Thread Gewitterlage 25.04. - 27.04.2015

  • Die ersten Versuche

    Short Facts:


    Insgesamt mehr Schauer, die mal "gewittrig" sind mit Ausnahme am Montag.
    - SA Gewitter eher selten und mehr leichter Regen/Schauer in der 2. Tageshälfte von Westen her, nachts auch mal mäßig
    - SO Gewitter aufgrund limitierter Labilität auch eher selten, Schauer wahrscheinlicher, teils mal mäßig/kräftig
    - MO Etwas erhöhte Labilität, später Kaltfrontdurchgang. Einzelne Gewitter im Vorfeld der Front im Bereich der Tiefdruckrinne zu erwarten.



    Das Wochenende vor einem Jahr brachte in Thüringen die ersten "flash floods" in Troistedt und dem Südharz. Wochenlang war die B4 in den Harz gesperrrt bzw. nur einseitig befahrbar, in Troistedt wurden selbst Autos mitgerissen. So heftig wird es an diesem Wochenende längst nicht werden - haben wir doch deutlich niedrigere Werte in den Gewitterzutaten als im Vorjahr.


    Samstag: Liegen wir im Bereich von Warmluftadvektion in einer noch eher stabil geschichten Luftmasse. Mit der südwestlichen Strömung werden tagsüber von Südwesten her Feuchtefelder zu uns geführt. Aktuell befindet sich über W/SW-D schwacher/mäßiger Regen einer Okklusion, die noch nordostwärts vorankommen wird. Auch verrät die aktuelle Windrichtung eine gewisse Konvergenz (Süd in der Mitte/Südwest im Westen/SW).


    In der 2. Tageshälfte könnte es einerseits durch kurzwellige (kleine) Tröge immer mal wieder zu Hebung bekommen, auch begünstigt durch die Orographie, sodass ein paar Schauer bzw. das aufziehende Niederschlagsgebiet auch mal schauerartig verstärkt sein kann (aber längst kein kräftiger Regen). Mit Glück auch mal "gewittrig". Labilität ist einerseits kaum vorhanden (CAPE erreicht zB kaum die 300 J/kg-Grenze für Gewitter, dafür kaum CIN), andererseits kann sich aufgrund der abschirmenden Bewölkung auch nicht zwingend viel Labilität aufbauen. In der Summe also zu wenig konvektives zu erwarten, da die Paramter es einfach noch nicht her geben. Mal ganz von der Konvektion abgesehen, kann der Südwestwind im Bergland durchaus ein paar stärke Böen (aber noch unter dem "stürmisch" Bereich erreichen).


    Kartenmix (GFS) für 18 UTC = 20 MESZ dazu:

    Quelle: Wetter3
    oben links: 850hPa äquival. pot. Temp. (pot. freisetzbare Kondensationswärme, ist ziemlich gering)
    oben rechts: 700hPa Feuchtefelder (Feuchtigkeit in der mittl. Atmosphäre, ist dann da)
    unten links: CAPE/Lifted Index (Labilität fehlt, greift erst nachts ostwärts aus)
    unten rechts: 500hPa Vorticity Advektion (Thema Kurzwellentröge wo es gelb/orange ist)


    Sonntag: Nachdem in der Nacht der Regen nordostwärts durchschwenkt, gibt es erstmal eine Wetterberuhigung. Die Luftmasse ist nun leicht labil und feucht, die südwestliche Strömung bleibt aufrecht erhalten. Von Westeuropa nähert sich ein Langwellentrog, sodass die SW-Strömung noch etwas zunimmt und wir auf seiner Vorderseite liegen. Hier bildet sich eine schwache Tiefdruckrinne aus, wobei die Labilitätsparamter wie am Vortag gering bleiben. CAPE erreicht wieder nur 200 - 300 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser liegt zw. 15 und 20 mm/m², was aber durch Strömung und folglicher Zuggeschwindigkeit der Zellen keine Unwettergefahr darstellt und mehr für einen mäßigen bis allenfalls kräftigen Schauer reicht. Insgesamt ähnliche Verhältnisse wie am Vortag, für Hebung sorgen die Trogvorderseite, ein paar kurzwellige Anteile und ein bisschen Orographie.


    Kartenmix (GFS) für 12 UTC = 14 MESZ dazu:

    Quelle: Wetter3
    oben links: 500hPa Geopotential (Vorderseite des Langwellentroges (dicke schwaze Linie, die bis Spanien ausgreift)
    oben rechts: 850hPa äquival. pot. Temp. (pot. freisetzbare Kondensationswärme, ist ziemlich gering)
    unten links: CAPE/Lifted Index (geringe Werte, die mit viel Mühe die Gewitterschwelle erreichen)
    unten rechts: 500hPa Vorticity Advektion (Thema Kurzwellentröge wo es gelb/orange ist)


    Montag: Bereits in der Nacht soll sich über Frankreich ein eigenständiges, kleines Tief entwickeln, dass sich ausgangs der Nacht nordostwärts verlagert. Somit wird die Tiefdruckrinne mit der leicht labilen Luftmasse auch weiter ostwärts verschoben. Mit dem Tief könnte einn erster Schwung Regenfälle (eher ohne Gewitter) auftreten (noch recht unklar). Tagsüber wird die südwestliche bis südliche Strömung noch etwas verstärkt, jetzt steigen auch die Labilitätsparamter in der Tiefdruckrinne noch ertwas an: CAPE erreicht Werte um 300 - 400 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 20-25 mm/m². Am Nachmittag schwenkt von Nordwesten die recht gut ausgeprägte Kaltfront eines Tiefs durch und bringt damit einerseits einen Windsprung (von SSW auf NW) und deutlich kühlere Luft mit.


    Im Vorfeld der Kaltfront also durchaus einzelne Zellen drin, dabei generell mehr Chancen nach O/SO-Thüringen, je nachdem, wie weit die Tiefdruckrinne bereits ostwärts verschoben wird. Das muss man sich am Sonntag nochmal genauer ansehen.


    Kartenmix (GFS) für 12 UTC = 14 MESZ dazu:

    Quelle: Wetter3
    oben links: 850hPa äquival. pot. Temp. (höhere Werte als zuvor im Osten, Kaltfront anhand der engen Linien erkennbar)
    oben rechts: 2m Temperatur (Westen bereits hinter der Kaltfront ?, Osten noch wärmer und näher an der labilen Luftmasse)
    unten links: CAPE/Lifted Index (gering, etwas höher als an den Vortragen im Osten)
    unten rechts: Niederschlagbares Wasser


    An allen Tagen ist die Scherung eher gering, sodass ich nicht großartig darauf eingegangen bin. Auch habe ich nur GFS + WRF (Janek) aus zeitlichen Gründen genutzt. Erwartungen also nicht zu hoch stecken, es ist alles noch sehr limitiert. Rest bitte im Nowcasting betrachten.


    Markus

  • Sieht von den Parametern für Morgen (MO) etwas besser aus als gestern noch gedacht. Die Frage wird sein, wir weit östlich die Luftmasse dann schon liegen wird. GFS und WRF lassen hoffen, EZ hat es etwas östlicher, HIRLAM und EURO4 mehr auf GFS-Seite. Dann durchaus mal Starkregen, kleiner Hagel und starke Böen möglich.


    Auch heute insgesamt ein bisschen besser als gestern, jedoch Höhepunkt eindeutig morgen.

  • Hier mal noch paar Karten von Janeks WRF


    Ablauf könnte so aussehen das die ersten Zellen so am frühen Nachmittag im Westen hochgehen und dann weiter nach Osten hin sich verstärken.


    Lage 15z (17 Uhr)



    Lage 18z (20Uhr)



    Wie schon Markus schrieb ist abzuwarten wieviel Einstrahlung wir bekommen und wie weit ostlich die Luftmasse liegt

  • Hallo,
    heute konnte ich eher zufällig interessante Wolkenstrukturen, bei einem nachmittäglichen Spaziergang, an der Hainleite sichten.
    Die Struktur erinnerte durchaus an 'mehr', jedoch waren die Reflektivitäten auf dem Radar nur schwach-mäßig. Dennoch hielt sich das alles über 30 min und es kam immer wieder zu Veränderungen. Der Aufwindbereich war klar zu erkennen, bodennah wehte ein mäßiger NW Wind, während die südliche 'Wolkenschleppe' nach Norden zog.






    (Alle Bilder sind unbearbeitet)


    Das letzte Bild zeigt eine kleine Absenkung, deswegen wählte ich es etwas größer. Funnel war es wohl nicht, aber nette Fractus ab und an.


    Grüße von der Hainleite
    Maurice

  • Aufgrund der Ausrichtung und Position durchaus als (kurzlebige) Wallcloud zu bezeichnen, der Aufwind muss entsprechend durchaus mal kräftiger (im Verhältnis zum Abwind) gewesen sein.


    Übrigens: Willkommen zurück bei den TSC, Maurice! :winken

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • Ich habe da auch meine erste Zelle heute besichtigen können :-)
    Hierbei war der Aufwind sehr markant vom Abwind getrennt, und es waren sehr laminare Strukturen zu sehen...




    Kurz vorm Niederschlag schob sich Nebel durch das Tal. Das war sehr schön anzusehen.



    Das Ganze lässt die Vorfreude auf den Sommer doch schon deutlich steigern :-)


    Lg Jonas

    "Sein wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche" Che Guevara


    Alles so geschriebene bin ich als Moderator, und alles so geschriebene ist meine freie Meinung...

  • Ich war heute aus familiären Gründen in Eisenach. Auf dem Heimweg konnte ich diese Bilder machen. Aus dem Auto während der fahrt geknippst.


    Müsste die selbe Zelle sein, die Jonas und Maurice bereits abgelichtet haben. (aus Kassel'er Richtung)
    Mit schöner Wolkenschleppe am Südende.





    Ein schöner Saisonauftakt

  • 27.04.2015 Zwischen Auma und Crimmitschau


    13:00 Uhr: Schöne Meso bei Auma


    13:23 Uhr: Unter dem Aufwindturm bei Dörtendorf (sichtbare Turbulenz):


    13:42 Uhr bei Hainsberg: Die Zelle mit Niederschlagskern; rechts Neuentwicklung


    Folgte der Zelle dann noch etwas über die Dörfer Richtung Zwickau. Bei Werdau brach ich das Chasing wegen des Berufverkehrs / Stratus ab (einen möglichen Corepunch auf der A4 um die Zelle noch einmal zu überholen habe ich sein gelassen, nachdem ich den Hagel sah) und fuhr nach Crimmitschau, um mögliche Schäden zu begutachten. Vereinzelt Laub und kleinere Überschwemmungen; Hagel bis circa 2cm.


    14:54 Uhr in Crimmitschau (eine weiße Hageldecke):


    LG Marco

  • Interessante Strukturen! Gutes Timing auch, denn die Clusterneigung hast du noch umgangen.


    Gibt es das 1. Bild mit komplettem Aufwindbereich (wie du mir per Handy geschickt hast)? Die Bäume lenken in dem Fall unwahrscheinlich ab, sodass die Strukturen, auf die es ankommt, leider abgeschnitten sind. Der Zeitraffer wäre natürlich auch noch wünschenswert, sobald fertig.


    Hier noch die Radaranimation:

    Quelle: WetterOnline

  • Ca: 13:00 Uhr, Einsatz für die Feuerwehren, Auma, Triptis , Knau zu Überflutungseinsätzen in den entsprechenden Ortschaften.

  • Hier hätten wir einen ersten Zeitraffer aus dem Erzi:

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  • So hier ist nun der GoPro-Zusammenschnitt:

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    Hier noch zwei Aufnahmen um 13:20 Uhr bei Staitz. Da könnte ich mir vorstellen, dass sich kurzzeitig eine Wallcloud ausgebildet hat. Leider habe ich von der Perspektive kein Zeitraffer:




    LG Marco

  • Auch Stephan und ich waren gestern unterwegs. Leider konnte ich wegen meiner Arbeit erst um 15 Uhr aufberechen. Wir fuhren dann in das schöne Sachsen um uns vor dem Gewittercluster zu setzen. Dieser war mittlerweile auf Höhe Chemnitz sich befand. Nach einen unvermeidbaren Corepunch mit Starkregen und kleinen Hagel um 1cm befanden wir uns an der Vorderseite des Komplexes. Wir überlegten uns bei Nossen zu platzieren. Leider spielte uns die Zelle einen Streich und zog südlich von uns weiter. Dann verlagerten wir unseren Standpunkt mehr ins Erzgebirge bis vor Pirna. Dort konnten wir einige Blitze beobachten und dokumentieren.


    Hier ein paar Bilder vom Standort





    Leider war alles nicht so fotogen , als wir gehofft haben. Aber für das erste Chasing des Jahres besser als nichts.


    Auf den Rückweg wurden wir dann noch von einen Naheinschlag in 200 m Entfernung überrascht.