04.04.2018 I Böenlinie/Gewitter

  • Der April hat begonnen! Und dieser Monat ist gemeinhin dafür bekannt, dass die winterliche, vorwiegend stratiforme Bewölkung zunehmend in frühlingshafte / sommerliche Cumulusbewölkung übergeht. Das bleibt nicht ohne Folgen für unser Wetter und die allgemeine Wahrnehmung unserer Umwelt. Viel öfter wechseln sich nun Sonnenschein, Wolken und Schauer ab und zaubern neben der bald folgenden bunten Blütenpracht in der Pflanzenwelt ein ebenso buntes Himmelsbild.


    Der ab morgen folgende Temperaturanstieg sollte für beides (bunte Blüten und bunten Himmel) zuträglich sein. Doch zunächst werden wir in der Nacht und am Morgen noch einmal mehr oder weniger leichten stratiformen Niederschlag erleben können. Dieser hat jedoch bereits eine andere Qualität und gehört zur Kategorie "Warmfrontregen". Dahinter wird es auflockern und die Temperaturen können milde 18 oder 19°C erreichen.


    Am Mittwoch dann steht potentiell die erste frühlingshafte Gewitterlage ins Haus. Bei starker [definition=95,0]Scherung[/definition] und der Jahreszeit entsprechender Energie (~400 J/kg ML-CAPE) wären dann kräftige Gewitter mit Sturmböen, kleinem Hagel und Starkregen möglich. Die kräftigen Oberwinde lassen dabei durchaus die Entstehung einer Squall line zu.

    - wetterinteressiert und unwetterbegeistert seit Beginn der 2000er Jahre
    - TSC-Mitglied seit 2007
    - aktiver Chaser seit 2010

    - als Spotter "zur Ruhe gesetzt" seit 2018

  • :Sturm / Orkan (ab Bft. 9)Gewitterlage mit möglicher [definition=16,2]Böenlinie[/definition] o. [definition=13,0]Bogenecho[/definition] SW-NO ziehend


    Gewitterschwerpunkte noch unsicher (ggf. Westen/Norden TH's bevorzugt)
    Zeitraum: Ab ca. 14:00 Uhr von Westen beginnend
    Hauptgefahr Windböen zw. 80 und 100 km/h (Extremlösungen gehen bis 120 km/h)
    Versteckte Gefahr: Plötzliche Windböen durch die [definition=16,2]Böenlinie[/definition] auch außerhalb von Gewittern oder Niederschlag zw. 60 und 80 km/h möglich (örtlich darüber)
    Kurzzeitiger Starkregen/kleiner Hagel bis 0,5 - 1,5 cm


    Die Gewittersaison möchte am Mittwoch mit einer spannenden und gefährlichen Lage starten. Viel hochreichende [definition=95,0]Scherung[/definition] und mäßige Energiewerte sollten die Alarmglocken läuten lassen! Von Westen rückt eine Kaltfront heran, in deren Vorfeld sich eine [definition=57,0]Konvergenz[/definition] ausbilden soll:


    An dieser Bodenkonvergenz sollen sich am Nachmittag Gewitter entwickeln. Unterstützend wirkt sich dabei die Trogvorderseite (Hebung) aus. Eine weitere Unterstützung (und ein Unsicherheitsfaktor) morgen ist der markante Temperaturgradient. Sollte die Sonne morgen ungehindert bis zum Nachmittag einstrahlen, baut sich ein markanter Temperaturunterschied zw. dem Osten/Südosten Deutschlands und dem Westen auf:


    Und wie gleichen sich Temperaturunterschiede aus? Durch Wind, richtig! Nicht umsonst reagieren die hochauflösenden Modelle mit einer [definition=16,2]Böenlinie[/definition] entlang dieser Grenze. An dieser [definition=16,2]Böenlinie[/definition] können sich Gewitter rasch organisieren und ebenso schnell nach NordOsten verlagern. Bedenkt man noch, dass sich ein cold-pool-getriebener [definition=74,1]MCS[/definition] (als Gewitterlinie) ausbilden kann, treten mit diesem Böen in Größenordnungen zw. 90 und 105 km/h, im ausgeprägtesten Fall noch höher (>105 km/h) auf. Das SuperHD hat einzelne Lösungen dafür u.A. im Raum Eisenach, Nordhausen, Waltershausen dabei gehabt.


    Die versteckte Gefahr ist m.E. die [definition=16,2]Böenlinie[/definition] ohne Gewitter oder Schauer, quasi aus "heiterem Himmel". Diese wird kurz und heftig ein plötzliches auffrischen des Windes zur Folge haben. Die Böen in diesem Bereich können zw. 60 und 80 km/h schnell sein, vereinzelt darüber.


    Schwerpunkte und mögliche Zugbahnen im Detail einzugrenzen, wird erst im Nowcast Sinn machen. Seit Montag wird die [definition=16,2]Böenlinie[/definition] mit Gewittern mal mehr nach Norden, mal mehr nach Süden verschoben. Sie tangiert mal mehr den Norden und Westen Thüringens, mal mehr die Mitte (so z.B. im aktuellen 12Z des SuperHD) und zieht von HE/NW-BY heran. Andere Modelle, wie z.B. das AROME, sehen eine Entwicklung erst über Thüringen nach Osten starten. Es ist also noch genug Spielraum für Spekulationen im Detail.


    Fakt ist, dass die [definition=57,0]Konvergenz[/definition] für uns gewitterentscheidend ist und recht einheitlich die linienartige Gewitterbildung simuliert wird. Wo die Linie genau durchzieht, wissen wir morgen.
    Hauptgefahr sind die Windböen, versteckte Gefahr Windböen ohne Gewitter aus heiterem Himmel.
    Starkregen und Hagel sind einerseits wegen der sehr schnellen Verlagerung und andererseits wegen der moderaten Energiewerte nicht oberste Gefahr.


    Sollte es an der [definition=57,0]Konvergenz[/definition] nicht auslösen, käme im weiteren Verlauf ggf. noch die Kaltfront in Frage.


    Ein Hinweis für Chaser: Die Verlagerungsgeschwindigkeit ist morgen sehr hoch. Dranbleiben könnte schwierig werden.


    Wir aktualisieren hier morgen je nach Entwicklung, frühestens um die Mittagszeit.


    Markus/Chris

    1. Vorsitzender Thüringer Storm Chaser e.V.
    ESSL Voluntary Observer Person (Qualitätslevel QC1) (European Severe Storms Laboratory)
    Weitere Mitgliedschaften: Member of AMS Weatherband · Arbeitskreis Meteore e.V.

  • Aktuell nordwestlich Eisenach:

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  • Noch schnell ein paar Worte zum [definition=96,0]Sounding[/definition] (12Z aus Meiningen):



    Quelle: http://weather.uwyo.edu/upperair/sounding.html


    Die [definition=95,2]Windscherung[/definition] (rechts an den Pfeilen zu erkennen) ist heute gut ausgeprägt. Einerseits herrscht eine leichte Richtungsscherung vor und zum anderen auch eine ordentliche [definition=41,0]Geschwindigkeitsscherung[/definition]. Das spricht für langlebige Zellen, die vor allem linienförmig angeordnet sind (wie wir es gerade schon über Westthüringen erleben). Für isolierte Zellen ist der "[definition=28,0]Deckel[/definition]" zu schwach ausgeprägt. Der grüne Strich markiert die Wolkenuntergrenze (rund 2000 m). Das ist recht hoch -> somit kaum Tornadogefahr, aber erhöhte Sturmgefahr (gilt allgemein für organisierte Linien). Die blaue Linie zeigt die Höhe, wo das Luftpaket wärmer ist als seine Umgebung und aufsteigen kann -> [definition=21,0]CAPE[/definition] (rote Fläche) ab da. Da sich die Hebungskurve sehr nah an der Temperaturkurve befindet und eine gute [definition=41,0]Geschwindigkeitsscherung[/definition] vorherrscht, kann das Luftpaket wesentlich höher aufsteigen als die braune Linie (Wolkenobergrenze) kennzeichnet. Demzufolge sind Wolkenobergrenzen über 10 km heute möglich. Gelb ist die EML umrahmt; in ihr herrschen große Temperaturabnahmen, dadurch mehr [definition=21,0]CAPE[/definition] und bei guten Bedingungen auch Hagel möglich (um 2cm).


    Fazit: Die Kombination viel [definition=95,0]Scherung[/definition] und moderat [definition=21,0]CAPE[/definition] hat schon oft gute Lagen produziert... Hauptgefahren heute, wie schon mehrfach erwähnt: Starke Böen mit der Gewitterlinie und Hagel um 2 cm. Starkregen mit Mengen >25 mm durch die hohe Zuggeschwindigkeit wohl nur sehr lokal möglich.


    Viel Spaß beim Chasen!
    Maurice

  • [definition=14,0]Böenfront[/definition] bei Erfurt-Kühnhausen vorhin:


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  • Fotografiert in Oettersdorf bei Schleiz
    Blick Richtung Osten.


    Da ich beim Friseur war hab ich eigentlich gar nichts mitbekommen außer den Abzug.


    Zeit 19:46 Uhr

    3 Mal editiert, zuletzt von Pohler () aus folgendem Grund: Fotografiert in Oettersdorf bei Schleiz Blick Richtung Osten Zeit 19:46 Uhr

  • Schönes Bild. Es wäre schön, wenn du dazu noch ein oder zwei Sätze schreiben könntest, damit wir zum Beispiel wissen, wann und wo es aufgenommen wurde.

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  • 37447
    hier war nicht viel, zu sehen gab es gar nichts.


    Gegen 18°° zwei Wolkenblitze und ein Donnergrollen. Es zogen nur unstrukturierte Wolkenfetzen vorbei. Gegen 18.30 Uhr schien die Wolkenmasse dicker und grauer zu werden und bewegte sich nicht mehr. Die Luft war zum Schneiden dick.


    Ich fuhr dann aus dem Dorf raus in die Ebene und bei Bad Sachsa kam ich in Starkregen, der sofort die Straße in einen Bach verwandelte.


    19°° Kolonie Tettenborn/NDS mit Blick auf NNO



    zwischendurch mußte ich dann eine Stunde die Beobachtung unterbrechen, danach waren hier leider keine Mammaten zu sehen.

  • Ich schiebe noch zweimal [definition=72,0]Mammatus[/definition] hinterher. Rest im Bericht.


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  • Hallo Leute,


    hier schnell ein paar Eindrücke der [definition=14,0]Böenfront[/definition] heute bei Arnstadt.


    [definition=14,0]Böenfront[/definition] bei Arnstadt:



    Aufgewirbelter Staub an der Forderseite bzw. unterhalb der [definition=14,0]Böenfront[/definition]:



    Panorama der Front



    Schöne Mammaten bei Jena-Isserstedt



    Mammaten im Abendlicht bei Jena-Isserstedt






    EIn Bericht ist auch geplant.....aber ihr wisst ja, wie das ist. Egon hatte auch immer einen Plan, aber geworden ist nix :-)



    Gruß
    Kay

  • Hallo zusammen, leider hatte ich gestern nicht die Zeit um den Aufzug der [definition=16,2]Böenlinie[/definition] festzuhalten jedoch ein paar Bilder habe ich auch dazu. Ich Hatte das Gefühl ein Güterzug kommt angefahren, so laut war das Geräusch des Windes. Auch den Inflow konnte ich sehr gut spüren. Mit meinem Handwindmesser konnte ich eine 85 Km/h Windböe messen. Da ich nur kurz Zeit hatte fuhr ich Richtung Weißensee. Auf halber Strecke zwischen Ottenhausen und Weißensee blieb ich stehen. Dort flog mir sowas von, der Dreck um die Ohren, dass war echt Wahnsinn. Für mehr Bilder hat es leider Zeitlich nicht gereicht. Denn die Pflicht rief und wir mussten mit der Feuerwehr 3 Bäume wegschneiden.




    So eine Gewalt wie sie Gestern stattgefunden hat habe ich selbst so noch nicht erlebt.


    LG Andreas

  • Eine Zelle aus dem Raum Nürnberg zog in den späteren Abendstunden weiter bis in den Raum Dresden und löste sich dann auf. Ein paar wunderbare Blitze waren zu sehen. Besondere Wolkenformationen waren nicht zu sehen.