Witterungsrückblick Neuhaus/Rwg. Januar 2013

  • Januar 2013 – Winter-Achterbahn ging weiter



    Der vergangene Januar - wieder einmal ein exzellentes Beispiel wie irreführend Statistik sein kann. Durchschnittstemperatur minus 3,6°C und somit um den Hauch eines Zehntels zu mild.
    Jedoch – es ist wie mit der Klimaveränderung überhaupt und ihrer Interpretation sowieso – man muss ins Detail schauen, was bewirkt was, nicht allein Durchschnittswerte betrachten. Im Januar 2013 waren es – mit gutem Willen gesehen – ein bis zwei Tage welche sich um die Mitteltemperatur bewegten. Die restlichen 29 – entweder krass zu warm oder deutlich zu kalt.



    Temperaturmittel der ersten 10 Januartage 1,5°C, ein plus von 5,2°C gegenüber dem Klimamittel. Ab dem 10.Januar dann teils strenger Frost bis zum 28. – Temperaturmittel dieser Tage minus 7,8°C und damit eine negative Abweichung von 4,1°C. Die restlichen Tage des Januar wieder sehr mild und am 30. mit 7,3°C das Maximum des Januars. Tagesmitteltemperatur an diesem 30. Januar 4,9°C – ebenso wie am 04.Januar, beide gemessen in subtropischer Meeresluft, der wärmsten Luftmasse welche uns um diese Jahreszeit heimsuchen kann.



    Frostigster Tag der 19.Januar mit minus 10,2°C im Mittel, das absolute Minimum aber am 25. mit minus 11,5°C. Bereits am 05.Januar blieben nur noch Schneeflecken hier oben auf dem Bornhügel, peu á peu erhöhte sich die Schneedecke während der längeren Frostperiode durch immer wieder leichte Schneefälle auf 23cm zu Beginn der dritten Dekade, aber zum Monatsende war dann durch die subtropische Luftmasse plus massivem Regen alles wieder Schnee von gestern.
    Das Schneemaximum ist aber wie meist im Februar und März zu erwarten, das krasseste Beispiel nach einem ähnlich schneearmen Januar das Jahr 1988: Nach maximal 30cm im Januar (zu Beginn des Februars 6cm) türmte sich der Schnee Mitte März bis zu unserem bisherigem Maximum von 181cm. Allerdings ein ganz anderer Witterungsverlauf - 1988 war der Januar um 3,2°C zu mild. Zumindest Wirbelsäulenfreundlich der zweite Wintermonat – nur drei richtige Schaufeltage (mehr als 5cm Neuschnee) waren zu bewältigen, für den Rest reichte im Januar meist schon ein grober Schneebesen.



    Bemerkenswert noch im Temperaturverlauf – das höchste Maximum von minus 3,2°C in der zweiten Dekade wurde bisher nur 1987 um drei Zehntel unterboten und hat somit genau solch einen Seltenheitswert wie das höchste Minimum mit minus 8,7°C in dieser Dekade..
    Mit 110 Litern pro Quadratmeter eine vollkommen durchschnittliche Niederschlagsmenge – Abweichung plus 3% - aber überwiegend als Regen, Anteil des Niederschlags als Schnee in der Dauerfrostperiode gerade einmal 20%.



    Nach einem sehr trüben Dezember mit nur 23 Stunden Sonnenschein wurde diese Summe im Januar mehr als halbiert – gerade 10,3 Stunden konnten wir registrieren, Minimum seit 1988. Noch weniger Sonnenscheinstunden wurden in unserer Region allerdings1944 mit 6,9h und 1977 mit 9,8h an der Wetterwarte Sonneberg-Neufang gemessen, hier in Neuhaus wurde dieses Klimaelement in der damaligen Zeit nicht erfasst. Trotzdem gab es auch in jüngerer Vergangenheit bei uns in Neuhaus noch trübere Dezember-Januar-Konstellationen: 1993/94 nur 24 Sonnenscheinstunden in diesen beiden Monaten, 2009/10 32 Stunden. Eine Rekordeinstellung wurde knapp verfehlt: 15 Tage in Folge ohne jeden Sonnenstrahl – nur im November 1987 war es noch ein Tag mehr. Den Rekord verhinderten 11 Minuten Sonne in den Mittagsstunden des letzten Monatstages, der 01.Februar war schon wieder reines Grau.





    Die restlichen Klimaelemente (in Klammern die langjährigen Mittel), wobei besonders der Bedeckungsgrad mit 96% (81) und die 29 Nebeltage (25) den äußerst trüben Charakter des Januar unterstreichen: Frosttage 24 (27), Eistage 20 (17), relative Feuchte 96% (92), mittlere Windgeschwindigkeit 16 km/h (17), 15 (19) Tage mit in Böen Windstärke 6, Windstärke 8 an 4 (7) Tagen.



    Der bisherige Winterverlauf mit seinem bergauf/bergab also in den Rahmen wo man ihn nach dem Charakter des Herbstes vermuten konnte aber nicht musste da es keine 100%igen Witterungsregeln gibt. So bleibt abzuwarten ob die nun in der ersten Februardekade wieder einsetzende winterliche Witterung erneut durch eine milde Phase unterbrochen wird, diese Gefahr könnte (!) ab dem 14./15.Februar bestehen. Zumindest wird es bis zum Wochenende bei Dauerfrost eine deutliche Verbesserung der Schneeverhältnisse geben.








    05. Februar 2013 / DWD / Wetterwarte Neuhaus/Rwg. / Rüdiger Manig

  • Hallo Rüdiger,


    Danke für die Zusammenfassung - du solltest vielleicht noch erwähnen auf welche Daten du dich beziehst. Ich nehme mal an Neuhaus ;-) Hier in Jena haben wir sicherlich keine Durchschnittstemperatur von -3,6°C...


    Die Eiskunst hat mich ja total beeindruckt. Sehr vorbildlich von der Natur, sehr schön von dir gesehen und reprodziert.


    ACqua

  • Vielen Dank für die Mühe, Rüdiger!


    Zumindest Wirbelsäulenfreundlich der zweite Wintermonat – nur drei richtige Schaufeltage (mehr als 5cm Neuschnee) waren zu bewältigen, für den Rest reichte im Januar meist schon ein grober Schneebesen.


    Hier im Tiefland ist nur kein Schnee wirbelsäulenfreundlich :grins


    Andreas:


    Zitat

    ...du solltest vielleicht noch erwähnen auf welche Daten du dich beziehst. Ich nehme mal an Neuhaus ;-)


    Es wird sich immer um Neuhaus handeln bei Rüdiger :zwinker . Ich habe es zur Vorsicht nochmal im Threadtitel angepasst.


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Klar, bezieht sich alles nur auf Neuhaus/Rwg. mit entsprechender Höhenlage und
    nach 26 Jahren live dabei sein hat man schon auch recht gute subjektive Empfindungen
    - auch über Schneeschaufeltage .... :-)
    Rüdiger

  • Sau geile Bilder ;)

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Dieses Säuleneiskunstwerk ist wirklich fantastisch. Ein prachtvoller Tempel oder doch schon ein Gefängnis für kleine, zu bestrafende Amphibien?

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018