Eine potentielle Schwergewitterlage zeichnet sich für Dienstagnachmittag/-abend über Thüringen ab. Die Hauptgefahr geht inbesondere durch ergiebigen Starkregen aus, Windböen in Sturmstärke und örtlich Hagel.
Timing: Zwischen 15 und 16 Uhr beginnend bis in die 1. Nachthälfte
Zugrichtung: Süd-Nord, nach Osten hin anbauend
Gefahren:
#1 ergiebiger Starkregen -> Überflutungsgefahr
#2 Windböen -> trockene Grundschicht durch Ostströmung -> Fallböen (Bereich zw. 70 und 85 km/h), später mit Cluster als Böenlinie auch bis 90 km/h möglich
#3 Hagel -> bei isolierten Zellen 2-3 cm, bei Verclusterung kleiner Hagel um 1cm und örtlich Hagelansammlungen
#4 hohe Blitzraten
Zellmodus: Multizellen, einzelne Superzellen zu Beginn nicht ausgeschlossen, später Cluster
Ausgangslage:
- Trog vor Frankreich, der nach Südosten abtropft
- Mitteldeutschland auf dessen nördlicher Vorderseite
- Im Tagesverlauf auf der nordöstlichen Vorderseite Bildung einer Tiefdruckrinne mit mehreren Zentren, die sich bis nach Westen erstreckt (Tief über CZ, Rinne über Thüringen bis Sauerland)
- Kleine Höhentröge laufen darüber, wann und wo ist die entscheidende Frage
- dazu Konvergenz am Thüringer Wald (Südseite Westströmung, nördlich Nordost bis Ost)
Details:
- Hebung durch Konvergenz + Höhentrog
- Unsicherheit: CAPE Zunge wird aus Nordosten herangeführt, über CZ und Erzgebirgsvorland bis nach Thüringen -> fraglich wie weit nach Westen (wie weit wird die energiereiche Luftmasse geschoben?)
- Unsicherheit: Wo Überlappung aller Paramter am besten?
- Dynamik Nordost/Ostströmung am Boden, oben nach Südost drehend bis Süd
- 0-6km Scherung 33-35 kt -> Multi und Superzellen, nach Osten anbauend
- SRH zw 90 und 120, aber variabel durch lokale Effekte, an der Grenze zur energierechen Luftmasse nach Westen erhöht durch Warmluftadvektion -> in diesem Bereich am besten und höhere Wahrscheinlichkeit für Superzellen
- Südost-Übertströmung über dem Erzgebirge: Absinken (Inversion) hinter dem Kamm nach Nordwesten -> können hinderlich für Konvektion sein -> Deckel
- Deckel ebenso in Thüringen beachten, aber insgesamt schnelleres Durchbrechen über dem Thüringer Wald; je weiter Richtung Abend umso eher wird der Deckel aufgelöst
- Pluspunkt für Chaser: Garant für gute laminare Strukturen wenn Inversion gebrochen wird
- Zellmodus: südliche Höhenströmung verfrachtet den Niederschlag nach Norden, Zelle wird sich nach Osten zur guten Luftmasse hin entwickeln -> Standpunkt östlich davon von Vorteil, generell sehr langsame Verlagerung, ggf. sogar stationär zu Beginn.
- Im Verlauf Entwicklung eines größeren Clusters am Abend, dann schnellere Verlagerun des Systems nach Norden
- Erfahrungswert bei Südostlagen: Konvergenz entlang des Clusters der nach Norden zieht, dann Verlagerung des Systems nach Nordwest -> Anbau nach Südost
Modelle:
- Modelle insgesamt recht ähnlich, Auslöse Thüringer Wald am Nachmittag, ID2 später
- einzelne diskrete Zellen zu Beginn möglich (EZ4 besonders auffällig)
- AROME lässt Niederschlag aus Nacht weiter ausgereifen, sollte aber spätere Konvektion nicht stören
Ausblick:
- Mittwochmorgen ggf. noch Cluster aus CZ auf Westsachsen übergreifend, für Thüringen unklar, maximal im äußersten Osten relevant
- Mittwochnachmittag/-abend erneut aus Süden Gewitter als Linie oder Cluster möglich
- generell sehr unsichere Entwicklung und Möglichkeiten aufgrund des Höhentiefs, was nahezu täglich Konvektion möglich macht
Updates folgen.
Einschätzung durch Anton/Felix/Christoph via Lagebesprechung