme mit Ihr auch nochmal Kontakt auf.

  • Als Erstes, mal einen Überblick über die Ortschaft.


    gelbgepunktet stellt die grobe Zugbahn dar (von links nach rechts)

    (google)


    Eine Karte mit markierten Schäden. Die Zahlenfolge 1-13 entspricht der Reihenfolge, der von uns dokumentierten Schäden.

    (gez. Oliver)


    1. Beschädigte und entwurzelte Obstbäume


    2. Beschädigte Pappeln


    3. umgestürtzte Birken, mitten in einem Baumbestand


    4. Hauptschaden. Schneise in einem Waldstück... (Schadensmerkmale =1. Hauptindiz)




    ...Teilweise kann man ein "abdrehen" erahnen


    5. deutliches, Kreis- bzw. Streifenmuster direkt in der Zugbahn auf dem angrenzenden Acker (2. Hauptindiz). Hauptbestandteile sind unterackerte Maispflanzenreste vom Vorjahr (größe bis max. 10 cm länge) und kleine Äste von den beschädigten Pappeln von Punkt 2 und 4



    6./7. beschädigte/entwurzelte Kastanien


    8. beschädigte Linde und zerstörter Wanderrastplatz


    9. entwurzelter Baum direkt bei Bildstock 2 (der hatte noch Glück)


    10. stark beschädigter und entwurzelter Baum, sowie zerstörter Bildstock 3...


    ...hier oben am Pilgerweg waren ebenfalls vermehrt Maispflanzenreste vom 20-30m tieferliegenden und ca 80-100m entfernten Feld verstreut. Das ist somit klares 3. Hauptindiz


    11. Weggerissenes Asbestdach und stark beschädigtes Mauerwerk


    12. Beschädigte Fassade und Fenster


    13. Kleintrümmerfeld hinter diesem Haus (von Punkt12.)

    Asbeststücken und Reisig


    Durch die Augenzeugenberichte und Oliver's fachlicher Einschätzung, kann man von einem Tornado ausgehen (vermutlich obere F1). Oliver wird sicherlich noch was schreiben bezüglich der befragten Augenzeugen und seiner Sicht.


    LG, Peter

  • Hallo zusammen, hallo Peter,


    vielen Dank für die Analyse. Ich denke auch,d ass hier vieles für einen Tornado spricht. Bei der Stärke bin ich anderer Meinung, ich sehe nur Schäden im Bereich T3 (oberes F1), vielleicht am Waldrand T4 (unteres F2), aber mehr nicht.


    Grüße, Thomas Sävert

  • Hallo Thomas und Peter,


    wir waren uns eigentlich gestern beide einig, dass das oberer F1-Bereich (bzw. T3) war. Ich glaube Peter hat da nur was durcheinander gebracht. Auch die Waldschäden würde ich aufgrund von Hanglage und damit einhergehender Exponiertheit nicht höher einschätzen, denn dann hätten wir auch weite Verfrachtungen größerer Teile entdeckt, was aber nicht der Fall war.
    Tatsächlich waren für mich die drei Indizien entscheidend, die meines Erachtens eindeutig auf einen Tornado hinweisen.
    Das sind einerseits die stete linkswärtige Verfrachtung/Ausrichtung der Trümmer (Zweige, Baumfallrichtung etc.), andererseits die Asbeststückchen, die das große gelbe Haus nicht nur vorderseitig beschädigt haben, sondern auch noch auf dem hinter diesem Haus liegenden Feld mit allerlei anderen Kleinteilen und Reisig verstreut lagen.
    Das dritte und wie ich finde interessanteste Indiz hat Peter ebenfalls schon erwähnt.
    Es sind die Maispflanzenrestchen, die vom unten liegenden Feld stammen (woher auch sonst), den zerstörten Wald überwunden haben und auf dem über dem Wald liegenden Hügel abgeladen wurden. Wie wenn nicht durch einen Tornado sollen diese also dorthin gelangt sein? Eine mögliche aber absurde Möglichkeit wäre, dass die jemand, um uns zu täuschen, dort verstreut hat.


    T3 reicht auch für den Dachstuhl aus, denn der sah irgendwie schon recht marode aus.
    Die geworfenen Pappeln neben den Kiefern standen auf sehr staunassem Boden, denn nebenan fließt ein Bach, und unter dem Wurzelteller war schon ein Teich entstanden.


    Soweit meine Ergänzungen erstmal.


    Grüße,
    Olli.

    2. Schriftführer Thüringer Storm Chaser e.V.


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    Mitglied bei Deutsche Meteorologische Gesellschaft

    Mitglied bei Deutsche Quartärgesellschaft


  • Hallo


    vielen Dank euch beiden, für eure Einschätzung und die Mühe.


    Lg Jonas

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Der Fall ist nun als "Tornado" durch die TAD bestätigt.


    Auszug:

    Zitat

    "...unter anderem wurde der Fall Kirchgandern in Thüringen besprochen. Hier richtete ein lokal eng begrenztes Sturmereignis enorme Schäden an, unter anderem wurde das Dach eines Nebengebäudes mitsamt Dachbalken abgedeckt und gegen andere Häuser geschleudert und Dachteile steckten dort im Mauerwerk. Die Diskussion ergab, dass die aufgetretenen Schäden und Verfrachtungen quer zur Zugrichtung nur durch einen Tornado entstanden sein können, zumal der Tornado durch Augenzeugen beschrieben wurde. Der Tornado erreichte die Stärke F2 auf der Fujitaskala mit Windgeschwindigkeiten um 200 km/h..."


    Ganzer Artikel: http://wetterkanal.kachelmannw…s-32-tornados-bestaetigt/

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  • Oh, sehe das jetzt erst.
    Na, dass der Fall bestätigt wird, hatte ich eigentlich auch erwartet. Auch wenn für Peter und mich, wie oben beschrieben, weniger die Schäden, sondern eher die Spuren und Verfrachtungen von Maisschnitzeln ausschlaggebend waren.
    Dass die Stärke jetzt nun aber doch auf F2 hochgestuft wurde überrascht mich doch ein wenig. Ich werde da auf jeden Fall nochmal Rücksprache mit Thomas halten, denn eindeutige F2-Schäden konnten wir nicht erkennen. Nach der bebilderten Skala für Starkwindereignisse von Skywarn war es meines Erachtens ein geradezu bilderbuchartiger T3/F1-Fall.


    Allen noch ein gesundes neues Jahr und liebe Grüße aus der Elsterstadt,
    Olli.

    2. Schriftführer Thüringer Storm Chaser e.V.


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