30.08.19 I Bucha/Cospoth (SHK) I Ein Nachmittag voller Gewitter + Wallcloud

  • Guten Mittag an die Runde :winken
    Der wievielte Tag war das gestern mit Hitzegewitter in Thüringen? Der 5. glaube sogar diese Woche. Voraussetzungen wie in den letzten Tagen: Wenig Dynamik, langsame Verlagerung, relativ kurze Lebensdauer. Ein kleiner Unterschied war dennoch gegenüber den letzten Tagen zu erkennen: Es blieb klar, bis die ersten Cbs am Thüringer Wald zu sehen waren und die Konvektion dann allmählich in Gang geriet. Den ersten Eisschirm sah ich gegen 13 Uhr am Himmel, war aber für mich noch weniger interessant. Nach 14 Uhr entstand südlich von Weimar eine Zelle, die ich dann ins Visier nahm. Viel war nicht zu hören und zu sehen, einen Blitz konnte ich im Augenwinkel ausmachen:



    An der Zelle wuchs seitlich noch ein Turm empor und rumpelte auch sporadisch vor sich hin. Wie die Tage schon häufig gesehen, ließ sie nur eine Menge an Wasser fallen und zerfiel dann kurzerhand:



    Über den gesamten Horizont waren nun Cbs verteilt und schmückten so den Himmel. Mittlerweile war ich nun fast auf dem Cospoth bei Jena und genoss einfach die Aussicht:



    Die eine Zelle war weg, schon kam die nächste in den Gang. Innerhalb von einer halben Stunde wuchs ein Turm hinauf, regnete sich ab und wuchs ein zweites mal in die Höhe:



    Entfernt rumpelte es immer wieder mal...



    ...und irgendwann kam der Niederschlag auch am Boden an. Dabei ließ sich eine Fußform erahnen:



    Die Schattenseite lokaler Niederschlägen und der Dürre der letzten zwei Jahre präsentiert sich zunehmend in brauner Art und Weise. Wo man in den Wald auch hineinschaut, überall rotbraune Stellen oder gar ganze Flächen:



    Zunehmend unruhiger wurde es am Himmel in Richtung Saalfeld. Zu den aufquellenden Wolken gesellte sich der ein oder andere Donner hinzu:



    Der Eisschirm wuchs zusehends und die Zelle signalisierte mir: Mach dich runter vom Berg! Es war kein Grund zur Panik, lag die Zelle doch erst über Rudolstadt, doch mit dem Fahrrad dauert es auch eine Weile, bis man sicher ist :) :



    Wieder zurück in Bucha war nicht viel strukturell zu sehen. Über Lobeda ging ein [definition=78,0]Microburst[/definition] nieder, der bis Jena-Ost anhielt, zahlreiche Erdblitze zuckten, der Himmel über mir bedrohlich turbulent:



    Südwestlich von Jena entstand eine weitere Multizellengruppe (https://kachelmannwetter.com/d…ingen/20190830-1555z.html) und folgte der Zugbahn der Zelle bei Weimar Stunden zuvor. Und was sich da abspielte, habe ich die ganze Saison missen müssen! Die Zelle sog die Feuchtigkeit des Gewitters vom Nachmittag in sich ein und brachte einige Wolkenfetzen hervor:



    Die Fracti wurden zwar weniger, dafür konnte ich ein neuen Niederschlagskern beim Entstehen beobachten:



    Neben vielen Erdblitzen und vielen Versuchen, diese auf den Sensor bekommen (was natürlich nicht funktionierte), kristallisierte sich das Highlight des gestrigen Tages heraus: Eine [definition=115,1]Wallcloud[/definition]. Konnte ich im ersten Moment gar nicht glauben. Rotation war aufgrund der Entfernung nicht zu erkennen, doch der Mesozyklonen-Index (Danke @Marco) unterstützt den Indiz auf eine [definition=115,1]Wallcloud[/definition]: https://kachelmannwetter.com/d…index/20190830-1615z.html



    Diese Phase der Zelle hielt jedoch auch nur kurz an und auch sie zerfiel bald. Der Eisschirm der Zelle über Jena zauberte noch ein nettes Farbspiel an den Himmel, ehe Sonne und die Wolken verschwanden:



    Für mich persönlich trotz der dynamikarmen Umstände ein gelungener Saisonabschluss, wer weiß, was denn der September noch so bringt ;)

  • Ein schöner Bericht zum täglichen Auf und Ab der Konvektion!


    Meine 2 Cent: Das neue Tool sollte vielleicht vorsichtig angewandt werden, zumal es ein Aufwind- und Mesozyklonenindex ist. Die Zelle an sich zeigt eigentlich das typische pulsieren -> schnell nach oben und wieder runter. Gleichzeitig kenne ich diese Beobachtungen auch aus den Jahren und weiß, dass lokale Konvergenzen durch die Orographie iVm einem robusten [definition=7,0]Aufwind[/definition] (Zelle erreicht gerade ihr Hauptstadium) kurzzeitig mal drehen kann und die aufsteigende Feuchte ne Pseudo-Wallcloud fabriziert. In den Doppler-Sweeps ist mE nichts zu erkennen.

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • ...und die aufsteigende Feuchte ne Pseudo-Wallcloud fabriziert. In den Doppler-Sweeps ist mE nichts zu erkennen.

    Eine Rotation ist jedoch nicht ein Parameter, um eine [definition=115,1]Wallcloud[/definition] zu identifizieren soweit ich weiß, oder doch?! :grübel

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    Viele Grüße - Florian

  • Eine Rotation ist jedoch nicht ein Parameter, um eine [definition=115,1]Wallcloud[/definition] zu identifizieren soweit ich weiß, oder doch?! :grübel

    Nein, allerdings bist du ja im Bericht selbst davon ausgegangen:


    "Rotation war aufgrund der Entfernung nicht zu erkennen, doch der Mesozyklonen-Index (Danke @Marco) unterstützt den Indiz auf eine [definition=115,1]Wallcloud[/definition] : kachelmannwetter.com/de/3d-rad…index/20190830-1615z.html "


    ;)


    Da muss man sich schon auf eine Definition einigen. Leider hat man es bei Wallclouds verschlafen, den Superzellenbezug mit in die Definition aufzunehmen. Dort wäre es ein guter Hinweis, dass das Ansaugen aus dem [definition=36,1]FFD[/definition] funktioniert. Nur leider wird heute, v.a. in Deutschland, quasi jede Absenkung als [definition=115,1]Wallcloud[/definition] bezeichnet, was den Begriff ad absurdum führt. Somit hat er auch keine wirkliche Bedeutung mehr als Hinweis für schwere Unwetter und wurde bewusst aus den Meldekriterien für Skywarn beispielsweise herausgenommen.


    An jeder Zelle, die eine gewisse Zuggeschwindigkeit und einen passenden [definition=3,0]Abwind[/definition] aufweist, bildet sich rückseitig so eine Art stationäre Pseudo-Wallcloud. Die ist aber durch den [definition=3,0]Abwind[/definition] geprägt und somit von der Entstehung her eher eine [definition=14,0]Böenfront[/definition].


    Genauso gut kann immer mal was durch irgendwelche Turbulenzen kurzzeitig in Rotation geraten. Mit einem längerfristig, stabil rotierendem [definition=7,0]Aufwind[/definition] hat das dann aber nichts zu tun.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018