01.05.2014 / Leisnig (Mittelsachsen) / Vom Arcus zur zerfallenden Wallcloud

  • Als ich gestern erfuhr, dass ein paar der Leipziger Chaser am heutigen Tage auf Jagd gehen wollten, war ich zunächst skeptisch. Noch als ich in das Auto stieg, nachdem ich gegen 14 Uhr einen Blick auf das Radar geworfen hatte, überlegte ich, ob es sich für einen armen Studenten lohnt, bei dieser Lage ins Auto zu steigen.
    Zunächst ging es an die beliebte Beobachtungsbrücke an der A14 unmittelbar am Ostende der Südbahn des Flughafens. Doch außer einem Airbus A 320 gab es nur Dunkelgrau im Norden, helleres Grau und Grummeln im Westen und einen recht kühlen Outflow.
    Einge meinten, es sei eine gute Idee, in den Süden Richtung Espenhain zu fahren. Ich war dagegen, da ich das Gewitter, das alle sehen wollten, weiter nordwestlich abgepasst hätte. So standen wir auf einem Felde nahe der B2 und schauten wie ehedem auf eine dunkelgraue Wand, die ab und zu von einem Blitz durchzogen wurde und leise donnerte.
    Mein Vorschlag, nach Osten Richtung Grimma in die noch recht unverbrauchte Luft zu fahren, wurde erhört. Also ging es auf die B2 zurück nach Norden, zur A38 und schließlich zur A14 durch Regen und ein bisschen Gewitter.
    Am Autohof in Grimma angekommen, überlegten wir:
    Sollten wir die kräftige Zelle bei Hoyerswerda nehmen? Zu weit. Lohnt sich sicher nicht. Sollten wir das Geclustere bei Riesa anfahren? Das zerfällt sicher.
    Sollten wir warten, dass der Südwesten was bringt? Ja. Doch während wir am Radar saßen, hatte sich in unserem Rücken eine Böenfront mit einem Arcus angeschlichen, der recht hübsche laminare Strukturen zeigte.



    Nachdem es hier jedoch immer stärker anfing zu regnen und ich der Meinung war, man solle es doch weiter südöstlich in Richtung des Kerns der sich neu bildenden Zelle versuchen, ging es wieder auf die A14.
    Aus dem Autofenster schauend wollten wir unseren Augen nicht trauen, als in etwa 20 bis 30km Entfernung ein Aufwindbereich sichbar wurde, der eine Wallcloud mit Fracti darunter besaß und einen schönen Aufwindturm darüber.
    Leider war es nicht möglich das auf Bild festzuhalten. An der Abfahrt Leisnig fuhren wir ab, während die schönen Strukturen wieder schwächer wurden und positionierten uns auf einem Hügel am Stadtrand. Mit schönen Blitzen und Donnern kam die Zelle näher. Was von der Wallcloud übrig blieb seht ihr auf folgenden Bildern, die sehr interessante Strukturen zeigen.






    Dieses Loch, das sich anscheinend im Aufwindbereich aufgetan hatte, war sehr imposant anzuschauen, da dort heftige Aufwärtsbewegung zu sehen war.


    Wir hatten noch vor, weiter zu fahren, aber die Autobahn war zu weit weg, während die Zelle immer schwächer wurde.


    Dieses Chasing hat einmal mehr gezeigt, dass ein guter Instinkt oft sehr wichtig ist, und Radare trügerisch sein können.


    Ich hoffe die Bilder gefallen. Sie sind allesamt unbearbeitet.



    EDIT by MOD: Bilder bitte nur mit einer max. Kantenlänge von 900px einbinden. Dann werden diese auch korrekt angezeigt

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    Einmal editiert, zuletzt von Jonas ()

  • Imposante Strukturen, Oliver! Ein Zeitraffer wäre da natürlich äußerst interessant gewesen!


    LG


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Ich habe aus ein paar Bildern eine kleine Animation erstellt, die zwar interessant ist, aber nichts Verdächtiges mehr zeigen kann, da wir die Zelle in ihrer "heißen" Phase ja, wie schon beschrieben, verpasst haben.
    Selbst die eigentliche Wallcloud, die von der A14 aus noch sehr schön ausgeprägt war, ist auf keinem meiner Bilder zu sehen. Leider.
    Aber es ist ja noch früh im Jahr. Da kann also noch viel kommen :grins


    Grüße,
    Olli.

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