Stormchasing 24.04.2019 im Raum Rheinhessen

  • Am Morgen des 24.04.2019 - nach langem Zweifeln - beschloss ich, mir in Sachen Uni einen kleinen Aufschub zu gönnen und machte mich auf Richtung Rheinhessen, wo die neusten Modellläufe eine nette Unwetterlage prognostizierten.
    Geplant war, mich mit meinem Kollegen und Kumpel aus der Ecke dort unten, Sebastian Stöttinger, zu treffen. Zusammen würden wir unser Glück versuchen.

    Die Wetterlage geht eigentlich nicht klassischer. Trogvorderseitig würde sich im Tagesverlauf ein Hitztief ausbilden, welches an einer markanten [definition=57,0]Konvergenz[/definition] in Verbindung mit der schnell vorstoßenden Kaltfront für ordentlich Hebung sorgt.



    Hier nochmal die [definition=57,0]Konvergenz[/definition] über dem Rheintal. Das sollte sogar noch für zusätzliche orografische Hebung sorgen.


    Die Scherungswerte dementsprechend: Brutal. 40-50 Knoten [definition=95,0]Scherung[/definition] in der 0-6km Schicht versprachen schnelle Organisation einzelner Zellen entlang der [definition=57,0]Konvergenz[/definition].


    Warum hatten wir trotzdem Zweifel an der Lage? Feuchte und [definition=21,0]CAPE[/definition] waren absolute Mangelware!

    Schaut man sich diesen Temp an würden mich die meisten wahrscheinlich für verrückt erklären...Was sieht daran nach Gewittern aus?


    Und tatsächlich war die Labilisierung und Auslöse an diesem Tag nur an die vereinten Hebungskräfte von [definition=57,0]Konvergenz[/definition], Kaltfront, und Divergenz in allen darüberliegenden Höhenschichten gekoppelt.https://www.dropbox.com/s/j9dxt9vnrqw6jvd/DSC_0448.jpg?dl=0



    Dieses Bild zeigt unseren ersten Standort bei Mörstadt ( #MörsdorfdesWestens) mit Blick auf die sich formierende Gewitterlinie. (17:30)



    Der Outflow lief weit vor dem eigentlichen Niederschlagskern und erzeugte dank der trockenen Luft bis in hohe Schichten schöne Shelflayer (17:50)


    Um nicht vom "wunderbaren" Staubsturm des Outflows getroffen zu werden beschlossen wir, uns Richtung Worms zu verlagern und eine neue Entwicklung abzufangen, die sich an der [definition=57,0]Konvergenz[/definition] das Rheintal hoch hangelte .

    Hier stehen wir an unserem neuen Standort bei Frankenthal (18:28) und kriegen immer noch voll den Outflow von der Seite. Arschkalt, nix Inflow. Wir sind echt am Zweifeln ob da nochmal irgendwas aus der Suppe kommt.
    Wir warten und warten bis sich irgendwann langsam Strukturen durch den Dunst schälen.



    Zu diesem Zeitpunkt hoffen wir auch eine schön definierte Shelf, doch langsam wird deutlich das dass was auf uns zukommt etwas anderes sein muss. (18:34)



    Je näher die Zelle kommt desto verwirrter werden wir. Nur ne Shelf ist das zu 120% nicht, die Wolkenunterseite schert nach rechts, während die Strukturen in die entgegengesetzte Richtung fetzten (18:41)



    Mittlerweile sind wir uns sicher, das Ding rotiert, und zwar nicht zu knapp. Der längliche Aufwindteller an der Unterseite wird immer deutlicher und in der klaren Luft präsentieren sich die Strukturen in voller Pracht!



    Ein Blick in Richtung Inflowseite (18:45) zeigt deutlich wie sich die Zelle in die Luftmasse frisst, allerdings knallt der Bodenwind immer noch voll in die falsche Richtung.


    Erst später werden wir darauf kommen, dass diese [definition=101,0]Superzelle[/definition] von den untersten Bodenschichten bereits entkoppelt war. Der kalte Outflow der vorherigen Zelle hatte eine starke [definition=52,0]Inversion[/definition] nahe dem Erdboden erzeugt,
    und der Inflow der Zelle hatte seinen Ursprung deshalb in höheren Luftschichten im Grenzschichtbereich.
    Daher auch der wunderbar klar abgegrenzte Aufwindteller und kein spürbarer Inflow am Boden.



    Ein paar letzte Schnappschüsse, dann machen wir uns auf die Socken, denn das Ding haut bereits weit vorne einige Bodenblitze raus denen man nicht im Weg stehen will.


    Leider schaffen wir es nicht nochmal vor die Zelle, aber der Chasingtag war mit dieser Zelle absolut spektakulär abgerundet. Was für ein Saisonstart! :grins