Aktualisierung 27.06.2017: Verlängerung des Threads bis 30.06. wegen anhaltendem Gewitterpotential am Donnerstag/eventueller Dauerregenlage. Neue Gewitterlage in der letzten Juniwoche mit Potenzial für örtliche Unwetter durch Starkregen mit Überflutungsgefahr und Hagel! Dabei sind zuerst der morgige Dienstag und der Mittwoch die konvektiven Schwerpunkte. Im Vergleich zur Lage vom vergangenen Donnerstag ist diesmal weniger großräumige Dynamik im Spiel.
Dienstag, 27.06.2017
Nicht nur das Empfinden, auch die Temperaturverteilung von heute Nachmittag zeigt: Thüringen befindet sich im Bereich einer Luftmassengrenze, die im Norden Deutschlands kühlere Luft von schwülwarmer Luft im Süden Deutschlands trennt. Nördlich des Thüringer Waldes war es dabei heute angenehm mit Werten um 20°C, südlich davon schon 3-4°C wärmer und noch weiter südwärts über 25°C warm. Die Luftmassengrenze wird durch die gestrige Kaltfront markiert, von der mehr oder weniger nicht mehr viel übrig ist. Diese wird nun zur Warmfront eines neuen Tiefs über Frankreich und für die morgigen Gewitter von Bedeutung.
Die Warmfront rückt morgen etwas nordwärs voran. Südlich davon gewinnt mit südwestlicher Strömung eine labile und feuchte Luftmasse Raum nach Norden. Hier sind leichte bis allenfalls mittelhohe CAPE-Werte zw. 500 und 750 J/kg möglich. Dazu kommt noch etwas DLS, die für Organisation spricht. Ebenso ist ein leichtes Veering zu erkennen (Wind am Boden Süd, Südost, dann auf Südwest mit der Höhe drehend). Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf über 30 mm an. Als Hebung kommen einerseits die Gebirge ins Spiel, andererseits eine Kurzwelle in der Höhe. Die Unbekannten sind a) der Restcluster aus der jetzigen Nacht (aktuell BaWü) und b) die Einstrahlung (Restwolken + Wolken durch WLA). Laufen alle Bedingungen günstig, kann es durchaus zu Beginn ein paar gute Multizellen geben. Wenn der Cluster der Vornacht außerdem die Grundschicht anfeuchtet, kann das nur von Vorteil für die Gewitter danach sein (ggf. auch niedrigere LCLs, mit bodennaher Scherung im Gebirgsumfeld kleinräumig Rotation nicht ausgeschlossen). Überhaupt kann es sein, dass auch mit dem Restcluster schon Gewitter aktiviert werden. Diese sollte man allerdings nordwärts ziehen lassen, da sie dort bald wegen mangelnder Energie eingehen werden. Besser auf das Kommende konzentrieren!
Hauptgefahren morgen: Starkregen mit Überflutungsgefahr, Hagel bei neuen Zellen auch bis 3cm, sonst klein aber viel. Vereinzelt Windböen.
Die Gebiete mit der meisten Aktivität werden sich grob vom Westen über den Südwesten bis ins Vogtland ziehen. Nördlich davon derzeit fraglich.
Mittwoch, 28.06.2017
Der Fokus auf stärkere Entwicklung liegt eindeutig auf Mittwoch. Hier wird es allerdings noch etwas kniffliger werden, die genauen Gewitterschwerpunkte zu bestimmen. Derzeit tendiere ich dazu, nur die Gebiete östlich der A71 hierfür in den Fokus zu legen. Grund ist ein Abdrängen der besten Luftmasse nach Osten, wenn von Westen her eine Kaltfront auf Deutschland übergreift. Dieser vorgelagert soll eine Konvergenz sein, an der sich die Hauptaktivität abspielen dürfte. Hinzu kommt Hebung durch einen Kurzwellentrog. Die südliche/südwestliche Strömung bleibt aufrecht erhalten. CAPE steigt nun auf 1.000, nach Osten ggf. über 1.000 J/kg an. Die Scherung ist ähnlich des Vortages, sodass mit Gebirgshilfe bald erste Zellen ausgelöst werden. Übrigens wird auch in der Nacht zum Mittwoch ein aus Südwesten heranziehender (Rest)Cluster am Vormittag simuliert. Westlich der Konvergenz und somit vor der Kaltfront werden bei weniger Energie wohl Schauer/Gewitter möglich sein, aber längst nicht das Potenzial wie die "Ostgenossen" besitzen. Generell kann man den Mittwoch jetzt noch nicht genauer betrachten. Viel wird von der genauen Lage der Konvergenz und dem Timing abhängen. Klar ist nur, dass die Ausgangslage wieder für mehr Schwergewitterpotenzial und eine Verlagerung nach Osten spricht.
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Markus
Modelle: Neben kachelmann, WRF4km, AROME, APREGE, ECMWF, ICON, UM