Jährlich sorgen Überflutungen, Blitz- und Hagelschlag, starke Winde und auch Tornados für hohe Sachschäden in Thüringen. Leider werden auch immer wieder Menschen verletzt oder gar getötet. Die Thüringer Landschaft hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf die Verteilung und Stärke der Gewitter.

Trotz des heutigen Stands der Wettermodelle, die zeitlich und räumlich schon sehr gute Ergebnisse in der Vorhersage liefern, sind Gewitter nicht punktgenau im Voraus einzugrenzen. Verschiedene regionale Faktoren neben der Windströmung spielen in Thüringen eine nicht zu verachtende Rolle. Gewitterhöhepunkt sind in der Saison von April bis September die Monate Juni und Juli zwischen 15:00 und 19:00 Uhr. In der Nacht ist es bevorzugt die 2. Nachhälfte zw. 02:00 und 06:00 Uhr morgens. Dabei zeichnet sich eine höhere Gewitteraktivität im Süden und Osten des Landes ab, wie die folgenden Karten der Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) zeigen.

Hier gibt's die meisten Gewitter

 

© Karte: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)

Diese Karte zeigt die mittlere jährliche Anzahl von Gewittertagen (Gewittertag= ein Tag mit einem Blitz von Wolke zu Boden) in einem 1.5 km großen Radius um den Beobachtungsstandort aus den Jahren 1992 - 2021. In den blauen Bereichen gibt es die wenigsten Gewittertage, in den gelben Bereichen ist die Anzahl als durchschnittlich zu sehen, orange bis rot signalisiert eine hohe Anzahl von Gewittertagen.

Generell gibt es von Nord nach Süd steigende Gewitteraktivität. Entlang des Thüringer Waldes, vom östlichen Ilm-Kreis über Saalfeld-Rudolstadt, dem südlichen Weimarer Land weiter durch das Saaletal bis ins Holzland ist ebenfalls häufiger mit Gewittern zu rechnen (rote Eingrenzung). Innerhalb dieser Regionen treten zudem lokal häufiger intensive Gewitter auf, als es beispielsweise im Altenburger Land der Fall ist. Nördlich des Thüringer Waldes und im Thüringer Becken sind Tage mit Gewittern mit durchschnittlich 2 bis 4 Tagen pro Jahr seltener, aber längst nicht schwächer: Gerade im Unstrut-Hainich-Kreis treten durchschnittlich wenige, aber kräftige Gewitter auf.

Kleinräumige Spitzen zeigen sich auch nahe der Hainleite im Kyffhäuserkreis und bei Artern. Im Norden ist der Landkreis Nordhausen weniger von Gewittern betroffen als das Eichsfeld. Der Große Inselsberg im Thüringer Wald und der Bleßberg südwestlich von Neuhaus/Rwg. stechen in den Kategorien Gewittertagen und Blitzdichte besonders hervor (rot-braune Punkte in der Karte oben). Ursache dafür sind die exponierten Standorte beider Berge mit gleichzeitg hohen Sendemasten auf den Gipfeln.

© Karte: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)

 

Mittelgebirge haben entscheidenden Einfluss

Gebirge zwingen Luftmassen zum Aufsteigen und können die Bildung von Gewittern fördern oder verstärken, aber auch auf der windabgewandten Seite abschwächen. Der Thüringer Wald hat einen großen Einfluss auf die Verteilung von Gewittern und Starkniederschlägen im Land. So werden z.B. Gewitterzellen oftmals im Bereich Suhl und Masserberg ausgelöst und wachsen je nach Windströmung zu größeren Gebieten östlich und südlich des Thüringer Waldes an oder aber ziehen bei Südwestströmung ins Vorland. Verschiedene Seitentäler und große Höhenunterschiede fördern lokal die Anhebung von erwärmter Luft, aus denen später Gewitter entstehen können. Ähnlich verhält es sich entlang des Thüringer Schiefergebirges, der Rhön und dem Frankenwald.

Die Ilm-Saale-Platte mit ihrem Hügelland und Tälern, besonders dem Saaletal, verzeichnet ebenfalls eine Häufung an gewittriger Aktivität. Hier ziehen nicht nur Gewitter heran, sie entwickeln sich auch in diesem Bereich neu. Das ist ebenso in den Regionen im Südosten (Vogtland, Oberes Saaletal, Holz- und Osterland) zu beobachten. Gerade nach Südosten ausgerichtete Hänge ohne Wald können sich bis zur Mittagszeit durch die nach Westen wandernde Sonne besser aufheizen als bewaldete Gebiete. Die kleineren Höhenzüge im Thüringer Becken (z.B. Fahner Höhe oder Hainleite) können ebenfalls Gewitter auslösen - jedoch wesentlich seltener als die Gebirge im Süden.

Auch die benachbarten Mittelgebirge beeinflussen die Verteilung von Gewittern: Vom Erzgebirge und Vogtland ziehen gern bei südöstlicher Strömung Gewittercluster heran, die sich quer über das Land nach Nordwesten ausbreiten und regelrechte "Gewitterstraßen" ausbilden. Der Harz sorgt hingegen bei nordwestlichen Winden dafür, dass sich die Schauer- und Gewitterzellen auf der windabgewandten Seite besonders in den Landkreisen Nordhausen und Kyffhäuser abschwächen.

 

Wo es besonders kräftig schüttet und hagelt

Neben Blitz und Donner ist Starkregen die häufigste Begleiterscheinung bei Gewittern. Die Verteilung von Starkniederschlägen durch Gewitterzellen ist lokal sehr begrenzt und nicht zuletzt auch wieder von der Windströmung abhängig. Gerade bei schwacher Windströmung werden die Gewitterzellen vom Wind "nicht mitgenommen" und bleiben quasi stehen. Dort, wo das der Fall ist, können in kurzer Zeit erhebliche Regenmengen fallen.

Zu Überflutungen durch Gewitter kann es im Grunde bei jeder Gewitterzelle kommen, egal ob sie im Thüringer Becken oder Thüringer Wald auftritt. Hohe Regensummen, wenig Verlagerung des Gewitters und schon kleinere Hänge fördern plötzlich auftretende Überschwemmungen (sog. "Sturzfluten"). Diese können bis zu einem Meter hoch sein, in Extremfällen darüber.

Auswertungen des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) für eine Niederschlagsradar-Zeitreihe von 2001 - 2020 zeigen, dass auch hier die Gebiete im Süden und Osten eine Häufung an Starkregenfällen durch Gewitter aufweisen. Ebenso gibt es aber in Teilen der Mitte, wie zum Beispiel dem Weimarer Land, dem Landkreis Sömmerda oder Teilen von Erfurt und Weimar häufiger Starkregenereignisse. Bitte beachten Sie, dass diese Karte nur sehr grob die häufiger betroffenen Gebiete von Gewitterstarkregen eingrenzt. Natürlich treten auch abseits dieser Markierungen Starkregenereignisse durch Gewitter auf, jedoch im Vergleich weniger.

Die Karte zeigt die durchschnittliche Niederschlagsintensität aller Starkregenereignisse, die innerhalb von fünf Minuten eine Intensität von mindestens 20 mm/h aufweisen.
© Karte: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)

Diese Karte zeigt aufsummiert über das Jahr Starkregenereignisse mit einer Zeitdauer von fünf Minuten und einer Mindestmenge von 20 mm/h an.
© Karte: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)

 

Die letzte Karte zeigt den prozentualen Anteil von Starkregenereignissen (mind. 20 mm/h in fünf Minuten) am Gesamtniederschlag des Jahres.
© Karte: Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN)

 

Bei Hagel sieht die Verteilung schon anders aus - auch wenn sich lokale Spitzen wiederum im Süden Thüringens zeigen. Hagel ist ein sehr eng begrenztes Phänomen, was aber im betroffenen Gebiet immensen Schaden anrichten kann. Stimmen die Gewitterzutaten (hoher Feuchtegehalt in der Atmosphäre, Labilität, Hebung und vertikale Windscherung), können sich in gut organisierten schweren Gewitterzellen regelrechte "Hagelspuren" entlang der Zugbahn des Gewitters zeigen.

Der größte Gesamtschaden aufgrund von Hagelfall in Deutschland entstand mit ca. 3,6 Mrd € am 27.07. und 28.07.2013. Ein Hagelunwetter in Reutlingen (Baden-Württemberg) ließ dabei bis zu 14 cm große Brocken vom Himmel fielen. Die markantesten Ereignisse in Thüringen waren u.a. der 22.07.2003 (Region Jena), 16.06.2006 (Region Bad Berka bis Jena) und der 11.09.2011 (Eichsfeld/Nordhausen).

 

Tornados in Thüringen - alles andere als "Mini"

Tornados sind keine Seltenheit in Deutschland und Thüringen. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten von Amerika treten diese nicht in so hoher Anzahl und Intensität auf. Der häufig verwendete Begriff "Mini-Tornado" ist viel zu verharmlosend für die tatsächliche Zerstörungskraft. Die folgende Tabelle gibt die bekanntesten und teils folgenreichsten Ereignisse aus dem Freistaat wieder. Hinzu kommen deutlich mehr Verdachtsfälle und häufige Sichtungen von Trichterwolken, die aus der Wolke ragen, aber keinen Kontakt mit dem Erdboden haben. Eine vollständige Auflistung aller jährlichen Sichtungen finden Sie unter www.tornadoliste.de.

Tornado bei Buttstädt (SÖM) vom 11.07.2014 (Video: Marco Pickelmann)
 

Datum Ort/Gebiet Stärke Weitere Informationen
05.06.2021 Blankenhain (AP) unbekannt

05.06.2021 I Tornado bei Blankenhain (AP)

23.09.2018 Saalfeld/Saale (SLF) F2

Tornadoliste 2018

24.09.2016 Friedebach (SOK) F2

Starker Tornado in Friedebach

11.07.2014 Buttstädt bis Weimar unbekannt

11.07.2014 I Tornado bei Buttstädt [SÖM]

12.05.2011 Oßmannstedt/Rödigsdorf bei Apolda F1

12.05.2011 Tornado bei Apolda

11.06.2009 Meuselwitz (ABG) F1 Tornadoliste 2009
02.10.2006 Quirla (SHK) F3 Sonderseite Tornado Quirla
23.07.2004 Sorna (SOK) F1 Tornadoliste 2004
23.11.1984 Zöllnitz bei Jena F2-F3 Tornado Zöllnitz
12.07.1984 Töttelstädt bei Erfurt F2-F3 Tornadoliste 1984
15.06.1980 West/Nordthüringen (8 Tote, 9 Verletzte) F1-F2 Tornadoliste 1980

Besucherinformation

Auf unserer Hompeage sind schon so viele Gewitter und Stürme unterwegs gewesen, dass es Zeit wird, mal wieder gründlich aufzuräumen und zu putzen. Das nutzen wir gleich zum Umbau und zur Platzierung einiger neuen Dinge in diesem Jahr.

Bei aktuellen Unwetterereignissen werden wir natürlich hier, in unserem Forum und auf Twitter & Facebook informieren.

Amtliche Warnungen: www.wettergefahren.de oder Warnwetter-App.

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