Moin!
Eigentlich, weiß ich gar nicht wie ich richtig anfangen soll zu schreiben... Kurz als Vorwort, das hier wird keine Analyse der Wetterlage sondern eher ein bilderlastiger Erlebnisbericht.
So viel sei gesagt, ich habe den heutigen Tag massiv unterschätzt.
Nachdem die Kaltluftlagen in den letzten Wochen zwar immer wieder bewiesen hatten, welch tolle Strukturen sich vor allem rückseitig zeigen konnten, war ich etwas ausgelaugt. Dazu kam in letzter Zeit häufiger das Gefühl, zur richtigen Zeit und mit prinzipiell passender Erwartung beim Chasing am falschen Ort zu gelandet zu sein. Irgendwie... (bspw. am 13.03.) hatte ich eine korrekte Einstellung zur Lage, es passte jedoch nie wirklich von der Positionierung. Zu weit weg, zu lange unter dem Niederschlag... bei dynamischen, schnell ziehenden Schauerlagen mit dazu noch pulsierenden Zellen war es nicht leicht den richtigen Standort auszumachen, häufiger als gedacht hätte man sich auf die erste Intuition und nicht spontane Ablenkungen einlassen sollen.
Wie dem auch sei, nachdem der Tag eigentlich schon recht schön mit einer größeren Böenwalze startete, die ich jedoch nur aus dem Fenster mitbekam, hieß es erstmal warten... Es waren immer wieder Mammaten am Ende der Schauer zu sehen. Allerdings fehlt meist bis zum Erreichen eines tiefen Sonnenstands das passende Licht, um die gewünschten Kontraste zu erzeugen. Größer wurde die Ernüchterung dann noch, als Richtung Sömmerda eine der vermutlich beeindruckendsten Kaltluft-Gewitteraufzüge der letzten paar Jahre stattfand. Markus und Ronny haben dazu schon einige schöne Eindrücke im Forum geteilt und es kommen sicher auch noch ein paar weitere.
Der Tag verging, Schauer, Sonne, Schauer, Sonne... dunkler Himmel... Schneeregen, es ging langsam in den Abend. Doch in der Ferne klarte der Himmel doch nochmal auf, ein Blick nach oben, nichts, noch ein Blick... mal abwarten.
Wenige Minuten später dann nochmal ein kurzer Check...
Kamera gegriffen, die Sonne senkte sich langsam zum Horizont, erste Lichtstrahlen an der Wolkenunterseite. Kurze Zeit später war ich draußen und legte meinen bisher vermutlich schnellsten Sprint zum nächstbesten Aussichtspunkt aller Zeiten hin... Durchatmen, versuchen zu Entspannen, auch wenn es schwer war... die Aussicht passte.
Was war das denn bitte?! Wie groß war die Wahrscheinlichkeit passend zum Sonnenuntergang den Abzug dieses großen Schauerkomplexes zu haben, mit diesen Mammatuswolken?! Zu aller Freude schien die Sonne auch noch halb durch den Niederschlag und wirkte deshalb noch nicht sehr grell.
Eine unglaubliche Tiefe in den Strukturen, manche Bereiche erschienen zum Greifen nah, währenddessen die Wolkenbasis an anderen Stellen weit entfernt war.
Der Komplex zog schnell nach Osten weg...
...und eröffnete im Sonnenlicht immer wieder neue Details.
Es war noch nicht vorbei! Die zweite Flanke sollte für nicht weniger atemberaubende Ausblicke sorgen, vorerst war nur ein kleiner Teil an der westlichsten Spitze sichtbar:
Auch hier begann bald die Farbenexplosion von blau zu rot-orange, allerdings machte sich langsam die am Horizont bereits fast verschwundene Sonne bemerkbar. Ein kleinerer Bereich auf der Westseite blieb jedoch noch eine Weile lang schön beleuchtet...
Ich war sprachlos, was mir wohl bisher nur am 18.08.2017 und 20.06.2019 passierte. Derartig ausgeprägte, definierte Mammatuswolken waren für mich eine neue Erfahrung die ich so noch nicht aus der Nähe gesehen hatte.
Die Sonne verschwand am Horizont, die Wolken blieben noch für eine Weile fahl angeleuchtet. Richtung Osten verschwanden langsam auch die letzten Strukturen und ich machte mich auf den Rückweg.
VG, Felix