24.06.2011 | Entstehung einer Böenfront von SHK bis SOK (Kaltluftgewitter & Blitze)

  • Liebe Gemeinde,


    nun ist der Report endlich bereit, um gepostet zu werden.
    Da ohnehin viel Zeit in die Sichtung der Bilder geflossen ist, kann ich nun auch noch eine geografische Analyse der Chasingpunkte vornehmen.
    So könnt ihr zu den einzelnen Orten die perspektivischen Satellitenbilder betrachten. Viel Spaß.


    Durch den Tipp von Ronny fuhren wir getrennt voneinander nach Mörsdorf (Stadtroda), wo sich eine Zelle mit südöstlicher Zugrichtung ausbildete.




    Ronny rief mich an und berichtete, dass er inzwischen in Lederhose sei. Da hatte mich die sich formierende Böenwalze schon lange überholt.





    Dann ging es auf die A4; über das Hermsdorfer Kreuz dann auf die A9 Richtung München. Ich überholte Ronny in Lederhose und die Böenfront zwischen Triptis und Dittersdorf.
    Jetzt wurde es spannend. Als ich in den Rückspiegel sah, konnte ich mein Glück kaum fassen, eine so ästhetische Front ist mir seit Jahren nicht unter gekommen.


    Folgende Bilder sind im westlichen Ortsausgang von Dittersdorf entstanden (fortan ging alles wahnsinnig schnell; Chasingpunkt 2; 17.05 Uhr):




    Hier die Geodaten:
    50°38'37.39"N
    11°48'39.95"E


    Ganze 7min später (17.12 Uhr) hielt ich dann am südlichen Ortsausgang von Dittersdorf auf einem Feldweg, um das erstaunlichste Panorama des Jahres (für mich zumindest) zu machen.
    Ich habe in meinem Leben noch nie so ein Grollen gehört. Jeder kennt das tiefe, um nicht zu sagen scharfe, Krachen nach einem nahen Blitz. Doch hier war es anders. Man steht vor der gewaltigen Shelfcloud, sie nähert sich unaufhaltsam ... als sei ihre Lücke zwischen Böenfront und Erdboden ein riesiger Schlund, bereit alles zu vereinnahmen. Aus diesem Maul grollt es voluminös und blechern (als würde man einen Stein in eine große Tonne werfen oder auf einem Bühnenboden aufstampfen).
    Hinzu kam, dass die zwei abgebildeten Blitze "zufällig" bei einer Verschlusszeit von 1/125 (!!) während der Aufnahme des Panos mitgeschnitten wurden. Ich musste sie lediglich nochmal im Kontrast verstärken.
    Hier die Bilder (Chasingpunkt 3):





    Hierzu auch nochmal die Geodaten
    50°37'56.96"N
    11°48'50.37"E


    Die Böen wurden so stark, dass ich Mühe hatte meine Autotür aufzubekommen. Als ich abermals aufbrach, war Ronny schon längst in Triptis und hatte den Durchzug der Böenfront dokumentiert.
    Ich fuhr noch ein kurzes Stück vor der [Böenfront] bis nach Oettersdorf vor Schleiz (4min). Dort bog ich im Norden des Ortes in eine verlassene Landstraße, welche sich als optimaler Chasingpunkt herausstellen sollte (4+5) (17.16 Uhr).
    Hier ließ sich die Front dann mit aller Kraft östlich von mir aus. Es regnete nur kurz und der Ort erwies sich als perfekt, um neben den Niederschlagskern zu fotografieren:






    Hier die Geodaten:
    50°36'17.97"N
    11°49'34.42"E



    Danach verstarb die Zelle auch alsbald. Einige entfernte Donnerschläge waren noch zu vernehmen. Ich traf noch ein Ehepaar, welches sich das Gewitter aus dem Auto heraus ansah. Man unterhielt sich über die Natur und Wetterereignisse - Klasse! Ich telefonierte mit Ronny und wir verabredeten uns in Mörsdorf (Chasingpunkt 6):
    Es erfolgte eine kurze Evaluation in Bild und Ton, sowie noch einige letzte Bilder...



    War das himmlisch!



    Hier noch geografische Übersichtsbilder der Tour


    Die Route im Gesamten:



    Niederschlagsradar der Stunde:


    Quellenangabe Niederschlagsradar : www.wetteronline.de


    Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit :)


    Herzliche Grüße
    Marco

    2 Mal editiert, zuletzt von Marco () aus folgendem Grund: Aufgrund des nötigen Neu-Uploads wurde die Bildanzahl von 40 auf 20 (maximale Anhänge) reduziert.

  • Klasse Bericht und klasse Bilder, weiter so!

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Hallo Marco!


    Zunächst einmal ein riesiges Lob für diesen umfangreichen und super aufgearbeiteten Bericht, den ich bislang so ausführlich nicht gesehen habe. Die Chasingpoints und generelle Koordinatenangabe sind eine gute Idee und ergänzen den Bericht perfekt. In selbigem Gebiet war ich auch schon in den vergangenen Jahren immer wieder, viele Stellen kommen mir bekannt vor.


    Zu den Bildern: Bei dir kann man immer nicht viel meckern was Motive und Qualität der Bearbeitung angeht! Zudem hast du auch noch eine fotogene Zelle erwischt! Klasse finde ich das Panorama mit den beiden Blitzen, welch ein Treffer!


    Nun zur Rotation: Ich konnte gestern bei "meiner Böenwalze" selber das turbulente Hochsaugen, Zerfetzen und "über den Himmel rollen" beobachten. Rotiert hat da nichts.... Dazu kommt, dass ich bei unserer gemeinsamen Jagd (erschreckend) mitbekommen habe, wie schnell Sachen "zum Rotieren gebracht werden". Eindeutige Rotation zu erkennen ist selbst in den Staaten nicht immer einfach und wenn man dort "heftige Rotation" sieht, dann ist es nicht oft ein zerstörerisches Ereignis. Ich selber habe schon genug Walzen, Fetzen usw gesehen in den vergangenen 15 Jahren und hätte auch mit manch Enthusiasmus und Überwältigung über das tolle Himmelsbild, dessen krönender Abschluss nur eine Rotation/Funnel/Tornado sein kann, mehr daraus machen können...


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Hallo Marco,


    auch von mir ein ganz dickes "DAUMEN HOCH" für diesen klasse aufgearbeiteten Bericht. Super geschrieben,wahnsinns Bilder und perfekte Umsetzung aller Komponenten.
    Vielen Dank dafür ...

  • Ich danke Euch!


    Markus: nimms mir bitte nicht übel - mit heftiger Rotation beschreibe ich aus meiner Perspektive schnelle Scherwinde, die ich so noch nicht bewusst gesehen habe. Du hast sicherlich einen viel souveräneren Blick darauf, als so mancher von uns. Wenn ich an amerikanische Videos denke - klar da liegen Welten dazwischen. Ich rede hier von partiellen Verwirbelungen und nicht von einer immens rotierenden Wallcloud :D. Also nimms mir nicht übel, ich dachte es ist gut, es anzubringen. Falls es für mehr Verwirrung als Information sorgt, dann belass ich das künftig gern.

  • Ich danke Euch!


    Markus: nimms mir bitte nicht übel - mit heftiger Rotation beschreibe ich aus meiner Perspektive schnelle Scherwinde, die ich so noch nicht bewusst gesehen habe. Du hast sicherlich einen viel souveräneren Blick darauf, als so mancher von uns. Wenn ich an amerikanische Videos denke - klar da liegen Welten dazwischen. Ich rede hier von partiellen Verwirbelungen und nicht von einer immens rotierenden Wallcloud :D. Also nimms mir nicht übel, ich dachte es ist gut, es anzubringen. Falls es für mehr Verwirrung als Information sorgt, dann belass ich das künftig gern.



    Ich nehme dir sicherlich nichts übel und freue mich, dass du sachlich antwortest. Das Problem ist, dass die "Rotationseuphorie" in der gesamtdeutschen Szene in voller Blüte ist und ich nicht möchte, dass das hier ebenso ausartet wie anderswo. Solange es keine "immens rotierende Wallcloud" ist, kann man z.B. auch das Wort Turbulenz verwenden. Denn bei uns muss man nicht bestimmte Begriffe in den Betreff schreiben um hohe Klicks zu erreichen. Ansonsten ist es ja vollkommen korrekt wenn du deine Beobachtungen ausführlich beschreibst und dazu deine Worte wählst!

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Toller Bericht! Schöne Strukturen, geile Blitze und klasse geschrieben! Nun gehen mir die Adjektive aus...


    Auch die Bildbearbeitung ist dir gelungen... lediglich den Vordergrund finde ich immer einen Tick zu hell bei dir, könnte man aber auch als persönlichen Stil werten. :knips
    Glückwunsch zum Chasing!


    Grüße, Chris

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018