Hallo zusammen!
Das erste Juniwochenende setzte die andauernde Gewitterserie im Land weiter fort. Über Nordthüringen bildeten sich im Harzlee Gewitterzellen, die im Verlauf zu pulsierenden Multizellen heranwuchsen, die im Reifestadium mit ergiebigem Starkregen, Hagel und hoher Blitzrate verbunden waren. Der Outflow triggerte nach Osten hin immer wieder bis zum Sonnenuntergang neue Zellen, die zum Abend mit schönen Strukturen zu bestaunen waren. Direkt darunter wurden allerdings erneut Straßen, Grundstücke und Keller überflutet.
Gefahrene Strecke: 338 km
Streckenverlauf:
Schon zur Mittagszeit waren über den Bergen erste Türmchen zu sehen. Der Harz sollte diesmal im Vorsprung gegenüber dem Thüringer Wald sein und schon bald die ersten Zellen auslösen. Kurz nach 12 startete ich Richtung Nordwesten. Über Eisenach anzufahren verwarf ich. Geht zwar erstmal schneller, aber dann fahre ich den Zellen, die nach Osten entstehen würden, wieder zu weit südlich hinterher. Daher ging es über die A71/B4 Richtung Mühlhausen. Bei Dachwig zeigte sich der typische „gewittrige Schwarm“. Diverse (Multi)Zellen mit prächtigen neuen Türmen davor:
Bei Bad Langensalza ein schöner Cb direkt vor mir:
In Mühlhausen angekommen standen 2 kräftige Zellen im Norden der Stadt bereit. In der Stadt wäre es zum Treffen mit dem Zellkern der östlichen Zelle gekommen - niemals. Weiter nach Leinefelde ging aber auch nicht, da die westliche Zelle dort über die Bundesstraße ziehen würde. Zwischendrin zeigte sich eine kleine "Lücke", die ich bei Dachrieden zum halten nutzte:
Die Strukturen der westlichen Zelle wurden immer besser und die zunehmende Blitzrate bestätigte das gleich obendrauf. An aussteigen war nicht zu denken, da Erdblitze nicht weit entfernt einschlugen und über mir ständig in den Wolken Flackern zu sehen war. Der dichte Niederschlagsskern wurde immer intensiver, die Aufwindbasis markanter, grünliches Schimmern verriet Hagel. Zwischendrin 2 wirklich derbe Einschläge in der Nähe, die das Auto vibrieren liesen.
Beim letzten Bild holte mich dann der Niederschlag der östlichen Zelle ein. Flucht war angesagt. Ein Stückchen Richtung Westen war ich wieder in der "Lücke" mit wenig Niederschlag und meldete erstmal den Starkregen über die Skywarn-Hotline. Dann wartete ich erstmal ab bis die Zellen vorüberzogen. Ständig schlugen Erdblitze um mich herum ein. Nach einiger Zeit fuhr ich zurück auf den Rastplatz nach dem Abzweig Dachrieden. Die östliche Zelle schwächte sich etwas mehr ab, produzierte aber ständig noch Erdblitze. Mühlhausen wurde dabei ganz schön unter "Beschuss" genommen:
AUch Wolkenblitze waren dabei:
Aus Nordwesten war bereits die nächste Zelle auf dem Weg in meine Richtung:
Ich fuhr über Dingelstädt und die umliegenden Ortschaften die Region wegen Schäden ab. Nebel über einigen Feldern und Tälern verriet den Hagel. Zwischen Küllstedt und Büttstedt war er dann auch zu finden:
Die Korngrößen betrugen zw. 1 und 1,5 cm im überwiegenden Teil.
Den Starkniederschlag fand ich in der Luhne in Bickenriede wieder:
Das nächste Ziel sollte die Zelle sein die mittlerweile Richtung Sondershausen unterwegs war. Über die B249 ging es ostwärts. Kurz vor Ebeleben kam der letzte Starkregen runter, der aber längst nicht mehr meldewürdig war. Anders war das noch ein paar Minuten eher, wo die Gullies im Ort nach oben sprudelten. Dann kehrte erstmal Ruhe ein. Ich fuhr noch bis Toba und machte erstmal Pause. Im Umkreis sah es erstmal wenig vielversprechend aus:
An meinem Standort wehte der Outflow der alten Zellen Richtung Osten. Dieser gab die Marschrichtung vor. Da es eh der Nachhauseweg ist, umso besser. Bei Weißensee war dann auch schon die erste potentielle Quellung zu sehen. Hier dürfte sich die Konvergenz aus Outflow und Hebung an der Finne, Hohe Schrecke und Schmücke getroffen haben, die rasch zur Multizellenbildung führte. Das hier war Nummer 1:
Auf meinem Weg nach Osten lies ich bei Kölleda die inzwischen 3 Mulitzellen vorüberziehen und fuhr die Rückseite an. Ihre Spur war unverkennbar:
Die westliche Zelle hatte noch den längsten Atem:
Dann war auch hier das Ende besiegelt und der Cb war nur noch ein kläglicher Rest am Himmel. Von Norden her versuchte eine Cumulustreppe ihren Erfolg. Was zumindest mit dem 1. Cumulus noch klappte (siehe den Fallstreifen):
Eigentlich wäre jetzt Schluss gewesen... Doch ein erneutes Stück ostwärts wollten nun die nächsten Cumuli nach oben.. Und impulsiv wie sie nun mal sind waren sie gerade mal im Übergang zum Cb, als sie schon blitzten und donnerten:
Radar:
Und so in Echt:
Im Süden triggerte die nächste Konvergenz vom Thür. Wald bis in die Orlasenke neue Gewitter. Hier 2 Cb's davon:
Die neue Zelle aus Nordosten zog auf mich zu, ging dann aber spätestens bei Buttstädt kaputt, da hier schon zu viel kalter Outflow der vorherigen Gewitter rumlag.
Und auch nach 13 Jahren chasen gibt es immer wieder neue Dinge, die die Fahrt verzögern
Zeit für Pizza - da das Mittagessen eh so gut wie ausgefallen war. Dazu schaute ich mir weitere Cb's Richtung Süden an:
Nun war ich aber wirklich rundum gesättigt. Hat gereicht.
Reflektion:
- aus 2014: Pulsierende Zellen zur maximal Entwicklung anzufahren ist Blödsinn, da sie ganz schnell zusammenfallen -> besser die Gebiete potentieller Outflowregionen im Auge behalten (in diesem Falle nach Osten zu) -> geht doch!
- unbedingt auf die Blitze beim Sterben der Zellen achten und diese nicht unterschätzen. Die Zellstruktur mag noch so kläglich sein, es kamen Blitze zum Boden und in der Wolke über einem als hätte man eine intensive Zelle vor sich!
- Hohe Blitzrate beim 1. Mühlhausen-Stop wäre meldepflichtig gewesen -> beim nächsten Mal lieber einmal mehr aus Vorsicht melden
- Kartierung der Chasingpoints aus dem Winter hat sich bewährt
- der Italiener in Buttelstedt ist zu empfehlen
VG
Markus