Hallo zusammen,
die ersten Tage in diesem Sommer mit Werten um/über 30°C waren noch nicht mal da, da reichte der Blick schon auf das vermeintliche Ende dieser tropischen Tage und Nächte. Die Modelle simulierten die Zufuhr subtropischer Luftmassen, die sich über mehrere Tage unter einem recht starken Deckel aufhalten konnte, der täglich weiter aufgekocht wurde. Am 16.06. gewann die Lage mehr und mehr Aufmerksamkeit, da bekanntlich orographisch bedingte Überentwicklungen in subtropischer Luftmasse den Chasertraum schlechthin bieten können.
Am Montag, dem 17.06.2013 zog eine Warmfront über den Freistaat hinweg. Der Himmel zeigte sich typisch instabil:
Schon am Folgetag bildeten sich über dem Thüringer Schiefergebirge ein paar Einzelzellen, die u.A. 2cm großen Hagel nach Augenzeugenberichten brachten. Nach Feierabend machte ich mich gleich auf den Weg nach Süden und erwischte bei Stadtilm nur noch den verwaisten Schirm mit ein paar netten Quellungen dahinter. Mehr sollte jedoch an diesem Tag nicht passieren..
Am Vortag des "Finals" bildeten sich abermals lokale Hitzegewitter über dem Thüringer Wald, die ich jedoch aufgrund der Erfahrungen der Tage zuvor außen vor lies. Derweil zeigte das Meiniger Sounding einen sehr hohen CAPE-Wert von 2958 J/kg. Die im Westen des Landes aufgetretenen Gewittercluster verdeutlichten bereits eindrucksvoll, was uns bevorstehen könnte. Hinzu kam die Mischung aus Konvergenz, Kaltfront und der explosiven Luftmasse mit zu viel Energie. Entsprechend aufgeregt startet man in diesen Tag und ist ständig mit unter Strom wie sich die Lage entwickelt.
Gegen 15:15 Uhr ging es von Erfurt aus westwärts. Ein erster Cluster im Westen zog in Richtung Eisenach und westliches Thüringer Becken. In der dunstigen Luft waren bereits neue Quellwolken zu sehen. Um den Feierabendverkehr zu vermeiden fuhr ich über Land- und Kreisstraßen in Richtung Bad Langensalza. Zwar waren einige Neubildungen im Umfeld zu sehen, doch die Struktur lies in der feucht-warmen Pampe zu wünschen übrig. In Bad Langensalza angekommen war ich direkt am Rand des größeren Clusters aus Westen. Es wurde bedrohlich dunkel, der Wind frischte auf, ein zunehmendes Grummeln war zu vernehmen:
Es ging weiter in Richtung NNO. Mein Ziel sollte eigentlich sein, an der Rückseite des Systems zu bleiben, um die Neuentwicklungen abzufangen und insbesondere Blitze zu sehen, die aus Osten/Norden meist nur als Flackern im Niederschlag sichtbar sind (besonders durch den hohen Wassergehalt). So schnell wie ich voran kam, so schnell war ich im Core, was nicht primäres Ziel war. Die Landschaft wurde regelrecht verschlungen, die nur verschwommen zu erkennenden Bäume bogen sich im starken Fallwind, der großtropfige Starkregen mit Hagel durchschmicht peitschte durch die Landschaft. Dazwischen immer wieder hellrotes Aufflackern, teils mehrfach wiederholend, dazu dumpfe Schläge. Irgendwo kurz vor Schlotheim hielt ich in einem kleinen Dorf an. Wasser und Schlamm liefen bereits in die Ortsmitte, ich hielt die Szenerie kurz fest und fuhr weiter, um ostwärts abzubiegen, was aber nicht gelingen sollte. Einerseits war die Internetverbindung miserabel, andererseits war ersichtlich, dass der Cluster sich wieter vergrößert haben muss.
Jedenfalls erreichte ich nun mein Ziel, Blitze an der Rückseite zu sehen. Diese traten sehr häufig auf und waren oftmals auch so nah, dass ich mit der Kamera lieber im Auto blieb. Besonders beeindruckend waren die dumpfen Schläge des Donners an diesem Tag. Kanonenschläge, Explosionen, man kann es schwer vergleichen. Hinter Schlotheim erwischte ich dann auch mal eine betonierte Feldeinfahrt, die noch nicht überflutet war. Ich erwischte noch 1 Blitz:
An dieser Stelle auch schon mal das Chasingvideo, dass sämtliche Facetten dieses Tages mit abdeckt:
Die Fahrt führte mich ostwärts Richtung Ebeleben und weiter nach Oberspier. Hier hat wohl der Blitz eingeschlagen:
Auf der B4 in Richtung Greußen liefen die Gräben schon voll mit Schlammwasser, bei Westerengel lief ein breiter, brauner Bach über die Straße:
Wie im Video zu sehen, wurden die umliegenden Ortschaften von Wasser- und Schlammmassen heimgesucht. Die Feuerwehren waren im Einsatz, Anwohner versuchten zu retten was zu retten ist, besorgte und überraschte Gesichter überall. Zeit, hier zu verschwinden und gar nicht erst mit der Kamera auszusteigen. Über Greußen ging es wieder gen Weißensee, wo ich auf dem Weg nach Kölleda tolle Blitze sehen durfte. In Bachra auch wieder Überflutungen, auf der B 176 auch immer wieder Schlamm und Geröll. Östlich von Bachra hielt ich noch einmal und war fasziniert von diesem Stroboskopgewitter am Nachmittag, das habe ich bisher noch nicht gesehen.
Ich fuhr dem gewaltig angewachsenen Komplex ein letztes Mal in Richtung Lossa hinterher. Im Ort war ein Bach schon kurz vor dem Überlaufen. Abseits des Ortes stellte ich mich auf einen Feldweg und versuchte nochmal ein paar Blitze zu erwischen. Es blieb auf der DSLR bei diesem Einzigen:
Auf der Heimfahrt hielt ich zw. Buttstädt und Großrudestedt und schaute mir noch eine ganze Weile die Rückseite des abziehenden MCS an. Mammatus, ständiges dumpfes Grummeln, immer noch feucht-warme Luft, das war ein tolles Feeling.
Dann war aber wirklich Schluss für den ersten Teil der Jagd. Die Kaltfront hatte sich bereits im Südwesten formiert, ein weiterer Cluster zog aus Bayern für die östlichenn Landesteile auf. Nachdem sich in das südliche Thüringen noch einmal ein kleinerer Komplex verirrte, der auch scheinbar eine Neubildung direkt vor mit begünstigte, ging es nochmal los. Wie fast zu erwarten, traten ausschließlich Wolkenblitze und Crawler auf. Nicht meine Favoriten, aber dennoch 2 Bilder zur abschließenden Doku:
Kurz vor Mitternacht war das Chasing für diesen Tag dann endgültig vorbei. Die Eindrücke waren überwältigend und beeindruckend in der Stärke hierzulande. Der Corepunch hätte nicht sein müssen, doch zeigte er auch mal wieder auf, mit welchem Respekt man solch einer Lage begegnen muss.
Markus