Wie einige von euch bereits wissen, mache ich derzeit ein Umweltpraktikum im Harz, genauer gesagt im Nationalparkhaus Sankt Andreasberg.
Der Harz ist für mich Heimat und deshalb hängt mein Herz sehr an der Natur dort. Vor allem im Nationalpark bin ich aufgrund seiner Naturbelassenheit und dem erlebbaren Waldwandel gerne unterwegs. In den vergangenen Dürrejahren gab es immer mal kleinere Waldbrände, die alle schnell gelöscht waren, mich aber dennoch beunruhigt haben.
Beim Waldbrand vor wenigen Wochen bei Drei-Annen-Hohne waren die Ausmaße schon etwas größer, aber nach wenigen Tagen war auch dieses Feuer gelöscht.
Jedes Mal hielten sich dabei die ökologischen Schäden in Grenzen.
Der jetzige Waldbrand beunruhigte mich aber in besonderer Weise, sobald ich erfuhr, wo es brannte.
Dazu zunächst eine Karte.
Der Waldbrand brach am Samstagnachmittag ca. zwei Kilometer südlich des Brockengipfels unmittelbar an der Bahnstrecke der Brockenbahn auf etwa 900 m NHN aus.
Es handelt sich dabei um den südlichen Ausläufer des Brockens, den Königsberggrat, der knapp über 1000 m NHN eher flach mit Hochmooren beginnt und dann nach Südosten hin immer steiler und schmaler wird, wobei er mit mehreren schroffen Granitklippen durchsetzt ist (Rabenklippen, Kanzelklippen). Der Grat wird südlich begrenzt durch das Tal der Kalten Bode, nordöstlich vom Tal der Schwarzen Schluftwasser, besser bekannt als das Eckerloch. Zumindest Freunden des kurzen, steilen Brockenaufstiegs dürfte das ein Begriff sein.
Die Bahnlinie steigt von der Eckerlochkehre her an und umfährt diesen Grat. Bei den Hochmooren handelt es sich aufgrund der Lage um einige der am schwersten zugänglichen und damit unberührtesten im Nationalpark.
Genau daher rührte auch meine Sorge bei diesem Waldbrand.
Am Samstag ging ich nach der Arbeit auf die Bergwiesen, die nordwestlich von Sankt Andreasberg liegen. Das ist der einzige Punkt im Ort, von wo aus man den Hochharz gut sehen kann.
Und da sah ich auch schon die Rauchwolken.
Am Abend ging ich nochmal an die gleiche Stelle, um einen nächtlichen Eindruck zu bekommen, dem das Bild aber bei weitem nicht gerecht wird.
Während am Samstag noch eher lokale Löschtrupps vor Ort waren, lief das ganze am Sonntag schon deutlich konzertierter ab, nachdem Katastrophenalarm ausgelöst worden war.
Mit einem Freund aus dem Ort begab ich mich auf den Wurmberg, um die Löschaktion zu sehen. Dort hatten sich bereits viele Schaulustige versammelt.
Der Wurmberg liegt als höchster Berg Niedersachsens genau südlich gegenüber dem Brocken. Unmittelbar unterhalb verläuft die Landes- und auch die Nationalparkgrenze. Der Wurmberg befindet sich also als einziger Gipfel des Hochharzes NICHT im Nationalpark, weshalb dieser auch intensiv bewirtschaftet und für den Tourismus regelrecht ausgebeutet wird (Stichwort: Norddeutschlands größtes Alpinskigebiet mit Abfahrtshängen und Liften).
Aufgrund der großen damit einhergehenden Wasserverschwendung, wird der Beschneiungssee des Wurmbergs immer wieder kritisiert, doch bei diesem Brand erwies er sich als sehr nahegelegene und ökologisch unbedeutende Löschwasserentnahmestelle für die Löschhubschrauber.
Dieser sogenannte Bambi-Bucket fasst laut Aussage des Wurmberg-Seilbahnbetreibers ca. 4.000 Liter Wasser.
Die meisten der anderen eingesetzten nur etwa 2.000 Liter. (EDIT: Die hier eingesetzten Bambi-Buckets fassen nur 800 bis 1.500 Liter. Danke André für den Hinweis!)
Beim Löschen
Nicht nur Katastrophentouristen, sondern auch Hubschrauber-Enthusiasten sind unter den Schaulustigen
Blick vom Wurmberg über das Kalte-Bode-Tal zum dem Brocken vorgelagerten Königsberggrat
Löschhubschrauber und Löscheinheit mit Kesselwagen von der Bahnstrecke aus.
Das Feuer breitet sich nach Nordwesten den Hang hinauf aus.
Im Fünfminutentakt fliegen die Hubschrauber den Speichersee an. Zeitweise waren fünf Hubschrauber gleichzeitig im Einsatz.
Dieser hatte offenbar Probleme mit der Wasserlast und flog ans Ufer, um etwas Ballast abzulassen.
Die braune Wolke ist aufgewirbelte Asche. Sie entstand vermutlich als Einsatzkräfte im Moorgebiet zur Erkundung abgesetzt wurden.
Mit traurigem Eindruck ging es zu Fuß den Berg wieder hinunter.
Seit Montag sind nun auch Löschflugzeuge aus dem Ausland im Einsatz, die am Flugplatz Waggum bei Braunschweig stationiert wurden und ihr Wasser aus dem Concordiasee bei Halberstadt holen (bekannt durch die Katastrophe von Nachterstedt).
Das Feuer hat nun mittlerweile auch, wie von mir anfangs befürchtet, auf das hochsensible Moor übergegriffen. Die Fläche des Brandes beträgt mindestens 150 ha.
Fortsetzung folgt...