Gewitterthread 11./12.06.2019

  • Same procedure, slightly different!


    Nachdem der Himmel wieder klar geworden ist, geht das Spiel heute von vorn los...



    Wetterlage, Qualität der Luftmasse, [definition=95,0]Scherung[/definition]


    Die Großwetterlage bleibt praktisch unverändert, wie hier im ersten Abschnitt beschrieben: Schwergewitterlage Pfingstmontag
    (Stationärer [definition=53,0]Jetstream[/definition] lässt schöne Grüße da!)


    Die Strömung dreht nur minimal noch etwas auf S oder gar SSO zurück. Das Bodentief im nördlichen Alpenlee soll wieder die Position von gestern Abend einnehmen und sich auch von der Vertiefung fast identisch zu gestern verhalten. Entsprechend sind auch wieder Hebungsimpulse von Bayern und Böhmen her zu erwarten. Zusätzlich soll von BaWü her ein zweiter Hebungsimpuls starten, der insbesondere den Westen Thüringens noch beeinflussen könnte, jedoch erst in der zweiten Nachthälfte zu Mittwoch.


    Entsprechend verstärkt sich auch wieder die Warmluftzufuhr am Abend. Im Unterschied zu gestern ist die Luftmasse wesentlich feuchtegesättigter, woran die Regenfälle in der Nacht nicht ganz unschuldig sind. Mit der sich wieder regenerierenden EML dürften am Abend im Osten Sachsens Spitzenwerte in Sachen [definition=59,0]Labilität[/definition] erreicht werden, die sogar die 3.000 J/kg ML-CAPE übersteigen. Inwieweit diese Energie umgesetzt wird, bleibt aber fraglich. Jedoch profitieren auch die westlich angrenzenden Regionen ab den Abendstunden zunehmend von dieser Luftmasse.


    Die Scherungswerte bleiben unverändert hoch. Es kristallisieren sich wieder Werte bis zu 30m/s DLS heraus, die in Thüringen die etwas niedrigeren Energiewerte kompensieren können. Die Höhenströmung ist etwas markanter als gestern, allerdings sind die Hodographen vermutlich nicht mehr ganz so hübsch.



    Möglicher Ablauf, Zellmodus und Gefahren


    Nebelfelder aus nächtlichen Regenfällen resultierend und Absinken verhindern über dem Erzgebirge frühzeitige Auslöse. Entsprechend unverbrauchte Luft steht am Abend bereit. So dürfte vom Erzgebirge her Konvektion in Gang kommen, die unter Verstärkung nach NNW zieht. Rotierende Aufwinde, auch einzelne Superzellen, wären zu Beginn möglich, wobei die Konkurrenz durch umgebende Zellen hoch sein dürfte. Später (mit Fokus Thüringen / Sachsen-Anhalt eingangs der Nacht) dürften größere Multizellencluster auftreten.


    Starkregen und Hagel (vor allem zu Beginn auch größer) bleiben heute Abend die Hauptgefahr. Aufgrund der stärkeren Oberwinde wären dann aber auch vermehrt Sturmböen oder darüber möglich. Die Blitzraten könnten allgemein wieder recht hoch liegen.


    Bevorzugt wären zunächst die nordöstlichen Bereiche von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ab der zweiten Nachthälfte könnte es auch Westthüringen zur Sache gehen, wenngleich es auch nur ein "Streifschuss" bleiben könnte.



    Ausblick

    Mittwoch bereits frühzeitig wieder Gewittergefahr und Unwetter möglich. Die Einschätzung müsste dann aber mal jemand anderes übernehmen. ;)

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Danke @Chris für die Einschätzung!


    Bei der Betrachtung der aktuellen Situation erscheint eine Auslöse an den Gebirgen von Zittau bis zur Rhön immer wahrscheinlicher. Was Temperatur und Feuchteflusskonvergenz angeht, ist der Osten/Südosten Thüringens (ABG, GRZ, Gera, SOK, SLF, SHK, Jena) m.E. noch im Vorteil zu den Regionen westlich davon. Gewitter, die dort entstehen oder in diese Region ziehen, sollten die größte Unwettergefahr besitzen (die Gefahren hast du genannt).


    Dann ist fraglich und nicht unwahrscheinlich, dass Outflow weitere Gewitter westwärts triggert. Ich halte dort genauso Gewitter für möglich, aber nicht so sehr wahrscheinlich wie nach Osten hin.

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Aus Heiligenstadt Richtung Süd-Westen

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Schönes Donnerrollen zu hören



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  • Ein paar der bisherigen Blitze vom Balkon in Leipzig.







    EDIT by MOD: Leerzeichen eingefügt, zwecks Übersicht. Bitte das nächste mal drauf achten :-)

    2. Schriftführer Thüringer Storm Chaser e.V.


    Advanced Spotter Premium bei Skywarn Deutschland e.V.

    Mitglied bei Deutsche Meteorologische Gesellschaft

    Mitglied bei Deutsche Quartärgesellschaft


  • Das mittlere Werratal hat es gestern abend voll getroffen. So etwas habe ich lange nicht mehr gesehen. In 50 Minuten (verteilt auf zwei Gewitter) kamen 34 mm Regen zusammen, innerhalb von 24 Stunden waren es 48 mm. Es war etwas Hagel dabei, beachtlicher Wind, und die Blitzrate war spektakulär. Die Schäden halten sich immerhin in Grenzen.

  • Interessante Entwicklung gestern an der nordthüringer Grenze zu Niedersachsen. In Mackenrode sah der Himmel erst ereignislos aus, tief hängende Wolken, nichts, was auf irgendetwas hingewiesen hat.


    Dann Wetterleuchten am Horizont über der Hainleite und relativ schnell kam dann eine Front, die sich mit sehr starkem Inflow und hoher Blitzrate bemerkbar machte.


    Zeitweise war sogar eine Shelf zu erahnen.



    nach Westen hin



    Starkregen mit zeitweise 2cm Hagelkörnern wurde abgeladen, es folgte eine halbe Stunde lang noch ein leichter, aber beständiger Regen.


    Die Rückseite glänzte dann mit sehr hoher Blitzrate, jedoch wenig Erdblitze. Ein paar habe ich doch erwischt, bevor die nächste Front gegen Mitternacht aus Erfurt anrollte.




  • Auch Nordhausen hatte gestern von ca. 22:00 bis 0:30 Uhr fast durchgehend dauergeflacker






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  • Hier ist nun mein neuer Blitzfavorit.


    Gestern Nacht bei Dingelstädt, Firmengelände der Firma Jansen.
    Ein paar Minuten später schlug noch einer in eines der beiden vorderen Windräder ein, da hatte die Kamera jedoch leider gerade eine Auslösepause zwischen zwei Aufnahmen -> Ihr kennt das ja.


  • In Sachsen gab es ja heute wieder ein paar höchst verdächtige Zellen. Bei mindestens zwei Davon, der die über Döbeln zog und der südlicheren, war deutlich ein Hook-Echo im Radar erkennbar. Ich war mit einem Kumpel an der südlichen Zelle dran. Da wir etwas spät losfuhren, war sie schon sehr nahe, als wir uns bei Döbeln positionierten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wallcloudstrukturen auch schon teilweise vom Niederschlag verdeckt. Strukturell aber dennoch ganz hübsch anzusehen.
    Der Eisschirm war ebenfalls massiv und zeige schöne Mammati.



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  • Schadensmeldungen



    https://www.extremwetter.tv/news/758


    Schlammlawine im Kreis NDH


    Großhagel in Leipzig


    50.000 Blitze in Berlin



    Gewitter in Sachsen



    Schadensbilder zum Unwetter 11.06.19



    BR Schadensmeldungen



    Niederschlagssummen


    Gera 45Ltr/Qm



    Meiningen 40 Ltr/Qm


    kleiner Inselsberg 30 Ltr/Qm


    Mühlhausen 39Ltr/Qm


    Lausik Bad Klastern 39 Ltr/Qm


    Taucha 28 Ltr/Qm


    Südharz/Hayn 25 Ltr/qm


    Oerlenbach und Minnerstadt 28 Ltr/qm

  • Chemnitz hat am 11.06. indirekt Gewitter abbekommen. Das heißt, es hat nicht direkt über Chemnitz gewittert, aber ich konnte die Zellen nördlich der Stadt schön beobachten. Gegen Abend quellte eine erste [definition=22,0]Cb[/definition] in die Höhe, deren Entwicklung ich super vom Küchenfenster aus verfolgen konnte:


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    Als es schließlich immer dunkler wurde, vernahm ich im nahezu Sekundentakt ein Blitzflackern in der Zelle. Es war eine wirklich schöne Show. Erst beobachtete ich das Ganze aus dem Fenster, da ich mich nach zu vielen Kilometern über Pfingsten auf dem Bike nicht motivieren konnte, mit ebendiesem noch raus zu fahren. Letztendlich fuhr ich dann doch ein paar Minuten aus der Stadt hinaus und konnte dann die Gewitterzelle nahe Leipzig inkl. ihrer Blitzshow wunderbar beobachten. Während dessen ließ ich die Kamera ein kleines Zeitraffer davon machen:


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    Im folgenden noch ein paar Einzelbilder aus dem Video:




    Viele Grüße Kevin

  • [h1]Gewitter am 12.06.2019:[/h1]


    [h1]Greiz:[/h1]
    „Es existiert nicht mehr“: Unwetter zerstört Wünschendorfer Märchenwald (Ostthüringer Zeitung, 14.06.2019)
    BILDER+VIDEO: Straßen und Märchenwald in Wünschendorf überschwemmt (MDR, 13.06.2019)
    Unwetter zerstört Märchenwald in Wünschendorf (Ostthüringer Zeitung, 13.06.2019)
    Märchenwald in Wünschendorf nach Unwetter zerstört (Ostthüringer Zeitung, 13.06.2019)
    Bildergalerie: Märchenwald in Wünschendorf nach Unwetter zerstört (Ostthüringer Zeitung, 13.06.2019)
    Blitzeinschlag, Geröll und Hagel (Ostthüringer Zeitung, 14.06.2019)



    [h1]Gewitter in der Nacht vom 11. zum 12.06.2019:[/h1]


    [h1]Thüringen allgemein[/h1]
    Unwetter wütet in West- und Südthüringen (MDR, 12.06.2019)
    Schlamm auf Straßen und Keller unter Wasser – Zahlreiche Einsätze nach Unwetter im Kyffhäuserkreis (Thüringer Allgemeine, 12.06.2019)
    Schwere Unwetter toben am späten Abend über Thüringen (Thüringer Allgemeine, 11.06.2019)


    [h1]Gotha:[/h1]
    Gewitterregen füllt Freibadbecken über Nacht (Thüringer Allgemeine, 12.06.2019)
    Baum stürzt bei Unwetter um: Pkw-Fahrer leicht verletzt (Thüringer Allgemeine, 12.06.2019)
    Video: Schlamm und Bäume legen Verkehr lahm


    [h1]Kyffhäuserkreis:[/h1]
    Schlamm auf Straßen und Keller unter Wasser – Zahlreiche Einsätze nach Unwetter im Kyffhäuserkreis (Thüringer Allgemeine, 12.06.2019)


    [h1]Nordhausen:[/h1]
    Schlammlawinen suchen nach starkem Regen Landkreis Nordhausen heim (Thüringer Allgemeine, 13.06.2019)


    [h1]Schmalkalden-Meiningen:[/h1]
    Bildergalerie: Unwetter Schmalkalden (Freies Wort, 12.06.2019)


    [h1]Wartburgkreis:[/h1]
    Wartburgregion: Mehr als 150 Wehrleute nach Unwetter im Einsatz (Thüringer Allgemeine, 14.06.2019)
    Unwetter im Wartburgkreis: Über 150 Feuerwehrleute im Einsatz (Thüringer Allgemeine, 12.06.2019)

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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  • Am Dienstagabend (11.06.) hatte ich mich im Raum Gera postiert. An der AS Rüdersdorf entwickelte sich eine hochbasige Gewitterzelle, die Starkregen und kleinen Hagel um 1cm Korngröße brachte. Einzelne Körner kratzten an der 2cm-Grenze. Radarbild zum Start der Zelle: https://kachelmannwetter.com/d…/gera/20190611-1900z.html




    Die Zelle zog nordwärts und konnte sich nun besser in die Grundschicht vorarbeiten. Ich folgte ihr noch bis Naumburg:


    Ein anderer TCU bemühte sich was zu werden und hätte gern rotiert. Wurde aber nichts:


    Bei Naumburg schaute ich noch einer Weile dem Feuerwerk zu und fuhr anschließend nach Hause.


    Pünktlich zu Hause angekommen zog eine Gewitterzelle direkt über mich hinweg und brachte mehrere Naheinschläge. Dabei war auch ein "wilder Hausrüttler" mit einer Stärke von -131kA. Das hat hier auch tatsächlich ordentlich gerüttelt.


    Markus

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
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