Thread Hitzewelle + Schwergewitterlagen ab 03.07.2015

  • Die Hitzewelle erreicht von Freitag (03.07.) - Sonntag (05.07.) mit Temperaturen über 35°C ihren Höhepunkt. Am Freitag sind erstmals einzelne, teils schwere Gewitter möglich. Nachdem am Samstag vermutlich noch einmal Ruhe ist, sind von Sonntag an bis zur Wochenmitte weitere Gewitterlagen mit Unwetterpotential zu erwarten. Der erste "Schwung" wird dabei wahrscheinlich am Sonntag/Nacht zu Montag auftreten. Generell wird wieder viel im Nowcasting zu betrachten sein.


    Dieser Thread dient für Hitze wie auch Gewitter/Unwetter für Einschätzugen, Vorhersagediskussionen, Nowcastig sowie aktuellen Messwerten, Beobachtungen und Hitlisten sowie natürlich Bildern zur Lage.

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Premium Advanced Spotter (Skywarn Deutschland e.V.) · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Hallo Freunde der Sonne,


    Deutschland liegt derzeit unter einem Höhenrücken, unter diesem afrikanische Heißluft nach Norden advehiert wird. Mal ganz unabhängig von der Diskussion um die Höchstwerte am Wochenende, gelangen wir nun zunehmend auf die Rückseite des Rückens, wodurch Troganteile Einfluss auf unser Wettergeschehen nehmen können, die über kurz oder lang wohl das Ende der Extremtemperaturen einleiten werden. Wie es danach weitergeht, brauchen wir derzeit wohl noch nicht zu diskutieren.


    Mit der Umstellung der Strömung auf Südwest werden nun auch zunehmend extrem labile Luftmassen herangeführt, die man durchaus wieder als Spanish Plume bezeichnen könnte. Starke Temperaturabnahmen in der Höhe und feucht-heiße Luftmassen am Boden begünstigen den Aufbau hoher Labilität über Thüringen in den nächsten Tagen. Da auch die Wettermodelle bei solchen Extremlagen gern mal "labil" werden, konzentriere ich mich zunächst auf die unmittelbar bevorstehenden Ereignisse und gehe auf den weiteren Verlauf nur noch einmal kurz zum Schluss ein.


    Aktuell


    ... hat sich an einer Outflow Boundary an der Grenze zu Benelux eine Konvergenz formiert, die zudem an ein flaches Hitzetief gekoppelt ist. An ihr konnte sich heute wunderbar bodennahe Feuchte aus der Umgebung unter einem kräftig ausgeprägten Deckel sammeln, die CIN-Werte liegen dabei in Deutschland zum Teil unüberwindbar hoch. Aufgrund der kräftigen Konvergenz wurde jedoch der Deckel über den Niederlanden wie erwartet durchbrochen und die blitzintensiven Gewitter ziehen nun weiter in Richtung Nordsee. Weiter südlich tut sich bislang an dieser Linie nichts, lediglich etwas Labilitätsgewölk ziert hier den Himmel, was morgen durchaus auch bei uns zu erwarten sein dürfte. Zwar rechnet WRF noch mit der Auslöse einiger Gewitter am späten Abend, die entkoppelt bis zum Morgen bis in den äußersten Westen Thüringens vorankommen könnten... angesichts der aktuellen Situation muss dieses Szenario jedoch in Frage gestellt werden. Ich halte die Wahrscheinlichkeit dessen, und insbesondere, dass Thüringen davon tangiert wird, für sehr gering.


    Morgen


    ... kommt die Konvergenz bis in den Norden Deutschlands voran, wo erneut zum Nachmittag und Abend hin, Auslöse berechnet wird. Über Thüringen ist die Situation aufgrund fehlender dynamischer Unterstützung unsicher. Gleichwohl können auch hier örtlich begrenzt durch Überhitzung, lokale, kleinräumige Konvergenzen oder die Orographie getriggert, einzelne Zellen entstehen. Am ehesten prädestiniert dafür wären nach aktuellem Stand Westthüringen und die Harzregion. Wenn Gewitter auftreten, dann können diese bei geringer Windscherung, aber hohen bis extremen Labilitätswerten (je nach Feuchte bis über 2000 J/kg ML-CAPE), zu Starkregen und eng begrenzten Flash Floods, sowie zu Beginn der Entwicklung zu mittelgroßem Hagel führen. Auch Sturmböen wären bei stärkeren Abwinden möglich, jedoch stellen diese nicht die primäre Gefahr dar.


    Die Gewitter an der Konvergenz könnten anschließend noch etwas um den Höhenrücken herumgeführt werden und so auch Sachsen-Anhalt erreichen, was möglicherweise eine Chasingoption für einige sein könnte. Wie immer, gilt es auch hier, die exakte Position und die tatsächliche Auslöse an der Konvergenz abzuwarten.


    Samstag


    ... bleibt uns die energiereiche Luftmasse erhalten. Zwar sind praktisch keine Hebungsantriebe erkennbar, dennoch kann man auch dann einzelne Hitzegewitter wieder nicht ganz ausschließen. Am Samstagabend / in der Nacht zum Sonntag könnte uns vielleicht erneut ein flaches Tief streifen, hier bestehen aber noch große Unsicherheiten.


    Sonntag


    Noch spannender könnte es dann zum Sonntagabend werden, wenn der Trog sich aus Westen annähert und bei hoher Labilität auch noch Windscherung ins Spiel kommt, doch dazu später mehr.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018


  • ...
    A level 2 was issues for parts of Northern Germany and Southern Denmark, for large hail, and to a lesser extent for severe wind gusts and extreme precipitation.


    A level 1 was issued for Northern Denmark, Southern Germany and the Alps for for large hail, and to a lesser extent for severe wind gusts and extreme precipitation.
    ...


    www.estofex.org


    Die Höchstwerte von gestern:
    - entfernt -
    Quelle: kachelmanwetter


    EDIT BY MOD: Anhang wurde entfernt, da eine Urheberrechtsverletzung vorliegt.

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  • In Hessen habt sich schon ein schöner Gewitterkomplex gebildet. Zugrichtung Ost - Nordost . Sollte in den kommenden Stunden den Nordwesten Thüringens erreichen



  • Mal schnell ein Bild mitm Habdy gemacht...

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Heidkopftunnel auf der A 38 nach Blitzeinschlag voll gesperrt


    Arenshausen (Eichsfeld). Nach einem Blitzeinschlag infolge eines Unwetters ist der Strom im Heidkopftunnel auf der A 38 am Freitagvormittag ausgefallen. Der Tunnel ist darum in beiden Richtungen auf unbestimmte Zeit gesperrt, informierte Christian Cohn von der Autobahnpolizei.

    Der Verkehr wird an den Anschlussstellen Arenshausen bzw. Friedland ab- und umgeleitet. Wann die Sperrung wieder aufgehoben und die
    technischen Anlagen wieder funktionieren, sei im Moment noch nicht zu sagen, so Cohn.

    Quelle: Thüringer Allgemeine

  • Es quillt westlich von Erfurt. Die Outflow Boundary vom Cluster heute Morgen dürfte noch quer über TH liegen und nun die Auslöse triggern.

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  • So nun möchte ich euch schon einmal einen Vorgeschmack geben, was heute noch passieren kann :-)


    Alles in Allem kann man es so zusammenfassen:
    - Strukturlos (außer ganz nah dran)
    - sehr sehr langsame Verlagerung
    - sehr lauter Donner :-)


    Hier sind drei Blitze, welche ich triggern konnte:
    aus Heilbad Heiligenstadt (bei diesem Bild kann man schön sehen, dass der Hauptblitz den Auslöser betätigte, aber die Nachblitze sehr schwach waren)
    Hiervon gibt es noch unzählig viele Bilder....



    und noch 2 aus Breitenworbis




    War doch sehr überrascht heute morgen, als ich aufwachte... Mit einer solchen Intensität hätte ich nicht wirklich gerechnet.
    Lg Jonas

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  • Hagel bei Dachwig:



    Bilder von RonnyJena ;)

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  • Hallo Leute,


    ich hatte heute eigentlich keine Zeit, da ich mit meiner Familie baden war. Von weitem sah ich die Zellen bei Erfurt und wir brachen auf nach Hause. Ich fuhr dann nochmal Richtung Bucha, wo sich alles in Wohlgefallen auflöste. Unterdessen gabs bei Erfurt wieder eine Zelle mit höchster Reflektivität, die sich aber kaum bewegte. Ich fuhr auf Verdacht nochmal Richtung Krippendorf und über den Jägerberg wollte ich nach Hause. Dort habe ich tatsächlich noch eine entfernte Zelle vorgefunden, die Richtung Naumburg/ Landesgrenze unterwegs war und die auch noch ein paar Blitze abwarf. Nichts dramatisches, aber ein netter Tagesabschluss...


    Gruß
    Kay






  • Kurz aber Heftig,


    euch allen erst einmal einen schönen Guten Morgen, lange ist es her das ich was geschrieben habe,aber ich versuche trotz sehr knapper Zeit wieder etwas mehr beitragen zu können.


    Gestern am späten Nachmittag verfolgte ich im Büro das Wetterradar aufmerksam. Jedoch zeigte es mir wiedereinmal das ein Auge und der Instinkt besser und schneller ist wie die Technik. Der Himmel verdunkelte sich relativ schnell und es war ein beachtliches Grollen nördlich von Bad Blankenburg aus zu vernehmen. Also raus aus dem Gebäude und die Nase gen Himmel. Viel sehenswerte Stuktur war wahrlich nicht auszumachen doch es tat sich was. Es folgte nochmals der Blick aufs Radar, doch so wahrlich wollte ich es nicht glauben was die Technik da anzeigte.



    Binnen weniger Minuten veränderte sich die Lage zusehens, aus eins zwei Tropfen wurde binnen weniger Sekunden massiver Niederschlag mit kleinkörnigem Hagel der zu Überflutungen und Stauungen sorgen sollte. Eine Kontrollfahrt im Stadtgebiet musste sofort eingeleitet werden um schnellstmöglich auf mögliche Gefahrensituationen reagieren zu können. Neben verstopften Abwasserzuläufen und kleineren Überflutungen sollte es jedoch nicht ernster werden.



    Stadtgebiet Bad blankenburg



    Stadtgebiet Bad Blankenburg


    Nach ca. 15 Minuten war es schon wieder vorbei und es galt nun sich einen Gesamtüberblick zu verschaffen, Neben ein paar Pavillions die zerstört wurden, ein paar abgebrochenen Ästen auf der Fahrbahn und kleineren Überflutungen war es nicht ganz so heftig.... Im großen und ganzen war es eben nur ein kleiner "Streifschuss" für das Stadtgebiet. Im Ortsteil Watzdorf > 2km Westlich der Stadt = 0% Niederschlag , In der Stadt Rudolstadt > 3km östlich ebenfalls 0% Niederschlag ......




    Viele Grüße ..... André


    *mal sehen was uns noch so schönes erwartet in den nächsten Tagen.....

  • Vielen Dank für eure zahlreichen Eindrücke von gestern! Ich bin gespannt, was noch in den kommenden Tagen folgen wird.


    Zum gestrigen Tag möchte ich gern noch etwas schreiben. Zunächst wurde wieder deutlich, dass man bei solchen Lagen die Modelle einmal mehr nur als grobe Richtlinie nutzen sollte und danach so gut es geht anhand Nowcasting seine Entscheidungen oder Erwartungen überdenken oder drosseln sollte. Den Cluster bzw. die Linie, die gestern Vormittag Nordthüringen erreichte, lief dann irgendwann rasch in die noch zu trockene Luft bei uns herein und konnte nur noch jämmerlich zu Grunde gehen. Ihre Outflow Boundary (also die gekühlte Luft des Gewittersystems, die sich von ihm entfernt) konnte man dann anhand Wind-, SAT- und Radarbildern erkennen. Zu dieser Zeit zog ein mittelhohes Wolkenfeld über Erfurt hinweg nach Südosten. Die Boundary selbst brandete am Thüringer Wald und kam dort zum liegen, hier sollte also neben der Orographie später am Tag Konvektion möglich sein.


    In der Radaranimation erkennt ihr die OB anhand des schwachen blauen Niederschlagsechos im Ilm-Kreis, das wie eine Welle brandet:
    - entfernt -


    Im folgenden Bild ist von 11:00 Uhr MESZ der bereits sterbende Cluster und die Windrichtung der Messstationen zu dieser Zeit zu sehen (weiße Pfeile). Man sieht die OB sowie die Windrichtungen aus Nordwest, die aus dem System herauslaufen und nicht zur regulären Streuung des Neuhaus-Radars gehören.
    - entfernt -
    Quelle [2]: kachelmann.


    Am späten Nachmittag setzte dann erste Konvektion im Vorland ein. Die "Initialzündung" war dabei gegen 16:50 Uhr nahe Ohrdruf, also am Fuße des Th. Waldes im Übergang zum Vorland. Betrachtet man nun noch die Windsituation über Thüringen, eine gute Stunde später gegen 18:00 Uhr MESZ, sieht man eine schöne Konvergenz etwa grob entlang der A4. Wo alle Windrichtungen aufeinander treffen, kann ja nur noch aufgestiegen werden:


    Vollformat:

    Quelle [2]: Veraflex


    Zu dieser Zeit reichte der Schirm schon bis nach Weimar, der willkommenen Schatten spendete, aber auch alles etwas dunkler werden lies. Ein typisches Zeichen für eine starke vertikale Entwicklung mit viel Niederschlag, wo das Sonnenlicht keine Chance hat, durchzukommen.


    In dieser Luftmasse ist es kein Wunder, dass sich hohe Radarreflektivitäten von über 60 dBZ (IRAS) gezeigt haben, die in Dachwig zu den bekannten Ausmaßen geführt haben. Den Bildern nach zu urteilen müssen die größeren Exemplare 4cm (durchschlagenes Plastedach) betragen haben. Ansonsten wohl 1,5 bis 3cm Zentimeter in großen Mengen, was für fehlende Scherung und viel Energie spricht. Unabhängig davon sind die Gewitterabwinde/-fallböen nicht zu unterschätzen. Fehlende Scherung und kaum Höhenströmung bedeuten nicht zwingend keine kräftigen Abwinde.


    Weitere Eindrücke aus Dachwig:

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    Artikel und Bildergalerie hier: http://www.nonstopnews.de/meldung/20860


    Markus


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  • Nicht untergehen sollte aktuell auch, dass viele Menschen mit der sehr hohen Wärmebelastung zu kämpfen haben und wir eine hohe bzw. sehr hohe Waldbrandgefahr haben.



    Update zur heutigen Lage (Samstag, 04.07.2015)


    Am heißesten Tag des Jahres mit aktuell schon teilweise 35°C sind am späten Nachmittag und Abend einerseits klassische Hitzegewitter über den Bergen möglich, aber auch wieder an einer Konvergenz, deren räumliche Einordnung alles Andere als einfach ist. Die nächste Frage wird auch für die potentielle Unwetterlage am Sonntag sein, was sich heute noch mit großen Clustern im Westen/Nordwesten Deutschlands tut und was diese bei uns bewirken. In der Summe bleibt nur festzuhalten, dass in dieser Luftmasse einmal entstandene Gewitter sich


    a) sehr langsam verlagern (teils retrograd) und verclustern
    b) ergiebigen Starkregen, Hagel bis 3cm (durchaus auch in größeren Mengen) und einzelne Sturmböen (Fallböen/Gewitterabwinde) im Gepäck haben.


    Der Rest kann nur "live" am Himmel, anhand der Messwerte, SAT, Radar, Blitzorung etc. abgeschätzt werden. Ich lasse auch die ein ja/nein für die Nacht mal vollkommen offen.



    Potentielle Unwetterlage Sonntag, 05.07.2015


    Für Morgen, den Sonntag, steht eine potentielle Unwetterlage ins Haus. Diese betrifft vor allem West-/Nordwestdeutschland nach jetziger vorsichtiger Betrachtung der Modelle. Festzuhalten ist, dass wir nach wie vor die selbe hochlabile und energiereiche Luftmasse mit sehr hohen CAPE-Werten für unsere Verhältnisse über uns haben und dazu dann gerade im Westen noch Scherungsfaktoren und weitere Hebung durch Trogvorderseite, Konvergenz/Kaltfront. Hier (West-/NW-Deutschland) ist also von Superzellen (in der ersten Entwicklungsphase) hin zu Bow Echos, MCS, usw. alles drin. D.h. ergiebiger Starkregen, Hagel in den ersten Zellen auch mal 5cm und größer, später eher etwas kleiner, breitflächige Böenfronten mit schwerer Sturm- oder Orkanstärke, bei Superzellen auch einzelne Tornados.


    Fraglich wird sein, was die heutige konvektive Aktivität und jene in der folgenden Nacht noch darauf auswirken könnte, auch hier in Thüringen. Überhaupt ist für TH erst einmal vorsichtig davon auszugehen, dass erst gegen Abend/1. Nachthälfte etwas von Westen überschwappen kann. Dann aber eher als MCS, Bow Echo etc. Ich möchte mich daher noch nicht näher festlegen und update morgen Früh/Vormittag nochmal mit Chris. Am Ende haben wir Morgen Früh schon nen Cluster vor der Haustür ;) :)



    Markus

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  • *** A widespread severe weather outbreak appears likely across parts of central Europe on Sunday, July 5th. A very...

    Posted by Severe Weather Europe on Samstag, 4. Juli 2015

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  • Fettes Teil?


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  • Das aktuelle Zellchen kurz vor Jena von Weimar aus gesehen:

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  • 2 Bilder von Ronny aus Heyda bei Ilmenau aus der letzten Stunde:


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  • Sonntag


    Da bei dieser Lage alles sehr schnell gehen kann und morgen Vormittag möglicherweise nicht mehr viel Zeit bleibt für längere Statements, noch schnell ein paar Worte von mir zur morgigen Lage.


    Ganz unabhängig davon, was aktuell noch in Thüringen passiert, gelangt morgen weiter, praktisch wie am laufenden Band, feuchtheiße und extrem energiegeladene Luft nach Thüringen. ML-CAPE kann mit auf Werte zwischen 2.000 und exorbitanten 3.000 J/kg steigen. Dazu begrüßen uns wieder Temperaturen um oder über 35°C und Taupunkte um oder über 20°C. Da die Hebungsantriebe deutlich zunehmen, sind bereits ab dem Mittag über dem Bergland, später im Flachland erneut starke Hitzegewitter mit Potential für Flash Floods, mittelgroßen Hagel (bis 4 cm) und einzelnen Sturmböen möglich.


    Auch, wenn diese Gewitter am späteren Nachmittag langsam nach Osten/Nordosten abziehen, ist die Sache damit keinesfalls schon durch - im Gegenteil, es kann auch noch viel schlimmer kommen. Zu allem Überfluss gesellt sich zu dieser Luftmasse ab dem Abend mäßige und später kräftige Windscherung, die sich großräumig mit den hohen Energiewerten überlappen kann. Rückdrehende Winde vor dem Bodentief schaffen auch ein gewisses Veering, das Superzellen begünstigen würde. Für dynamischen Antrieb sorgt die Kombination aus Trog, Bodentief und sehr markanter Kaltfront.


    Damit sind ALLE Zutaten für großräumig SCHWERE GEWITTER mit der ganzen Palette unwetterartiger Erscheinungen möglich!


    Nach aktuellem Stand der Modelle sollten diese Gewitter (abseits von der möglichen ersten Hitzegewitterwelle) im Westen an der Grenze zu Benelux starten und sich rasch zu langlebigen Superzellen formieren. Dabei sind sehr großer Hagel (> 5 cm), Orkanböen und vlt. vereinzelte Tornados möglich. Zwar sind die SRH-Werte über Thüringen zu Beginn nicht ganz ideal (besser sieht es weiter im Westen + Nordwesten aus), dennoch ist es möglich, dass solche Zellen auch auf Thüringen übergreifen. Am späteren Abend würden die Zellen zunehmend Squall Line - Charakter annehmen. Dann sind Bogenechos mit Orkanböen, mittelgroßem bis großem Hagel, sowie extreme Blitzfrequenzen möglich.


    Nun zum ABER...


    Es wäre auch nicht das erste mal, dass extreme Entwicklungen in den westlichen Nachbarbundesländern, wo die Bedingungen teilweise noch besser passen, uns insofern einen Strich durch die Rechnung in Thüringen machen könnten, als das mit schwerem Sturm Outflow Boundaries über das Land rasen und Konvektion zunichte machen. "Floppgefahr" ist somit ebenfalls gegeben und wird nach Süd(ost)thüringen zu und mit weiter voranschreitender Nacht wahrscheinlicher. Das darf aber keinesfalls bereits als gegeben hingenommen werden und muss im Nowcast geklärt werden! Da die Modelle weiter ihre Schwierigkeiten bei großen Energiemengen haben, kann sich die Gefahrenzone noch verschieben (im positiven, wie im negativen Sinne).


    Fazit: Es müssen ganztägig Unwetter, teils extremer Art, einkalkuliert werden. Vom stürmischen Windchen, welches unbedarft über das Hausdach weht und kühlere Luft heranführt, bis hin zum Derecho mit verbreiteten Orkanböen, ist nahezu alles denkbar! Die Parameter geben das her.


    PS: Wer eine etwas höhere Sicherheit / Wahrscheinlichkeit braucht, kann gern Richtung Nordwesten / Westen zu den "besseren" Paramtern aufbrechen, jedoch möchte ich angesichts der möglichen Gefahren Anfängern und wenig geübten Chasern davon abraten, in dieser Gegend allein unterwegs zu sein. Es sollte bekannt sein, wie sich Superzellen und Derechos auf Autos, Verkehr und die Umgebung auswirken können...


    Thread darf morgen bei Bedarf gern mit aktuellen Informationen gefüttert werden, um mögliche Abläufe zu konkretisieren. Die Modelle allein machen noch nicht die Musik.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
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    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • An der Rückseite vom EF-Cluster:


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  • Nun bin ich doch mal raus aufs Baugerüst geklettert und habe folgendes vor über einer Stunde Richtung Weimar aufgenommen. Wie schon häufig beobachtet, macht das Gewitter direkt an der Kante des Saaletals Halt und kommt einfach nicht weiter. Es steht da nun schon 1 1/2 Stunden.